IWA Outdoor Classics- Eingangsbereich

Fachbesucher auf der IWA Outdoor Classics

Noch bevor sich die Türen der IWA Outdoor Classics 2017 hinter dem letzten Besucher geschlossen haben, liegt schon die abschließende Presseerklärung auf dem Tisch. Das immer höher, schneller, weiter hat seine Fortsetzung auch in diesem Jahr gefunden. Stolz meldet die Messeleitung mit über 1.500 Ausstellern einen Rekord auf der Anbieterseite und mit über 49.000 Fachbesuchern auch einen neuen Rekord auf der Besucherseite. Die steigende Besucherzahl hat allerdings auch eine negative Komponente: Die Fachbesucher auf der IWA 2017 muss man manchmal mit der Lupe suchen. Während der Messetage macht das Reizwort „Fachbesucher“ bei vielen Ausstellern die Runde.

Inhalt und Übersicht

Seit Tagen mehrt sich der Ärger von Fachbesuchern und Ausstellern und in den sozialen Medien ist am Tag danach der Frust spürbar. Bereits während der Messe beklagen viele Aussteller eine hohe Zahl von eindeutig privaten Besuchern, die sich fernab des Messekonzepts auf der Jagd nach Schnäppchen und kostenlosen (Mitnahme-) Artikeln befinden. Dabei wurde die Grenze des Erlaubten nicht selten überschritten und manche Auslagen regelrecht geplündert.

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Pappschilder mit Aufschriften „Not to take“ oder „Not for free“ tauchen schon am Freitagmittag auf, helfen aber letztlich nur wenig.

Diebstähle waren an der Tagesordnung. Zwei Folder bei Raidops verschwanden ebenso wie ein wertvolles Custom bei „Tools for Gents“ und rund 15 Messer bei WE Knife.

Das ist leider nicht die Bilanz, sondern nur die Spitze des Eisberges.

Viele Aussteller gingen im Lauf der Messe dazu über, ihre Exponate unter Verschluss zu halten und zusätzliches Personal für die Beobachtung der Besucher abzustellen. Diese Sicherheitsmaßnahmen mindern die Effektivität des Messegeschehens deutlich, denn diese Arbeitsstunden fehlen bei der Beratung echter Fachbesucher und bei Gesprächen mit der Presse.

Fachbesucher oder Spaßvogel?

Ein Beispiel von vielen: Am Sonntagmittag taucht der Inhaber eines Angel- und Sportgeschäfts am Stand von Chris Reeve Knives auf. Der Ladenbesitzer und seine im Schlepptau mitgeführten Stammkunden sind mit ihrem starken oberbayerischen Dialekt schon von Weitem hörbar, sprechen oder verstehen aber kaum ein Wort Englisch.

Obwohl keine Kommunikation möglich ist, schwadroniert der bayrische Waffenhändler unverdrossen über von ihm verkauften Luftgewehre und seine Qualitätsansprüche während er mit seinen Gefährten den halben Messestand blockiert. Nach eigener Einschätzung ist der „Ehr guns dieler“ absolut vom Fach, schließlich besitzt er „dahoam“ ein Small Sebenza. Wenn es nicht so peinlich wäre, hätte man die Szene als Realsatire filmen und als „IWA Comedy, Folge 562“ abhaken können.

Nur ein Teil des Publikums auf der IWA 2017 waren Fachbesucher

Der Begriff Fachbesucher erlaubt durchaus eine weite Streckung, sofern die Zahl der Schaulustigen in einem Rahmen bleibt, der die Durchführung der Messe nicht gefährdet.

Dass durch diese Art angeblicher Fachbesucher ganz realer Schaden entsteht, erklärt mir der Standleiter eines chinesischen Messerherstellers: „Wenn ich nicht hier und da massiv durchgreife, gehen Einkäufer wieder weg, weil sie gar nicht bis zu mir durchkommen“. Spricht es und schiebt, höflich aber bestimmt, sechs Mitglieder einer Schützengilde aus der schwäbischen Provinz aus dem Stand. Tim Reeve nimmt das Geschehen währenddessen mit erstaunlichem Gleichmut und verdrückt sich mit Freundin Marissa auf eine Erfrischung in die Concord Lounge, während die Fachbajuwaren nebenan über den Stand von Spartan Blades herfallen.

Kann man den Menschen, die sich als Fachbesucher getarnt von Geschäftspartnern einschleusen lassen einen Vorwurf machen? Den Dieben und Straftätern sicherlich, aber das Bestreben, in den abgeschotteten Bereich einer Fachmesse zu kommen, ist verständlich. Würde die Messeleitung die geltenden Zugangsbeschränkungen konsequent umsetzen, gäbe es weder Video-Kids mit drei Dutzend Abonnenten in der Presse-Lounge noch Tausende Pseudo-Fachleute in verstopften Gängen. Allerdings gäbe es auch ein dickes Minus in der Bilanz des Veranstalters, denn ohne die – konservativ geschätzten – fünfzig Prozent privaten Besucher würde am Ende der Show eine knappe Million Euro in der Messekasse fehlen.

Fachbesucher auf der IWA – Lösungen in Sicht?

Das Problem sind allerdings weder die interessierten Privatleute noch der Veranstalter oder die Messeleitung. Der Ball liegt eindeutig im Spielfeld der Politik. Obwohl Deutschland zu den fünf größten Waffenexporteuren der Welt gehört und jede im Bundestag vertretene Partei weiß, dass Deutschland militärisch nutzbare Waffen auch in Krisengebiete exportiert, dienen die Zugangsbeschränkungen der IWA Outdoor Classics als pazifistisches Feigenblatt.

Den Bürger von „bösen Waffen“ fernzuhalten ist ein erklärtes Ziel der deutschen Politik, immer schärfere Zugangsbeschränkungen werden hinter verschlossenen Türen gefordert und durchgesetzt. In Zeiten des Internets ist die zwangsverordnete Augenklappe allerdings denkbar ineffektiv und bringt weder Bürgern noch Staat praktischen Nutzen oder gar höhere Sicherheit. Das Fernhalten der Bürger von der Ausstellung dient nicht dem Schutz der Gesellschaft vor Kriminalität oder Gefahren, stattdessen wird ein verquaster Pseudopazifismus aus ideologischen Motiven in die Realpolitik transponiert.

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Dass Verbote und Unterdrückung von Wünschen nicht funktionieren, wissen wir nicht erst seit der amerikanischen Prohibition oder durch das weltweite Drogenproblem. Auch der Versuch, Messer und Bedarfsartikel für Outdoor-Sportler mit den gleichen Restriktionen wie Kriegswaffen zu belegen, löst keine der offenen Fragen. Die Restriktionen sind vielmehr Ausdruck mangelnder Sachkenntnis und daraus resultierender Hilflosigkeit bei den Regierungsverantwortlichen im Bund und den Ländern.

Wie könnte eine für alle Seiten tragfähige Lösung aussehen? Ein Besuchertag könnte viel Druck aus dem Messegeschehen nehmen. Zum Beispiel am IWA Montag, an dem die meisten Aussteller ab Mittag nur noch ungeduldig darauf warten, ihre Stände abzubauen. Durch einen kleinen Umbau in der Nacht zuvor könnten die Stände auf den Andrang privater Besucher vorbereitet werden. Gleichzeitig sollten an den anderen Messetagen eindeutige und konsequente Zugangsregeln gelten, kontrolliert und durchgesetzt werden.

Ein Besuchertag als Lösung

Wenn sich hingegen der Trend der letzten Jahre verstärkt und immer mehr „Privatleute“ einer gleichbleibenden Zahl von Fachbesuchern gegenüberstehen, wird die Qualität der Messe auf Dauer nicht zu halten sein. In letzter Konsequenz kann das sogar den „Standort Deutschland“ der größten Messe für Waffen, Messer und Outdoor-Bedarf gefährden. Es besteht Handlungsbedarf!

Änderungen bedürfen eines Umdenkens bei den politisch Verantwortlichen hin zu mehr Ehrlichkeit bei der Benennung wirtschaftlicher und sozialpolitischer Realitäten. Dies zu erreichen ist Sache des Bürgers, zum Beispiel durch Ansprache der Landräte und Ortsgruppen politischer Parteien. Die Wende in vielen Politikfeldern, vom Atomausstieg bis zur Flüchtlingspolitik, haben gezeigt, dass die Stimme des Volkes vieles verändern kann.

Nach der IWA ist vor der IWA und das „citius, altius, fortius“ wird in die nächste Runde gehen. Auch in den nächsten Jahren werden sich Aussteller, Fachbesucher, Schaulustige und Gelegenheitsdiebe wieder in Nürnberg treffen.

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