Edelholz als Material für Messergriffe

Edelholz als Material für Messergriffe

Schon die Überschrift bedarf einer Begriffsklärung. Was ist Edelholz und gibt es auch Messergriffe aus „unedlem“ Holz? Der Reihe nach. Die Bezeichnung Edelholz ist schwammig, eine allgemeingültige Definition gibt es nicht. Manche Holzarten zählt man zu den Edelhölzern, weil sie entweder besonders farbstark oder schön gemasert sind, in anderen Fällen können Härte oder Seltenheit den Ausschlag geben. Nicht selten entscheidet die subjektive Einschätzung des Betrachters über die Eingruppierung. Zudem können in verschiedenen Teilen der Welt Hölzer sehr unterschiedliche Wertschätzung genießen. Trotzdem gibt es viele Holzarten, bei denen die Einstufung als Edelholz unstrittig ist.

Holz gehört gemeinsam mit Knochen und Horn zu den ältesten Materialien für Messergriffe. In fast allen Teilen der Welt war Holz frei verfügbar und somit billig, darüber hinaus eignet es sich vor allem durch seine Festigkeit als Griffmaterial für Waffen und Werkzeuge. Verglichen mit Metallen ist Holz leicht zu bearbeiten und kann selbst mit einfachen Mitteln in die gewünschte Form gebracht werden.

Die bekanntesten Edelhölzer, die Verwendung als Messergriffe finden, sind Cocobolo, Padouk, Snakewood, Bruyère, Amboina, Desert Ironwood und das tiefschwarze Ebenholz. Die Gesamtzahl der geeigneten Holzarten umfasst mehrere Dutzend; auch Wacholder, Olive, Ahorn oder Walnuss dienen bis heute als Material für Messergriffe.

Edelholz – Selten und teuer

Viele Jahrhunderte lang war Holz über alle soziokulturellen Grenzen hinweg das beliebteste Material für Messergriffe, es wurde erst durch die Entwicklung hoch spezialisierter Kunststoffe (G-10, Micarta, etc.) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Spitzenplatz verdrängt. Die Gründe für den Wandel von Holz zu Kunststoffen oder Metallen liegen allerdings nicht allein im technischen Bereich.

Die Preise für alle Sorten von Edelholz steigt seit Jahren kontinuierlich an: Für eine rund 1,2 Kilo schwere Platte aus Amboina Holz müsste ein Messermacher je nach Qualität bis zu 400 Euro ausgeben. Da die weltweite Nachfrage das Angebot permanent übersteigt, sind die Preise explodiert und die Baumbestände in vielen Regionen mittlerweile regelrecht geplündert. Viele Edelhölzer werden von sehr langsam wachsenden Bäumen und Büschen gewonnen, daher können diese Arten kaum kultiviert werden und hauptsächlich werden natürliche Bestände eingeschlagen.

Edelholz: Ebenholzbaum

Ebenholzbaum. Das tiefschwarze Ebenholz eignet sich hervorragend für Messergriffe und ist seltenes und sehr begehrtes Edelholz. (Bild: MediaJet)

Während früher Messergriffe aus den Hölzern der eigenen Region hergestellt wurden, ermöglicht der weltweite Handel mit Edelholz heute jedem Messermacher die gewünschte Holzsorte zu bestellen. Heute ist der Handel mit fast allen tropischen Edelhölzern durch das Weltartenschutzabkommen CITES geregelt, dennoch gelangt immer noch Holz aus illegalen Raubbau nach Europa und Amerika.

CITES bedeutet „ Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora“ also „Abkommen zum internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen“ und ist umgangssprachlich unter dem Begriff „Washingtoner Artenschutzabkommen“ bekannt. CITES ist der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, angegliedert und hat seinen Sitz in Genf. Neben rund 8.000 vom Aussterben bedrohte Tierarten stehen auch rund 40.000 Pflanzenarten unter Schutz, wozu viele tropische Bäume als Lieferanten von Edelhölzern gehören.

Edelholz: Amboina (bot. Pterocarpus indicus)

Der Name Amboina leitet sich von der gleichnamigen indonesischen Molukkeninsel ab, die heute Ambon genannt wird. Während die Holzsorte zumeist unter dem Namen Amboina oder “Amboina Maser” auftaucht, wird der Baum Narrabaum, „Burma Rosewood“ oder „Manila Padouk“ genannt.

Der Narrabaum ist der Nationalbaum der Philippinen, er kam früher allerdings in vielen Ländern Südostasiens vor, zum Beispiel in Indonesien, Thailand, Papua-Neuguinea und vielen kleinen pazifischen Inseln.

Messergriff aus Amboina Edelholz
Messergriff aus Amboina Edelholz

Amboina ist heute eines der exklusivsten und teuersten Edelhölzer. Besonders noble Automarken bringen an Amaturenbrettern oder Türverkleidungen millimeterdünne Amboina Paneele an. Häufig werden Luxusartikel mit Amboina Holz veredelt, dabei kann es sich um Etuis, Schachtel oder Humidore handeln. In der Messerszene wird Amboina heute aufgrund des hohen Preises nur noch selten eingesetzt.

Gelegentlich findet man das Holz an sündhaft teuren Customs, ab der Qualitätsstufe „gehobener Standard“ kann man Griffschalen aus Amboina an Laguiole Messern finden (z.B. „Honore Durand“, „Chevalier“ oder „en Aubrac“).

Edelholz: Bocote (bot. Cordia spp.)

Bocote gehört in die Pflanzengattung der Kordien, wissenschaftlich Cordia genannt. Die Eigenschaft von Bocote als Edelholz ist fraglich, obwohl seine Maserung atemberaubend schön sein kann. Die Cordia-Arten können Sträucher oder Bäume sein, innerhalb der biologischen Systematik gehören sie zu den Raublattgewächsen.

Chris Reeve Sebenza mit Bocote Inlays

Chris Reeve Sebenza mit Bocote Inlays

Die Bäume werden etwa 25 Meter hoch und sind in zahlreichen Gebieten von Mexiko und Südamerika anzutreffen. Bocote Holz wird hauptsächlich zur Herstellung von Möbeln, Kunstgegenständen und gelegentlich auch für Musikinstrumente oder als Furnier eingesetzt.

Bocote hat eine mittelbraune Grundfarbe und das Kernholz zeigt lebhafte dunkle, fast schwarze Maserung. Die Erscheinung kann an altes Eichenholz erinnern, besitzt aber einen stärker ausgeprägten Kontrast.

Die Maserung kann als “Augen” oder in geraden und teilweise sehr gleichmäßigen Streifen auftreten, daher ist das Holz ausgesprochen dekorativ. Bocote zeichnet sich weder durch Gewicht, Dichte oder Härte aus. Das Holz ist leicht zu bearbeiten und ähnelt in seiner Struktur dem Holz einheimischer Nussbäume.

Bruyèreholz (bot. Erica arborea)

Die Baumheide ist eine Pflanzenart die mit den „Erica“ genannten Heidekräutern verwandt ist. Wie der Name sagt, ist die Baumheide kein bodendeckendes Kraut, sondern eine busch- oder baumartig in die Höhe wachsende Pflanze. Je nach Herkunft, Standort und Alter kann die Baumheide Höhen bis zu 20 Metern erreichen, in den meisten Lagen werden Wuchshöhen von etwa sechs Metern erreicht. Die Baumheide gedeiht auf kargen, leicht sauren Böden rund um das Mittelmeer, auf den spanischen Inseln und an Gebirgshängen in Nordafrika.

Verwendung findet nur das Wurzelholz der Baumheide, alle oberirdischen Teile sind wertlos und dienen als Brennmaterial. Die Baumheide neigt dazu, in ihren weitverzweigten Wurzeln knollenartige Verdickungen zu bilden. Diese Knollen können bei alten Sträuchern bis zu 30 Zentimeter Durchmesser erreichen und bestehen aus einem extrem harten Holz mit hohem Mineralgehalt. Dichte, Härte und eben dieser Mineralgehalt macht das Holz der Wurzelknollen sehr widerstandsfähig gegen Feuer und Hitze. Kein anderes Holz besitzt ähnliche Eigenschaften, so das Bruyèreholz hauptsächlich zur Herstellung von Tabakspfeifen dient.

Edelholz - Bruyere

Bruyereholz besitzt eine enge, feine und sehr kontrastreiche Maserung.

Aufgrund der Beschaffenheit, viele Wurzelknollen sind gerade einmal faustgroß, werden neben Pfeifen nur kleine Gegenstände (z. B. Dosen) oder Messergriffe gefertigt. Vor allem für die typischen Messer der Schäfer in Italien und dem Süden Frankreichs fand Bruyèreholz als Griffmaterial Verwendung. Obwohl die Holzbestände rund um das Mittelmeer inzwischen stark dezimiert sind, steht Bruyèreholz heute noch ausreichend zur Verfügung. Der Preis für Kanteln aus Bruyèreholz ist günstig und treibt den Preis für ein Messer daher nur geringfügig nach oben.

Cocobolo (bot. Dalbergia retusa)

Griffe oder Applikationen aus Cocobolo sind in der Messerszene, vor allem in den USA, weit verbreitet. Das dunkle Holz wird sowohl massiv für einen Messergriff oder als Insert bzw. Inlay verwendet. Holzlieferant ist eine Baumart, die auf dem amerikanischen Kontinent „Cocobolo“ genannt wird und zur Familie der Hülsenfrüchtler gehört. Botanisch ist der Baum mit Pflanzen verwandt, die uns Erbsen, Bohnen oder Kichererbsen liefern, gehört aber zur Unterart der Dalbergien. Die am häufigsten vorkommende Art ist „Dalbergia retusa“, die in Höhenlagen entlang der Pazifikküste von Mexiko bis Nicaragua und Panama gedeiht.

Small Sebenza von Chris Reeve mit Damastklinge und Inserts aus Cocobolo Holz

Sebenza mit Damastklinge und Cocobolo Inlays

Cocobolo Bäume erreichen Wuchshöhen bis zu 20 Meter, wobei die Stämme schon in niedriger Höhe verzweigen. Das Kernholz besitzt ein Farbspektrum von orange bis tiefrot. Cocobolo gehört zu den Harthölzern, erreicht aber die Härte von Bruyère- oder Ebenholz nicht. Es ist durch seinen welligen Faserverlauf schwer zu spalten aber leicht zu bearbeiten. Seine rötliche Farbe und eine kleinflächige dunkle Maserung machen es als Rohstoff für Gebrauchsgegenstände (Bürsten, Schachfiguren, Billiardqueues) und natürlich auch für Messergriffe begehrt.

Cocobolo gehört noch nicht zu den bedrohten Pflanzenarten, sondern wird in der Liste der Weltnaturschutzunion IUCN „nur“ zu den gefährdeten Arten gezählt. Bei CITES ist Cocobolo ebenfalls im Appendix II (gefährdete Arten) notiert. Die Holzwirtschaft in Mexiko ist nicht nachhaltig und die Bestände gehen rasch zurück. Entsprechend rasant steigen die Preise.

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Ebenholz (bot. Dalbergia melanoxylon)

Die Besonderheit von Ebenholz ist seine dunkelgraue, in manchen Qualitäten nahezu schwarze Färbung. Je nach Herkunft und Qualität kann die Farbpalette von Anthrazittönen mit leichter Maserung bis zu reinem Schwarz reichen. Lieferant für Ebenholz sind Bäume der Gattung „Diospyros“.

Edelholz aus Afrika: Ebenholzstamm

Haupterzeugungsländer für industriell nutzbares Ebenholz sind Kamerun, Madagaskar, Ceylon, Vietnam und Indonesien. Die Baumarten unterscheiden sich von Land zu Land.

Die auf dem Weltmarkt am häufigsten gehandelte Sorte ist Kamerun-Ebenholz (Diospyros crassiflora) dass vor allem wegen seiner tiefschwarzen Farbe begehrt ist.

Ebenholz besitzt eine sehr hohe Dichte und schwimmt nicht im Wasser. Die Dichte variiert je nach Qualität und Herkunft und beträgt typischerweise zwischen 1,05 kg/dm² bis zu 1,15 kg/ dm². Je dunkler, feinporiger und schwerer ein Stück Ebenholz ist, desto höher ist sein Wert. Als Material für Messergriffe war Ebenholz jeher begehrt, im Historismus waren Bestecke und Messer mit Ebenholzgriffen sehr geschätzt. Die Hauptverwendung war der Möbelbau, außerdem wurde Ebenholz für Musikinstrumente oder Instrumententeile verwendet.

Das beste und teuerste Ebenholz kommt aus Ceylon (Diospyros ebenum), allerdings sind die Bestände erschöpft. Hauptsächlich für den Möbelbau wurde der gesamte Holzbestand des Landes in den letzten Jahrhunderten rücksichtslos eingeschlagen. Die heutigen Bestände versucht man über rigorose Anwendung der Handelsbeschränkungen (CITES) so gut wie möglich zu schützen. Der Preis für Ebenholz mit Herkunftszertifikat als Rohmaterial für einen Messergriff liegt je nach Qualität zwischen 35 Euro und 70 Euro. Einzig bei Laguiole Messern findet man Ebenholz heute noch regelmäßig.

Snakewood (bot. Brosimum guianense, syn. Piratinera guianensis)

Der deutsche Name für diesen Baum lautet „Letternholzbaum“ aber dieser Begriff wird nur selten verwendet. Dabei handelt es sich um die eingedeutschte Variante des englischen Namens, der auch früher auch „Letterwoodtree“ genannt wurde. Schlangenholz ist ein weiteres Synonym aber zumeist bedient man sich des englischen Namens Snakewood für den Baum selbst und sein Holz.

Der Name Snakewood leitet sich von der Maserung des Holzes ab, seine Grundfarbe ist rotbraun und die deutlich dunklere Maserung bildet die charakteristische Zeichnung von Schlangenhaut nach. An vielen Stellen bildet die Maserung buchstabenähnliche Formen, darin ist der Grund für den alten Namen „Letterwood“ (Buchstabenholz) zu sehen.

Snakewood ist ein immergrüner Laubbaum aus der Familie der Maulbeergewächse und gehört demnach zur Ordnung der Rosengewächse. Mit zarten Blumen hat der riesige Baum allerdings wenig Ähnlichkeit; Snakewood kann bis zu 45 Meter Höhe erreichen. Er wächst in den Küstenregionen Brasiliens sowie in Guyana und Surinam. Eine Kultivierung des Baumes ist nicht möglich, also werden die vereinzelt stehenden Bäume im Urwald geschlagen. Bisher ist Snakewood weder auf der Liste bedrohter Pflanzen noch auf der Liste der gefährdeten Arten. Snakewood kann frei und ohne Herkunftsnachweis gehandelt werden.

Snakewood besitzt eine lebhafte Maserung die an Schlangenhaut erinnert

Snakewood besitzt eine lebhafte Maserung die an Schlangenhaut erinnert

Snakewood gehört zu den fünf härtesten Hölzern der Welt und besitzt eine höhere Dichte als Ebenholz. Die Dichte beträgt etwa 1,2 kg/dm²; es ist also nur geringfügig leichter als Eisenholz und nicht schwimmfähig. Obwohl der Handel mit Snakewood keinen Beschränkungen unterliegt, gehört das Holz zu den teuersten Holzarten der Welt.

Für zwei Holzplatten, die zur Herstellung von Griffschalen taugen, sind je nach Schönheit der Maserung zwischen 35 Dollar und 90 Dollar zu bezahlen. Die Verwendung von Snakewood in der Messerszene beschränkt sich auf Customs und hochpreisige Serienmesser, zum Beispiel von Chris Reeve oder (wieder einmal) Laguiole.

Wüsteneisenholz (bot. Olneya tesota)

In der Messerszene taucht dieses Holz zumeist unter dem englischen Namen Desert Ironwood auf. Wie Cocobolo gehört es zur Familie der Hülsenfrüchtler und wächst im Südwesten der USA sowie im Norden Mexikos. Wüsteneisenholz wächst als immergrüner Strauch oder niedriger Baum. Durch ausgefeilte Überlebensstrategien kann Wüsteneisenholz auch in wasserarmen und kargen Gebieten überleben, beispielsweise wirft der Baum bei anhaltenden Wassermangel einen Teil seiner Blätter ab. Da Holz ist hart, dicht und schwer. Mit ca. 1,2kg/dm² ähneln seine physikalischen Eigenschaften Snakewood und anderen Harthölzern.

Das Farbspektrum des Kernholzes reicht von hellrot über dunkelrot bis zu violett, bei jungen Pflanzen kann es auch orangefarben sein. Die geringe Höhe der Stämme und ihr verhältnismäßig kleiner Durchmesser schränken die kommerzielle Nutzung des Desert Ironwood stark ein. Außer für Messergriffe wird das Holz hauptsächlich für dekorative Zwecke verwendet.

Wüsteneisenholz ist heutzutage sehr selten und die Preise sind entsprechend hoch. Es steht weder auf der Liste bedrohter Arten noch auf der ICUN Liste für gefährdete Pflanzenarten. In Mexiko ist das Wüsteneisenholz mittlerweile so selten, dass die Regierung Sonderregelungen zum Schutz der Pflanze erlassen hat. Für den legalen Export von Wüsteneisenholz (span. Palo fierro) aus Mexiko benötigt man ein Zertifikat.

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