Pacific von Chris Reeve Knives

Pacific von Chris Reeve Knives – Bill Harsey Design

Er hat einen Ruf wie Donnerhall. Vor allem bei Fixed Blades. Die Rede ist von William „Bill“ Harsey, der sich in den letzten Jahrzehnten als Designer von Fixed Blades und Foldern einen Namen gemacht hat. Italienische Firmen gehören dabei ebenso zu seinen Partnern wie die amerikanischen Hersteller Spartan Blades und Chris Reeve Knives. Reeve selbst erkannte das Potenzial von Bill Harsey und war von seinen Entwürfen für die Modelle „Green Beret“ und „Pacific“ begeistert. Ein 2017er Pacific in der seltenen Variante mit glatter 6 Zoll Klinge liegt heute zum Review bereit.

Auch Chris Reeve Knives darf sich in diesem Jahr über ein Jubiläum freuen: Die Firma aus Boise, Idaho wird 25 Jahre alt. Auch wenn Firmengründer Chris Reeve schon einige Jahre vor dem Gründungsdatum als Messermacher begann, wurde die Firma Chris Reeve Knives erst 1993 eingetragen. Vor drei Jahren hat Chris’ Sohn Tim die Leitung der Firma übernommen, unterstützt wird er im kaufmännischen Bereich von seiner Mutter Anne. Freundin Marissa ist vor gut zwei Jahren ebenfalls in die Firma eingestiegen und im Bereich Marketing und Kommunikation tätig.

Das Modell Pacific gehört noch fast zu den Neuentwicklungen, denn es ist erst seit 2007 im Programm. Elf Jahre sind für viele Messerhersteller eine halbe Ewigkeit, für Chris Reeve Knives ist dieser Zeitraum beinahe ein Wimpernschlag. Die bekannt langen Modellzyklen bei Chris Reeve Knives rechnen eher nach Jahrzehnten als nach Jahren, wie sich unter anderem bei den Modellwechseln der Fixed Blades zeigt.

Bekannt wurde Chris Reeve mit seinen „One Piece Knives“, die es in zahlreichen Größen und Ausführungen gab. Eines der ältesten Modelle, das Mark IV von 1983, gehört heute zu den gesuchtesten Fixed Blades auf dem Sammlermarkt.

Messer von Chris Reeve

Die neue Zeitrechnung bei den Fixed Blades begann bei Chris Reeve 2002 mit der Vorstellung des „Green Beret“. Das Design stammt ebenfalls von Bill Harsey und gegenüber den ursprünglichen „nur Stahl“ Messern von Reeve wendet er sich jetzt der Full-Tang Bauweise mit verschraubten Griffschalen zu. Bereits zwei Jahre später folgt mit dem „Neil Roberts“ ein weiteres Messermodell. Es ist dem U.S. Navy Seal Neil Roberts gewidmet, der im März 2002 im Kampf um Takur Ghar als erster Special Forces Soldat in Afghanistan sein Leben verlor.

  • 1983 One Piece Knives (bis 2009)
  • 2002 7″ Green Beret/Yarborough
  • 2003 5.5″ Green Beret
  • 2004 Neil Roberts Warrior (bis 2004)
  • 2007 Inyoni 2007 (bis 2015)
  • 2007 Pacifc/1SFG(A)
  • 2008 Professional Soldier (bis 2017)
  • 2009 Sikayo 6.5″
  • 2009 Sikayo 9″
  • 2010 Nyala
  • 2014 Impofu
  • 2014 Umkhombe

Währenddessen hatte sich bei Chris Reeve Knives ein Materialstandard für Fixed Blades etabliert. Die Werkzeugstähle A2 und D2 der „One Piece“ Modelle hatten kurz nach der Jahrtausendwende ausgedient und machten Platz für den pulvermetallurgischen CPM-S30V.

Pacific von Chris Reeve und Bill Harsey
Das Pacific wurde 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bei seiner Vorstellung 2007 wurde das Pacific aus S30V Stahl hergestellt. Fließend und ohne besondere Ankündigung erfolgte der Wechsel auf S35VN etwa zur Jahresmitte 2011. Manche Händler im Internet geben erstaunlicherweise heute noch S30V als Klingenstahl an. Entweder ein Irrtum oder sie sitzen tatsächlich noch auf alten Beständen, was bei diesem Messer allerdings nicht sehr wahrscheinlich ist. Seit der Umstellung 2011 werden alle Klingen für das Pacific aus S35VN hergestellt.

Auf der Homepage von CRK findet sich der etwas irreführende Hinweis, das Pacific sei die zivile Variante eines für militärische Sondereinheiten entwickelten Messers. Tatsächlich sind beide Messer hinsichtlich Größe und Ausführung völlig identisch und unterscheiden sich nur durch die Lasergravuren.

Die Entstehungsgeschichte des Pacific

Bill Harsey hat im Knife-Blog Interview ausführlich die Entstehungsgeschichte des Pacific geschildert:

“Das Pacific Messer entstand, kurz nach dem Yarborough Knife Projekt. Ich bin der Designer des Yarborough Knife für die US Special Forces. Auch dieses Messer wurde von Chris Reeve Knives produziert. Chris und ich haben zusammengearbeitet, um meinen Entwurf von CRK herstellbar zu machen.

Die US Army Special Forces, auch bekannt als Green Berets, bestehen aus verschiedenen Gruppen, die unterschiedliche geographische Verantwortlichkeiten haben. Dabei durchlaufen alle Männer das gleiche Training, um sich für die Special Forces zu qualifizieren. Je nach ihren speziellen Fähigkeiten und Sprachkenntnissen werden sie anschließend einer der operativen Gruppen zugewiesen.

Eine Abteilung, die Special Forces Group Airborne (Green Berets), ist in allen Ländern des Pazifischen Ozeans von Nordkorea bis Indonesien präsent. Das Einsatzgebiet dieser Einheiten – mehr oder weniger alle Anrainerstaaten des Pazifiks – fungierte als Namensgeber für dieses Messer.

Die 1st Group ist für den Einsatz im Dschungel, in Gebirgsregionen und sogar für Unterwassereinsätze ausgebildet und benötigte ein Messer, das in allen Umgebungen zuverlässig einsetzbar ist und gute Arbeit leistet.”

Bill Harsey

Fixed Blade Papst William “Bill” Harsey

“Der damalige Kommandeur der 1. Special Forces Group Airborne, ein Sergeant Major, nahm mit mir Kontakt auf und fragte, ob ich ein solches Messer entwerfen könne.

Ich habe diesen Auftrag gerne angenommen und man lud mich ins SFGA-Hauptquartier ein, um mit dem Gruppenkommandanten, dem Oberfeldwebel und mit ausgewählten Green Beret Soldaten die technischen und operativen Details zu besprechen. Während eines ganzen Tages umrissen die Special Forces Soldaten ihr Anforderungsprofil, während ich diese Informationen in ein machbares Design übertrug.

Chris und ich haben anschließend einige Prototypen präsentiert und das Messer wurde schließlich von der 1. Special Forces Group Airborne akzeptiert. So wurde das Pacific Knife geboren. Chris hat dann all seine Fähigkeiten aufgeboten, um die höchsten Produktionsstandards zu etablieren und zu halten. Bis heute hat keine Klinge im Einsatz versagt.”

Die zivile Version des Pacific unterscheidet sich nur bei den Farben der Klingenbeschichtung und den Lasergravuren. So fehlt jeder Hinweis auf die Special Forces und das Messer trägt nur die Signa von Chris Reeve und Bill Harsey. Im Portfolio von CRK ist das Pacific größenmäßig zwischen den Green Beret Modellen mit 5.5 und 7 Zoll Klinge angesiedelt.

Signatur von Bill Harsey auf der Klingen des CRK Pacific

Unter dem Logo von Chris Reeve Knives befindet sich die Signatur von Bill Harsey.

Für den Flacherl wird ein Riesenblech CPM-S35VN benötigt, was den Preis des Messers relativiert. Im Gegensatz zu den Foldern von Chris Reeve, wird die Klinge nur auf rund 56 HRC gehärtet. Hierbei wird Härte gegen Zähigkeit getauscht, damit die Klinge im rauen Einsatz nicht bricht und die Schneidkante nicht durch Mikroausbrüche ausfranst.

Klingenvarianten beim Chris Reeve Pacific

Der allergrößte Teil der Pacific werden mit Klingen ausgeliefert, die nahe des Griffs eine Teilwelle besitzen. Kubuli heißt dieser markante Wellenschliff, der sich auch bei anderen Fixed Blades von Chris Reeve findet. Vor einigen Tagen hat Tim Reeve auf Instagram das Fotos eines CRK Folders mit Kubuli Teilwelle veröffentlicht. Ob es sich bei diesem Messer um einen ernsthaften Prototypen oder nur ein privates Experiment handelt, ist derzeit noch unbekannt.

Europäische und vor allem deutsche Messerfans stehen Messern mit Wellenschliff („Serrated Blade“) oder Teilwellen („Combination Edge“) mehrheitlich ablehnend gegenüber. Dementsprechend sind solche Messer hierzulande nur schwer verkäuflich. In den USA ist es umgekehrt, fast alle dort verkauften Pacific verfügen über den Kubuli-Schliff und so musste ich einige Wochen auf mein „Plain Edge“ Pacific warten.

Daseinsberechtigung und Aufgabe des Wellenschliffs ist die bessere Performance beim Durchtrennen von Seilen, Paracord oder Stoffen.

Auch wenn im Notfall der Gurt eines Rucksacks oder ein Sicherheitsgurt gekappt werden muss, ist der Teilwellenschliff effektiver als eine glatte Schneidkante.

Das Pacific bietet Chris Reeve Knives in zwei optischen Varianten an. „Black“ oder „Flat Dark Earth“ heißen die beiden Versionen, wobei „KG Gun Kote“ für die Art der Beschichtung steht.

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Bei der schwarzen Variante werden schwarz beschichtete Klingen mit einem dunkelgrünen Micarta-Griff kombiniert, dessen anthrazitfarbene Struktur das Material noch dunkler erscheinen lässt und jede Reflektion verhindert. Das Messer im Test besitzt eine helle, beinahe goldfarbene Klingenbeschichtung und einen deutlich helleren Griff, wodurch es ziviler und weniger martialisch wirkt.

Die 5,5 Millimeter (genau: 0.220″ oder 5.588mm) starke Clip-Point Klinge bringt es von der Spitze bis zum Griffansatz auf 16,4 Zentimeter, also rund sechs Zoll. Unterhalb der Gratlinie setzt ein Hohlschliff an, dessen Radius so bemessen ist, dass die Klinge nicht allzu viel Material verliert. Auffällig ist die Swedge im vorderen Klingendrittel, die am Klingenrücken weit ausgeschliffen ist und keine Rundung aufweist.

Der Micarta Griff ist in der Mitte rund 31 Millimeter hoch und knapp 25 Millimeter breit. Nach vorn und hinten nimmt die Griffhöhe nur minimal ab, aber der Griff wird deutlich schmaler. Bisher hatte ich noch kein Messer von Bill Harsey in der Hand, das in Sachen Ergonomie oder Handlage Kritik zugelassen hätte. Das Pacific macht keine Ausnahme. Große und mittelgroße Hände können den Micarta Griff bequem, ermüdungsfrei und sicher halten. Micarta ist von Hause aus rutschhemmend und harmoniert ausgezeichnet mit Handschuhen.

Die Handlage wird durch eine ausgeprägte Daumenrampe mit einem deutlich konturiertem Jimping positiv beeinflusst. An der Unterseite des Griffs befindet sich ein Jimping identischer Machart. Zusammen mit der ausgeprägten Mulde für den Zeigefinger verhindern Rampe und Jimping, dass die Hand nach vorn rutschen kann, wenn die Klinge bei einer Stoßbewegung auf ein Hindernis triff.

Am Ende des Erls befindet sich ein Lanyard Hole und ein kantiger Absatz dient als Glasbrecher. Zum Lieferumfang des Pacific gehört eine Cordura Scheide, die man nur mit dem Begriff „hochwertig“ beschreiben kann. Vor allem die sauber ausgeführten Nähte zeigen, dass man bei CRK der Scheide den gleichen Wert beimisst wie dem Messer selbst. Selbst Pedanten, die den Abstand der Doppelnähte und ihren parallelen Verlauf nachmessen, werden nicht die kleinste Schlamperei aufdecken.

Pacific von Chris Reeve Knives

Schlechte Zeiten für Messernörgler und Pedanten, denn auch beim Messer selbst ergibt sich kein Kritikpunkt. Die Beschichtung ist gleichmäßig, die Klinge perfekt geschliffen und gleichmäßig scharf (9/10). Der Micarta Griff ist sauber angepasst, seine Oberfläche gleichmäßig rau. Der digitale Drehmomentschlüssel zeigt identische Anzugswerte bei allen drei Griffschrauben.

Am Gürtel lässt sich das Pacific mittels einer dreiteiligen Schlaufe befestigen, wodurch sich das Messer anlegen lässt, ohne den Gürtel zu öffnen. Die Scheide in der Farbgebung „Multicam“ ist Molle kompatibel und kann Tip-Up oder Tip-down an der Ausrüstung befestigt werden. Ein Plastikeinsatz nimmt das Messer auf, ist aber nicht vollständig seitensymmetrisch. Zwar lässt sich das Pacific links oder rechts in der Scheide verstauen und mittels Druckverschluss sichern, linksherum steht es jedoch eine Idee weiter heraus und sitzt minimal schief.

Im Alltag unterliegt man in Deutschland den Einschränkungen des Waffengesetzes, das das Tragen von großen Messern mit feststehender Klinge nur erlaubt, wenn ein „berechtigtes Interesse“ vorliegt. Bei Stadtgängen sollte es zuhause bleiben aber Angler, Camper, Jäger, Wanderer und andere Outdoor-Sportler können dieses „berechtigte Interesse“ geltend machen. Ein grundsätzliches Trageverbot, wie oft in Facebook-Gruppen zu lesen ist, lässt sich aus dem aktuellen Waffengesetz nicht ableiten. Ein nachprüfbarer Fall, bei dem ein solches Fixed Blade bei einer Outdoor-Aktivität sichergestellt wurde, ist mir bisher nicht bekannt geworden.

Pacific von Chris Reeve Knives - Bill Harsey Design 1
Chris Reeve Knives Pacific

Pacific von Chris Reeve Knives – Fazit

Der Pazifische Ozean hat viele Konflikte gesehen und ist alles andere ist als das „Mar Pacifico“ seines Entdeckers Ferdinand Magellan. Für die dort eingesetzten Spezialkräfte hat sich das CRK Pacific als perfekte Wahl erwiesen. Aber auch im zivilen Einsatz ist das Messer gut aufgehoben und beileibe kein nutzloses, „tacticooles“ Spielzeug. Es ist nicht nur das Einsatzmesser der Green Berets, es ist ein Allrounder, der sich in allen Lebenslagen mehr als achtbar schlägt. Dadurch hat das Pacific reichlich Potenzial, Messerfans mit völlig unterschiedlichen Vorlieben zu begeistern.

Der Preis des Pacific in den USA beträgt 325 Dollar, das macht genau einen Dollar pro Gramm. Wie bei Chris Reeve Knives üblich, sind alle Händler knallhart an vorgegebene Mindestverkaufspreise gebunden.

Dadurch unterbleiben Preiskämpfe und ein Messerfan braucht die Anschaffung des Pacific nicht in der Hoffnung auf ein baldiges Sonderangebot hinauszuzögern. Angenehmer Nebeneffekt für Kunden in Europa: Durch das Ausbleiben kräftiger Abschläge bei amerikanischen Online-Händlern entsteht keine nennenswerte Preisschere zwischen den USA und Europa. Einschließlich Zoll und Steuern ist beinahe auf den Cent genau hierzulande der Betrag in Euro zu zahlen, den das Messer in den USA kostet.

Ein Dollar pro Gramm. Das ist für ein Messer dieser Qualität ein fairer Preis und die ausgezeichnete Cordura Scheide gibt es bei dieser Art der Umrechnung quasi gratis dazu. Mängel bei Material, Verarbeitung, Handhabung oder Usability haben sich nicht ergeben, die logische Konsequenz ist eine Top-Bewertung!

Das Pacific ist ein typisches Bill-Harsey-Messer: schnörkellos, universell und effektiv. Insgesamt bilden Messer und Scheide ein tolles Paket mit EDC-Fähigkeiten in kompromisslos guter Qualität. Unter allen Serienmessern in dieser Preisgruppe kommen Fans großer, taktischer Fixed Blades am Chris Reeve Pacific zurzeit nicht vorbei.

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CRK PacificDaten und Ausstattung
Messertyp Fixed Blade
HerstellerChris Reeve Knives
Modell Pacifik Plain Edge, flat dark earth
Klingenlänge / Schneide163 mm / 152 mm
Klingenstärke5,5 mm
Klingenform Clip Point
Klingenhöhe34 mm
KlingenstahlCPM-S35VN
Gesamtlänge 303 mm
GriffmaterialMicarta
Gewicht ohne / mit Scheide325 / 460 Gramm
Chris Reeve Pacific
In einem Satz:
Ein Messer in hervorragender Qualität zum gehobenen Preis, das sich in allen Situationen als brauchbares Werkzeug erweist.
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit
Material- und Verarbeitungsqualität
Survival-Faktor
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.7
Knife-Blog Wertung