Bestech Knives Reticulan

Bestech Knives Reticulan – Außerirdisches Neck Knife

„Es gibt nichts Neues mehr!“ Diesen Satz hört man in der Messerszene häufig. Früher wie heute. Gestimmt hat der Satz allerdings noch nie. Es gehört zu den faszinierenden Facetten des Werkzeugs Messer, das immer, wenn Langeweile droht, irgendwo jemand auf eine neue Idee kommt. Das Bestech Knives Reticulan bestätigt diese Einsicht und schlägt die Brücke zwischen Accessoire, Taschenmesser und EDC. Ein Neck Knife ist natürlich alles andere als neu, aber das Bestech Knives Reticulan bringt ein Konzept mit, das es aus dem Einheitsbrei der Messerszene heraushebt.

Neck Knives. Das sind in der Regel kleine Fixed Blades, die mittels Kydex-Scheide und einem knappen Meter Paracord um den Hals getragen werden. Manche Neckies sehen gut aus, manche sind praktisch, andere potthässlich und im Alltag kaum zu irgendetwas zu gebrauchen. Die meisten Messerfans tragen Neck Knives weniger wegen der EDC-Qualitäten des Messers, sondern eher als Accessoire und als öffentliches Bekenntnis zum Messer an sich.

„Wenn schon Accessoire, dann richtig!“, scheint sich nun jemand bei Bestech Knives gesagt zu haben. An einer soliden Metallkette baumelt eine vier Zentimeter hohe Steckscheide aus Kydex. Darin ein kleiner Folder, der auf den ersten Blick nur für Fachleute als Messer erkennbar ist. Ein Folder als Neckie ist natürlich genauso wenig neu wie die Metallkette.

Trotzdem steckt im Bestech Knives Reticulan ein kleines Ensemble mit neuem, kreativem Ansatz. In der Kydexscheide steckt ein Titan-Framelock-Flipper in Miniaturausgabe, der nicht nur voll funktionsfähig ist, sondern darüber hinaus mit einem Maß an Wertigkeit und Detailreichtum auffällt, den man selbst bei manchen ausgewachsenen Messern vergeblich sucht.

Bestech Knives Reticulan

Das Bestech Neck Knife trägt den eigentümlich wirkenden Namen „Reticulan“, der auf den ersten Blick ein willkürlich gewähltes Kunstwort zu sein scheint. Doch die Geschichte des Namens ist richtig spannend und um ihn zu erklären, muss man ein wenig ausholen, deshalb mehr dazu ein wenig später …

First things first. Mit einer Klingenlänge von 52 Millimetern ist der Titan-Framelock Folder nur gut halb so groß wie ein Messer, dass man sich für die gängigen Alltagsaufgaben in die Hosentasche stecken würde. Auf den ersten Blick wirkt es sogar noch kleiner, irgendwie mehr Spielzeug als Messer, doch spätestens beim Öffnen folgt der Aha-Effekt: Der Folder lässt sich aufflippen und gibt eine rasiermesserscharfe Klinge frei.

Bestech Knives Reticulan - Klinge
Die kleine Klinge des Bestech Knives Reticulan ist mehr als nur ein Hingucker!

Auch nach dem zweiten Blick auf die Klinge folgt Erstaunen. Ein Damastmuster, das wie eine gezeichnete Verzierung wirkt, entpuppt sich als lupenreiner Sai Mai Damast. Auf dem Klingenrücken hebt sich der Monostahl, der die Schneide stellt, als gerade Linie deutlich von den Seitenlagen ab.

Der Stahl der Mittellage ist beim Bestech Neck Knife kein Carbonstahl, sondern CPM-S35VN. Dafür ist die Rezeptur des Damasts der Außenlagen zurzeit noch ein Betriebsgeheimnis. Kein Wunder, denn das entfernt an Rosendamast erinnernde Muster tritt deutlich hervor und verleiht der kleinen Klinge eine beeindruckend schöne Optik.

Exkurs San Mai Damast

Der Begriff „San Mai“ entstammt der japanischen Sprache und bedeutet grob übersetzt „drei Lagen“. „San“ ist das japanische Wort für die Ziffer Drei, „Mai“ ist ein Einheitenzähler für flache Objekte. Klassischer San Mai Stahl besteht aus drei Lagen, einer möglichst harten Mittellage aus Carbonstahl und zwei Flanken aus weicherem, korrosionsbeständigem Stahl.

Die genaue Bezeichnung des Stahls lautet „Honsanmai“ und war/ist eine gebräuchliche Konstruktionsvariante für die Klingen japanischer Schwerter. Der Begriff „Honsanmai“ lässt sich bis zu Aufzeichnungen aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen.

Der Gedanke hinter dem 3-Lagen-Stahl ist, dass sich die Mittellage kompromisslos auf Härte und Schärfe optimieren lassen, wohingegen die Seitenlagen auf Zähigkeit und Korrosionsfestigkeit getrimmt werden. Oft sind die Seitenlagen deshalb nur auf 52 bis 56 HRC gehärtet, da sie kaum beansprucht werden und ihre Elastizität behalten sollen.

In der Messerszene wird San Mai Damast manchmal abwertend als „Tapetendamast“ bezeichnet, tatsächlich steht hinter der Konstruktion jedoch ein ausgeklügelter Laminatstahl, der keinen Vergleich mit modernen PM-Stählen fürchten muss und diesen bei Härte der Schneide und Zähigkeit der Klinge oft überlegen ist.

Für die USA hat sich die amerikanische Firma Cold Steel den Begriff „San Mai“ als Warenzeichen schützen lassen, was Cold Steel kaum zusätzlichen Umsatz, aber viel Kritik eingebracht hat. Die Rechtmäßigkeit der Eintragung gilt dabei als umstritten, weil man von einem generischen Begriff ausgehen kann. Cold Steel hat andere Messerhersteller in der Vergangenheit bereits wegen der Verwendung des Begriffs „San Mai“ abgemahnt.

Griff, Handling und Ergonomie

Der Griff ist deutlich konturiert mit einer prägnanten Mulde für Zeige- oder Mittelfinger an der Unterseite (Je nachdem, ob man das Messer im Vorgriff hält oder nicht). Drei in sich verdrehte Facetten mit gewölbten Oberflächen bilden die Griffoberseite, deren Linienführung auf der Presentation Side und Lock Side identisch ist.

Im geöffneten Zustand geht die geschwungene Bogenlinie des Klingenrückens harmonisch in die Wölbung des Griffs über. Der Taschenclip aus Titan passt mit seiner geschwungenen Linienführung zur Formgebung des Griffs und dient den Kuppen von Zeige- und Mittelfinger beim Öffnen als Anker.

Auf der technischen Seite bringt das Bestech Neck Knife alles mit, was das Herz eines Messerfans bei einem Titan-Framelock Folder höherschlagen lässt. Der Lockarm verfügt über einen Stahleinsatz, der den Kontakt zur Klingenwurzel herstellt und einen Überdehnschutz. Detent und Überdehnschutz sind einstell- und austauschbar und die Klinge läuft in einem gekapselten Lager mit Keramikkugeln. Viel mehr geht auch bei einem Kingsize Folder nicht …

Bestech Knives Reticulan - halboffen

Die Klingenform modifiziert die Linien einer Sheepsfoot Klinge und harmoniert ausgezeichnet mit dem etwas „spacig“ wirkenden Umriss des Griffs.

Hinter einem interessanten Messer steht meistens auch eine interessante Geschichte und das Bestech Neck Knife macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Der Designer des Messers ist Elijah Isham, der sich mit seinen außergewöhnlichen Entwürfen unter anderem für Kizer Cutlery und Bestech Knives einen Namen gemacht hat. Elijahs Logo ziert als Lasergravur die rechte Klingenseite, wobei es mit dem Damastmuster ein wenig verschmilzt und nur unter einer Lupe klar erkennbar ist. Unter „Links“ habe ich den Instagram Kanal von Elijah Isham verlinkt, dort findet sich ein repräsentativer Querschnitt seiner Messermodelle.

Spannende Geschichte um den Namen

Elijah ist bekennender Science-Fiction Fan und vor diesem Hintergrund erklärt sich der ungewöhnliche Name des Messers. Im US-amerikanischen Sprachgebrauch gibt es die Bezeichnung „Little Greys“ für einen bestimmten Typ außerirdischer Gestalten. Der Begriff geht auf den SF Autor H. G. Wells zurück, der bereits 1883 im Artikel „Man of the year Million“ darstellt, dass sich die Menschheit im Lauf der Zeit zu kleinen grauen Wesen mit großen Köpfen entwickeln wird.

Richtig Auftrieb bekam die Geschichte durch das Ehepaar Betty und Barney Hill, die angeblich 1965 von „kleinen, grauen Männchen“ in einem UFO entführt wurden.

Alien from Reticulan

Später gab Betty Hill an, an Bord des UFOs eine Sternenkarte mit dem Heimatplaneten der Aliens gesehen zu haben, und zeichnete die Karte aus dem Gedächtnis nach. Astronomen verglichen die Angaben mit aktuellen Sternenkarten und fanden tatsächlich eine präzise Übereinstimmung. Danach wären Betty und Barney Hill von Bewohnern des Sternsystems „Zeta Reticuli“ entführt wurden. Die Aliens waren also „Reticulians“ und da auch das vorliegende Bestech Neck Knife unzweifelhaft auch von Zeta Reticuli stammt, darf es seinen Namen mit Würde tragen!

Einige Messerfans werden die Gebrauchsfähigkeit des Bestech Neck Knife namens „Reticulan“ aufgrund seiner geringen Größe bezweifeln und könnten überrascht werden.

Natürlich wird man mit dem kleinen Alien weder Kellertüren aufhebeln noch Baumstämme spalten, doch beim Großteil der Alltagsaufgaben macht das kleine Bestech Neck Knife eine ausgesprochen gute Figur.

Die Klinge lässt sich mit einem Impuls auf den Kicker mühelos flippen und man kann – mit ein wenig Übung – das Reticulan sogar wie einen Frontflipper mit dem Daumen öffnen.

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Anfänglich scheint die Flipperaction nicht berauschend zu sein, doch nachdem man das Bestech Neck Knife einen Tag lang bespielt hat, flippt das Messer ausgezeichnet. Einerseits muss man seine Motorik dem kleinen Flipper ein wenig anpassen, andererseits braucht der anfänglich recht straffe Detent etwas Zeit, um sich einzulaufen. 

Bis sich der Detent eingelaufen hat – beim Testmesser war das nach einem Tag der Fall – hat man auch seine Fingerfertigkeit insoweit trainiert, dass man sich beim Frontflippen die Klingenspitze nicht in den Handballen jagt und den Daumen beim Schließen rechtzeitig aus der Gefahrenzone entfernt.

Der Klingengang ist erste Sahne, der Detent bleibt in angenehmer Weise auf der strafferen Seite. Die Lockbar lässt sich per Daumendruck mühelos entriegeln – insgesamt ist das Handling des kleinen Reticulan erstaunlich gut.

Bestech Knives Reticulan, offen
Optisch gut gelungen und rund um den Namen des Bestech Knives Reticulan rankt sich eine tolle Story.

Bestech Knives Reticulan – Fazit

Material und Verarbeitung des Bestech Reticulan geben keinerlei Anlass zur Kritik. Beeindruckend ist der Klingenschliff, selten habe ich eine dermaßen giftig schneidende Klinge an einem Serienmesser gesehen. Da der Schliff zudem sehr präzise und gleichmäßig ist, gibt es für das Bestech Neck Knife mit 10/10 die seltene Höchstwertung für den Schliff der Klinge.

Zum Lieferumfang gehören ein sehr aufwendig gemachter Stoffbeutel mit Polsterung und Kordelzug sowie eine Kydex-Scheide samt Halskette. Messer, Kette und Kydex wiegen zusammen nur 53 Gramm und schon nach kurzer Eingewöhnung nimmt man das Bestech Neck Knife überhaupt nicht mehr wahr. Die Kydex-Scheide ist passgenau gefertigt; das Reticulan schnappt mit einem vernehmlichen Klack in die Scheide ein. Es besteht keine Gefahr, dass das Messer verloren geht, dafür benötigt man etwas Kraft und Geschick, um es elegant aus der Scheide zu ziehen.

Generalimporteur „WritingTurningFlipping.com“ muss man für das Bestech Neck Knife Reticulan 129,- Euro überweisen, dafür erhält man ein wirklich außergewöhnliches Messer mit toller Optik und hohem Spaßfaktor. Qualitativ spielt das Kleine bei den Großen mit und auch beim Zubehör steht die Wertigkeit im Vordergrund.

Die Steckscheide aus Kydex erlaubt, das Messer an einer Kette um den Hals zu tragen und es dennoch fix zur Hand zu haben.

Bestech Knives Reticulan mit Kydex Scheide

Für seine Größe ist das Bestech Knives Reticulan im Alltag unerwartet nützlich, die Klinge ist bösartig scharf und nimmt es auch mit festem Karton auf. Bei der Handlage muss man zwar der Grifflänge von 75 Millimetern Tribut zollen, aber trotzdem ist das Bestech Knives Reticulan als Neck Knife eindeutig mehr als nur ein Accessoire.

Mindestens genauso wichtig wie Optik und Qualität dürfte für die meisten Messerfans die Faszination sein, sich einen hochwertigen Titan-Framelock Flipper als Schmuckstück um den Hals hängen zu können und damit unaufdringlich aber unübersehbar auf das eigene Hobby hinzuweisen. Auch wenn man wegen des Bestech Knives Reticulan seine gewohnten Fullsize Folder nicht Zuhause lässt, hat der kleine Außerirdische das Zeug, einen Trend zu setzten und Kult zu werden.

Ach ja, und wenn man ganz genau hinsieht, kann man die Planetenbahnen des Zeta Reculi Systems im Damastmuster ganz deutlich erkennen …

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In einem Satz:
Die Miniaturisierung eines Titan-Framelock-Folders ist bemerkenswert gut gelungen und so ist das kleine Taschenmesser mehr als nur ein Spielzeug.
Klingenstahl
Anschliff
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Ergonomie und Justage
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