Karambit von Defcon Tactical - Review

Raptor – Karambit von Defcon Tactical

Karambit gehören zu den markantesten Messertypen und das Karambit von Defcon Tactical ist erst recht ein Hingucker. Und das in jeder Hinsicht! Ein goldfarbener Titanrahmen, Inlays aus Carbon und die kantige Swedge ziehen den Blick magisch an. Ausgestattet mit der charakteristischen Klinge, die dem Schnabel eines Raubvogels ähnelt, trägt das Messer den Namen eines Sauriers. Optik hin oder her: Das Raptor lässt nicht eine Sekunde lang Fragen hinsichtlich seiner Fähigkeiten aufkommen.

Karambit haben eine kleine Fangemeinde und erreichen bei Weitem nicht die gleichen Käuferzahlen wie Gentleman Folder oder Outdoor-Messer. Das mag zum Teil an der Spezialisierung dieses Messertyps liegen, zum Teil auch an seiner eingeschränkten Eignung als EDC. Mit Sicherheit liegt es aber auch an einem weit verbreiteten Irrtum hinsichtlich seiner waffenrechtlichen Einordnung.

Wie alle Karambit unterliegt auch das Karambit von Defcon Tactical in Deutschland dem Führverbot. Rechtlich entspricht es einem Einhandmesser mit Klingenverriegelung. In einem Feststellungsbescheid hat das BKA zwar allen Karambit eine grundsätzliche Waffeneigenschaft zuerkannt, aber in seinem Gutachten aber die Einordnung als verbotener Gegenstand verneint. Defcon Tactical hat seinen Firmensitz in der kalifornischen Metropole Los Angeles.

Gegründet wurde die Firma vor rund fünfzehn Jahren von Sam Sung, einem Amerikaner mit chinesischen Wurzeln. Zunächst lautete der Firmenname „Defcon Bladeworks“. Einige Jahre später erfolgte die Umbenennung in „Defcon Tactical“. Design, Entwicklung und Erprobung der Messer finden in den USA statt, gefertigt werden sie in China. Die Endkontrolle erfolgt wieder in den USA und auch Marketing und Vertrieb sind in Los Angeles beheimatet.

Karambit von Defcon Tactical - Frontside
Das Karambit von Defcon besteht aus Titan, Carbon und einer Klinge aus CPM-S35VN

Hinter dem Firmennamen Defcon verbirgt sich die Abkürzung für die „Defense Readiness Condition“, oder „Defense Condition“ der US-Streitkräfte. Über die Skala von Frieden (Defcon 5) bis Kriegsbereitschaft (Defcon1) wird die aktuelle Bedrohungslage des Landes definiert und der Einsatzgrad des Militärs festgelegt.

Deutlich komplizierter als der Firmenname sind Name und Bezeichnung des Karambit von Defcon Tactical. Es trägt den Namen „Raptor“, die Modellbezeichnung „TF5221“ und gehört zur Serie der „Jungle Knives“. Die Dschungelmesser oder „Jungle Knives“ von Defcon Tactical sind ausnahmslos Titan Framelock Folder in verschiedenen Designs und Ausführungen. Messer der Serie „Jungle Knives“ bilden die qualitative Oberklasse der kalifornischen Firma.

Typisch für Defcon Tactical ist die große Bandbreite im Design. Messer der Firma zeigen keine generellen Design-Merkmale und sind weder auf einen bestimmten Stil noch auf eine Bauform festgelegt. Auch bei der Materialwahl vom Klingenstahl bis zum Griff gibt es verschiedene Lösungen für alle Preisklassen. Das Karambit im heutigen Review gehört zur Topklasse von Defcon Tactical und bringt alles mit, was man von einem Messer der Oberklasse erwartet.

Raptor – Karambit von Defcon Tactical

Das Raptor ist ein mechanischer Flipper ohne Öffnungsunterstützung, flippt aber dermaßen gut, dass man unwillkürlich einen Assisted Opener vermutet. Obwohl der Detent durchaus straff eingestellt ist und die Klinge sicher geschlossen hält, genügt ein minimaler Impuls zum Öffnen. Der skelettierte Kicker an der Klingenwurzel ist ergonomisch perfekt positioniert. Die Kontaktfläche für den Zeigefinger ist leicht nach innen gewölbt und mit einem Jimping versehen.

Beim Klingenstahl hat Defcon Tactical für das Raptor den pulvermetallurgischen CPM-S35VN gewählt. Der Stahl wurde vor gut einem Jahrzehnt gezielt als Messerstahl entwickelt. Viele namhafte Hersteller von Chris Reeve Knives bis Spartan Blades setzen seit Jahren ausschließlich auf diesen Klingenstahl. CPS-S35VN besitzt gute Allround-Eigenschaften und eignet sich sowohl für kleine Taschenmesser wie auch für große Outdoor-Messer mit feststehender Klinge.

CPM-S35VN
C Cr Mo V Nb
1,40 % 14,0 % 2,0 % 3,0 % 0,50 %

Die Leichtigkeit beim Öffnen täuscht darüber hinweg, dass das Karambit von Defcon mit einer 5,5 Millimeter starken und entsprechend wuchtigen Klinge ausgestattet ist. Die Klingenlänge beträgt 70 Millimeter; die Länge der geschliffenen Schneide beträgt 63 Millimeter.

Obwohl die Klinge breit, stabil und wuchtig ist, wirkt das Karambit von Defcon keineswegs überbaut. Die kantige Swedge bildet zwei Facetten und nimmt der Hawkbill-Klinge ein wenig ihrer Masse. Zusammen mit dem hoch angesetzten Flachschliff wirkt die Klinge graziler, als sie tatsächlich ist.

Ergonomie und Handhabung

Bei der Handlage des Raptor hat Defcon ganze Arbeit geleistet. Das Messer liegt wie angegossen in der Hand. Im Bereich der Klingenwurzel ist der Klingenrücken weit nach oben gezogen und verlängert die Fingermulde für den Daumen an der Griffoberseite, ohne dass eine Kante oder ein Übergang spürbar ist. Der Zeigefinger liegt in einer tief ausgekehlten Fingermulde und stützt sich zusätzlich gegen den Kicker ab. An der Griffunterseite steht für jeden Finger eine große, stark konturierte Fingermulde zu Verfügung.

Die Kanten des 17 Millimeter breiten Titanrahmens besitzen eine breite, umlaufende Fase mit einer feinen Riffelung, was ebenfalls zur guten Handlage beiträgt. An der Griffoberseite wiederholt sich die Kontur der Fingermulden, fungieren dort jedoch eher als Design-Element. Gegen den Handrücken stützt sich das Raptor über seinen langen, breiten und leicht gerundeten Backspacer aus Titan ab.

Das Karambit von Defcon ist kein Messer für kleine Hände.

Ab Handschuhgröße 9.5 passt der Griff hervorragend und selbst Löwenpranken finden ausreichend Platz. Die Handlage ist absolut zufriedenstellend und das Messer liegt in jeder Situation ohne Mühe sicher in der Hand.

Die Fingerbohrung am Griffende ist groß genug für einen kräftigen Zeigefinger, sodass das Raptor auch im Reverse-Grip mit perfekter Handlage glänzt.

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Im Gegensatz zu einen „normalen“ Taschenmesser verwendet man ein Karambit häufig im Reverse-Grip. Dabei wird der Zeigefinger durch die Bohrung am Griffende geschoben, der Daumen liegt außen auf dem Ring und die Finger umschließen den Griff. Die Klinge ragt nun mit nach vorn gerichteter Schneide an der Außenseite der Hand heraus. Mit ein wenig Übung ist es möglich, das Karambit von Defcon im Reverse-Grip zu flippen, was ein Umgreifen nach dem Öffnen unnötig macht.

Wer das Raptor nicht flippen möchte, kann die dreiteilige Schraube auf dem Klingenrücken entfernen, wodurch der „Emerson-Opener“ die Klinge bereits beim aus der Tasche ziehen öffnet.

Technik, Material und Verarbeitung

Pulvermetallurgischer Klingenstahl und ein Rahmen aus Titan gehören mittlerweile zu den Grundzutaten für ein hochwertiges Taschenmesser und das Karambit von Defcon Tactical ist in diesem Punkt keine Ausnahme. Carbon-Inlays mit tiefen Grooves in beiden Griffschalen werten das Messer optisch auf und schaffen einen Kontrast zur goldfarbenen Anodisierung des Rahmens. Gleichzeitig wirken sie dem Verrutschen des Messers in der Hand entgegen.

Raptor- Karambit von Defcon Tactical - Lock

Auch auf der technischen Seite bringt das Karambit von Defcon Tactical alles mit, was einen hochwertigen Folder ausmacht. Die Klinge läuft in einem offenen Kugellager, ähnlich dem IKBS.

Am Ende der Lock Bar stellt ein austauschbarer Stahleinsatz den Kontakt zur Klingenwurzel her. Der Detent Ball sowie der Überdehnschutz für die Lock Bar sind ebenfalls auf diesem Stahleinsatz untergebracht.

Der Taschenclip aus Titan kann wahlweise links oder rechts montiert werden. Da der Clip im Bereich des Carbon-Inlays montiert ist, befindet sich in jedem Inlay eine entsprechende Ausfräsung. Auf der dem Clip gegenüberliegenden Seite ist die Ausfräsung mit einer blau anodisiertem Abdeckplatte versehen, was die farbliche Harmonie des Messers etwas stört. Eine goldfarbene oder schwarze Abdeckplatte würde weniger auffallen und besser zum Konzept des Messers passen.

Bewertung, Preise, Bezugsmöglichkeit

Bei Material, Ergonomie und Handhabung räumt das Karambit von Defcon Tactical jeweils die volle Punktzahl ab. Die Flipper-Eigenschaften liegen ebenfalls weit über dem Durchschnitt und bei der Verarbeitung hat das Raptor keine Schwächen offenbart. Die Klinge bestätigt den guten Eindruck: Der Schliff ist ein Muster an Präzision und die Schärfe der Klinge würde einem Rasiermesser zur Ehre gereichen (10/10).

Erstaunlicherweise gibt es in Deutschland bisher keinen Importeur für die Messer von Defcon Tactical und die Firma ist derzeit auf der Suche nach einem zuverlässigen Partner in Europa. Wer sich ein Raptor zulegen möchte, kann jedoch bei Klingenreich anfragen (s. Links), da die Firma aus Wacken einige andere Produkte von Defcon Tactical im Sortiment hat.

Dem Karambit von Defcon sieht man kaum an, wie stabil das Messer aufgebaut ist. Die Klingenstärke von 5,5 Millimetern macht es zu einem mächtigen Werkzeug.

Defcon Karambit Raptor

Bei Online-Händlern in den USA geht das Raptor von Defcon Tactical für knapp 160 Dollar über den Tisch. Kunden aus Europa müssen allerdings die nicht unbeträchtlichen Transportgebühren sowie je nach Land auch die Einfuhrumsatzsteuer einrechnen. Beim Eigenimport nach Deutschland dürfte der Gesamtpreis für ein Raptor bei rund 200 Euro liegen. Trotz der zusätzlichen Kosten ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sensationell!

Insgesamt verbucht das Karambit von Defcon Tactical eine sehr ordentliche Gesamtwertung und hätte dieses Ergebnis auch erreicht, wenn sein Preis doppelt so hoch wäre.

Mit dem Raptor ist Defcon ein Karambit für die Ästheten unter den Freunden taktischer Messer zu einem ausgesprochen attraktiven Preis gelungen.

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Defcon Tactical RaptorDaten und Ausstattung
Messertyp Karambit mit Flipper-Öffnung
HerstellerDefcon Tactical, Los Angeles
Modell Raptor
Klingenlänge / Schneide70 mm / 68 mm
Klingenstärke5,5 mm
Klingenform Tiger Claw
Klingenhöhe27 mm
KlingenstahlCPM-S35VN
Länge offen / geschlossen186 mm / 130 mm
GriffmaterialTitan mit Carbon Inlay
Gewicht164 Gramm