Civivi Elementum - Edler Gentleman Folder

Edel, edler, Civivi Elementum Damast

Den Begriff „Gentleman Folder“ bringen die meisten Messerfans ganz unwillkürlich mit hochpreisigen Taschenmessern in Verbindung. Das hat auch durchaus seine Berechtigung, denn lange Zeit war dieser Messertyp den „besseren Herren“ vorbehalten und dementsprechend nicht billig in der Anschaffung. Doch die Zeiten haben sich geändert, wie das Civivi Elementum beweist. Mit Damastklinge und Echtholzgriff besitzt das Taschenmesser zwei klassische Insignien eines Gentleman Folders, ohne dass die Käuferschicht aus besseren Damen und Herren allzu tief ins Portemonnaie greifen muss.

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Die WE Knife Tochter Civivi hat in den letzten Monaten bereits mehrfach durch hochwertige Taschenmesser und originelle Materialausstattungen auf sich aufmerksam gemacht. Dabei reicht die Angebotspalette von Griffschalen aus Kupfer oder Edelholz bis zu Carbon. Alle drei Werkstoffe findet man nur selten in der Preisklasse unter 100,- Euro, sodass man mit Fug und Recht sagen kann: Civivi verschiebt die Preisgrenzen wieder einmal nach unten. Die Messerfans wird es freuen.

Freude kommt auch deshalb auf, weil man bei allen bisherigen Civivi Modellen den Griff in die Materialkiste nie mit mittelmäßiger Verarbeitung oder schlampiger Qualitätskontrolle bezahlen musste. Das Review wird zeigen, ob das Civivi Elementum die Serie fortsetzen kann.

Tatsächlich lässt sich zwischen den Taschenmessern von WE Knife und Civivi in Sachen Qualität kaum ein Unterschied ausmachen. So ist es kein Wunder, dass sich innerhalb weniger Monate bereits das zweite Messer von Civivi für ein detailliertes Review auf Knife-Blog qualifiziert hat. Hinweis: Konstruktiv ist das Civivi Elementum ein Einhandmesser mit Klingenverriegelung. Alle Informationen zum Führen von Einhandmessern in Deutschland sind im Artikel „Taschenmesser – Was ist erlaubt, was ist verboten?“ zusammengefasst.

Civivi Elementum Damast

Das Civivi Elementum ist als Alltagsmesser für leichte Schneidearbeiten konzipiert. Mit 75 Millimeter Länge und drei Millimeter Stärke liegt die Klinge des Civivi Elementum im Bereich typischer Gentleman Folder. Etwas unüblicher für diesen Messertyp ist die Klingenöffnung als Flipper. Entwarnung: Wer das Elementum dezent zum Einsatz bringen möchte, kann die Klinge auch beidhändig öffnen. Obwohl das Taschenmesser keinen Nagelhau besitzt, lässt sich der Klingenrücken ohne Gefummel und Kraftaufwand greifen und anheben.

Auch die äußeren Abmessungen des Civivi Elementum entsprechen einem typischen Gentleman Folder. Die Gesamtlänge des geöffneten Messers beträgt 178 Millimeter, wovon 103 Millimeter auf den Rahmen des Messers entfallen.

Die nutzbare Länge des Griffs zwischen der deutlich ausgearbeiteten Fingermulde und dem abgerundeten Griffende beträgt etwa 85 Millimeter. Für Messerfans mit mittelgroßen Händen (Handschuhgröße 9) ist das Civivi Elementum ein Drei-Finger-Messer. Der kleine Finger findet Platz hinter dem Griff und fungiert als Endanschlag, sodass das Taschenmesser nicht in die umschließende Hand hineinrutscht, wenn Druck auf die Klingenspitze ausgeübt wird.

Civivi Elementum - Damastklinge

Klinge und Klingenstahl

Das Auspacken und Öffnen des Civivi Elementum führt zu einer Überraschung in Sachen Klingenstahl. Dass das Messer mit einer Damastklinge ausgestattet ist, steht auf dem Karton. Wunder darf man bei einem Messer unter 100 Euro nicht erwarten. Umso größer fällt die Überraschung beim Öffnen der Klinge aus. Das Damastmuster kombiniert kleine Rosen mit Rauten und ist von atemberaubender Gleichmäßigkeit. Die Ausrichtung des Damastmusters ist erkennbar auf die Form der Klinge abgestimmt und verläuft präzise in Längsrichtung.

So etwas kennt man sonst nur von Klingen aus den Werkstätten des Damast-Hochadels. Handwerker wie Devin Thomas, Chad Nichols oder Jürgen Schanz produzieren Damaststähle mit solch ansprechenden Mustern in kleinen Auflagen, bei größeren Mengen müsste man sich an die Schmiede Balbach wenden. Bei allen würde der Preis für einen Klingenrohling aber mindestens halb so viel kosten wie ein fertiges Civivi Elementum, das bei einem deutschen Händler im Regal liegt.

Keine Frage, der Damast muss also aus China stammen. Anders passt er nicht in den Preisrahmen des Messers. An dieser Stelle wird der eine oder andere Messerfan reflexartig in die Vorurteilsschublade greifen und etwas von „zusammengekloppten Billigschrottstählen“ murmeln. So etwas haben wir alle schon gesehen, woraus sich im Umkehrschluss allerdings nicht ableiten lässt, dass jeder Stahl aus Fernost in diese Kategorie gehören muss.

Aber ich will es genau wissen und unterziehe das Civivi Elementum einem längeren Praxistest als üblich. Volle fünf Wochen begleitet mich das kleine Taschenmesser täglich und bekommt alle Schneidearbeiten aufgeladen, die im Alltag anfallen.

Der Zufall will, dass im Testzeitraum eine vor längerer Zeit bestellte Sendung aus den USA eintrifft, die wegen ihres hohen Gewichts in einem entsprechend stabilen Umkarton verpackt ist. An diesem Karton beißt sich mein Boxcutter sämtliche Zähne aus, mit ihm kann man das Material nicht in voller Stärke durchtrennen. Schon nach wenigen Zentimetern steckt die Klinge wie einbetoniert im Karton fest. Rumsäbeln führt zu keinem Erfolg. Prima! An diesem Karton wird der Klingenstahl des Civivi Elementum sein Gesellenstück abliefern – oder kläglich scheitern.

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Den Karton hat das kleine Elementum nach und nach in handliche Stücke für die Recyclingtonne verwandelt. Spuren am Klingenstahl hat die Karton-Aktion nicht hinterlassen. Die Schneidkante steht wie eine Eins und die hohe Schärfe der Klinge hat nicht gelitten. Keine Kratzer, keine Mikroausbrüche. Civivi gibt die Härte des verwendeten Damaststahls mit 58 bis 60 HRC an. Dass der Stahl nicht nur hart, sondern auch schnitthaltig ist, konnte er nachweisen.

Ein Grund für die mehr als ordentliche Schneidleistung ist der Hohlschliff, den Civivi seinem kleinen Gentleman Folder spendiert hat. Wieder ein Merkmal, das man in dieser Preisklasse nur selten antrifft. Der Radius des Hohlschliffs ist relativ groß, sodass er einerseits sichtbar und wirksam ist, andererseits aber die Stabilität der Klinge nicht herabsetzt.

Aller Skepsis zum Trotz hat sich der Damaststahl des Civivi Elementum im Alltag bewährt und dürfte seinen namhaften Konkurrenten kaum nachstehen. Ebenfalls zu loben ist der präzise und gleichmäßige Anschliff der Klinge, an deren Schärfe es nichts zu mäkeln gibt.

Ein Griff aus Holz, das es nicht gibt

Das Civivi Elementum gibt es nicht nur in der getesteten Version mit Damastklinge und Edelholzgriff, hinter der Modellbezeichnung verbirgt sich eine ganze Messerfamilie. Es gibt Versionen mit Button Lock, andere besitzen Griffschalen aus Carbon, Ebenholz, Kupfer oder Messing. Auch beim Klingenstahl gibt es reichlich Auswahl, die Spanne reicht von AISI D2 bis Sandvik 14C28. Sogar ein Modell mit American Tanto Klinge hat Civivi im Angebot.

Für den Test habe ich jedoch bewusst dieses Messer ausgewählt, da die Bezeichnung „Cuiburtia Holz“ meine Neugier geweckt hat. Auf der Civivi Homepage und im Handel treten die Schreibweisen „Cuiburtia“ oder „Cuibourtia“ auf. Als Bezeichnung für eine Edelholzart ist mir dieser Begriff noch nie untergekommen. Die Recherche im Internet bringt erwartungsgemäß keine Treffer.

Das Holz der Griffschalen ist eine Augenweide und passt ausgezeichnet zu der Damastklinge. Der schwarze Rahmen unterstreicht die Konturen des Messers.

Foto: Civivi

Civivi Elementum, Front, halfopen

Schnell wird klar, dass hier entweder eine Eigenmarke bezeichnet ist oder schlichtweg ein Schreibfehler vorliegt. Ein frei erfundenes Edelholz als Eigenmarke wäre ein Marketing-Gag, der wohl bei vielen Messerfans nicht allzu gut ankommen würde. Viel wahrscheinlicher ist ein Schreibfehler. Vermutlich ist irgendwann aus einem „G“ ein „C“ geworden und der Fehler hat alle Rechtschreibkontrollen überlebt, denn die Pflanzengattung „Guibourtia“ existiert tatsächlich.

Guibourtia-Arten sind immergrüne bis laubabwerfende Bäume, die Wuchshöhen von bis zu 40 bis 50 Metern erreichen. Die geraden und zylindrischen Stämme erreichen Längen von 25 Meter und der Stammdurchmesser beträgt ein bis zwei Meter“, erklärt Wikipedia.

Eine Unterart der Gattung Guibourtia ist das „Bubinga Holz“, das manchmal auch unter dem falschen und irreführenden Namen „African Rosewood“ („afrikanisches Rosenholz“) auftaucht. Bubinga wird unter anderem für Musikinstrumente, Lang- und Sportbögen sowie für Messergriffe verwendet. Das Bubinga Kernholz ist rosa, leuchtend rot oder rotbraun mit purpurnen Streifen. Der rotbraune Griff des Civivi Elementum passt mit seiner feinen Maserung gut zur Beschreibung dieses Holzes.

An der Holzqualität beider Griffschalen gibt es nichts zu kritisieren. Selbst unter der Lupe zeigt sich das Holz fehlerfrei. Keine Risse, keine Brandlöcher, keine abstehenden Holzfasern. Von Schlimmeren wie Kittstellen ganz zu schweigen.

Linerlock, keramisches Kugellager, Deep carry Clip

Die Griffschalen sitzen auf einem Liner aus Edelstahl, dessen schwarzes Finish einen ansprechenden Kontrast zur Farbe des Holzes schafft. Der Rahmen des Civivi Elementum ist offen, also ohne Backspacer. Stattdessen sind die Liner mittels zweier Abstandshalter im hinteren Bereich des Griffs und die Achsschraube verbunden.

Die Damastklinge wird durch ein keramisches Kugellager geführt. Zum zweiten Mal ein Element, das man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet. Entsprechend gut sind Klingengang und Flipper-Eigenschaften. Die Klinge läuft geschmeidig, ist perfekt zentriert und lässt sich durch einen leichten Impuls auf den Kicker öffnen.

An der rechten Messerseite befindet sich ein schwarzer Taschenclip aus Edelstahl. Der Clip schließt mit dem Griffende ab, sodass das Civivi Elementum tief in der Hosentasche verschwindet. „Deep carry“ heißt das auf gut neudeutsch.

Preis und Fazit,

Das Civivi Elementum in der hier getesteten Version mit Damastklinge, Kugellager und Griffschalen aus Edelholz ist im deutschen Online-Handel für unter 100,- Euro zu bekommen (s. unter Links). Für den grünen Schein bekommt man ein qualitativ makelloses Taschenmesser in Edel-Messer Optik. Bis vor zwei, drei Jahren waren die Zutaten Edelholz, Damaststahl und ein keramisches Kugellager als Klingenführung einer weitaus höheren Preiskategorie vorbehalten.

Nicht nur beim Material, auch bei der Verarbeitungsqualität kann das Civivi Elementum locker mit Taschenmessern mithalten, für die ein Vielfaches des Preises zu zahlen ist.

Ein Gentleman Folder zum Budget-Preis, mit dem man sich überall sehen lassen kann. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis ist nur die Maximalwertung von fünf Sternen möglich. Wer einen schneidfreudigen Begleiter für Alltag, Büro und Abendanzug sucht, ohne einen halben Monatslohn auf den Kopf zu hauen, kommt am Civivi Elementum Damast nicht vorbei.

Edel, edler, Civivi Elementum Damast 1TUYA Knife
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Civivi Elementum
In einem Satz:
Ein makelloser Gentleman Folder mit Edel-Messer-Optik zu einem unschlagbaren Preis.
Klingenstahl
Anschliff
Design, Sicherheit
Material- und Verarbeitungsqualität
Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.6
Knife-Blog Wertung