Kleine Messer für den Urlaub

Die Gesetzeslage zu Messern ist an vielen Urlaubsländern schärfer als in Deutschland, wie sich den Artikeln über das Waffenrecht für Messer in anderen Ländern hat. Mit einem Messer, das nach deutschem Recht nicht mit einem Trageverbot belegt ist, kann man sich in den Niederlanden, Großbritannien, Luxemburg oder Spanien bereits erheblichen Ärger einhandeln. Die Auswahl kleiner Messer für den Urlaub hilft Ärger zu vermeiden, ohne dass man die Zeltleinen mit einer Nagelschere kürzen muss.

Ein Messer oder einen Messertyp, der in allen europäischen Ländern mitgeführt werden darf, gibt es nicht. Oft differieren die erlaubten Klingenlängen nur um wenige Millimeter, wobei sich ein Schwerpunkt zwischen 7 cm und 7,5 cm ergibt. Zusätzlich fordern die Gesetze der meisten Länder, dass die Klinge nicht einhändig zu öffnen sein und/oder nicht arretierbar sein darf.

Aufgrund dieser sehr restriktiven Gesetze begeht man in Spanien, Großbritannien und den Niederlanden bereits durch das Mitführen eines klassischen Taschenmessers (Klingenlänge!) einen Gesetzesverstoß.

In allen Ländern gibt es jedoch die “menschliche Komponente”, denn die Auslegung der Vorschriften obliegt nur dem Beamten, der die Kontrolle durchführt.

Der überwiegende Teil der Polizisten wird bei der Beurteilung, ob der Tourist ein erlaubtes Taschenmesser oder eine verbotene Waffe mitführt, die Situation und die persönliche Erscheinung des Kontrollierten mit einbeziehen. Wer mit einem Schweizer Taschenmesser in Dänemark einen Apfel schält oder in Frankreich mit einem Laguiole Messer den Korken einer Weinflasche entfernt, trägt nur ein sehr geringes Risiko bestraft zu werden.

Daher anbei eine kleine Auflistung von Messern, mit denen die Gefahr mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, eher gering ausfällt. Die Auswahl ist genauso willkürlich wie unvollständig.

Messer für den Urlaub: Spyderco Pingo

Das Spyderco Pingo geht auf einen Entwurf zweier dänischer Messermacher zurück. Jens Anso und Jesper Voxnaes haben bei der Entwicklung des Messers das restriktive dänische Waffenrecht vor der Gesetzesänderung 2017 zugrunde gelegt.

Als Slip Joint besitzt das Pingo keine Klingenarretierung, Spyderco nennt das “Slipit”. Die Klingenbohrung ist so klein, dass das Loch nicht als Öffnungshilfe für einen Finger dienen kann. Die Klinge besteht aus N690 Stahl und besitzt mit ihrer “Sheepsfoot” genannten Form nur eine Länge von 6 Zentimeter. Der Griff besteht aus dem Kunststoff FRN.

Die Gesamtlänge des Spyderco Pingo beträgt 147 mm und mit dem Gewicht von 54 Gramm ist das Pingo ein Leichtgewicht, das keine Tasche ausbeult. Selbst in der Brusttasche eines Sommerhemds oder leichten Shorts fällt das Pingo nicht auf. Bei der aktuellen Gesetzeslage in Großbritannien, Irland oder Schottland können Messer wie das Pingo die letzte (legale) Alternative für Messerfreunde sein.

Trotz der Minimaße des Spyderco Pingo bitte daran denken, dass Messer in den vorgenannten Ländern grundsätzlich nicht zugriffsbereit getragen werden dürfen. Mit einem Preis von knapp 100 Euro reißt das Spyderco Pingo kein unerträgliches Loch in die Urlaubskasse.

Slip Joint für den Urlaub: Bestech Junzi

Gentleman Folder hat sich als Überbegriff für Messer eingebürgert, deren Bauform und Erscheinung keinen Zweifel daran lassen, dass es sich nicht um einen gefährlichen Gegenstand handelt. Viele dieser Messer kommen ohne Klingenverriegelung aus oder lassen sich nicht einhändig öffnen.

Das Junzi von Bestech Knives ist ein solches Messer und „Junzi“ ist, ebenso wie das gebräuchlichere „Shēnshì“, ein chinesischer Begriff für würdevolle, hochrangige Herren. Gentleman eben. Das Junzi lässt sich einhändig öffnen, verriegelt aber die 70 Millimeter lange Klinge aus dem pulvermetallurgischen CPM-S35VN Stahl nicht.

Im Gegensatz zum kleineren Pingo, kann man das Bestech Junzi schon als alltagstaugliches Taschenmesser bezeichnen. Abseits von Camping oder dem Spalten von Brennholz zeigt es sich den Aufgeben eines EDC gewachsen. Mit 100 Millimeter Gesamtlänge und 82 Gramm Gewicht lässt sich das kleine Slip Joint im Urlaub bequem und unauffällig tragen.

Ein Rahmen aus anodisiertem Titan mit Inlays aus Carbon und der gute Klingenstahl sorgen neben den praktischen Qualitäten auch für Wertigkeit. Ganz umsonst ist so viel Gutes nicht: Bei Importeur WritingTurningFlipping ist das Bestech Junzi in verschiedenen Farben zum Preis von 185,- Euro erhältlich (Stand Dez 2019).

Edles Messer für den Urlaub: William Henry

Wer 800 Dollar und etwas Wartezeit übrig hat, kann sich bei der amerikanischen Edelschmiede William Henry bedienen. Die Firma ist nicht auf Messer spezialisiert, sondern vertreibt ausgesuchte Luxuswaren. Neben Taschenmessern sind auch Schmuck, Füller und allerlei Accessoires im Angebot.

Beispielhaft habe ich das Modell “Pikatti Marauder” herausgegriffen, dass das kleinste Modell bei William Henry ist. Sein Preis von 650 Dollar in der einfachsten Version repräsentiert die Einstiegsklasse bei William Henry.

Wer eine dickere Brieftasche mit sich herumschleppen muss, kann bei William Henry für Messer in dieser Größe auch 6.000 Dollar und mehr ausgeben. Die Materialwahl umfasst neben Damaststahl von Chad Nichols und Mammutzahn auf Wunsch auch jede Art von Gravuren oder Applikationen aus Edelmetall. Durch ihre edle Ausführung begeistern sie auch Messerfreunde, die nicht gern mit Billigmessern in den Urlaub reisen.

Die technischen Daten werden bei diesem Messer beinahe zur Nebensache: Klingenlänge 51 mm, Gesamtlänge 11,8 mm. Da werden nicht nur Gesetzeshüter blass vor Neid …

Schweizer Taschenmesser

Dieser Klassiker geht immer. Selbst wenn die Klingenlänge eines Schweizer Messer ein wenig über der im Urlaubsland gestatteten Gesamtlänge liegen sollte, kommt kein vernünftiger Mensch darauf, dieses Messer als Waffe zu betrachten. Schweizer Taschenmesser gibt es mittlerweile von mehreren Herstellern, die bekanntesten sind Victorinox und Swiza.

Ein richtiger kleiner Werkzeugkasten für den Urlaub ist das Victorinox “Work Champ XL”. Für den nahezu zehnfachen Preis des kleinen Schweizers bringt es 18 Werkzeuge mit. Von der Holzsäge bis zum Hufreiniger und vom Korkenzieher bis zum Zahnstocher reicht die Ausstattung des gut 300 Gramm schweren Alleskönners.

Bei einigen Taschenmessern von Victorinox verriegelt die Klinge, was in manchen Ländern bereits einen Gesetzesverstoß bedeuten kann. Meistens geht dieser “Gesetzesverstoß” aber geht im friedlichen Image des Messers völlig unter. In der Schweiz gelten die typischen Schweizer Messer per Gesetz nicht als Waffe und diese Einstellung ist auch über das Herkunftsland hinaus verbreitet.

Das Swiza “Tick Tool” verfügt über eine Lupe und einen Zeckenheber, was sich vor allem bei Reisen nach Süddeutschland, beim Urlaub südlich der Alpen und für Hundebesitzer als äußerst nützlich erweisen kann.

Das Swiza Tick Tool verfügt über eine zweihändig zu öffnende, 75 Millimeter lange und verriegelbare Klinge. Durch einen Druck auf das Schweizer Kreuz auf der linken Messerseite lässt sich die Klinge entriegeln und wieder einklappen. Das Tick Tool mit der integrierten Lupe lässt sich auf der gegenüberliegenden Seite des Messers ausklappen. Außerdem bringt das Swiza Tick Tool einen Korkenzieher, einen Kapselheber, einen Schraubendreher und eine kleine Pinzette mit.

Urlaub mit einem Couteau Laguiole

Wenn man über Taschenmesser spricht, darf die französische Traditionsmarke nicht fehlen! Schön, praktisch und… für jedermann als Taschenmesser erkennbar. Wieder ein Messer, dem das Stigma der Waffeneigenschaft in der öffentlichen Meinung fehlt. Wer Messer sucht, die als unauffälliges aber praktisches EDC dienen können und zudem in fast allen Ländern toleriert werden, ist in Frankreich richtig.

Außer Laguiole kommen auch “Le Thiers” oder die typischen Messer einer anderen Region in Frage: die traditionsreichen “Couteau Breton” von der Atlantikküste oder die modernen “Couteau Ardèchois”. Für die bereits angesprochenen Länder mit besonders restriktiven Messergesetzen finden sich auch Laguiole Messer mit Klingenlängen zwischen 8 cm und 9 cm.

Die Preisspanne für echte Laguiole Messer reicht von etwa 50 Euro für Standardmodelle aus preiswerten Materialien bis zu mehreren Hundert Euro für Spitzenprodukte mit Damastklingen und feiner Silberarbeit. Laguiole Messer sollte man, wegen der hohen Zahl von Fälschungen in bekannten Auktionshäusern, nur aus absolut vertrauenswürdigen Quellen, am besten bei einem Fachhändler kaufen. Wer sich über französische Messer informieren will, findet einen guten Querschnitt bei Laguiole Actiforge.

Eine Garantie, dass sie mit dem kleinen Messer für den Urlaub bei jedem Beamten in jedem Land ungeschoren davonkommt, gibt es freilich nicht. Trotzdem ist es sinnvoll, sich an der Auswahl kleiner Messer zu orientieren, denn sie werden landläufig als normales Taschenmesser und nicht als gefährliche Waffe angesehen.

Die Chance, bei einem Urlaubstrip durch Europa mit einem Schweizer Taschenmesser oder einem Laguiole ungeschoren davonzukommen ist recht groß. Bitte informieren Sie sich vor Reiseantritt zusätzlich über die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes und vor allem bei der Tourismus-Information des Reiselandes.

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