Al Mar Knives - eine Legende kehrt zurück

Al Mar Knives – Eine Legende kehrt zurück

Wie heißt es doch so schön: „Die Älteren unter euch werden sich erinnern…“ Erinnern an die Marke Al Mar Knives, ein Urgestein der amerikanischen Messerszene. Al Mar gründete seine Firma 1979 und war in der Timeline der Messergeschichte ein Wegbegleiter von Sal Glesser (Spyderco) und Les de Asis (Benchmade). Obwohl viele Messermodelle von Al Mar legendär wurden, verlief die Firmengeschichte eher wechselhaft. Schließlich verschwand die Firma fast vollständig aus dem Bewusstsein der Messerfans. Anfang 2019 dann der Paukenschlag: Al Mar Knives kommt zurück!

Ein Blick zurück. 1979 gründete Al Mar seine Firma in Portland, Oregon oder genauer gesagt, in Tualatin, einer kleinen Gemeinde etwa 10 Kilometer südwestlich von Portland. Damals wie heute war Portland ein Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Messerszene, heute findet man dort unter anderem Benchmade, Kai USA Ltd. (Zero Tolerance, Kershaw), CRKT, Leatherman, Gerber und… Al Mar Knives.

Die Geschichte von Al Mar Knives

Al Mar war gebürtiger US-Amerikaner, ein „Fellow Yellow↑“, denn seine Eltern waren aus China eingewandert. Er diente beim Militär in einer Special Forces Reserve Einheit als Unteroffizier und meldete sich Ende der 1950er Jahre freiwillig für ein Spezialkommando in Okinawa. Nach seiner Militärzeit erwarb er einen Master in Industriedesign und heuerte nach einigen Zwischenstationen 1968 bei Gerber Legendary Blades als Verpackungsdesigner an.

Pete Gerber erkannte das Potenzial des jungen Mannes und nach relativ kurzer Zeit stieg Al Mar zum Chefdesigner für Messer auf.

Nach einigen Jahren bei Gerber beschloss Al Mar, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. 1979 verließ Al Mar seine Arbeitgeber Gerber aus und gründete seine eigene Firma. Er entwickelte alle Messermodelle selbst und ließ die Messer in der alten Schwertfabrik von G. Sakai in Seki City fertigen. Die Messer aus dieser Phase sind gesuchte Sammlerobjekte und werden heute fast mit Gold aufgewogen.

Al Mar starb 1992 an einem Aneurysma und der Verlust seines Gründers traf die Fima ins Mark. Geschäftsführer und späterer Eigentümer wurde Gary Fadden.

Die japanische Firma G Sakai hatte aufgrund eines Vertrages mit Al Mar das Recht, eigene Messer unter dem Label „Al Mar“ außerhalb des US-Marktes zu verkaufen. Irgendwann begann G. Sakai damit, Unteraufträge für bestimmte Messermodelle an Mitsuboshi, Tak Fujita und Hattori zu vergeben. Fadden war jedoch mit der Qualität dieser Messer nicht in allen Fällen einverstanden und sah den Namen Al Mar gefährdet.

Al Mar Knives Sere, 40th Anniversary Edition
Al Mar Knives Sere, 40th Anniversary Edition

Weder mit der Tatsache, dass ein zweiter Hersteller den Markt außerhalb der USA bediente noch mit Auftragsvergabe an Dritte war Gary Fadden glücklich, so dass es nach einer konfliktreichen Phase schließlich zum Zerwürfnis kam. Gary Fadden verlagerte daraufhin die Produktion zu Moki. Damals wie heute besaß Moki einen ausgezeichneten Namen in der Messerwelt und auch die Messer aus dieser Periode stehen bei Sammlern hoch im Kurs.

Wie alles begann

Die Messer von Al Mar Knives waren von Beginn an von der militärischen Vergangenheit des Firmengründers geprägt. Zwar würde man sie heute nicht unbedingt als „tactical“ bezeichnen, denn diesen Stil gab es in den 1980er Jahren noch nicht. Al Mar entwickelte Kampfmesser für militärische Spezialeinheiten und zivile Versionen, die bei Fixed Blades anfänglich traditionelle Bowie-Formen variierten.

Berühmt wurde Al Mar Knives für seine großen Fixed Blades und grundsolide, zuverlässige Einhandmesser. Ein Markenzeichen wurde bei beiden eine weit nach hinten gezogene und rechtwinklig zum Klingenrücken endende Swedge. Bei den meisten Messern reicht die Swedge bis fast zur Klingenmitte, manchmal sogar bis fast bis zum Griff.

Der bekannteste Folder von Al Mar Knives dürfte das Sere 2000 sein. Ein grundsolides aber optisch unspektakuläres Einhandmesser, dass von Al Mar in Zusammenarbeit mit Colonel Nick Rowe von der Army SERE entwickelt wurde (SERE, Survival, Evasion, Resistance, Escape school).

Zurück in die Neuzeit. Irgendwann verblasste der Glanz der Marke und obwohl die Qualität der Messer aus Seki City stets ausgezeichnet war, wandte sich der Zeitgeist anderen Formen und Konzepten zu.

Das hätte das Ende der Geschichte sein können.

Doch kurz vor der Shot Show 2019 ein Knall!

John Anthon gab bekannt, dass seine Firma ETE (Edge Technologies Engeneering) die Marke Al Mar erworben hat und er die Traditionsfirma zurück zu einstigem Glanz führen wolle.

Der Kauf beschränkte sich nicht auf den Markennamen, sondern umfasste neben der Website vor allem sämtliche alten Modellzeichnungen, Spezifikationen und zahlreiche unveröffentlichte Konzeptstudien von Al Mar.

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John Anthon ist seit Jahrzehnten in der amerikanischen Messerszene aktiv und auch in Deutschland kein Unbekannter. Er und sein Bruder Bob waren die Köpfe hinter Timberline und GATCO (Great American Tool Company). Letztere handelte mit Messern, Zubehör und Outdoor-Equipment und war jahrelang auf der IWA Outdoor Classics in Halle 5 vertreten.

ETE verfügt über eine breite Produktpalette von Ausrüstung für Militär, Outdoor und den Bereich BOS, Al Mar Knives passt also perfekt in das Portfolio von John Anthons ETE.

Al Mar Knives – Der Neubeginn

Neubeginn heißt nicht, dass mit der Firmentradition oder erfolgreichen Modellen gebrochen wird. Im Gegenteil, der aktuelle Produktkatalog liest sich wie das „Who-is-who“ der guten, alten Al-Mar-Zeit. Das “Ultralight” ist ebenso vorhanden wie das lange schmale „Quicksilver“, sowie einige Fixed Blades mit klangvollen Namen.

Der Folder „Sere“ kommt wie früher mit Öffnungsunterstützung und wurde in drei Serien mit verschiedenen Klingenlängen, Farben und Coatings neu aufgelegt. Für eine begrenzte Zeit wird es auch ein Sondermodell des “Sere” zum 40-jährigen Firmenjubiläum geben.

Ein Prototyp des Sondermodells liegt bereits bei Knife-Blog auf dem Tisch und ja, es ist tatsächlich das Messer, das für den aktuellen Katalog abgelichtet wurde. Im Gegensatz zu den Serienmodellen des Sere besitzt die Anniversary Edition das Logo von Al Mar Knives als goldfarbenes Inlay auf dem Griff. Das Sere ist ein Assisted Opener mit einer Klingenlänge von 91 Millimetern und Linerlock. Zwei sehr massive Liner aus poliertem Edelstahl und ein kurzer Backspacer aus dem gleichen Material bilden den Rahmen des Messers.

Al Mar Knives, Logo alt

Das Firmenlogo von AL Mar Knives zeigt mehrere leicht verfremdete chinesische Schriftzeichen und ist – nach meinem Kenntnisstand – bis heute niemals vollständig entschlüsselt worden. Der Stil entspricht historischen Mandarin Schriftzeichen, wie sie zum Beispiel für Siegel verwendet wurden.

Von links nach rechts sieht man Schriftzeichen, die für „Maa“, „Gwo“ und „Sen“ stehen könnten. „Maa“ ist ein gebräuchlicher Familienname in der südchinesischen Provinz Kanton, „Gwo“ könnte für eine Generation innerhalb der Familie stehen und „Sen“ dürfte ein Vorname sein. Offenbar also der chinesische Name von Al Mar.

Das neue Firmenlogo unterscheidet sich nur im Schriftzug und durch einen etwas aggressiveren Farbton.

Al Mar Knives, Logo neu

Das Highlight aus dem Bereich „Folder“ dürfte für viele Messerfans die Collector Version des Modells Quicksilver werden. Im geöffneten Zustand ist es auf den ersten Blick kaum von einem Balisong zu unterscheiden. Die 125 Millimeter lange Klinge ist beim Quicksilver Collector aus Damasteel gefertigt. Griff und Clip hingegen bestehen – wie beim Serienmodell – aus Titan.

Auch bei den Fixed Blades belebt John Anthon die Traditionsmodelle von Al Mar Knives neu. Das Quest mit einer 6,4 Millimeter starken D2-Klinge ist ein klassischer Fighter, dessen Klinge von der bis fast an Griff reichenden Swedge und einer leicht geschwungenen Gratlinie charakterisiert wird.

Quest 14“ heißt der größere Bruder und die Klinge dieses Messers misst noch einige Zentimeter mehr. Die Klingenform liegt irgendwo zwischen einem nepalesischen Khukuri, einer Machte und einem ordentlichen Camp-Knife. Ein spannendes Messer für Outdoor-Fans, dessen Klingenstärke allerdings nicht, wie irrtümlich im Katalog angegeben ist, nur 2.5 Millimeter beträgt.

Von oben nach unten:

  • Quicksilver Standard Version,
    Titan-Framelock Folder mit 125 mm Klinge
  • Sere Anniversay Edition 40 Jahre Al Mar
  • Sere 2000 mit drei Zoll Klinge, plain edge
  • Sere 2000 mit 3,6 Zoll Klinge, Combination Edge
  • Sere 2000 mit 3,6 Zoll Klinge, plain edge
  • Sere 2000 mit 3 Zoll Klinge, schwarz, Plain Edge
Al Mar Knives - Neue Modelle 2019
Al Mar Knives – Neue Modelle 2019

Für die Freunde fescher Fixed Blades hat Al Mar Knives noch ein paar weitere Schmankerl auf Lager. Zum Beispiel eine Neuauflage des Shiva, ein “tactical fixed” aus der Feder von Al Mar. Die gut 13 Zentimeter lange Klinge besteht aus Laminatstahl mit einer Mittellage aus VG-10 und einem 400er Stahl an den Außenseiten. VG-10 erlaubt hohe Härte und einen rasierklingenscharfen Schliff während der “relativ weiche” Flankenstahl für Zähigkeit und Bruchsicherheit zuständig ist.

Gefertigt werden die neuen Al Mar Knives von einem OEM in China, die Qualitätskontrolle findet in den USA statt. Außer bei Messern der Collector Serie setzt Al Mar Knives auf den erprobten D2 Stahl.

Der Zeitplan ist ambitioniert aber wir streben an, bis zum Jahresende 2019 neunzig Prozent unserer geplanten Modelle im Verkauf zu haben.

John Anthon, President of Al Mar Knives

Der aktuelle Katalog von Al Mar befindet sich unter Links zum Download. Zurzeit sind Homepage und Katalog noch nicht vollständig synchronisiert. Die ersten Messer werden im letzten Quartal 2019 in den USA in den Handel kommen.

Den Anfang machen die Modelle “Sere” und “Ultralight”, das kleine Fixed Blade “Operator” sowie das “Stinger”. Anschließend sollen weitere Folder, Fixed und Küchenmesser in kurzer Folge der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Das Team bei Al Mar Knives

John Anthon hat sich viele Fachleute und Messermacher ins Boot geholt, um Al Mar Knives auf Erfolgskurs zu bringen. Zu seinem Team gehören:

  • Gary Fadden als Chairman Emeritus at Al Mar Knives
  • Kelly Worden – Master Martial Artist
  • Dave Young – Edged weapons specialist and trainer for police and military.
  • Keven Acosta – Military CQC trainer and edged weapons trainer
  • Tim Wegner – founder and designer of Blade-Tec holster
  • Jason Brous – Custom Knife Maker
  • Fuad Accawi – Master Blade Smith (Teilnehmer bei “Forged in Fire”)

In den nächsten Monaten werden einige Messer von Al Mar Knives auf Knife-Blog getestet werden und natürlich wird auch die Auflistung günstiger Bezugsquellen nicht fehlen. Für deutsche Messerfreunde könnte es interessant werden, Messer von Al Mar direkt in den USA zu kaufen.

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