Medford Marauder

Medford Marauder – Messer für Männerhände

Sie sind modern, schick und nicht nur durch die Bestimmungen des Waffengesetzes en vogue: Sogenannte Gentleman Folder boomen seit Jahren. Viele kleine Aufgaben des Alltags lassen sich mit diesen Messern meistern aber die Größe setzt ihren Einsatzmöglichkeiten eine natürliche Grenze. Den Kontrapunkt zu den kleinen, zierlichen Taschenmessern setzt Greg Medford, dessen Messer in Sachen Größe, Gewicht und Stabilität genau am anderen Ende der Skala zu finden sind. Der Medford Marauder Custom Folder ist ein besonders stattliches Exemplar.

Noch kann Greg Medford als Newcomer der Szene gelten, allerdings war sein Aufstieg in den vergangenen drei, vier Jahren rasant und sein Erfolg hat viele Messerfreunde überrascht. Sein bekanntestes Design ist das Modell Praetorian, ein mächtiges Messer mit einem Klingenblatt, das jedem Tortenheber zur Ehre gereichen würde. Jeder Messerliebhaber, der zum ersten Mal ein Praetorian T oder ein Marauder Tanto in die Hand bekommt, ist von der Größe und dem Gewicht der mächtigen Folder beeindruckt, manch einer wird durch Größe und Gewicht dieser Messer regelrecht erschreckt.

Messer von Greg Medford lernt man meistens erst auf den zweiten Blick zu lieben und nicht immer wird die Beziehung heiß und innig. Die meisten Taschenmesser von Greg Medford sind Orgien aus Titan und Stahl, sie sind schwer und manches Modell ist nur bedingt EDC-tauglich. Doch wer überbaute Titan Folder mag, ist bei Medford Knife and Tool goldrichtig.

Messer stehen immer in einer starken Beziehung zu ihrem Designer, daher muss man den hinter einem Messer stehenden Menschen immer in Kontext zu seinem Produkt betrachten. Sehen wir einmal von seelenlosen Großserien und abgekupferten Asienimporten ab, spiegelt sich in jedem Messer die Persönlichkeit seines Erbauers.

Die gradlinigen, fast minimalistischen aber kompromisslos funktionellen Messer von Mick Strider sind ein Beispiel, die nordisch unterkühlt wirkenden Designs von Jens Ansø, sind ebenso tauglich und entsprechen punktgenau seiner ruhigen, zurückhaltenden Art. Auch Greg Medford drückt seinen Produkten einen facettenreichen aber sehr typischen Stil auf.

Medford Marauder Custom

Nimmt man das Marauder oder ein Praetorian zur Hand, könnte man meinen, die Hand die dieses Messer geschaffen hat, gehört zu einem sieben Fuß großen, muskelbepackten Holzfäller, in dessen Pranken alle Messer wie Spielzeuge aussehen.

Tatsächlich ist der Mann hinter diesen Messern von durchschnittlicher Statur und eher mit den Händen eines Musikers als denen eines Forstarbeiters ausgestattet. Greg Medford, der in Arizona geboren wurde und über einen Großvater auf griechische Wurzeln zurückblicken kann, ist Spezialist für Martial Arts und hat einige Jahre im US Marine Corps gedient.

Der Macher: Greg Medford

Während der Operation „Desert Storm“ sammelte er Erfahrungen in Kampfeinsätzen und lernte viel über den Wert eines zuverlässigen Messers in gefährlichen Situationen. Die Verbindung zu Mechanik und Maschinen besteht bei Greg Medford hauptsächlich über die Luftfahrt. Flugzeuge bauen, reparieren, Flugzeugmotoren zerlegen, warten oder optimieren und zwischendurch an seinem alten Porsche basteln, gehören zu Gregs Leidenschaften. Kein Wunder, dass Greg eine Commercial Pilot’s License besitzt, nebenbei also auch ausgebildeter Verkehrspilot ist.

Greg spiegelt die Eigenschaften seiner Messer eher psychisch als physisch wieder. Ein kompromissloser, gradliniger Geist mit unverstelltem Wesen, der in jeder Situation klare Worte findet. Kein Schmuser, kein Schmeichler und niemand, der sich für ein paar Dollar das Rückgrat verbiegen lässt. Diese an Sturheit grenzende Gradlinigkeit ist nicht nur der Kern seiner Entwürfe, es ist auch der Hauptgrund, warum sich die Geister an Entwürfen von Medford Knife and Tool stärker scheiden als Messern vieler anderer Hersteller.

Das Messer: Medford Marauder

Das Medford Marauder ist in seiner ursprünglichen Form ein mehr als stattlicher Folder, dessen (nur!) knapp 10 Zentimeter lange Klinge jedem Fixed zur Ehre gereichen würde. Obwohl der Klingengang ausgesprochen smooth ist, benötigt man Kraft in den Fingern, um das Marauder spielerisch mit einer Hand zu öffnen.

Medford MarauderTechnische Daten
MessertypEinhandmesser mit Framelock
Klingenlänge95 mm
Klingenstärke6,6 mm
KlingenformAmerican Tanto Style
KlingenstahlAISI D2
Länge geöffnet / geschlossen241 mm / 127 mm
GriffmaterialTitan
Gewicht314 g

Die Klinge des Marauder Tanto weist einen Hohlschliff an der Klingenunterseite und einen Flachschliff am vorderen Ende auf. Diese Kombination gewährleistet trotz der Stärke der Klinge eine gute Schneidleistung und hohe Stabilität an der Spitze. Wie die meisten Messer von Medford Knive & Tool wird auch die Tantoklinge des Marauder aus D2 Stahl gefertigt. Greg Medford verwendet diese Stahlsorte für den größten Teil seiner Messer und schwört auf die Allround-Qualitäten dieses Stahls. Die Klingen aus D2 Stahl sind an dem eingeschlagenen Buchstaben „D“ erkennbar.

Es gibt keinen besten Stahl“, sagt Greg Medford, „entscheidend ist, was ein Käufer mit seinem Messer machen will, in welcher Umgebung er es einsetzt und wie viel er bereit ist, für eine bestimmte Stahlsorte zu zahlen.“

Greg lobt die feine Schneidkante, die mit D2 erzielt werden kann. Selbst durch ein Mikroskop betrachtet ist die Schneidkante aufgrund des feinen Kristallgitters spektakulär.

Medford Marauder Klinge

Selbst extrem dünn ausgeschliffen ist die Klinge immer noch stabil und schnitthaltig. D2 oder CPM154 bzw. RWL34 haben gute Allround-Eigenschaften bei hoher Korrosionsträgheit, lassen eine feine Schneidkante zu, sind schnitthaltig und gut nachschärfbar. Für alle Messerfreunde, die sich partout nicht mit D2 anfreunden können, kann das Marauder auch mit S35VN (Kürzel „S“) oder CPM-3V (Kürzel „3“) Klinge bestellt werden.

Die Verwendung von D2 Stahl ist ein häufiges Argument der Kritiker gegenüber Greg Medford und seinen Messern. Dabei reichen die Behauptungen von „dieser Stahl ist für Messer überhaupt nicht geeignet“ bis zum Lob über den grünen Klee. Die Wahrheit liegt in der Mitte. D2 ist ordentlich, aber kein Superstahl. Im vorliegenden Fall will er nicht so recht zur Preiskategorie des Messers passen.

Medford Marauder, closed

Der Taschenclip aus Titan ist eine solide Konstruktion und hält das gut 300 Gramm schwere Messer sicher in der Tasche.

Bei der ewigen Stahldiskussion darf man allerdings nicht vergessen, dass die erbittertsten Diskutanten in der Regel ihre Messer nicht bis an den Rand der Belastbarkeit beanspruchen. Sie setzen ihre Messer zumeist nur für leichte Alltagsaufgaben ein und können daher ihre Argumente kaum durch eigene Erfahrungen untermauern.

Aus dem Vollen gefräst …

Das Griffmaterial ist Titan, was bei einem Messer der gehobenen Preiskategorie nicht überrascht. Überraschend dagegen ist die Materialstärke von fast 5 Millimeter pro Griffschale. Durch die gut 6 Millimeter starke Klinge und die massiven Griffschalen besitzt das Marauder Tanto eine Breite von nahezu 18 Millimetern, was in Kombination mit den 26 -30 Millimeter hohen Titanblöcken zu einem Griff führt, der auch eine große Männerhand gut ausfüllt.

Das Marauder besitzt ein Framelock, das mit dem Geräusch einer zufallenden Tresortür die Klinge verriegelt. Obwohl bei Klinge und Framelock viel Material im Spiel ist, hält sich der Kraftaufwand beim Entriegeln und Schließen des Messers im Rahmen.

Zwei vermeintliche Thumb-Studs dienen in Wahrheit als Anschlag für die Klinge im geöffneten Zustand. Durch Daumendruck auf diese Pins lässt sich die Klinge des Marauder nicht anheben. Das einhändige Öffnen funktioniert am besten mit einem kleinen Trick, der Mittelfinger überwindet den Detent und hebt von der rückwärtigen Seite die Klinge um einige Millimeter an. Anschließend findet der Daumen Halt in der „Fuller-groove“ genannten Hohlkehle. Nun kann die Klinge des Marauder mit dem Daumen ins Lock geschoben oder aus dem Handgelenk aufgeschleudert werden.

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Mit kleinen Händen und zarten Fingern wird dies allerdings nicht gelingen, das Medford Marauder Tanto ist definitiv ein Messer für Männerhände. Die eigenwillige und anfangs etwas gewöhnungsbedürftige Öffnungsprozedur hat allerdings sogar einen angenehmen Nebeneffekt. Nur wer mit dem Messer vertraut ist, kann es mühelos öffnen.

Bei einer Polizeikontrolle geht die Chance gegen Null, dass der Beamte das Messer einhändig zu öffnen vermag. In diesem Fall würde sich aus der Bauart anno 2016 kein Trageverbot nach §42a WaffG ableiten lassen.

Das Medford Marauder wird mit Tanto oder Drop Point Klinge, mit verschiedenen Klingenstählen und in vielen optischen Varianten hergestellt. Gemein haben alle Messer die beidseitigen Titan-Griffschalen, die optionale „All Titanium Hardware Package“ Ausstattung umfasst einen speziell geformten Clip aus Titan und farbig anodisierte Spacer aus Titan. Am hinteren Ende befindet sich statt eines kleinen runden Spacers ein massives Stück Stahl, von dem unten eine fiese Kante aus dem Titan-Griff herausragt.

Viele würde es als Glasbrecher bezeichnen, doch am Medford Marauder ist es eher ein „Doorbreaker“. Eventuell vorhandenes Glas bricht quasi nebenbei unvermeidlich mit. Hält man das geschlossene Messer im Reverse Grip in der Faust, wird diese Kante zu einer wirksamen Waffe, die die Schlagwirkung effektiv auf einen Punkt konzentriert und jeden Knochen wie Glas brechen lässt.

Die Griffe bei Standardmodellen sind einfarbig, bei Sondermodellen in Handarbeit anodisiert und zumeist Einzelstücke. Letzteres macht sich im Preis bemerkbar, der bei rund 850 Dollar für ein Medford Marauder in Standardausführung beginnt. Einzelstücke mit S35VN Klinge, „all titanium“ Ausstattung und aufwendig anodisierten Griffschalen können auch 2.000 Dollar und mehr kosten.

Medford Marauder – Qualität, Verarbeitung, Preis

An der Verarbeitung des Messers gibt es nichts zu bemängeln. Zwei Dinge verdienen besondere Erwähnung: Der Hohlschliff der mächtigen Marauder Klinge ist absolut perfekt in Symmetrie und Linienführung, was nur ein sehr erfahrener Grinder in dieser Form hinbekommt. Das zweite Highlight ist die aufwendige Anodisierung von Klinge, Griff und Clip. Dazu addiert sich ein nicht unwesentlicher Materialeinsatz mit einem hohen Anteil an Handarbeit bei Verzicht auf Fertigungsschritten in Niedriglohnländern.

Trotz Originalität und überdurchschnittliche Wertstabilität ist das Preis-Leistungs-Verhältnis problematisch, denn das Marauder Tanto stößt in Regionen vor, die für viele Messerfreunde jenseits von Gut und Böse sind. Dafür ist das Messer durch seine solide Konstruktion faktisch unzerstörbar und ist einer der wenigen Folder, der ein Fixed Blade ersetzen kann.

Der Name „Marauder“ lässt sich mit „Plünderer“ oder „Räuber“ übersetzen und geht auf Gregs Affinität zur Luftfahrt zurück. Die Martin B-26 Marauder war ein mittelschwerer Mittelstreckenbomber der Glenn L. Martin Company aus dem kalifornischen Santa Ana in den USA. Im Zweiten Weltkrieg war der zweimotorige Schulterdecker wegen seiner hohen Geschwindigkeit und schweren Bewaffnung ein effektiver Bomber.

Wer grundsätzlich an den Messern von Medford Knife & Tool Gefallen findet, erhält mit dem Marauder in der Tanto oder Drop Point Version ein hervorragendes EDC mit einzigartigem Design und hohem Spaßfaktor. Hat man die Anschaffungskosten erst einmal weggelächelt, besitzt man ein Messer, dass einem bis ans Ende der Zeit gute Dienste leisten wird.

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