Lumen, Lux, Candela
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Die Bedeutung von Lumen, Lux und Candela

Messer und Taschenlampen gehören untrennbar zusammen. Menschen, die gute Messer besitzen, besitzen meistens auch eine edle Taschenlampe. Oder mehrere. In Anzeigen und Produktbeschreibungen schwirren unverständliche Begriffe und Zahlen umher. Lumen, Lux und Candela werden meistens mit drei- oder vierstelligen Zahlwerten kombiniert und sollen die Kaufentscheidung der Kunden beeinflussen. Doch was sagen diese Zahlen über Leistung, Qualität und Praxistauglichkeit der LED-Taschenlampen aus? Ein Blick auf Hintergründe und Physik bringt Licht ins Dunkel und entlarvt manchen Schwindler.

Taktische Lampen oder “Tac Lights” haben ihren Ursprung bei Militär und BOS (Behörden, Ordnung, Sicherheit), also Polizei- und Einsatzkräften. Sie können als normale Taschenlampe, Zielbeleuchtung an Waffen, Suchscheinwerfer oder zum Blenden eines Gegners dienen. Mittlerweile übertreffen Hochleistungsdioden die Leuchtkraft von Taschenlampenbirnchen um ein Vielfaches. Mit LED-Taschenlampen ist in den letzten Jahren ein neuer Industriezweig entstanden.

Die Leistungsfähigkeit dieser Lampen hat ihren Preis, starke LED Taschenlampen können mehrere Hundert Euro kosten. Die Hersteller buhlen mit klangvollen Produktnamen um die Gunst der Käufer und werfen mit dem Begriff “Lumen” und riesengroßen Zahlen um sich. Was aber verbirgt sich hinter dem Zahlen-Getöse und welche physikalischen Grundlagen und Zusammenhänge sollte man als Käufer eines “Tactical Lights” kennen?

Tactical Light haben ihren Ursprung bei Zielsystemen von Handfeuerwaffen. Auf einer Picatinny-Schiene werden die starken Lampen am Lauf von Pistolen oder Sturmgewehren befestigt, um das Zielfeld zu beleuchten. So steht der Lichtkegel immer automatisch im Zielbereich und beide Hände können an der Waffe bleiben. Das Licht muss dabei nicht zwangsläufig im sichtbaren Bereich liegen, für militärische Zwecke wird oft Licht im infraroten Spektrum eingesetzt.

Lumen satt: Sturmgewehr mit montierter Zielbeleuchtung

“Das Militär ist der Vater aller Dinge”, lautet ein gängiges Sprichwort und so wurden auch Hochleistungstaschenlampen zuerst für militärische Einheiten entwickelt. (Bild 1: huntspot.com)

Was ist Licht?

Sicherbares Licht ist eine Form der elektromagnetischen Strahlung. Im Bereich zwischen ca. 380 Nanometer und etwa 780 Nanometer kann das menschliche Auge diese Strahlung wahrnehmen. Im Vakuum breitet sich das Licht mit Lichtgeschwindigkeit aus (299.792.458 m/s). Trifft Licht auf Materie, kann es gestreut, reflektiert, gebrochen und verlangsamt oder absorbiert werden.

Licht ist kompliziert! Verdammt kompliziert sogar. Schon der Einstieg ins Thema bringt einen in Kontakt mit Differenzialgleichungen, der Berechnung von Raumwinkeln und quantenphysikalischen Grundlagen und Phänomenen. Wer weder Mathematik noch Physik studiert hat oder zumindest eine Eins in Mathe auf dem Abiturzeugnis vorweisen kann, wird mit dem Verständnis der Materie hart kämpfen müssen. Daher halte ich die Betrachtung der technischen Grundlagen so knapp wie möglich und die Fachleute mögen verzeihen, dass die unumgängliche Vereinfachung im wissenschaftlichen Sinne zwangsläufig unpräzise ausfallen muss.

Licht messen: Lumen, Lux und Candela

Die Angabe einer Lumenzahl bei Taschenlampen ähnelt der in dicken Lettern auf der Verpackung eines Gaming-Notebooks ausgewiesen Taktung des Prozessors in Gigahertz. Die Zahl ist ein isolierter technischer Wert, der für sich allein betrachtet noch nicht viel über die tatsächliche Leistung aussagt. Im Beispiel des Notebooks sind Leistung und Qualität der Grafikkarte, des Mainboards sowie Größe und Arbeitsgeschwindigkeit der Speichermodule ebenso wichtig wie die schiere Rechengeschwindigkeit des Prozessors.

Bei der tatsächlichen Leistung einer Taschenlampe ist es nicht anders. Neben der absoluten Lichtleistung ist die Lichtverteilung genauso wichtig wie die Zeit, die man eine Lampe mit der angegebenen Maximalleistung betreiben kann. Irgendwann wird jede Hochleistungstaschenlampe wegen Überhitzung von einer elektronischen Schutzschaltung abgeschaltet und dann geht für einige Minuten nichts mehr. Ungünstig, wenn die als Zielbeleuchtung unter der Glock montierte hightech Xenon-Lampe gerade dann ausgeht, wenn ein Täter seine Waffe auf einen richtet.

Bild 2: Vergleichstests von Taschenlampen erfolgen häufig nach dem Muster: Wie weit reicht der Lichtschein? Scheinbar ergibt sich ein objektiver Wert, doch Streulicht und Reflektionen aus der Umgebung verfälschen das Ergebnis während die Ausleuchtung an den Rändern zumeist unberücksichtigt bleibt.

Laientests mit Taschenlampen sind selten hilfreich

Letztlich entscheidet der Einsatzzweck darüber, ob man möglicherweise mit einer schwächeren Lampe im Vorteil ist. Zum Beispiel, wenn man im Polizeidienst auf der Suche nach Täter oder mögliche Opfer des Nachts ein Waldstück absuchen muss, sind die Ausdauer der mitgeführten Lampe und möglicherweise auch die Breite des Lichtkegels wichtiger als die reine Lichtleistung.

Was ist Lumen?

Jede Lichtquelle gibt Licht in alle Richtungen ab. Jede Kerze, Glühbirne oder LED gibt ihr Licht in alle Richtungen ab. Diese in alle Richtungen ausgehenden Lichtstrahlen werden Lichtstrom genannt und in Lumen gemessen. Die Einheit Lumen besitzt das Einheitenzeichen “lm”; der Begriff selbst hat seinen Ursprung im lateinischen Wort für Leuchte.

Lichtkegel einer LED-Taschenlampe

Bild 3: Auch LEDs geben ihr Licht in alle Richtungen ab, verfügen jedoch oft bauartbedingt über eine Fokussierung durch Reflektoren und Linsen.

Ein Gedankenexperiment hilft: In der Mitte einer dunklen und leeren Lagerhalle positionieren wir eine von der Decke hängende 100 Watt Glühbirne als Lichtquelle. Im Abstand von 5, 10 und 20 Meter stellen wir drei gleichgroße Kartons mit identischen Oberflächen auf, die jeweils eine ihrer Seiten der Glühbirne zuwenden. Der von der Glühbirne in alle Richtungen abgegebene Lichtstrom ist in Richtung aller Kartons gleich, trotzdem werden sie uns vom Mittelpunkt aus betrachtet unterschiedlich hell erscheinen.

Was bedeutet Candela

Die Erklärung ist einfach und kompliziert zugleich: Durch die steigende Entfernung fächern die Lichtstrahlen weiter auf und je weiter ein Objekt von der Lichtquelle entfernt ist, desto weniger Licht bekommt es ab. Die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung ist der Quotient aus dem von der Lichtquelle in diese Richtung ausgesandten Lichtstrom und dem durchstrahlten Raumwinkel.

Das Licht, das in einen bestimmten Raumwinkel gestrahlt wird, misst man in Candela (Einheitenkürzel “cd”) aber für die Beurteilung einer Taschenlampe hat eine Angabe in Candela keinen praktischen Nutzen.

Was bedeutet Lux?

Uns interessiert die Beleuchtungsstärke, also die Lichtstärke, die auf ein Objekt trifft. Die Beleuchtungsstärke wird in Lux (Einheitenkürzel “lx”) gemessen. Einfach gesagt steht Lumen für die absolute Leistung einer Lichtquelle und Lux bezeichnet die Lichtmenge, die bei einem Objekt ankommt. Die Physiker formulieren komplizierter: “Die Beleuchtungsstärke E(v) auf einer beleuchteten Fläche ist die Flächendichte des einfallenden Lichtstroms”. E(v), gibt also an, welcher Lichtstrom auf eine gegebene Fläche fällt. Mit zunehmender Entfernung nimmt die Beleuchtungsstärke auf ein Objekt im Quadrat der Entfernung ab.

Anders gesagt, möchte ich ein Objekt in der doppelten Entfernung genauso hell beleuchten, muss ich den Lichtstrom vervierfachen. Im eigenen Keller funktioniert das noch relativ gut wenn man mit einer 1000 Lumen starken Lampe ein Objekt in drei Meter Entfernung anstrahlt. Möchte man die gleiche Beleuchtungsstärke bei einem Objekt in sechs Metern Entfernung erzielen, benötigt man eine Lampe mit 4000 Lumen. Daraus folgt: Für ein Objekt in knapp 100 Meter Entfernung ist bereits ein Lichtstrom von über 1.000.000 Lumen nötig, was aber bereits einer mittelprächtigen Batterie Flakscheinwerfer entspricht.

Lumen, Lux und Candela – Die Fokussierung entscheidet

Doch damit nicht genug. Licht lässt sich fokussieren, zum Beispiel durch eine Linse. Leuchttürme fokussieren einen Lichtstrahl, damit der Beobachter auf einem Schiff das Licht schon aus größerer Entfernung wahrnehmen kann. Die Reflektoren in Taschenlampen fokussieren nicht optisch, sondern mechanisch. Sie verwehren dem Licht die gleichmäßige Ausbreitung und reflektieren den Teil des Lichts, der in die ungewollte Richtung entkommen will.

So ziemlich jede Taschenlampe beinhaltet dieses Prinzip, allerdings gibt es bei Reflektoren erhebliche Qualitätsunterschiede. Ein sehr guter Reflektor ist logischerweise effektiver als ein schlechter – folglich kommt mehr Licht am Objekt an, obwohl Lichtleistung und Entfernung gleich geblieben sind.

LED’s oder Leuchtdioden (Light Emitting Diode) haben den Reflektor quasi standardmäßig eingebaut. Die Diode selbst besteht aus einem Halbleiterkristall (z. B. Galliumverbindung), der in die kegelförmige Vertiefung eines leitenden Metalls eingelötet wird.

Das Licht wird erzeugt, indem ein Strom in Durchlassrichtung durch die Diode fließt. Der elektrische Aufbau einer LED entspricht einer normalen pn-Halbleiterdiode.

Durch die angelegte Spannung wechseln Elektronen auf ein höheres Valenzband, sind dort aber instabil und springen zurück.

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Bei diesem Rekombination genannten Vorgang gibt das Elektron die zuvor aufgenommene Energie in Form von Licht (Photonen) wieder ab und der Vorgang beginnt erneut.

Jede Taschenlampe strahlt ihr Licht in einem bestimmten Öffnungswinkel ab. Je kleiner dieser Öffnungswinkel ist, desto mehr Licht kommt bei einem Objekt an aber, desto kleiner ist gleichzeitig die beleuchtete Fläche. Normalerweise nehmen wir als Helligkeit einer Taschenlampe die Menge des reflektierten Lichts eines Objektes war. Das kann ein Pfahl, eine Hauswand oder ein Mensch sein, der sich in einer bestimmten Entfernung befindet.

Helligkeit und Reflektion

Völlig unwissenschaftlich aber uneingeschränkt lebensnah bezeichnen wir eine Lampe als heller, wenn ein und dasselbe Objekt mehr Licht reflektiert als bei der Beleuchtung durch eine andere Lampe. An dieser Stelle kann sich die Fokussierung positiv oder negativ bemerkbar machen, bei starkem Fokus reflektiert das Objekt viel Licht und erscheint hell, gleichzeitig bleibt ein benachbartes Objekt im Dunkeln und wird übersehen.

Eine weitere Größe ist die optische Durchdringbarkeit des Mediums zwischen Lichtquelle und beleuchteten Objekt. Dieses Medium ist erst einmal ganz banale “Luft”, also unsere Atmosphäre. Die optischen Eigenschaften der Atmosphäre ändern sich allerdings in Abhängigkeit von Temperatur, Feuchtigkeit und Menge der enthaltenen Staubpartikel. Extrembeispiel: Nebel. Die Wassertröpfchen in der Luft reflektieren und streuen das Licht, sodass die Beleuchtungsstärke am Objekt abnimmt. Ähnlich wie Wassertröpfchen wirken Feinstaubpartikel.

Taschenlampentests in Peking werden also nur selten zu erfreulichen Ergebnissen führen. Die veränderlichen Eigenschaften der Luft erklären, warum Tests mit derselben Lichtquelle an verschiedenen Tagen zu unterschiedlichen Ergebnisse führen.

Die Beispiele haben gezeigt, dass die schiere Lichtleistung – also die Lumenzahl – keinen Aufschluss darüber gibt, wie hell uns eine Lampe im praktischen Einsatz erscheint. Wahrgenommen wird nur eine situationsabhängige, momentane Beleuchtungsstärke, in die folgende Kenngrößen einfließen:

  • Lichtleistung in Lumen,
  • Abstrahlwinkel der LED,
  • Effektivität von Reflektor und Linsen,
  • Durchdringbarkeit des optischen Mediums,
  • Entfernung des beleuchteten Objektes,
  • Reflektionseigenschaften des beleuchteten Objektes.

Die Reflektionseigenschaften des beleuchteten Objektes spielen mindestens eine so große Rolle wie Feuchtigkeit und Feinstaub. Um einen Tennisball in 20 Metern Entfernung ausreichend zu beleuchten genügt eine Lampe aus dem Supermarkt, ein Stück Kohle bleibt in dieser Entfernung selbst mit einer Monsterlampe unsichtbar. Eine Möglichkeit, Lumen unter Berücksichtigung von Abstrahlwinkel und Entfernung in Lux umzurechnen, befindet sich auf den Webseiten von “LEDs.de” unter Links.

Typische Beleuchtungsszenarien

Operationsfeld-Beleuchtung: 120.000 lx
Sommertag in der Sonne: 100.000 lx
Trüber Sommertag: 20.000 lx
Sommertag im Schatten: 8.000 lx
Trüber Wintertag: 3.000 lx
Vollmondnacht 0,25 lx
Neumondnacht (Sternenlicht): 0,01 lx.

Schlussfolgerungen

Allen bisherigen Betrachtungen führen zu der Erkenntnis, dass Tests mit ein und derselben Lampe an unterschiedlichen Orten von verschiedenen Personen fast zwangsläufig zu unterschiedlichen Ergebnissen führen müssen. Auch die Ergebnisse von Vergleichstests, die eine Person mit verschiedenen Lampen durchführt, haben nur geringe Aussagekraft.

Die Werbung von Lampenherstellern geht im günstigsten Fall von optimalen Laborbedingungen aus, im ungünstigsten Fall sind die Zahlen frei erfunden. Deshalb besitzt der Wert der Nominalleistung nur Hinweischarakter. Zwei ganz andere Eigenschaften entscheiden über die Frage, ob eine Taschenlampe für den angedachten Einsatzzweck geeignet ist oder nicht.

Zum einen ist die Qualität der verbauten LEDs ein wesentlicher Faktor für die Lichtleistung, zum anderen nützt die beste LED nichts, wenn sie mit einem uneffektiven oder gar schlechten Reflektor kombiniert wird. Dabei spielt keine Rolle, ob der Reflektor Teil der LED oder als externes Bauteil rund um eine oder mehrere LEDs angeordnet ist. Wenn eine Welle reflektiert wird, treten immer Energieverluste der reflektierten gegenüber der einfallenden Welle in Form von Absorption und Transmission auf. Je schlechter der eingebaute Reflektor ist, desto höher sind die Energieverluste bei gleichzeitig sinkender Lichtausbeute.

Die Unterschiede zwischen guten und schlechten Reflektoren können gewaltig ausfallen und diese Tatsache erklärt, warum manche Taschenlampe unscheinbar aussieht, einen Haufen Geld kostet, aber einen satten Lichtstrom erzeugt. Im Umkehrschluss ist klar, dass die Lumenzahl im Werbeprospekt nur sehr begrenzte Aussagekraft hat.

Viel wichtiger wäre zu wissen, wie lange die LEDs einer Taschenlampe mit der angegebenen Leitung betrieben werden können. Schutzschaltungen verringern die Lumenzahl automatisch, wenn die Temperatur sich dem kritischen Bereich nähert. Ein ausgeklügeltes Kühlsystem ist einerseits ein Kostenfaktor bei der Anschaffung, entscheidet andererseits aber darüber, ob die Leuchtdauer für den beabsichtigten Zweck ausreicht.

Der letzte kaufentscheidende Faktor sollte die Zeitdauer sein, für die ein angegebener Lichtstrom ohne Akkuwechsel zur Verfügung steht. Geht die Lampe in dem Moment aus, indem der Einbrecher um die Hausecke biegt, wird die Lumenzahl auf dem Werbeprospekt der Taschenlampe zur Nebensache.

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