Budget Messer 2017

Budget Messer 2017 – Test und Review

Auf der einen Seite stoßen Hersteller von Serienmessern in immer höhere Preisregionen vor, auf der anderen Seite werden Budget Messer immer besser. Preisgünstige Messer gab es schon immer, aber ein zuverlässiges, langlebiges und sicheres Messer deutlich unter 50 Euro, gibt es das auch? Vielleicht sogar mit ordentlichem Klingenstahl und akzeptabler Ergonomie? Knife-Blog hat drei aktuelle Budget Messer unter die Lupe genommen.

Inhalt und Übersicht

In der letzten Woche lag das Modell Russki von Aleksandr Cheburkov auf dem Tisch, ein Edel-Folder aus der preislichen Oberklasse. Für den Preis dieses Messers kann der Kunde jeweils fast zwei Dutzend Exemplare der heute vorgestellten Messer erwerben. Budget Messer sind keine Domäne ausgewiesener Sparfüchse, sie sind manchmal auch für Messerfreunde interessant, die hochwertige Serienmesser und Customs ihr Eigen nennen.

Ein preiswertes Messer steckt man gern ein, wenn Verlust oder Beschädigung drohen könnten. Dabei kann es sich sowohl um den Besuch einer Innenstadtzone handeln, in der möglicherweise die Sicherstellung des Messers droht. Auch bestimmte sportliche Aktivitäten, wie Rafting oder ein Alpencross mit dem Mountainbike, eignen sich nicht unbedingt zur Mitnahme eines wertvollen Unikats.

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Ein Großteil des Messerangebots im unteren Preissegment stammt aus chinesischer Massenfertigung.

Bis vor einigen Jahren bestand die untere Preiskategorie bei Taschenmessern zumeist aus schlampig verarbeiteten Produkten, deren Klingenstahl, Griffmaterial und Verarbeitung oft keinen Schuss Pulver wert waren.

Doch das Bild hat sich gewandelt.

Nachdem chinesische Firmen neben ihren Fertigungstechniken auch ihre Qualitätskontrollen verbessert haben, hat sich auch im unteren Preissegment viel getan. Mittlerweile tauchen immer mehr Budget Messer auf, deren Qualität bei Material und Verarbeitung zumindest für einen Platz in der Mittelklasse reicht.

In den letzten Wochen haben Messer mit dem Markennamen „RUIKE“ von sich reden gemacht. RUIKE ist eine Handelsmarke. Hinter der Marke steht der chinesische Lampenproduzent Fenix (Fenixlight Company). In Deutschland erfolgt der Vertrieb über Fenix.de. Da die neue Messermarke in engem Zusammenhang mit dem Namen „Fenix“ vertrieben wird, besteht Verwechselungsgefahr mit dem russischen Hersteller „Fenix Knives“ (http://www.fenix-knife.com). In Russland werden von „Fenix Knives“ hauptsächlich traditionelle Jagdmesser der mittleren bis oberen Preisklasse gefertigt.

Budget Messer: RUIKE P108

Das erste Messer von RUIKE trägt die Modellnummer P108. Dabei handelt es sich um einen Framelock Folder mit einer 88 mm langen Klinge aus dem Stahl 14C28N. Dieser Stahl des schwedischen Herstellers Sandvik wurde früher exklusiv für KAI USA Ltd. produziert, taucht in den letzten Jahren aber häufig auch bei italienischen und französischen Messern auf. 14C28N ist in die Jahre gekommen, aber selbst nach heutigen Maßstäben kein schlechter Stahl. Er lässt sich auf rund 60 HRC härten und besitzt ordentliche Allround-Eigenschaften.

Budget Messer  RUIKE P108

Budget Messer RUIKE P108, ein Budget-Knife mit taktischer Note und zusätzlicher Verriegelung der Lockbar

Auf Titan als Griffmaterial muss der Kunde in dieser Preiskategorie verzichten, stattdessen ist der Griff aus dem Edelstahl 3Cr14N gefertigt. Die Oberfläche besitzt ein Stonewash Finish. Der Rahmen des Messers ist durch die 3,6 mm starken Griffschalen sehr stabil und auch auf ein Lock-Insert kann der Hersteller verzichten. Die Materialwahl schlägt sich jedoch deutlich im Gewicht nieder. Mit 118 Gramm ist der RUIKE Flipper zwar nicht übergewichtig, aber spürbar schwerer als die teurere Konkurrenz mit Titangriffschalen.

Spezifikation: 14C28N

14C28N
C Cr Mn N Si
0,62 % 14,0 % 0,6 % 0,11 % 0,20 %

Technische Daten

Ruike P108Daten und Ausstattung
Messertyp Flipper mit Framelock
HerstellerRuike (Fenixlights)
Modell P108
Klingenlänge / Schneide88 mm / 87 mm
Klingenstärke3,1 mm
Klingenform Drop Point
Klingenhöhe21 mm
Klingenstahl14C28N
Länge offen / geschlossen210 mm / 120 mm
GriffmaterialEdelstahl 3Cr14N
Gewicht118 Gramm

Der kleine Flipper bringt ein Feature namens „Beta-Plus Lock“ mit. Darunter versteht RUIKE die Verriegelung der Lockbar mittels eines Schiebers, sodass die Klinge nicht unabsichtlich entriegelt werden kann. In der Praxis funktioniert das System etwas hakelig aber trotzdem zuverlässig. Die Verwendung des „Beta-Plus Lock“ ist jedoch nicht zwingend und kann auf Situationen begrenzt werden, in denen eine erhöhte Gefahr des unabsichtlichen Entriegelns der Klinge besteht. Auffällig sind der kurze, mit einem blauen Punkt versehene Taschenclip sowie ein angedeuteter Glasbrecher am Ende des Griffs.

Die Handhabung des RUIKE Flippers ist ordentlich. Es braucht einen nachdrücklichen Impuls mit dem Zeigefinger, um die Klinge herausschnellen zu lassen; der Kraftaufwand ist aber im vertretbaren Rahmen. Die Handlage des Budget Messers ist zumindest ab Handschuhgröße 9 nicht optimal, da bedingt durch die geringe Bauhöhe der Messergriff die Faust nicht ganz ausfüllt und daher während des Schneidens zum Verdrehen neigt. Das Entriegeln der Klinge gelingt ebenfalls mit akzeptablen Kraftaufwand, der Klingengang ist allerdings nur mäßig. Das Handling des RUIKE P108 ist nicht atemberaubend, aber durchweg im grünen Bereich.

Die Klinge steht fast mittig und verriegelt spielfrei. Auch axiales Klingenspiel ist nicht festzustellen. Der Glasbrecher besteht aus einem Stahlbügel, der als Backspacer dient und in einem Keil hinter den Griffschalen endet. Eine Wolframspitze ist nicht vorhanden. Der Paracord-Strang eines Lanyard lässt sich zwischen dem Stahlbügel und den Griffschalen hindurchwursteln. Die Funktion von Flipper und Framelock sind ohne Einschränkung gegeben; das Messer macht einen stabilen Eindruck und ist uneingeschränkt betriebssicher.

Auch wenn das „große Kino“ ausbleibt, ist das RUIKE P108 ein faires Angebot. Der Klingenstahl ist ordentlich, die Verarbeitung nicht hochwertig aber zufriedenstellend. Mängel bei Design oder Handhabung sind nicht feststellbar, die Ergonomie ist ausreichend. Das verhältnismäßig hohe Gewicht ist der preisorientierten Materialwahl geschuldet und geht für ein Budget Messer in Ordnung. Die Klinge ist sauber geschliffen und gleichmäßig scharf (8/10).

Den geschilderten Eigenschaften steht ein Anschaffungspreis von 43,95 Euro entgegen. Dafür erhält der Kunde ein brauchbares, mängelfreies Arbeitsmesser, muss aber Abstriche bei Material und Ergonomie hinnehmen. Positiv bewerte ich den Klingenstahl, der für preisgünstige Messer eine gute Wahl darstellt. Insgesamt eignet sich das RUIKE P108  durchaus als EDC, wenn man mit den genannten Einschränkungen leben und auf Sex-Appeal verzichten kann.

Budget Messer: RUIKE 801

Weil sie im Moment so en vogue sind, gleich noch ein zweites Budget Messer von RUIKE. Die Machart des RUIKE 801 gleicht in vielen Details dem bereits besprochenen Modell P108. Es ist ein Flipper mit einer Drop-Point Klinge aus 14C28N und Framelock Verriegelung. Im Gegensatz zum leicht „taktisch“ angehauchten P108 besitzt das Modell 801 eher eine „Taschenmesser-Optik“. Formen und Proportionen sind harmonisch, der Griff ist höher und etwas schmaler, was zu einer deutlich besseren Handlage führt.

Budget Messer mit ansprechendem Design von RUIKE

Das Budget Messer RUIKE 801 im klassischen „Taschenmesser” -Design, aber mit Klingenverriegelung

Auch hier sind beide Griffschalen aus 3Cr14N Edelstahl mit Stonewash Optik. Zwei polierte Stand-Offs am Griffende sowie die Klingenachse bilden die Verbindung. Am Griffende befindet sich ein Lanyard-Hole, der Taschenclip ist geschraubt aber nicht umsetzbar. Optisch gelungen sind die Klingenachse, mit blau abgesetzter Achsschraube sowie der blau gefärbte Taschenclip. Der Clip ist nicht anodisiert, die Beschichtung sieht eher nach Lack oder eine Art Emaille aus. Die Beschichtung erweist sich als kratz- und abriebfest.

Technische Daten

RUIKE 801Daten und Ausstattung
Messertyp Flipper mit Framelock
HerstellerRuike (Fenixlights)
Modell 801-SF
Klingenlänge / Schneide86 mm / 84 mm
Klingenstärke3,1 mm
Klingenform Drop Point
Klingenhöhe23 mm
Klingenstahl14C28N
Länge offen / geschlossen200 mm / 114 mm
GriffmaterialEdelstahl 3Cr14N
Gewicht120 Gramm

Das Handling ähnelt dem Schwestermodell in allen Punkten. Der Klingengang ist etwas gehemmt, dafür steht die Klinge gut zentriert. Die Flipper-Action ist ebenfalls ordentlich. Zusätzlich zum Kicker besitzt die Klinge rechts und links Thumb-Studs, aber wer die Klinge mit dem Daumen anheben will, sollte vorher genügend Zeit im Fitness-Studio verbringen. Das Entriegeln der Klinge funktioniert hingegen gut – insgesamt kann man dem Messer ein brauchbares Handling und bessere Ergonomie als dem Schwestermodell P108 bescheinigen.

Erfreulich ist der Klingenschliff: Für ein Messer dieser Preiskategorie ist die Klinge nicht nur symmetrisch und winkelstabil geschliffen, sondern auch erstaunlich scharf (8/10).

Die kleinen Abstriche bei Klingengang und Handling kann man bei einem Messer für diesen Preis akzeptieren.

Mit 32,95 € ist das RUIKE 810 sogar noch einmal gut 10 Euro preisgünstiger als das zuvor getestete Modell P108. In der Summe der Eigenschaften ist es nicht nur preisgünstiger, es ist auch das bessere Messer.

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Budget Messer: COAST FX352

Coast steht auf der Klinge des dritten Budget-Messers aus Fernost. Der Framelock Folder mit der Bezeichnung FX352 unterbietet die bisherigen Preise nochmals und ist im Online-Handel für 29,90 € erhältlich. Mit einer 89 mm langen und 30 mm hohen Klinge ist das Coast FX352 das größte und wuchtigste Messer in diesem Vergleich. Die Bauform entspricht einem Standard-Einhandmesser, auf der Lock Side ist eine Grundplatte mit Titan-Optik, auf der Presentation Side ist bei diesem Budget-Messer eine Griffschale aus G-10 verbaut.

Budget Messer von Coast

Das Budget Messer Coast FX352 ist ein stabiler Folder mit zierlicher Klinge.

Beim Klingenstahl kommt 9Cr18MoV zum Einsatz. Dieser chinesische Stahl entspricht weitgehend dem bekannteren AISI 440B. Um die Eigenschaften des Stahls gegenüber dem 440B Pendant zu verbessern, wurde Anteil von Molybdän erhöht und 0,1 Prozent Vanadium beigemischt. Letzteres wird durch den geringen Anteil keinen signifikanten Einfluss auf die Härte oder Schnitthaltigkeit des Stahls nehmen, kann aber helfen die Korngröße zu reduzieren. Die Klinge ist nach Herstellerangabe mit Titannitrit beschichtet, was eher optische Gründe haben dürfte, denn 440B ist mit 18 % Chromanteil ausreichend rostträge.

Die Stärke der Klinge beträgt an der Wurzel gerade einmal 2,5 mm. Gemessen an Höhe und Länge der Klinge ist das ein recht geringer Wert. Blickt man von oben auf das geöffnete Messer wirkt die schmale Klinge zwischen zwei kräftigen Unterlegscheiben und den beiden massiven Griffseiten etwas verloren. Bei einem Messer der Mittelklasse würde die Verwendung von 440B oder einem Äquivalent zu einer deutlichen Abwertung führen, für ein Budget-Messer ist der Stahl vertretbar.

Die Grundplatte des Messers sieht auf den ersten Blick nach Titan aus. Kann man für diesen Preis aber nicht erwarten und es ist natürlich auch nicht das aus dem Messerbau bekannte 6Al4V Titan, sondern eine Legierung, die der Hersteller schelmisch „Polysteel“ nennt. Auf ein Steel-Insert kann daher verzichtet werden. Die Lockbar steht bei etwa 60 Prozent und verriegelt die Klinge sicher. An der Vorderseite ist eine G-10 Griffschale auf einen Liner aus Edelstahl geschraubt. Der zusätzliche Liner erhöht das Gewicht des Messers spürbar, verleiht aber gleichzeitig auch Stabilität. Insgesamt macht das Coast FX352 einen ausgesprochen soliden Eindruck.

Spezifikation: 9Cr13MoV

9Cr18Mov
C Cr V Mo Mn Si P S
0,90 % 18,0 % 0,10 % ~1,15 % 0,80 % 0,80 % ~0,4 % 0,03 %

Technische Daten

FX352 von Coast Daten und Ausstattung
Messertyp Einhandmesser mit Framelock
HerstellerCoast
Modell FX352
Klingenlänge / Schneide90 mm / 87 mm
Klingenstärke2,5 mm
Klingenform Drop Point
Klingenhöhe30 mm
Klingenstahl9Cr13MoV
Länge offen / geschlossen207 mm / 115 mm
GriffmaterialStahl / G-10
Gewicht141 Gramm

Die Handlage des Messers ist gut. Der Griff ist ergonomisch geformt; die G-10 Griffschale weist eine grobe Oberflächenstruktur auf. Beides zusammen ergibt eine angenehme und rutschsichere Handlage. Das Öffnen des Messers mittels Daumen-Pin geht leicht, der Klingengang ist in der Werkseinstellung deutlich gehemmt.

Außerdem steht die Klinge leicht neben der Mitte. Allerdings weist die Klingenspitze nicht, wie man bei einem Framelock Folder erwarten könnte, von der Grundplatte weg, sondern zur Grundplatte hin. Die Ursache dürfe bei den Unterlegscheiben der Achsschraube liegen, die auf einer Seite aus Teflon und auf der anderen Seite aus Metall besteht. Dadurch versucht der Hersteller offenbar, den Klingenschiefstand zu kompensieren.

Die Achsschraube kann nur mit einem Spezialschlüssel gelöst werden, dieser gehört jedoch nicht zum Lieferumfang. Der Klingenschliff ist nicht ganz symmetrisch und auch nicht völlig winkelstabil. Trotzdem ist die Klinge entlang der gesamten Schneide gleichmäßig scharf (7/10).

Das Budget-Messer Coast FX352 verfügt über einen 7 cm langen Taschenclip, der als Deep-Pocket Clip gestaltet ist. Auffällig und ungewöhnlich ist die schmale Klingen im Verhältnis zur sehr stabilen Rahmenkonstruktion. Handlage und Ergonomie sind gut, die Verarbeitung für diese Preisklasse zufriedenstellend. Klingengang, Schliff und die Verwendung einer nicht lös- und justierbaren Achsschraube führen jedoch auch in dieser Preisklasse zur Abwertung.

Alle drei Messer sind für den täglichen Einsatz geeignet, ihre Handhabung ist sicher und die Verarbeitung ist gemessen am Preis zufriedenstellend. Für den günstigen Preis zwischen 30 und knapp 45 Euro muss der Käufer jedoch Abstriche bei den Klingenstählen und an der Materialqualität machen. Wer sein Messer nur selten einsetzt oder es nur für einen bestimmten Zweck anschafft, kann sowohl mit den Messern von RUIKE wie auch mit dem Coast glücklich werden. Die mittel- und langfristige Eignung als EDC hängt sicherlich vom Grad der Beanspruchung ab; ein Qualitätsmesser kann jedoch keines der drei getesteten Budget Messer ersetzen.

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