Fünf Taschenmesser mit EDC-Ambitionen, fünf Konzepte, drei Hersteller und ein gemeinsamer Nenner: Alle Messer besitzen eine Klinge aus MagnaCut. Du suchst ein potentes Leichtgewicht, eine fette Klinge oder ein optisch dezentes Messer für den Abendanzug? Die Spanne reicht heute von traditionell bis stylish, von brachial bis filigran und vom Stadtbegleiter bis zum führverbotenen Einhandmesser. Wüsteneisenholz kommt ebenso vor wie schlichtes G-10 und natürlich auch jede Menge Titan. Welcher EDC-Typ du auch immer bist, bei der kleinen Auswahl von Knife-Blog ist für jeden Messerfan, für jeden Job und für jeden Geldbeutel ein feines Taschenmesser dabei.
Inhalt und Übersicht
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Nach dem ausführlichen Blick auf den Klingenstahl in der vergangenen Woche nun endlich eine ebenso kleine wie feine Kollektion von Schneidwaren mit Klingen aus MagnaCut. Bevor es richtig losgeht, räumen wir noch schnell ein Vorurteil ab. Der Klingenstahl MagnaCut ist nicht so hochpreisig, dass er ein Taschenmesser stark verteuert oder gar unerschwinglich werden lässt.
Seit Corona sind die Preise für Serienmesser merklich gestiegen. Keine Firma, kein Land und kein Messertyp sind von diesen schmerzhaften Preissteigerungen verschont geblieben. Auf den sozialen Medien argwöhnen manche, dass der Grund für den Preisanstieg nur der Hype um MagnaCut sein könne. Das Wort „Abzocke“ macht gelegentlich die Runde. Doch tatsächlich trägt der neue Klingenstahl allenfalls geringe Schuld, denn im globalen Messermarkt werden die Preise von denselben Inflationsfaktoren getrieben wie in anderen Konsumbereichen auch.
Klingenstahl MagnaCut
Richtig ist aber auch, dass MagnaCut sowohl in Europa als auch in den USA derzeit teurer ist als viele gängige PM-Stähle. Warum? Weil MagnaCut seinen Stahlkollegen leistungsmäßig überlegen ist. Qualität und Leistung seines Produktes lässt sich der Hersteller logischerweise vergüten. Das ist bei Messerstahl nicht anders als bei Autos, Fahrrädern, Klamotten, Whisky, Cognac oder Cannabis. Gutes Zeug kostet halt immer ein paar Taler mehr.
Über MagnaCut und seine technischen Eigenschaften haben wir bereits in zwei Artikeln ausführlich berichtet: MagnaCut – Star oder Sternchen und kürzlich mit Schwerpunkt auf Veränderungen im Messermarkt durch den neuen US-Stahl.
Das Leichtgewicht: Spyderco Manix 2 Lightweight Salt CPM MagnaCut
Der Name überragt die 86 Millimeter lange und 3,2 starke Klinge um ein paar Buchstaben. Prägnanter, kürzer und knackiger ist die SKU des Messers: C101YL2. In diesem kryptischen Kürzel sind die Modellbezeichnung 101, die Farbe Gelb („Y“) sowie ein Hinweis auf die Lightweight-Variante („L“) der zweiten Modellgeneration verborgen.
Das Manix 2 MagnaCut gehört zur „Salt-Serie“ von Spyderco, also zu der Gruppe von Messern, die auch bei Dauerkontakt mit Salzwasser oder salzhaltiger Luft weitgehend korrosionsfrei bleiben. Das ist ein Novum, denn MagnaCut ist der erste und einzige PM-Stahl, der es in diese exklusive Liga geschafft hat. Bisher teilten sich die alten Schmiedestähle H-1, H-2 und LC200 diesen Bereich. Die drei Stähle sind zwar noch einen Hauch korrosionsträger als MagnaCut, dafür aber nur mäßig zäh und können vor allem bei der Schnitthaltigkeit nicht überzeugen.
Vor der Version mit MagnaCut gab es bereits über sechzig (!) Varianten des Messers mit zahlreichen Klingenstählen, darunter so bekannte Namen wie M390, Cruwear, Rex45 oder CPM-M4. Zum brauchbaren Arbeitsmesser für Angler und Wassersportler wird es allerdings erst durch die hohe Korrosionsträgheit von MagnaCut und den leuchtend gelben Griff aus robustem FRCP (glasfaserverstärktes Copolymer).
Wasser fürchtet die Klingenverriegelung des Manix 2 Lightweight nicht. Das Ball-Lock-System funktioniert auch bei Nässe und sogar unter Wasser problemlos. Zum Trocknen muss man das Taschenmesser nicht zerlegen, ein paar Mal ausschütteln und an der frischen Luft trocknen lassen, genügt vollkommen.
Zum Öffnen der Klinge verfügt das Manix 2 Lightweight das herstellertypische Loch in der Klinge („Spydiehole“), das dem Daumen als Anker dient. Das Aufschieben der Klinge benötigt weder Kraft noch besondere Technik und geht erfreulich unspektakulär vonstatten. Auch das Entriegeln des Ball-Locks geht leicht von der Hand. Zieht man mit Daumen und Zeigefinger den schwarzen Hebel vier Millimeter in Richtung Griffende, lässt sich die Klinge einklappen.
Das Spyderco Manix 2 unterliegt als Einhandmesser in Deutschland dem eingeschränktem Führverbot des deutschen Waffengesetzes. Die Bestimmungen für Taschenmesser im deutschen Waffenrecht erklärt Knife-Blog im Artikel „Taschenmesser 2024 – Erlaubt und verboten“ leicht verständlich.
Beeindruckend ist, gemessen an der Größe von Messer und Klinge, das geringe Gewicht des gelben Leichtgewichts, das mit rund 80 Gramm selbst in luftig-leichter Sommerbekleidung nicht auffällt.
Die Ausführung des Manix 2 Lightweight ist mit Ausnahme der Grifffarbe identisch mit der preisgekrönten Urform dieses Messers. Das zusätzliche Aufgaben- und Einsatzgebiet des Manix 2 im Wassersport beeinträchtigt die EDC-Qualitäten nicht negativ. Im Gegenteil: Als EDC für den Sommerurlaub ist das Spyderco Manix 2 Lightweight auch für Messerfreunde eine gute Wahl, die ohne Angel und Kescher unterwegs sind und die lediglich ein leichtes, robustes und zuverlässiges Taschenmesser für den Alltag suchen.
Wenig Gewicht trotz Fullsize-Klinge macht dieses Messer auch für Wanderer, Mountainbiker und alle Outdoor-Fans interessant, die auf das Gewicht ihrer Ausrüstung achten müssen. Ungewohnt für ein Spyderco Taschenmesser ist, dass der Listenpreis von 232 US-Dollar bis jetzt vom Online-Handel nicht deutlich unterboten wird. Die Preise im qualifizierten deutschen Online-Fachhandel liegen bei begrenzter Verfügbarkeit konstant im Bereich um 220,- Euro (April 2024).
Technische Daten – Spyderco Manix 2 Lightweight
- Bauform: Einhandmesser mit Klingenverriegelung
- Klingenlänge: 86 mm
- Klingenstärke: 3,2 mm
- Klingenstahl: CPM-MagnaCut
- Länge geöffnet: 203 mm
- Länge geschlossen: 118 mm
- Griffmaterial: FRCP
- Gewicht: 80 g
Preise und Bezugsquellen
Listenpreis: 232,- USD, dt. Onlinehandel ca. 220 €
Verkaufsstart: Mai 2024
- Bezugsquellen: Böker
- Bezugsquelle: Messerworld (mit schwarzem Griff, gelb a. Anfrage)
- Bezugsquelle: Joe’s Messershop (mit schwarzem Griff, gelb a. Anfrage)
Das Edle: Slicer von Štefan Galovič
Štefan Galovič ist ein slowakischer Messermacher und stellt seit Jahrzehnten Fixed Blades und Taschenmesser in nahezu reiner Handarbeit her. Mit seinem Taschenmesser „Slicer“ hat er eine faszinierende Brücke zwischen traditionellen Klappmessern und modernen Foldern geschaffen. Obwohl äußerlich an klassische Modelle erinnernd, stecken unter der Oberfläche ausgefeilte Technik, hochwertige Materialien und natürlich MagnaCut als Klingenstahl.
Das „Slicer“ soll im Alltag als vielseitiges Schneidewerkzeug dienen und gleichzeitig den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Es kombiniert traditionelle Merkmale wie Zweihandöffnung und Holzgriffschalen mit modernen Elementen wie einem Back-Lock-Verriegelungssystem. Dadurch unterliegt dieses Taschenmesser in Deutschland nicht dem eingeschränkten Führverbot.
Štefan Galovič ist ein Messermacher der alten Schule und verwendet keine industriell vorgefertigte Teile. Fast alle Teile entstehen in Handarbeit und werden dem jeweiligen Messer auf den Leib geschneidert.
Die MagnaCut-Klinge des „Slicer“ misst 95 Millimeter und ist auf eine Härte von 63 HRC gehärtet. Sie verfügt über einen Hohlschliff mit einem Schleifwinkel von 15° Grad, was der Schneidleistung zugute kommt. Die sieht man dem bieder gestylten „Slicer“ allerdings nicht auf den ersten Blick an, umso größer ist die Überraschung, wenn die hohl geschliffene Klinge mühelos durchs Schnittgut zischt.
Der Griff des Messers besteht aus kontrastreich gemaserten und fehlerfreien Wüsteneisenholz aus Arizona, das ebenso robust wie ästhetisch ist. Alternativ können auch Griffschalen aus anderen Materialien wie Carbon oder Pockholz gewählt werden. Der großzügig bemessene Griff bietet auch großen Händen ausreichend Platz und ermöglicht eine ergonomische Handhaltung. Obwohl poliert und geölt, neigt das Slicer nicht zum Durchrutschen in der Hand.
Die Klinge des „Slicer“ lässt sich nur zweihändig öffnen, denn die Rückenfeder des Back Locks sorgt für eine ordentliche Vorspannung. Das Einklappen der Klinge erfordert einen kräftigen Druck auf den Verriegelungsarm, versehentliches Entriegeln ist nicht möglich.
Das „Slicer“ ist ein echtes Custom und kein Mid-Tech, dass in hoher Auflage produziert wird. Da es sich um echte Einzelstücke handelt, sind Bauteile zwischen zwei Messern nicht austauschbar, selbst die Schrauben der Griffschalen passen bei einem Messer oft nur an einer Position. Auch lassen bei unter der Lupe Werkzeug- und Bearbeitungsspuren ausmachen, die allerdings weder die Optik des Messers noch seine Funktion beeinträchtigen.
Preislich ist das „Slicer“ mit deutlich unter 400,- Euro ein echter Knüller, denn Customs mit Klingen aus MagnaCut starten normalerweise im vierstelligen Bereich. Fans traditioneller Handwerkskunst sollten bei Interesse nicht zögern, denn die Stückzahlen sind begrenzt und Štefan Galovič fertigt pro Monat nur eine überschaubare Zahl seiner Messer.
Technische Daten – Slicer
- Bauform: Zweihandmesser mit Klingenverriegelung
- Klingenlänge: 95 mm
- Klingenstärke: 3,3 mm
- Klingenstahl: CPM-MagnaCut, 63 HRC
- Länge geöffnet: 213 mm
- Länge geschlossen: 120 mm
- Griffmaterial: Wüsteneisenholz (andere Griffmaterialien auf Wunsch)
- Gewicht: 140 g
Das Elegante: Böker Coffin Denim Micarta
Noch ein Taschenmesser, an dessen Entstehung Handarbeit eine große Rolle spielt. Das Coffin entsteht in der Böker Manufaktur in Solingen und gehört in die kleine Gruppe erschwinglicher Serienmesser, die das Solinger Unternehmen in eigenen Werkstätten fertigt. Entworfen wurde das kleine Zweihandmesser von Chuck Gedraitis, der im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts lebt und seit fast zwei Jahrzehnten als Messermacher tätig ist. In Deutschland sind seine Customs rar, so ist er den Messerfans vor allem durch Entwürfe für Böker bekannt geworden. Chuck Gedraitis hat ein Faible für dolchähnliche, symmetrische Formen, was sich nicht nur bei seinem Modell Böker Plus Pocket Smatchet, sondern auch beim Coffin beweist.
Das Coffin ist technisch ein Zweihandmesser ohne Klingenverriegelung und optisch ein Gentleman Folder par excellence. Die symmetrisch geformte Klinge ähnelt der Spear-Point-Form, ist jedoch nur einseitig angeschliffen und kollidiert deshalb nicht mit dem deutschen Waffengesetz. Die kurze Swedge durchbricht die klassische Linienführung und zieht ebenso den Blick auf sich wie der zum Stilelement erhobene, 27 Millimeter lange Nagelhau auf der linken Klingenseite.
Denim Micarta, das klingt nach Haute Couture, meint aber Jeansstoff. Der ist nur zu erahnen, denn der für Jeans typische Kontrast zwischen indigofarbenen Kettfäden und weißen Schussfäden geht beim Stabilisieren verloren. Die Struktur des Stoffes lässt sich beim Tasten aber immer noch erahnen und sorgt für gute Rutschfestigkeit des Griffes. Die ergonomischen Qualitäten des kleinen Gentleman Folders sind besser, als die Griffform zunächst suggerieren möchte. Der Griff des Böker Denim Micarta bietet Platz für vier Finger, wobei der Daumen nicht zu weit auf dem Klingenrücken nach vorn rutschen muss.
MagnaCut an einem Taschenmesser, das aufgrund seiner Bauform nur für leichte Schneidearbeiten in Betracht kommt, muss man als Statement werten. Zähigkeit und Schnitthaltigkeit von MagnaCut braucht man bei einem Gentleman Folder nicht unbedingt, freut sich aber, viel Reserve in der Hinterhand zu haben und auf baldiges Nachschleifen verzichten zu können. Die Korrosionsfestigkeit des Stahls verleiht dem Messer Langlebigkeit. Hinter der Wahl von MagnaCut für dieses Messer steckt ein Bekenntnis zur Qualität des Produkts und eine Absage an den Preiskampf mit chinesischen Konkurrenten.
Die Vorspannung der Klinge ist eher auf der straffen Seite angesiedelt, aber so gewählt, dass der Kraftaufwand nicht zu hoch oder im Alltag störend ist. Ein Halfstop, also eine Raste bei 90° Grad Öffnungswinkel, schafft zusätzliche Sicherheit beim Öffnen und Schließen der Klinge. Im Gebrauch sollte man darauf achten, dass der Daumen auf dem Klingenrücken nicht zu weit nach vorn rutscht und dabei Druck ausübt, ansonsten verlässt die Klinge den Endanschlag und kann sich im ungünstigsten Fall bis zum Half-Stop bewegen.
Mit einem Gewicht von gerade einmal 56 Gramm gehört das Böker Denim Micarta zu den absoluten Leichtgewichten und empfiehlt sich so gleichermaßen für leichte Sommerbekleidung und italienische Maßanzüge. Auch Wanderer und Radfahrer werden das geringe Gewicht schätzen und Polizeikontrollen in der Fußgängerzone muss man mit diesem Taschenmesser nicht fürchten.
Technische Daten – Böker Coffin Micarta
- Bauform: Zweihandmesser ohne Klingenverriegelung
- Klingenlänge: 80 mm
- Klingenstärke: 2,5 mm
- Klingenstahl: CPM-MagnaCut
- Länge geöffnet: 187 mm
- Länge geschlossen: 106 mm
- Griffmaterial: Denim Micarta (stab. Jeans-Stoff)
- Gewicht: 56 g
Das Taktische: Spyderco Paramilitary 2
Als Spyderco 2004 das erste Paramilitary vorstellte, schien dieses Messer als „kleiner Bruder“ des etablierten Erfolgsmodells Military zunächst eines von vielen zu sein. Eines, das in den Folgejahren von Neuvorstellungen überrollt wird und schließlich sang- und klanglos wieder verschwindet. Doch es kam anders. Nach verhaltenem Start konnte das Messer vor allem nach dem Update auf die Version 2 die Herzen der Messerfans gewinnen. Heute gibt es – wenn wir richtig gezählt haben – 87 Varianten der zweiten Paramilitary-Generation, die sich durch unterschiedliche Griffmaterialien, Farben und vor allem durch verschiedene Klingenstähle unterscheiden.
Das Paramilitary 2 in All-Black mit der kryptischen SKU C81GMCBKP2 ist der neueste Spross der Spyderco Familie. Hinter der Modellnummer „C81“ sind Ausstattung und Farbgebung codiert. Das „G“ weist auf G-10 Griffschalen hin, „MC“ steht für den Klingenstahl MagnaCut, „BK“ steht für die schwarz beschichtete Klinge, das „P“ für Glattschliff („Plain Edge“) und die abschließende „2“ für die aktuelle Modellgeneration.
Technisch hat Spyderco an seinem erfolgreichsten Taschenmessermodell keine Änderungen vorgenommen. 88 Millimeter Klingenlänge bei einem Gewicht von gut 100 Gramm und die Klingenverriegelung per Compression Lock bilden seit jeher die Eckpunkte der zweiten Modellgeneration. Nach 30 Jahren Bauzeit ist das Messer in jeder Hinsicht ausgereift und besitzt – abgesehen vom Klingenstahl – kaum noch Optimierungspotenzial. Alle technischen Eigenschaften des Messers findet ihr im Knife-Blog Review zum Spyderco Paramilitary 2.
Ganz nebenbei stützt das neue PM-2 Modell die im letzten Artikel von Knife-Blog geschilderte Tatsache, dass die Verwendung von MagnaCut ein Messer nicht automatisch verteuert. Vergleicht man die Herstellerpreise (MSRP) der letzten drei regulären Paramiltary Modelle, ist das PM-2 MagnaCut gerade einmal fünf Dollar teurer als seine Vorgänger mit SPY-27 Klingenstahl und drei Dollar teurer als das C81GBN15V2 mit CPM-15V, das im Februar 2023 vorgestellt wurde.
Die EDC-Qualitäten des Spyderco Paramilitary 2 stehen außer Frage. Das Messer ist universell einsetzbar und ohne sinnlose Gewalt nicht kaputt zu kriegen. Handhabung und Ergonomie sind durch den langen, stark konturierten Griff überdurchschnittlich gut, wobei das Messer für kleine und große Hände ebenso gut handhabbar ist wie für Rechts- und Linkshänder. Es gibt kaum einen Messerfan, der nicht mindestens ein PM-2 sein Eigen nennt und so verwundert nicht, dass es bereits wenige Tage nach seiner Vorstellung nahezu ausverkauft war.
Das Compression Lock wurde um das Jahr 2000 von Spyderco entwickelt, 2003 patentiert und bereits beim ersten Paramilitary eingesetzt. Der Vorteil liegt in der bequemen Erreichbarkeit des Entriegelungshebels an der Griffoberseite kurz hinter der Achsschraube sowie der Stabilität und Zuverlässigkeit der Konstruktion. Auch wenn das Compression Lock nicht vollständig ambidextrous, also beidhändig gleich gut bedienbar ist, ist es für Linkshänder bedienungsfreundlicher als ein Framelock oder das Liner Lock.
Das Paramilitary deckt alle Anforderungen an ein universelles EDC ab und begeistert selbst Messerfans, die ansonsten nicht viel mit Messern aus Colorado am Hut haben. In der Version mit MagnaCut-Klinge erfährt das PM-2 eine weitere Aufwertung und dürfte als „Quasi-Jubiläumsmodell“ auch Sammler verstärkt ansprechen. Darin mag der Grund liegen, warum es trotz des leicht gesalzenen Preises von rund 260,- Euro bei den meisten Online-Händlern innerhalb weniger Stunden ausverkauft war.
Technische Daten – Spyderco Paramilitary 2 – C81GMCBKP2
- Bauform: Einhandmesser mit Klingenverriegelung
- Klingenlänge: 88 mm
- Klingenstärke: 3,7 mm
- Klingenstahl: CPM-MagnaCut, 62 – 63 HRC
- Länge geöffnet: 210 mm
- Länge geschlossen: 122 mm
- Griffmaterial: G-10
- Gewicht: 108 g
Das Flotte: Böker Urban Trapper Automatik
Der Begriff „flott“ ist für den Öffnungsvorgang des Böker Urban Trapper Automatik beinahe eine Untertreibung, denn auf Knopfdruck fliegt die Klinge mit ordentlich Power ins Lock. Mehr Power, als man bei einem kleinen Vollautomaten mit Button-Lock erwarten würde. Bequem zu handhaben ist das kleine Taschenmesser trotzdem. Ein Druck auf den kleinen Knopf und die Klinge wird per Federkraft ins Lock befördert, ein weiterer Druck auf denselben Knopf löst die Verriegelung, sodass die Klinge gegen die Vorspannung der Feder eingeklappt werden kann.
Da die Klingenlänge des Messers den gesetzlichen Grenzwert von 85 Millimetern nicht überschreitet, ist es nach dem deutschen Waffengesetz den Einhandmessern gleichgestellt und gilt nicht als verbotener Gegenstand. Alle Bestimmungen zum deutschen Waffenrecht für Messer hat Knife-Blog in einem Spezial-Artikel leicht verständlich zusammengestellt.
Da der Verkaufsstart des Böker Urban Trapper Automatik erst für den 13. Mai 2024 geplant ist, steht Knife-Blog für diesen Bericht nur ein früher Prototyp zur Verfügung. Auch wenn sich die Eckdaten des Messers nicht mehr ändern werden, kann sich die Justage des Prototyps von den Serienmodellen unterscheiden. Vermutlich wird man nur die Federkraft ein wenig zurücknehmen, Lock und Bedienung funktionieren bereits beim Vorserienmodell ausgezeichnet.
Wie die anderen Varianten des Böker Urban Trapper, stammt auch die vollautomatische Version aus der Feder von Brad Zinker. Der Messermacher aus Florida ist Mitglied der amerikanischen Messermacher Gilde und bekannt für Taschenmesser mit langer, schmaler Klinge und filigraner Gestaltung. Inzwischen umfasst die Urban-Trapper-Serie bei Böker mehr als ein Dutzend verschiedene Versionen, die sich hauptsächlich durch die Griffmaterialien und Klingenstähle unterscheiden. Preislich liegt der urbane Vollautomat mit 149,- Euro im preisgünstigen Bereich, wo auch die Modelle mit Micarta Griff und VG-10 Klingenstahl angesiedelt sind. Ein weiteres Mal wird deutlich, dass MagnaCut nicht der Grund für die deutlich steigenden Preise im Messermarkt ist.
Viel Funktionalität trotz geringem Gewicht ist Brad Zinkers Maxime bei der Gestaltung seiner Taschenmesser. Seine Messer sollen immer zur Hand sein, aber nicht am Gürtel zerren, wenn man sie nicht in Gebrauch hat. Beim automatischen Urban Trapper besteht diese Gefahr nicht, denn mit 66 Gramm ist das Taschenmesser trotz seiner respektablen 85 mm Klinge überraschend leicht. Deswegen dürfte sich Brad Zinker für Aluminium und gegen Titan als Griffmaterial entschieden haben.
Aluminium statt Titan, da wird mancher Messerfan die Nase rümpfen. Der Verzicht aufs gewohnt-geliebte Titan dürfte wohl dem aktuellen Kostendruck auf dem Markt für Serienmesser geschuldet sein. Alu ist nicht nur deutlich günstiger, es kann auch leichter und schneller bearbeitet werden und teure Spezialwerkzeuge, z. B. Gewindeschneider für Titan, werden nicht benötigt. Negativ bemerkbar macht sich die Wahl von Aluminium nicht. Am Urban Trapper Automatik verwindet sich nichts, wackelt nichts und knarzt auch nichts. Daher wirkt das Urban Trapper Automatik solide und wertig, sodass der Verzicht auf Titan weder sofort auffällt noch im Alltag stört.
Optisch wirkt das Urban Trapper Automatik wie ein Gentleman Folder, allerdings nur, bis man die Klinge herausschnellen lässt. Vollautomaten sind immer nur begrenzt sozialverträglich und dieses Taschenmesser ist keine Ausnahme. Dafür macht seine Bedienung Spaß und MagnaCut macht es zu einem potenten Schneidwerkzeug. Als Zweitmesser im EDC-Alltag, als Ergänzung zu einem Fixed Blade oder einem brachialem Folder gehört das Urban Trapper Automatik zur ersten Wahl.
Technische Daten – Böker Urban Trapper Automatik
- Bauform: Vollautomat mit Button-Lock
- Klingenlänge: 85 mm
- Klingenstärke: 3,0 mm
- Klingenstahl: CPM-MagnaCut, 62 – 63 HRC
- Länge geöffnet: 189 mm
- Länge geschlossen: 122 mm
- Griffmaterial: Aluminium
- Gewicht: 66 g
Preis: 149,- Euro, Verkaufsstart: 13.05.24
Bezugsquellen:
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Links zum weiterlesen
- Taschenmesser: Was ist erlaubt, was verboten?
- Knife-Blog Thema: Der beste Stahl für Taschenmesser
- Knife-Blog Rubrik: Messerstahl
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