Überlebensmesser von Casström und Lars Fält

Überlebensmesser von Casström und Lars Fält

Wenn der Begriff „skandinavisches Messer“ fällt, hat fast jeder Messerfan ein klares Bild vor Augen. Kurze, stabile Klingen mit „Scandi-Grind“, Griffe aus Maserbirke und stabile Steckscheiden aus Leder bilden nicht nur die Originalzutaten für typisch skandinavische Messer, sondern beschreiben auch das „Lars Fält Knive“ von Casström perfekt, das heute bei Knife-Blog zum Review bereitliegt. Kein Griff aus Aerospace-Carbon, kein pulvermetallurgischer Stahl aber trotzdem ein Messer, dem viel Erfahrung zugrunde liegt und dessen Konzept konsequent auf die Erfordernisse von Anglern, Jägern, Survival- und Outdoor-Fans abgestimmt ist.

Viele Kulturen, Völker oder Regionen haben den Bezug zu ihren traditionellen Messern im Lauf der letzten Jahrzehnte verloren. Die Globalisierung des Marktes hat über die Konzentration auf den Mainstream zu einer Art „Weltgeschmack“ geführt, in dem sich regionale Messertypen Zusehens schwerer behaupten können.

Der globale Messermarkt muss jedoch nicht zwangsläufig zur Aufgabe der eigenen Identität führen, sondern bietet kreativen Geistern und stimmigen Konzepten sogar Chancen zur Expansion. Ein gutes Beispiel ist die kleine Firma Casström aus Lappland. Anstatt sich vor dem Mainstream zu verneigen, wendet sich Casström gezielt den traditionellen Messertypen und Klingenformen der Region zu.

Casström AB ist mehr als nur eine kleine Werkstatt, auf ihrer Internet-Seite bietet das schwedische Unternehmen neben Messern aus eigener Produktion viele weitere Produkte an. Dazu gehören Messer von Brisa („EnZo“), Taschenlampen, Lederwaren und zahlreiche Outdoor-Produkte. Mit seinen Messern ist Casström auch seit Jahren auf der IWA Outdoor Classics präsent und kann sich dort über mangelndes Interesse nicht beklagen.

Casström ist in der Kleinstadt Lycksele in der schwedischen Provinz „Västerbottens län” beheimatet. Die Provinz (schwed. „län“) besteht aus der historischen Provinz Västerbotten, dem südlichen Teil Lapplands und dem nordöstlichen Teil von Ångermanland. Das Angebot von Casström beschränkt sich nicht auf moderne Interpretationen der Messer Lapplands. Filettiermesser mit dem Namen „Karesuando“ stammen aus dem gleichnamigen Ort in der arktischen Tundra und haben ihren Ursprung 300 km nördlich des Polarkreises in der Gemeinde Kiruna.

Casström und Lars Fält

Das Casström „Lars Fält Knive“ ist ein gedrungenes, stabiles Bushcraft- und Survival-Messer mit einer 11,6 Zentimeter langen Klinge. Es wurde von Casström gemeinsam mit dem schwedischen Outdoor-Spezialisten Lars Fält entwickelt und trägt daher seinen Namen. Während viele Messerfans in Westeuropa und den USA darauf bestehen, dass brauchbare Survival-Messer viel längere Klingen haben sollten, sind Experten häufig anderer Meinung und halten die knapp zwölf Zentimeter lange Klinge für völlig ausreichend. Erfreulicher Nebeneffekt für deutschen Messerfreunde: Das Casström „Lars Fält“ unterliegt nicht dem Trageverbot nach §42a WaffG (Stand Sep. 2019).

Casström Survival-Messer, Design Lars Fält
Klar, schnörkellos und nordisch effektiv: Das Überlebensmesser von Casström und Lars Fält

Lars Fält ist in der Szene alles andere als ein Nobody. Er gründete die Survival-Akademie der schwedischen Streitkräfte und war jahrelang für deren Ausbildung verantwortlich. Zusätzlich bildete er die schwedischen Fallschirmjäger, die britische SAS sowie US Special Forces für das Überleben in der Wildnis aus. In Deutschland wurde Lars Fält spätestens durch einen mehrteiligen Artikel in “DIE ZEIT” bekannt, in dem er porträtiert und seine Schule für Überlebenstraining vorgestellt wurde (sehr lesenswert, siehe unter Links ).

Design, Material und Scandi-Grind

Als Klingenstahl kommt Böhler K720 zum Einsatz. Der Fokus liegt also nicht auf maximaler Härte oder Schnitthaltigkeit, sondern klar auf Zähigkeit und Bruchfestigkeit. Der Gedanke ist sinnvoll: Zwar ist es kein Problem eine Klinge in der Tundra oder während des Urlaubs in den kanadischen Wäldern nachzuschärfen, aber eine gebrochene Klinge würde das Aus für das wichtigste Überlebenswerkzeug bedeuten. Trotzdem erreicht die Klinge mit 59 HRC einen ordentlichen Wert. Böhler K720 ist ein typischer Kaltarbeitsstahl und besitzt einen Kohlenstoffanteil von 0,9 Prozent. Weitere Legierungslemente sind Mangan (2%), Chrom (0,35%), Vanadium (0,1 %) und Silizium (0,25%).

Ursprünglich hat Böhler K720 den niedrig legierten Werkzeugstahl für Schneidwerkzeuge (Matrizen und Stempel), Werkzeuge der Stanzereitechnik, Gewindeschneidwerkzeuge und Maschinenmesser entwickelt. Seine besonderen Eigenschaften hinsichtlich Bruchsicherheit empfehlen ihn für ein Überlebensmesser, denn egal ob Batoning oder Kontakt mit Tierknochen, Ausbrüche an der Schneidkante sind bei diesem Messer nicht zu befürchten.

Böhler K720
C Cr V Mn Si
0,9 % 0,35 % 0,10 % 2,00 % 0,25 %

Das Casström „Lars Fält“ besitzt einen Flacherl mit einem 3,5 Millimeter starken Klingenrücken. Zwischen dem Stahl und den beiden Griffschalen aus stabilisierter Maserbirke befindet sich ein schwarzer Liner, dessen Kontrast zum hellen Griffholz den einzigen optischen Effekt an diesem Messer darstellt. Die Griffschalen sind zweifach genietet – am Griffende befindet sich ein mit einer Hülse verstärktes Lanyardhole.

Der skandinavische Schliff, auch „Scandi Grind“ oder „Sabre Grind“ (Säbelschliff) genannt, ist ein typisches Merkmal nordischer Messer.

An diesem Schliff scheiden im Rest der Welt bekanntermaßen die Geister, obwohl der „Scandi Grind“ einige echte Vorzüge besitzt.

Gegenüber einem Messer mit durchgehendem Flachschliff ist die Klinge weniger ausgeschliffen und dadurch stabiler.

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Letztlich ist der „Scandi Grind“ ein normaler Flachschliff – die Gratlinie setzt eben nur relativ nahe der Schneide an. Beim Casström etwa sieben Millimeter oberhalb der Schneide, von dort verläuft der Schliff winkelstabil bis zur Spitze. Dadurch muss man beim Nachschleifen in einer Außenumgebung nicht den Schleifwinkel raten, sondern kann die geschliffene Fläche plan auf den Schleifstein auflegen. Selbst mit wenig Übung lässt sich eine Klinge mit „Scandi Grind“ mit einfachen Mitteln auf ordentliche Schärfe bringen.

Beim Griff variiert Casström die nordische Variante und ersetzt die klassische Zylinderform durch eine Eigenentwicklung. Der Griff ist deutlich konturiert, vor und hinter einem faustfüllenden Mittelteil verjüngt sich der Griff. Dadurch können große und kleine Hände das Messer gut greifen, indem man je nach Handgröße den Griff etwas weiter vorn oder hinten packt. Erstaunlich, wie einfach praktikable Lösungen manchmal sein können, denn der Griff neigt weitaus weniger zum Verdrehen in der Hand, als es bei vielen anderen Messern im nordischen Stil der Fall ist.

Lars Fält Knife – Nordisch solide

Die Verarbeitung des Casström „Lars Fält“ ist in jeder Hinsicht untadelig: Die Metallarbeit ist präzise, die Griffschalen sind gleichmäßig bearbeitet und liegen plan auf den Linern an. Auch der Klingenschliff überzeugt. Der Schliff ist seitensymmetrisch und winkelstabil, die Schneide ist auf ihrer gesamten Länge sehr scharf (9/10).

Casström Lars Fält Knife mit Lederscheide

Messer und Lederscheide kommen ohne optischen Zierrat aus und sind auf Funktion und Praxistauglichkeit ausgerichtet.

Ein Extralob verdient die mitgelieferte Lederscheide. Sie ist als Köcher ausgeführt und ausgesprochen stabil. Das Messer passt exakt und lässt sich nicht herausschütteln. Je nachdem ob man das Messer am Gürtel, an der Ausrüstung oder in einer Tasche transportiert, lässt es sich mehr oder weniger tief in der Scheide versenken und ist in allen Fällen schnell zur Hand. Auch an der gerade und stets im gleichen Abstand zum Rand verlaufenden Naht zeigt sich Liebe zum Detail.

Qualität passt, Messer funktioniert und nun der Preis. Knapp 150 Euro muss ein Outdoor-Fan für ein Casström „Lars Fält“ in die Hand nehmen. Dafür erhält er ein qualitativ hochwertiges Messer, dass schnörkellos auf Gebrauch getrimmt ist. Die Lederscheide ist mehr als nur eine Zugabe und liegt hinsichtlich Verarbeitungsqualität und Passgenauigkeit deutlich oberhalb des Durchschnitts.

Lars Fält (l.) präsentiert sein Überlebensmesser auf der IWA 2018 mit Firmenchef David Cassini Bäckström (r.)

Lars Fält präsentiert sein Überlebensmesser

Für wen taugt das Casström „Lars Fält“ Knife? Ebenso groß wie die Leistungsfähigkeit ist auch der Einsatzbereich des Messers. Es ist nicht nur für Angler, Jäger und Wanderer eine gute Wahl, es ist auch ein potenter Begleiter im Urlaub und erweckt bei einer Kontrolle nicht den Anschein einer Waffe.

Auch wer es eine Nummer härter liebt und seinen Jahresurlaub dem Überlebenstraining in der Wildnis widmet oder nach „Bigfoot” sucht, wird in diesem Messer einen zuverlässigen Begleiter finden. Casström bietet viel Messer fürs Geld und hat sein Modell „Lars Fält“ hat sich eine gute Bewertung redlich verdient. Wer noch nach einer scharfen Urlaubsbegleitung Ausschau hält, dem sei das Casström „Lars Fält“ ausdrücklich ans Herz gelegt.

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Casström “Lars Fält”Daten und Ausstattung
Messertyp Fixed Blade
HerstellerCasström
Modell Lars Fält Survival Knife
Klingenlänge / Schneide116 mm / 117 mm
Klingenstärke3,5 mm
Klingenform Drop Point / Scandi Grind
Klingenhöhe28 mm
KlingenstahlBöhler K720
Gesamtlänge 234 mm
Griffmaterialstab. Maserbirke
Gewicht ohne / mit Scheide175 / 280 Gramm
Casström - Lars Fält Überlebensmesser
In einem Satz:
Das Messer ist qualitativ gut gemacht, unscheinbar aber wirkungsvoll.
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit
Material- und Verarbeitungsqualität
Survival-Faktor
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.4
Knife-Blog Wertung