Messer aus den USA, Klingenstahl aus den USA, Design aus den USA und selbstverständlich werden das Spartan Blades Clandestina und sämtliches Zubehör ausschließlich im Land gefertigt. Amerikanischer geht es nicht. Kein Wunder also, dass auch Klingenform und Einsatzzweck des Messers auf die Vorlieben der US-Kundschaft abgestimmt sind. Doch auch in Europa möchte das Spartan Blades Clandestina mit Qualität und Ergonomie viele Messerfans überzeugen. Für Fans der Marke Spartan Blades und Designer Bill Harsey hat Knife-Blog das edle Einsatzmesser aus der Gold-Class unter die Lupe genommen.
Inhalt und Übersicht
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Gold-Class – das ist die höchste Qualitätsstufe bei Spartan Blades. Hier kommen nur beste Materialien zum Zuge, aus denen mit Know-how und viel Handarbeit Fixed Blades der Extraklasse entstehen. Der Bezug zu militärischen Spezialeinheiten gilt für Gold-Class-Messer ebenso wie für alle anderen Einsatzmesser von Spartan Blades. Die Gold-Class-Messer repräsentieren nicht nur die qualitative, sondern auch die preisliche Oberliga und landen daher eher an den Gürteln der Messerfans als bei einem Beschaffungsamt der US-Behörden.
Spartan Blades Clandestina
Auf den ersten Blick wirkt der Stil des „Clandestina“ für ein Einsatzmesser von Spartan Blades ungewöhnlich. Mit gut 14 Zentimetern Klingenlänge und einer Klingenhöhe von 28 Millimetern ist das Clandestina graziler gestaltet als die robusten Einsatz-Messer für die Angehörigen der Special Forces. Doch jenseits der optischen Leichtigkeit ist die Klinge des Spartan Blades Clandestina mit einem 4,75 Millimetern starken Flacherl äußerst robust konstruiert.
Der Griff wird von zwei Halbschalen aus Canvas Micarta gebildet, die mittels zweiter Torx-Schrauben dem Flacherl verbunden sind. Die Schraubenköpfe sind tief versenkt und sind nicht fühlbar, wenn man das Messer in der Hand hält. Zum Entfernen der Griffschalen wird ein Torx-Steckschlüssel der Größe T-10 benötigt. Der Erl unter den Griffschalen ist nicht skelettiert und besitzt nur zwei kleine Bohrungen für die Gewindehülsen.
Der Verzicht auf die Skelettierung und das damit minimal höhere Gewicht kommt der Balance des Clandestina zugute. Der Schwerpunkt des Messers liegt exakt mittig in der Fingermulde für den Zeigefinger. Die sorgfältig gewählte Schwerpunktlage sorgt für gute ergonomische Grundbedingungen, erleichtert die Schnittführung und ermöglicht ermüdungsfreies Arbeiten.
Der Micarta-Griff ist an den Kanten stark gerundet und ausreichend breit in der Mitte, sodass er sich in die Faust schmiegt und vergessen lässt, dass man ein reinrassiges Einsatzmesser in der Hand hält. Auf Jimpings auf dem Klingenrücken oder dem Griff verzichtet Designer Bill Harsey komplett. Vermisst wurden die Jimpings beim Clandestina im Praxistests nicht.
Klinge und Klingenstahl
Im Laufe der letzten Monate hat Spartan Blades die Umstellung des Klingenstahls von CPM-S45VN auf MagnaCut für die gesamte Produktpalette abgeschlossen. Auch die Klinge des Clandestina wird aus MagnaCut gefertigt und auf 62 HRC (+/- 1) gehärtet. Über die Eigenschaften von MagnaCut haben wir im Artikel „MagnaCut – Star oder Sternchen“ sowie bei späteren Reviews bereits ausführlich über den neuen Stahl berichtet, doch die bemerkenswerten technischen Daten von MagnaCut sind auch für dieses Review wichtig.
MagnaCut ist einer der wenigen Stähle, der speziell für die Verwendung als Messerklingen entwickelt wurde. Zuvor galt dies nur für CPM-S30V sowie dessen Nachfolger CPM-S35VN und CPM-S45VN, doch die Vorteile von MagnaCut liegen auf der Hand. MagnaCut überzeugt mit hoher Korrosionsresistenz, doch sein größter Vorteil ist die ausgezeichnete Zähigkeit bei Härtegraden jenseits der 60-HRC-Marke. Hohe Zähigkeit macht die Klinge bruchfest bei mechanischer Beanspruchung und senkt gleichzeitig die Gefahr von Mikroausbrüchen an der Schneidkante deutlich.
C | Cr | V | Mo | Mn | Si | N | Nb |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1,15 % | 10,70 % | 4,0 % | 2,0 % | 0,50 % | 0,40 % | 0,20% | 2,0% |
Der Leistungsunterschied gegenüber älteren PM-Stählen wird offensichtlich, wenn man die Daten von MagnaCut mit einem populären Klingenstählen für Outdoor- und Einsatzmesser vergleicht. Bei einer Härte von 62 HRC beträgt die Zähigkeit von Böhler N690Co rund 3,7 ft-lbs (Foot-Pound). MagnaCut bringt es auf 17 ft-lbs, besitzt also mehr als die vierfache Zähigkeit von N690Co. Auch bei der Korrosionsträgheit ist MagnaCut den etablierten Stählen N690Co, M390 und CPM-S35VN deutlich überlegen.
Ergeben die höhere Zähigkeit und bessere Korrosionsfestigkeit von MagnaCut beim Alltagseinsatz des Messers einen Unterschied? Ja! Gerade für das Spartan Blades Clandestina ist die hohe Zähigkeit der Klinge ein entscheidendes Qualitätsmerkmal, da ein Versagen des Messers im Einsatz auch nach Jahren harten Gebrauchs nicht zu befürchten ist.
Härte und Zähigkeit von MagnaCut ermöglichen, die Schneide fein auszuschleifen, ohne dass man die hohe Schärfe mit geringer Standfestigkeit der Schneidkante und häufigem Nachschärfen bezahlen muss. Ab Werk kommt das Clandestina mit perfekt geschliffener Klinge, bei normalem Gebrauch kann die Schärfe durch das Abziehen der Schneide auf einem Rubinstab (siehe: XADR) monatelang, wenn nicht sogar jahrelang, erhalten werden.
Zum Nachschärfen einer Klinge aus MagnaCut sind Schleifmittel auf Diamantbasis am besten geeignet. Trotzdem muss man berücksichtigen, dass der Abtrag beim Schleifen geringer ausfällt und der Schleifvorgang etwas zeitaufwendiger sein kann als gewohnt. Daher sind Bandschleifer und Schärfsysteme mit geführten Schleifsteinen empfehlenswert, vor allem wenn ein Grundschliff der Klinge notwendig werden sollte.
Die Klingenform des Clandestina wirkt im Vergleich zu klassischen Einsatzmessern weit weniger martialisch. Blendet man die mit 4,75 Millimetern üppig bemessene Klingenstärke aus, könnte man der Klinge sogar eine „zierliche“ Erscheinung attestieren, sofern man ein CRK Pacific, das Spartan KA-Bar oder das ebenfalls von Bill Harsey entworfene Spartan Blades Difensa als Vergleich vor Augen hat.
Der „zierliche“ Eindruck wird durch den Verlauf der Schneide unterstützt, denn bis auf die letzten drei Zentimeter vor der Schleifkerbe verläuft die Schneide in einem Bogen. Dessen Radius ist ungleichmäßig, groß hinter der Klingenspitze und nahe dem Ricasso – dazwischen mit kleinem Radius und deutlich erkennbarer Biegung. Zusammen mit dem zur Spitze hin leicht abfallenden Klingenrücken und der Swedge entsteht eine stabile Klinge mit hohem Penetrationsvermögen und einer für Alltagsaufgaben geeigneten Schneide.
Klingenform und Größe des Spartan Blades Clandestina legen nahe, dass es nicht als primäres Einsatzmesser für Spezialeinheiten konzipiert ist. Betrachtet man die Silhouette des Messers, lassen sich Ähnlichkeiten mit leichten Jagdmessern („Bird and Trout Knife“) erkennen.
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Im Alltag zeigt sich das Spartan Blades Clandestina erstaunlich EDC-tauglich. Mit dem Messer kann man auf der Grillparty Brötchen aufschneiden und sich ein Stück vom gegrillten Ochsen abschneiden, ohne dass die Umstehenden erschrecken oder das Messer in dieser Situation deplatziert wirkt. Das Clandestina taugt zum Ausnehmen von Fischen ebenso wie zum Zerlegen eines Wildschweins. Die bogenförmige Schneide lässt sich bei feinen Schnitten präzise steuern.
Diesen Bereich deckt das Clandestina mühelos ab, daher lautet seine Paraderolle: Backup-Messer mit EDC-Qualitäten oder solides Fixed Blade für den zivilen Alltag.
Die Namensgebung liefert einen Hinweis auf die Rolle des Messers bei Einsatzkräften. „Clandestine“ steht in der amerikanischen Umgangssprache, vor allem im US-Militärjargon, für das Verborgene, Heimliche, Versteckte. „Clandestine Ops“ sind mehr oder weniger legale Geheimoperationen, die zumeist der Geheimhaltung unterliegen. So passt der Name ausgezeichnet zu einem versteckt getragenen Messer, das man vielleicht nicht in allen Situationen mitführen darf und das deshalb unauffällig oder unsichtbar getragen wird.
Der Designer: William „Bill“ Harsey
Viele Fixed Blades und Folder mit dem Spartan Blades Logo stammen überwiegend aus der Feder von William W. Harsey Jr. Er hat den Stil der Modellpalette entwickelt und damit auch das Image der Firma maßgeblich mitgeprägt. Ebenso erfolgreich wirkte er bereits Jahrzehnte früher bei Chris Reeve Knives, wo er gemeinsam mit dem Firmengründer die Modelle „Green Beret“ und „Pacific“ entwarf. Grund genug, einen Blick auf den Designer und den Stil seiner ikonischen Einsatzmesser zu werfen.
Bill Harsey soll 1955 als Sohn eines Holzfällers im US-Bundesstaat Oregon zur Welt gekommen sein. Soll? Ja, denn das Geburtsdatum ist ebenso wenig belegt wie viele andere Details aus Bills Privatleben. William „Bill“ Harsey ist ein stiller Mensch, der durch die Ergebnisse seiner Arbeit und nicht durch das Streben nach Aufmerksamkeit auffällt. Fragen nach Privatem weicht er gerne aus.
Auf unsere Frage nach seinem Geburtsdatum antwortet Bill: „Es ist verdammt lang her, so lang, dass ich es wohl vergessen habe…“
Bill Harsey wuchs in einem Umfeld auf, in dem Messer selbstverständliche und allgegenwärtige Werkzeuge sind. Bei der täglichen Arbeit in den Wäldern Oregons wird ein gutes Outdoor-Messer schnell zum wichtigsten Begleiter. Seine ersten Messer entwarf Bill Harsey schon als Teenager und entwickelte dabei eine Leidenschaft, die bis heute in ihm brennt. Aus der Begeisterung wurde Profession. Die Universität des Bundesstaates Oregon schloss Bill mit dem Titel „Bachelor of Fine Arts“ (BFA) ab.
Seit gut vier Jahrzehnten ist Bill Harsey vor allem für seine handwerkliche Präzision und seine innovativen Designs bekannt. Er hat über Jahrzehnte hinweg maßgeblich zur Entwicklung moderner Outdoor-Messer beigetragen und sich insbesondere einen Namen in der Zusammenarbeit mit renommierten Messerherstellern gemacht, zu denen neben Spartan Blades und CRK auch so renommierte Namen wie „Lone Wolf Knives“ Al Mar und Pete Gerber („Gerber Legendary Blades“) gehören.
Das Besondere an den Fixed Blades von William Harsey ist die perfekte Kombination aus kompromissloser Gebrauchsfähigkeit durch eine klare, unterkühlt wirkende und auf das Notwendige reduzierte Linienführung. Dabei gibt Harsey niemals die Ästhetik von Proportionen und Linien auf und legt größten Wert auf die Ergonomie seiner Messer. Die Verbindung aus Schönheit und kalter Effizienz und hebt Bill Harsey aus der Masse begabter Messermacher heraus.
Bill Harsey läuft keinen Modetrends hinterher, weshalb die meisten seiner Designs bereits auf den ersten Blick seinem Zeichenblock zugeordnet werden können. Wenn man die Entwicklung seit seinem legendären Einsatzmesser „The Yarborough“ bis zu heutigen Spartan Blades Modellen betrachtet, erkennt man den identischen Grundgedanken und die durchlaufene Evolution.
Das „The Yarborough“ ist eine Messerikone. Benannt ist es nach Brigadegeneral William Pelham Yarborough (1912 – 2005), der als Begründer der heutigen Special Forces der US-Armee gilt. Seit August 2002 erhält jeder Absolvent des Qualifikationskurses der US Army Special Forces ein mit Seriennummer versehenes Exemplar dieses Messers. Frei verkäuflich ist dieses Messer nicht, allerdings kann jeder Messerfan die zivile Version des „The Yarborough“ unter dem Namen „Green Beret“ von CRK erwerben.
Clandestina Varianten und Zubehör
Das Clandestina bietet Spartan Blades in zwei Ausführungen an, die sich weder in Größe noch Klingenform, sondern nur in der Farbgebung der Klingenbeschichtung unterscheiden. Schwarz oder „Flat Dark Earth“ stehen zur Auswahl. Obwohl MagnaCut mit Bestwerten bei der Korrosionsträgheit glänzt, ist das Clandestina nur mit beschichteter Klinge erhältlich.
Die Klingenbeschichtung erfolgt nach dem PVD-Verfahren („Physical Vapor Deposition“), das zu den vakuumbasierten Beschichtungsverfahren bzw. Dünnschichttechnologien gehört. Dabei wird in einer Vakuumkammer ein Ausgangsmaterial („Target“) verdampft und der Dampf elektromagnetisch so geführt, dass er sich auf der stark gekühlten Messerklinge anreichert. Das Verfahren ist aufwendig und entsprechend teuer, erzeugt aber Klingenbeschichtungen mit Bestwerten bei Abrieb- und Kratzfestigkeit. Wer sich tiefer in die PVD-Technik einlesen möchte, findet Verweise auf zwei Studien im Abschnitt „Links zum Weiterlesen“.
Als Messerscheide stehen zwei unterschiedliche Lösungen zur Auswahl. Neben klassischen Kydex-Scheiden in Schwarz oder Braun (passend zu Flat Dark Earth) bietet Spartan Blades auch Molle-kompatible Messerscheiden aus Nylon. Letztere ist keineswegs nur eine schnöde Kunststoffhülle oder gar eine Billigversion als Kydex-Ersatz, sondern eine hochwertige Tragelösung für das Clandestina.
Das Modular Lightweight Load-Carrying Equipment (MOLLE) (deutsch: Modulare leichtgewichtige Trageausrüstung) ist ein System zum Tragen der persönlichen Ausrüstung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten.
Um Ausrüstungsgegenstände (Waffen, Magazine, Messer, First-Aid-Kits etc.) zu befestigen, steht eine genormte Befestigungsbasis aus Textilstreifen (Cordura) zur Verfügung. Die Textilstreifen sind horizontal an Kampfwesten oder den Außenseiten des Rucksackes sowie den zu befestigenden Taschen (z. B. eine Magazintasche) angebracht. In diese horizontalen Streifen werden an den Taschen befindliche weitere Streifen vertikal von oben eingeflochten, so dass sie abwechselnd unter einem horizontalen Streifen des Befestigungsuntergrundes und einem horizontalen Streifen an der Tasche hindurchlaufen. Am unteren Ende wird dann der vertikale Stoffstreifen fixiert, um eine sichere Verbindung zu gewährleisten.
In der Hülle aus Cordura befindet sich eine auf Klingenform und -länge angepasste Kunststoff-Scheide, die das Messer spielfrei festhält. Zusätzlich kann das Messer durch eine Lasche mit Druckknöpfen gesichert werden.
Selbstverständlich lässt sich die Cordura-Scheide nicht nur an der Ausrüstung, sondern auch herkömmlich am Gürtel befestigen. Dabei trägt sich angenehmer als die starre Kydex-Scheide. Letztlich hängt die Wahl der Messerscheide vom persönlichen Geschmack ab, aber ein Blick auf die Molle-Sheath lohnt sich bei Sparten Blades auf jeden Fall.
Qualität, Preis und Fazit
Das Spartan Blades Clandestina liegt bei Material- und Verarbeitungsqualität auf höchstem Niveau und auch beim Zubehör gibt es keine Kritikpunkte. Die ergonomischen Eigenschaften des Messers sind ausgezeichnet, der Anschliff der Klinge lässt keine Wünsche offen. Kurz und gut: Eine andere Wertung als glatte fünf Sterne kommt nicht in Betracht.
So viel „Gold-Class“ bei Design, Material und Verarbeitung hat seinen Preis. In den USA ist das Clandestina für 360,- US-Dollar bestellbar. Der Preis gilt für die Varianten mit Molle-Sheath, mit Kydex-Scheide werden 395,- USD fällig. In Deutschland sorgen Zollsatz und Einfuhrumsatzsteuer für kräftige Aufschläge, sodass der Preis im deutschen Online-Handel haarscharf an der 500-Euro-Marke vorbeischrammt.
Ein halber Tausender für ein Fixed Blade, das nicht vollständig in Handarbeit entsteht, braucht gute Argumente, um den Preis zu rechtfertigen. Beim Clandestina vereinen sich Qualität, Ergonomie und Top-Materialien mit einem breiten Einsatzgebiet zu einem stimmigen Ganzen. Gäbe es bei Knife-Blog eine ewige Rangfolge aller jemals rezensierten Fixed Blades, hätte das Spartan Blades Clandestina einen Platz auf dem Podium sicher, vielleicht sogar ganz oben.
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Links, technische Daten und Bewertung
- Wikipedia: Molle System
- Hersteller: Spartan Blades
- Harsey Design: Yarborough Knife (engl.)
- Knife-Blog Thema: Einsatzmesser
- Knife-Blog: Klingenstahl MagnaCut
Bauform | Full Tang Fixed Blade |
Klingenlänge / -stärke: | 145 mm / 4,75 mm |
Klingenstahl: | MagnaCut, 62 HRC |
Grifflänge: | 115 mm |
Griffmaterial: | Canvas Micarta |
Gesamtlänge: | 260 mmm |
Gewicht ohne / mit Scheide | 220 g / 364 g |