Schnitzel KVIN Fixed Blade für Outdoor-Fans

Schnitzel KVIN – Fixed Blade für Outdoor-Action

Die Messer der deutschen Firma „Schnitzel“ haben die Herzen der Messerfans im Sturm erobert. Der Startschuss für das ungewöhnliche Projekt fiel bereits 2019, als das Kindermesser Schnitzel UNU auf der IWA Outdoor Classics vorgestellt wurde. Seitdem sind vier weitere Messer mit dem Schnitzel‑Logo vorgestellt worden, dessen neuestes Familienmitglied auf den Namen Schnitzel KVIN hört und als EDC für Outdoor‑Fans die bisherige Modellpalette nach oben abrundet.

Der Name „Schnitzel“ mag auf manche Messerfans zunächst befremdlich wirken, doch mit Rahmschnitzel, Pommes und Salat haben die Messer aus dem norddeutschen Wacken nichts zu tun. Der Name erklärt sich aus den Anfängen der Marke „Schnitzel“, als ein speziell für Kinderhände entwickeltes Messer zum Kennenlernen, Üben und natürlich vor allem zum Schnitzen für die Jüngsten vorgestellt wurde.

Das Projekt, ein sicheres Messer in guter Qualität für Kinder zu entwickeln, war bahnbrechend und wurde ein Riesenerfolg. Die sichere Handhabung eines Schneidwerkzeuges unter Aufsicht zu erlernen, beugt nicht nur Fehlverhalten vor, sondern schult bei unseren Jüngsten auch motorische Fähigkeiten und schafft Verantwortungsbewusstsein für dieses Werkzeug.

Wie bei allen Messern von Schnitzel Germany stammt die Modellbezeichnung aus der Kunstsprache Esperanto und steht für die Zahl fünf. UNU, DU, TRI, KVAR, KVIN.

Schnitzel KVIN

Fünf Jahre später liegt mit dem Schnitzel KVIN bereits das fünfte Messermodell der Firma zum Review bereit. Die Evolution seit dem UNU ist unübersehbar, das Schnitzel KVIN wirkt gereifter und wertiger, obwohl die Verarbeitungsqualität bereits bei den ersten Modellen der Marke keinen Anlass zur Kritik bot. Die Aufwertung ruht auf drei Säulen: mehr gestalterische Finesse, umfangreiches und hochwertiges Zubehör sowie ein wesentlich besserer Klingenstahl.

Das Schnitzel KVIN mit Kydex-Scheide und Firestarter
Das Schnitzel KVIN wird mit Kydex-Scheide, Dangler-Tragesystem und Feuerstahl geliefert.

Früher maßen die Klingen der meisten Outdoor-Messer 15, 18 oder gar über 20 Zentimeter, heute ist hierzulande zumeist bei den vom Gesetzgeber erlaubten zwölf Zentimetern Schluss. „Size matters“, rufen viele ergraute Outdoor‑Profis an dieser Stelle empört und wollen mit ihrem Protest darauf hinweisen, dass zwölf Zentimeter Klingenlänge für Outdoor- und Survival-Messer zu knapp bemessen sind.

Tatsächlich lässt sich aber kein absoluter Wert für die optimale Klingenlänge bei Outdoor‑Messern festlegen. Entscheidend sind neben persönlichen Vorlieben vor allem das geplante Einsatzgebiet des Messers und sein Gewicht. Auch die Frage, ob das Messer am Gürtel, an der Ausrüstung oder an der Kleidung befestigt werden soll, nimmt Einfluss auf die gewünschte Klingenlänge. Für die meisten typischen Outdoor-Anwendungen ist eine zwölf Zentimeter lange Klinge ausreichend.

Klingenstahl und Griffmaterial

Das entscheidende Ausstattungsmerkmal für ein Outdoor-Messer ist der Klingenstahl, denn dessen Eigenschaften entscheiden über Arbeitsleistung und Haltbarkeit der Klinge. Die Anforderungen sind hoch, denn neben Schärfe und Schnitthaltigkeit muss der Stahl auch hohe Zähigkeit besitzen und korrosionsfest sein. Doch damit nicht genug, auch das Nachschärfen der Klinge soll mit einfachen Mitteln möglich sein. Extrem harte Stähle wie Maxamet oder Rex121 sind trotz ihrer Spitzenwerte bei der Härte ungeeignet, da sie nur mit speziellen Schleifmedien und oft auch nur mit Spezialmaschinen schärfbar sind.

Die Klingen des Schnitzel Outdoor‑Messers für Erwachsene werden aus Sandvik 14C28N gefertigt. Der Stahl ist anno 2024 nicht nur eindeutiger Preis-Leistungs-Sieger bei Stählen für Outdoor-Messer mittlerer Größe, sondern tatsächlich erste Wahl. Er schlägt CPM-M4 bei Zähigkeit und Korrosionsfestigkeit deutlich und schneidet selbst im Vergleich mit Überflieger MagnaCut ausgezeichnet ab. 14C28N ist bei einer Härte von knapp 61 HRC fast doppelt so zäh wie MagnaCut.

Sandvik 14C28N enthält, wie das „N“ im Namen des Stahls nahelegt, in seiner Legierung einen kleinen Anteil Stickstoff. Auch wenn der Stickstoffanteil mit 0,11 Prozent scheinbar gering ausfällt, ist der Einfluss auf die Leistungswerte des Stahls beträchtlich.

Das Diagramm zeigt die Bruchfestigkeit („Toughness“) von gängigen Klingenstählen in Abhängigkeit der Härte.

Was Stickstoff als Legierungselement von Stahl bewirkt und warum Schmiedestähle mit Stickstoffanteil den besten modernen PM-Stählen überlegen sein können, lest ihr im Artikel „Das Geheimnis scharfer Klingen: Wie Stickstoff die Performance von Messerstählen beeinflusst“.

Klingenstahl Sandvik 14C28N im Vergleich

Auch den bekannten und beliebten PM-Stählen CPM-S35VN, Böhler M390, CPM-S45VN oder Elmax lässt der Sandvik Stahl keine Chance, wenn es um Klingen für Fixed Blades für den harten Outdoor-Einsatz geht. Hier ist nicht die Härte der Klinge das entscheidende Auswahlkriterium, wichtiger sind gute Werte bei Zähigkeit und Korrosionsfestigkeit. In beiden Disziplinen erreicht Sandvik 14C28N Spitzenwerte, ohne bei der Härte einzubrechen. Mit 60 ‑ 61 HRC sind die Klingen des Schnitzel KVIN allen EDC-Aufgaben gewachsen und lassen sich trotzdem unterwegs mit einfachen Mitteln nachschleifen.

Klingenstahl Sandvik 14C28N – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
Klingenstahl Sandvik 14C28N – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
C Cr Mn Si N
0,62 % 14,0 % 0,60 % 0,20 % ~ 0,11 %

Wir haben bereits in einem anderen Review erwähnt, dass die Qualitäten von Sandvik 14C28N zu selten gewürdigt werden. Der Stahl kommt sachlich und unspektakulär daher, glänzt aber mit bemerkenswerten Leistungsdaten und hängt viele Klassiker und sogar die meisten modernen PM-Stähle bei der Korrosionsfestigkeit ab. Wenn der Wert von 30 ft-lbs („foot-pound“, der Wert entspricht 40.67 N·m) für die Zähigkeit von 14C28N nicht von Dr. Larrin Thomas höchstpersönlich bestätigt worden wäre, hätten wir diesen Wert womöglich angezweifelt.

Den Messerherstellern in China sind die Eigenschaften des Stahls nicht verborgen geblieben und da er weltweit gut verfügbar ist, versuchen sie durch verstärkten Einsatz von 14C28N, das heimliche Embargo von MagnaCut durch die USA zu umgehen.

Die Klingenform des Schnitzel KVIN ist eine Kombination aus Drop Point und Clip Point mit einer flachen Swedge, die sich von der Klingenspitze bis in die hintere Klingenhälfte zieht. Die Swedge nimmt nur wenig Material von der Klinge, spart also kein Gewicht, sondern ist eher als gestalterisches Element zu betrachten, das die Klinge eleganter und gestreckter wirken lässt. Beim Jimping auf dem Klingenrücken liegt der Fall anders, denn es ist stark konturiert und besitzt leichte Kantenschärfe, sodass es dem Daumen auch bei hohem Kraftaufwand eine zuverlässige, rutschfeste Auflage bietet.

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Ebenfalls positiv zu bemerken ist die Schleifkerbe am Übergang zum Ricasso. Schnitzel Germany hat sie so klein wie möglich gestaltet, sodass die Schneide nicht unnötig verkürzt wird.

Beim Griffmaterial setzen die Schnitzelmacher auf Bewährtes, unter Griffschalen aus Micarta befindet sich ein dünner Liner aus schwarzem oder orangefarbenen G-10. Letzterer besitzt abseits der optischen Aufwertung keine Funktion, lässt das Messer aber wertiger wirken und setzt einen prägnanten Farbakzent.

Griff, Ergonomie, Handhabung

Griff und Handlage können die Schnitzel-Designer einfach richtig gut. Die Griffe der Erwachsenenmodelle sind so gestaltet, dass sie für kleine Hände mit Handschuhgröße 8 ebenso gut passen wie für Damenhände. Trotzdem sind Besitzer von Holzfällerpranken nicht außen vor, dann selbst Hände in Handschuhgröße 11 finden am Schnitzel KVIN genügend Platz für bequemes und sicheres Arbeiten.

Das Schnitzel KVIN vereint gute Materialien mit funktionalem Design
Das Schnitzel KVIN vereint gute Materialien mit funktionalem Design.

Natürlich fragen wir Designer Torben, wie er es schafft, mit Handschuhgröße 8 Griffe zu entwerfen, die so vielen unterschiedlichen Händen ergonomisches Arbeiten ermöglicht. Manch einer hätte die Frage als Einstieg in einen ausschweifenden Monolog genutzt, doch die Antwort aus Wacken ist typisch norddeutsch kurz und bündig:

Zunächst entwerfe und optimiere ich die Form des Griffes, dann passe ich die Größe des Rohlings auf meine Hände an. Im nächsten Schritt geht das Messer an einen Kollegen mit Riesenhänden in Größe 11.5 und ich passe die Größe so an, dass der Griff für ihn gerade noch ausreichende ergonomische Qualitäten hat. Anschließend drucken wir 3D‑Modelle, die jeder testen kann bis alle zufrieden sind. Dann schaut der Chef drauf und wenn er nickt, machen wir das so.“

Klingt simpel, ist simpel und funktioniert vermutlich gerade deshalb ausgezeichnet. Die Ergebnisse sind erstaunlich, wenn man die ergonomischen Eigenschaften des Schnitzel KVIN mit denen deutlich teurerer Produkte der amerikanischen und chinesischen Konkurrenz vergleicht.

Schnitzel KVIN: Qualität und Zubehör

Das Schnitzel KVIN kostet mit orangefarbenem oder schwarzem Liner jeweils 89,99 Euro. Bei dem Preis ist klar, dass die Messer in Fernost gefertigt werden. Überraschend ist, dass trotz des günstigen Preises hochwertiges Zubehör enthalten ist. Jedes Messer wird mit einer hervorragend verarbeiteten Kydex‑Scheide und einem Feuerstahl geliefert. Die Halterung des Feuerstahls ist über Schrauben mit der Kydex verbunden und lässt sich mit ein paar Handgriffen entfernen, sodass er nur an Bord ist, wenn er gebraucht werden könnte.

Die Material- und Verarbeitungsqualität der Kydex-Scheide und des Zubehörs liegt auf dem gleichen hohen Niveau wie beim Messer selbst. Nicht nur die Metallarbeiten sind absolut ordentlich, weder bei den Metallarbeiten noch bei der Anpassung der Griffschalen lässt Schnitzel Germany Punkte liegen.

Praktischer Einsatz und Fazit

Während der praktischen Erprobung hat sich das Schnitzel KVIN in die Herzen der Tester gearbeitet, denn alle typischen EDC-Aufgaben löst das Messer mühelos. Der gute Eindruck der Ergonomie bestätigt sich im Alltag. Egal, ob filigrane Schnitte oder harter Einsatz – das Schnitzel KVIN lässt sich stets sicher einsetzen und mühelos handhaben.

Der Anschliff ist gleichmäßig und winkelstabil, sodass die Schneide auf der gesamten Länge ausgezeichnete Schärfe besitzt. Batoning ist mit diesem Messer nur eingeschränkt möglich, da die unvermeidliche Kraftwirkung die Kanten des Micarta-Griffs beschädigen würde. Das Schnitzel KVIN bewährt sich im Outdoor-Einsatz und als EDC im Alltag, es ist eher ein Allrounder denn ein Spezialist.

Keine Kritik. Das Messer funktioniert und der Preis ist eine Kampfansage.

Schnitzel KVIN - Fixed Blade für Outdoor-Action 1TUYA Knife
Bachmann Kunststoffe - Elforyn JumaBachmann Kunststoffe - Elforyn Juma HolzBachmann Kunststoffe - Detail 3Bachmann Kunststoffe - Elforyn Juma SnakeskinBachmann Kunststoffe - Elforyn Juma Elfenbein

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Bauform: Full Tang Fixed Blade
Klingenlänge / -stärke:117 mm / 3,5 mm
Klingenstahl:Sandvik 14C28N
Grifflänge:118 mm
Griffmaterial:Micarta, Liner aus G-10
Gesamtlänge:237 mm
Gewicht ohne / Scheide175 g / 292 g
Zubehör:Kydex-Scheide mit Dangler-Tragesystem und optional montierbarem Feuerstahl
Schnitzel KVIN
In einem Satz:
Ein rundum brauchbares, gut verarbeitetes EDC für Alltag und Urlaub mit attraktivem Preis.
Klingenstahl
Anschliff
EDC-Tauglichkeit
Survival-Faktor
Qualität
Preis-Leistung
4.6
Knife-Blog Wertung