Bei Aussagen über Messer, deren Qualität oder Praxistauglichkeit kann man sich noch so sehr um Objektivität bemühen, der subjektive Eindruck des Rezensenten wird unweigerlich in die Beurteilung mit einfließen. Fakten und Meinung sind dadurch immer in einer gewissen Weise miteinander verbunden. Trotzdem soll ein Höchstmaß an Transparenz und Objektivität gewährleistet werden. Um diesem Ziel möglichst nahe zu kommen, hat Knife-Blog für Wertungen bei Reviews klare Kriterien und Eckpunkte definiert.
Inhalt und Übersicht
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Jeder Messerfreund hat individuelle Erfahrungen sowie Zu- oder Abneigungen gegenüber bestimmten Bauformen. Dem Rezensenten geht es nicht anders. Dadurch spielt der Faktor Mensch selbstverständlich auch bei Knife-Blog eine Rolle. Zur Fairness bei Reviews gehören gleichbleibende Kriterien und nachvollziehbare Ergebnisse. Deshalb sollen die Bewertungskriterien öffentlich bekannt und transparent sein.
Der Grundgedanke hinter dem Bewertungssystem von Knife-Blog ist, dass ein perfektes Messer fünf Sterne erreicht. Das entspricht 100 von 100 Wertungspunkten. Von diesem Maximalwert werden bei konstruktiven, technischen oder praktischen Mängeln mehr oder weniger deutliche Abzüge vorgenommen. Das optimale 100-Punkte-Ergebnis entspricht auf der Knife-Blog Bewertungsskala fünf Sternen, vier Sterne stehen für 80/100 Punkten, drei Sterne für 60/100 Punkten und so weiter…
Die angesprochene Objektivität ist einer der schwierigsten Punkte bei den Beurteilungen.
Jeder kennt das Problem: Der Wein, der einem im Urlaub wie ein Vorgeschmack auf das Paradies vorkam, schmeckt Zuhause wie ein Gewächs von der Nordseite des örtlichen Rangierbahnhofs. Kein Tag ist wie der Andere und daher sind der Faktor Mensch und eine subjektive Komponente bei jedem Review unvermeidbar mit im Spiel.
Der Unterschied: Bewusste Verfälschungen gibt es nicht! Bei Knife-Blog gibt es keine Gefälligkeitsgutachten, keine gekauften Meinungen, keine Rücksicht auf große Namen und keine Kompromisse, wenn das zu begutachtende Messer Mängel aufweist. Ähnliches gilt für Ausrüstung und Zubehör. Ist ein Produkt nicht optimal geeignet, schlecht verarbeitet oder ist es für den geplanten Einsatzzweck nicht uneingeschränkt tauglich, werden diese Einschränkungen im Review klar benannt.
Das Knife-Blog Bewertungssystem
Jede Bewertung eines Messers auf Knife-Blog setzt sich aus mehreren Einzelwertungen zusammen. Die Bewertung des Messer befindet sich in einer übersichtlichen Grafik am Ende des Reviews und schlüsselt Pro & Contra nach sechs Kriterien auf.
- Klingenstahl
- Anschliff
- Design, Praxistauglichkeit, Sicherheit
- Material- und Verarbeitungsqualität
- Ergonomie und Justage (Bei Messern mit feststehender Klinge entfällt der Punkt „Justage“)
- Preis-Leistungs-Verhältnis
Positive und negative Eigenschaften werden neben dem Gesamtergebnis nur dann stichpunktartig aufgelistet, wenn sie gravierend sind oder wenn ein Messer die Sicherheitsprüfung nicht besteht.
Design, Ergonomie und Sicherheit
Das Design ist bei einem Messer das Einzelkriterium, das am schwersten objektiv zu beurteilen ist. Zu verschieden sind Geschmack, Vorlieben und Abneigungen der Messerfans, um allgemeingültige Regeln definieren zu können. Daher geht nicht der Stil eines Messers in die Bewertung ein, sondern die Fragen, wie praxistauglich seine Gestaltung ist und ob die Idee hinter dem Design konsequent umgesetzt wurde.
Letztlich entscheiden nicht Material und Qualität über die Gebrauchsfähigkeit eines Messers, sondern seine Ergonomie. Dazu gehören neben der Handlage auch Bequemlichkeit und Zuverlässigkeit, mit der sich Klingen öffnen, entriegeln und schließen lassen. Die Einschätzung der Handlage ist zwangsläufig subjektiv und orientiert sich an Empfinden und Erfahrung des Autors.
Ganz anders liegt der Fall, wenn die sichere Handhabung des Messers durch das Design oder konstruktive Mängel beeinträchtigt wird. Droht ein Verletzungsrisiko durch scharfe Kanten, schlechte Verarbeitung oder eines schlecht konstruierten oder falsch eingestellten Lock, wird die Abwertung entsprechend deutlich ausfallen.
Material- und Verarbeitungsqualität
Die Bewertung eines Messers erfolgt auf Knife-Blog immer im Kontext seines Preises. Was für ein preiswertes Modell als akzeptabel gewertet wird, kann bei einem Messer der Mittel- oder Oberklasse zu Abzügen führen. Manchmal ist dies beim verwendeten Klingenstahl der Fall.
Ein gutes Beispiel sind Klingenstähle der unteren Mittelklasse, also zum Beispiel AUS-8 oder 8Cr13Mov. Die Verwendung eines solchen Stahls für ein Messer unter 60 Euro kann im Review zwar kritisch kommentiert werden, führt aber beim Gesamtergebnis nur zu einer geringfügigen Abwertung. Ganz anders bei einem Messer, für das der Käufer 100 Euro oder mehr ausgeben muss. In dieser Preiskategorie würde ein unterklassiger Stahl zu einer sehr deutlichen Abwertung führen.
Messer decken einen Preisbereich von zehn bis zu mehreren Tausend Euro ab und der Anspruch nach perfekter Verarbeitung steigt mit dem Preis. Wie beim Material gilt auch bei der Verarbeitungsqualität, dass außer bei preiswerten „Budget Knives“ jeder Fehler oder Verarbeitungsmangel zur Abwertung führt.
Dabei kann es sich um Werkzeugspuren, lockere Griffschalen, schief angesetzte Schrauben, ungleichmäßige Bearbeitung der Oberflächen, schlechten Klingengang, geringe Passgenauigkeit der verbauten Komponenten oder ähnliche Mängel handeln. Auch in diesem Punkt gilt: Je teurer das Messer und desto schwerwiegender der Mangel ist, desto höher fällt der Punktabzug aus.
Praxistauglichkeit
In diesem Punkt wird der Frage nachgegangen, ob das Messer für die Aufgaben geeignet ist, die sein Hersteller oder Designer dem Messer zugedacht hat. Da die Einsatzmöglichkeiten für das Werkzeug Messer nicht zählbar sind, orientiert sich die Bewertung hauptsächlich an den für die Bauform des Messers typischen Aufgaben.
Swag-Faktor
Diese Kategorie gibt es bei Reviews ab Mai 2023. In diesen Bewertungspunkt fließen Lifestyle, Besitzerfreude, Coolness und Originalität des Produktes ein. Nimmt man ein Messer gern zur Hand? Präsentiert man es gern seinen Freunden? Wie stolz ist man, dieses Messer zu besitzen? Wie viel Spaß macht die Bedienung eines Folders, wie edel ist die Gestaltung eines Gentleman Folders oder wie kalt läuft es einem den Rücken bei einem taktischen Fixed herunter. Der „Must-Have-Index“, das unbedingt haben wollen eines Messers und das Herausragen aus der Masse sind eng mit dem Swag-Faktor verknüpft.
Langweiliges Design, fragwürdige technische Konzepte oder die x-te Neuauflage von Altbekanntem wirken sich negativ auf den Swag-Faktor aus. Ebenso führen Widersprüche zwischen Marketingaussagen des Herstellers und den tatsächlichen Eigenschaften des Messers zur Abwertung. Blender fallen in dieser Kategorie ebenso gnadenlos durch wie Messer mit geringem Wiedererkennungswert.
Wertungen bei Foldern: Justage und Funktion
Dieser Bereich erscheint nur bei Wertungen für Taschenmesser. Die Justage spielt eine entscheidende Rolle für die Praxistauglichkeit des Messers. Dazu gehören der Kraftaufwand, der zum Öffnen oder Entriegeln der Klinge benötigt wird, aber auch der Klingengang und die Einstellung des Detent.
Bewirbt also der Hersteller ein 425 Gramm schweres Messer als Neck Knife, wird das Gewicht bei der Praxistauglichkeit zu einer negativen Bewertung führen. Ähnliches gilt, wenn Klingen zu lang, zu kurz, zu dick, zu dünn, zu breit oder zu schmal sind, um gute Dienste beim empfohlenen Einsatzzweck zu leisten.
Wertungen bei Fixed Blades: Survial-Faktor
Nur bei Fixed Blades mit dem Charakter eines Survial-Messers wird dieses Wertungskriterium angezeigt. Dabei wird der Begriff „Survival“ sehr großzügig ausgelegt und ist nicht auf reine Survival-Messer beschränkt. Schließlich hat jedes Messer mit feststehender Klinge die Aufgabe, sämtliche Alltagsaufgaben zu bewältigen.
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Klingenstahl und Schliff
Zur Verarbeitungsqualität gehört der Klingenschliff. Optimalerweise weist eine Klinge entlang der gesamten Schneide und auf beiden Seiten einen konstanten Schleifwinkel auf. Die Spitze muss sauber zugeschliffen und von perfekter Symmetrie sein. Die Qualität der Klinge wird anhand einer zehn Punkte Skala beurteilt:
- 100 = In jeder Hinsicht perfekter Schliff und extreme Schärfe entlang der gesamten Schneide.
- 90 = Überdurchschnittlich scharf entlang der gesamten Schneide, absolut winkelstabiler Schliff, perfekte Spitze.
- 80 = Sehr scharf entlang der gesamten Schneide, weitgehend winkelstabiler Schliff, perfekte Spitze.
- 70 = Klinge ungleichmäßig scharf und/oder Schliff nicht winkelstabil und/oder Spitze unsymmetrisch.
- 60 = Schärfe der Klinge ist gerade noch ausreichend und/oder deutliche Fehler im Schliff.
- 50 oder weniger: Der Klingenschliff ist mangelhaft oder die Schneide besitzt ungenügende Schärfe.
Die Wertung erfolgt als Zahlwert zwischen null und einhundert und geht in die Wertung mit ein bis fünf Sternen ein.
Ausstattung und Zubehör
Der Klassiker in diesem Bereich sind schlecht verarbeitete Kydex-Scheiden, die zudem oft auch noch aus zu dünnem Material gefertigt werden. Selbst bei Messern der gehobenen Preiskategorien findet man diesen Mangel häufig. Wenn ein Hersteller meint, dass für den Käufer seines 500 Euro teuren Outdoor-Messers eine lausig angepasste „Karo-Einfach“ Scheide ausreichend ist, wird das Messer im Review eine deutliche Abwertung hinnehmen müssen.
Auch bei Lederscheiden liegt ein besonderes Augenmerk auf Passgenauigkeit und Verarbeitungsqualität. Die Sauberkeit und der gerade Verlauf aller Nähte, das verwendete Garn und die Materialqualität des Leders spielen wichtige Rollen. Sonstiges Zubehör (Schleifstäbe, Fire Starter etc.) werden nach Qualität und Funktionalität beurteilt.
Bei Taschenmessern geht in die Wertung das Vorhandensein von Taschenclip, Lanyard Hole und anderen Details ein. Speziell für Titan Framelock Folder gilt, dass sowohl ein Überdehnschutz sowie ein Stahleinsatz zum Schutz der Lock Bar vorhanden sein sollten. Beides ist heute Stand der Technik und wirkt sich auf die Langlebigkeit des Messers aus. Daher führt das Fehlen eines der beiden Merkmale schon bei preisgünstigen Messern zu einer Abwertung.
Für Ausrüstungsgegenstände oder Werkzeuge gelten die Bewertungskriterien sinngemäß.
Wertungen bei Reviews: Preis-Leistungs-Verhältnis
Die Qualität von Material und Verarbeitung müssen in einem gesunden Verhältnis zum Preis stehen. Je höher der vom Hersteller oder Händler verlangte Preis ist, desto höher dürfen und müssen die Anforderungen an die Qualität sein. Auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis gilt: Ein und der gleiche Mangel führen bei einem hochpreisigen Messer zu einer stärkeren Abwertung als bei einem billigen Arbeitsmesser.
Werkzeugspuren können als Beispiel dienen. Hässlich und vermeidbar ärgern sie den Messerfreund, aber die negative Wirkung oberflächlicher Kratzer hat über den optischen Mangel hinaus keine Konsequenzen für die Gebrauchsfähigkeit oder Sicherheit des Messers. Ein Messer der Budget-Klasse muss in solchen Fällen eine moderate Abwertung hinnehmen, ein Messer der Mittelklasse wird spürbar abgewertet und ein Messer der preislichen Oberliga wird bei mangelnder Sorgfalt seines Herstellers massive Abwertungen hinnehmen müssen.
Grundsätzlich wird Handarbeit als positive Eigenschaft gewürdigt, sofern der Hersteller die Arbeiten nicht in Billiglohnländern vornehmen lässt. Produktionsstandorte in Billiglohnländern werden beim Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigt. Das niedrige Lohnniveau in vielen Ländern muss zwangsläufig zu niedrigeren Verkaufspreisen führen als bei Messern, die in Westeuropa oder den Vereinigten Staaten produziert werden.
Wenn ein Messer die (seltene) 100 Punkte oder 5-Sterne Wertung erreicht, drückt das aus, das seine Perfektion den technischen Stand des Machbaren repräsentiert. Erhält ein Messer eine 4,5 Sterne, liegt es qualitativ bereits deutlich über dem Durchschnitt seiner Klasse.
Wahrhaftigkeit der Informationen
Veröffentlicht ein Hersteller falsche, irreführende oder lückenhafte Informationen zu Materialien, Herstellungsprozessen oder dem Herstellungsland, kann dies, je nach Schwere des Einzelfalls, zu Abwertungen bis zu 90 Prozent führen.
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Links
- Knife-Blog Rubrik: In eigener Sache
- Knife-Blog Thema: Reviews und Praxistests
- Wikipedia: Review und Rezension