Sandrin TCK 2.0

Sandrin TCK 2.0 – Taschenmesser mit 71 HRC

Der härteste Stahl – die schärfste Klinge … Beide Wettbewerbe sind so alt wie das Messer selbst und die Historie reicht von rudimentären Eisenlegierungen über Werkzeugstähle und handgeschmiedetem Damast bis zu den pulvermetallurgischen Stählen der Gegenwart. Bis vor Kurzem stand Carpenters Maxamet Stahl mit 69 HRC ganz oben auf dem Treppchen, doch nun präsentiert eine italienische Spezialfirma ein Messer, dessen Klingenstahl die für unmöglich gehaltene Härte von 71 HRC aufweist. Knife-Blog hat Klinge und Messer im Alltag erprobt. Die Abkürzung TCK steht für “Tungsten Carbide Knife”, ein Hinweis auf eine Klinge aus Wolframkarbid.

71 HRC. Die Assoziation zu Diamanten im Titelbild kommt also nicht von ungefähr. Doch nicht nur bei der Härte der Klinge, auch optisch fällt das Messer mit der Bezeichnung Sandrin TCK 2.0 aus dem Rahmen. Auf den ersten Blick ist das Sandrin TCK 2.0 nur schwer einer Messerkategorie zuzuordnen. Zu Schwarz für einen Gentleman Folder, zu filigran für ein Einsatzmesser. Sollte die Klinge zu zerbrechlich für ein EDC sein?

Das Sandrin TCK 2.0 ist ein Taschenmesser mit Zweihandöffnung und besitzt keine Klingenverriegelung. In der modernen, von Anglizismen geprägten Messersprache heißt die Bauform „Slip Joint“. Das Prinzip entspricht also einem klassischen Taschenmesser im traditionellen Stil. Trotzdem unterscheidet sich das Sandrin TCK 2.0 vom Rest dieser Produktgruppe schon auf den ersten Blick durch seine ungewöhnlich schlanke Form.

Unscheinbar mattschwarz mit zeitlos-modernen Design, erweist sich das Messer als Fundgrube für Hightech und mutige Ideen. Ungewöhnlich ist das Messer schon auf den ersten Blick. Eine lange, gestreckte Klinge mit gerader Schneide und einem ebenso gestreckten Griff.

Einem gängigen Stil lässt sich das Sandrin TCK 2.0 nicht zuordnen. Zu Taktisch-Schwarz für ein normales Taschenmesser, zu nüchtern und schmucklos für einen repräsentativen Gentleman Folder und zu filigran für einen Heavy-Duty-Folder. Dafür elegant, zeitlos und mit einem Hauch Understatement. Eines ist schon zu Beginn des Reviews klar: Hier bricht ein Messer Konventionen und schwimmt selbstbewusst gegen den Strom.

Sandrin TCK 2.0

Ein lupenreiner Slip Joint. Das Konzept des Sandrin TCK 2.0 passt zur kürzlich beschlossenen Verschärfung des Waffengesetzes für Messer in Deutschland, denn das TCK 2.0 darf ohne „berechtigtes Interesse“ innerhalb und außerhalb von Waffenverbotszonen getragen werden. Kontrollen muss man schon deshalb nicht fürchten, weil sich das zierliche Messer nur beidhändig öffnen lässt. Experimente mit einer Hand können unversehens mit einer üblen Schnittwunde enden, denn die Vorspannung der Klinge sollte man nicht unterschätzen. Mit beiden Händen lässt sich das Messer komfortabel und ohne Kraftanstrengung öffnen.

Sandrin TCK 2.0 Front

Das Sandrin TCK 2.0 ist ein Slip Joint Folder mit Wharncliffe Klinge aus Wolframkarbid

Noch stärker als beim Öffnen macht sich die Vorspannung beim Schließen des Messers bemerkbar. Wer das Sandrin TCK 2.0 nicht kennt, meint unwillkürlich, ein Messer mit Klingenverriegelung in Händen zu halten und verzweifelt bei der Suche nach dem Entriegelungshebel. Erst ein nachdrücklicher Impuls auf die Klinge überwindet die Federvorspannung und lässt die Klinge einklappen. Dies geschieht nicht ruckartig oder überraschend; trotz der starken Vorspannung ist der Schließvorgang gut kontrollierbar.

Das muss er auch, denn die Klinge des Sandrin TCK 2.0 ist unfassbar scharf. Die Begriffe scharf, schärfer “megascharf” werden der Realität kaum gerecht. Anschliffe mit der Schärfe eines ordentlichen Rasiermessers sind heute bei hochwertigen Messern keine Seltenheit mehr, aber das Sandrin TCK 2.0 spielt in einer eigenen Liga. Der erste Eindruck bestätigt sich in der täglichen Praxis: Das Messer bringt eine der schärfsten Klingen mit, die jemals für ein Knife-Blog Review zur Erprobung bereit lagen.

Ein Firmenlogo mit Botschaft

Das Dekor des Sandrin TCK 2.0 ist ausgesprochen sparsam. Ein roter Liner zwischen den Griffschalen ist der einzige Farbtupfer, der „Sandrin“ Schriftzug auf der Klinge die einzige Gravur auf der Frontseite und eine Folge unterschiedlich großer Klingenbohrungen bilden das einzige Stilelement.

Die Klingenbohrungen sind nicht als Daumenlöcher zum Öffnen gedacht und lassen sich dafür auch nicht verwenden. Sie stellen das Logo von Sandrin dar, dessen Konzept komplizierter ist, als die scheinbar zufällige Reihung der Löcher zunächst vermuten lässt.

Sandrin TCK 2.0 clip side

Größe und Abstand der fünf Bohrlöcher entsprechen einer geometrischen Darstellung der Fibonacci-Zahlenfolge. Diese Zahlenreihe ist auch als „Wachstumsmuster der Natur“ bekannt und weist einen mathematischen Zusammenhang zum “Goldenen Schnitt” auf. Die Fibonacci-Zahlen gehen auf den italienischen Gelehrten Leonardo Fibonacci zurück, der die Zahlenreihe im 13. Jahrhundert erstmals beschrieb.

Der Aufbau der Zahlenreihe ist nicht kompliziert, jeder Wert oberhalb der Startzahl 1 ist die Summe der beiden vorangegangenen Werte. Die Zahlenfolge lautet also: 0,1,1,2,3,5,8,13,21 und so weiter. Mathefans können das für Werte > 3 mit der Formel: N = (N-2) + (N-1) berechnen. Lange Rede kurzer Sinn: Die fünf Löcher im Sandrin Logo entsprechen in Größe und Lochabstand jeweils den ersten fünf Zahlen der Fibonacci-Folge 1,1,2,3,5 (ohne Null).

Eine kleine technisch-mathematische Spielerei statt künstlerischer oder abstrakter Gestaltung des Logos, die für die Technologie-Affinität von Alessandro Collombato und seiner Firma Sandrin Knives steht.

Mehr als nur Klingenstahl

Natürlich sind die Eigenschaften der Klinge die bestimmende Größe für die Fähigkeiten jedes Messers und auf kein Messer trifft diese Aussage mehr zu als auf das Sandrin TCK 2.0. Mit dem Begriff „Klingenstahl“ muss man beim TCK 2.0 allerdings vorsichtig sein, denn die Klinge besteht aus Wolframkarbid, dass zwar Bestandteil vieler Hartmetalle ist, aber auch Eigenschaften von Keramik besitzt.

Keramische Klingen kennt man üblicherweise als hässliche, weiße Dinger an billigen Küchenmessern, die in tausend Teile zerspringen, wenn sie zu Boden fallen oder Torsionskräften ausgesetzt werden.

Mit diesem Keramikschrott hat die Klinge des Sandrin TCK 2.0 nicht das Entfernteste zu tun und man muss im Alltag nicht um Klinge des italienischen Messers fürchten.

Wie bereits eingangs erwähnt ist Wolframkarbid weder Keramik noch Messerstahl im herkömmlichen Sinn. Der Werkstoff entstammt der Hexenküche moderner Verfahrenstechnik und hievt die Limits von Härte und Zähigkeit auf eine neue Ebene.

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Über Wolframkarbid könnte man ein ganzes Buch schreiben, denn mehr als die Eigenschaften der beiden Grundstoffe entscheidet die Verfahrenstechnik bei der Herstellung über Stärken und Schwächen des Endprodukts.

Ein Gemisch aus Wolframkarbidpulver und Kohlenstoff wird bei Temperaturen zwischen 1400 und 2000 °C gesintert, wobei eine hochfeste Molekülstruktur entsteht. Dabei lässt sich Wolframkarbid beinahe bis auf die Härte von Diamanten trimmen, wäre dann allerdings für Messerklingen zu spröde. Also lautet die Frage: Wie erhält man eine bruchfeste Klinge aus Wolframkarbid, die gleichzeitig härter ist als Klingen aus den besten pulvermetallurgischen Stählen?

Es gibt Dutzende unterschiedliche Verfahren zur Herstellung von Wolframkarbid und tatsächlich liegt das Geheimnis für klingenfähiges Material in der Technik seiner Herstellung. Alessandro Collombatos Firma Turmond s.p.a. ist seit 1969 in diesem Bereich tätig und auf hochbelastbare Bauteile aus Wolframkarbid für industrielle Anwendungen spezialisiert. Zu den Kunden der Firma gehören unter anderem Rolex, Apple und der Mischkonzern Philipp Morris.

Firmenchef Alessandro “Sandrin” Collombato ist seit seiner Jugend Messerfan und Messersammler. Die Entwicklung eigener Messer war vor seinem beruflichen Hintergrund eigentlich nur eine Frage der Zeit, denn die Firma aus dem Val della Torre nahe Turin stellt pro Jahr über eine halbe Million Klingen aus Wolframkarbid für Industriemaschinen her.

Natürlich frage ich Alessandro, was ihn antreibt, sich zusätzlich zur Geschäftsführung von Turmond das finanziell vergleichsweise unattraktive Dasein eines Messerherstellers anzutun und erhalte eine interessante Antwort:

Sandrin TCK 2.0 halfopen

Sandrin Knives ist mit Sicherheit eine Leidenschaft für Messer, aber es steckt noch viel mehr dahinter. Es ist eine große Herausforderung, eine neue Messermarke zu erschaffen. Wir beginnen bei Null, niemand kennt uns und wir präsentieren ein völlig unbekanntes Material. Ziemlich viel Neues auf einmal, oder?

Technische Innovation ist letztlich das, was meine Mitarbeiter und mich antreibt. Die Geschichte lehrt uns, dass technologische Fortschritte unvermeidlich sind. Stillstand bedeutet Rückschritt. Es wird einige Zeit dauern und ich werde mit Sicherheit viele Fehler machen, aber die Dinge haben begonnen und das TCK 2.0 ist aus meiner Sicht schon ein verdammt gutes Messer mit dem besten auf dem Markt erhältlichen Klingenmaterial.
Alessandro Collombato, 2019

Sandrin Knives entwirft seine Messermodelle selbst und bezieht externe Fachleute in die Entwicklung ein. Die Klingen werden in Italien im eigenen Haus gefertigt, Griffschalen und Kleinteile bezieht Sandrin Knives von spezialisierten Firmen.

Exkurs: Härte von Werkstoffen

Um den Wert von 71 HRC im Vergleich zu anderen Materialien einordnen zu können, muss man ein wenig ausholen. Bei Messern hat sich eingebürgert, die Härte des Klingenstahls in HRC anzugeben. „HRC“ steht für „Hardness Rockwell C“. Diese Einheit wird zur Härtemessung bei harten Materialien eingesetzt, also auch für gehärtete Stähle. Für weiche Metalle, wie Kupfer, Messing oder Aluminium, verwendet man die Skala Rockwell „B“ (HRB).

Die Rockwell Härtegrade sind einheitenlose Größen, die auf ein 1914 von Hugh M. Rockwell (1890–1957) und Stanley P. Rockwell (1886–1940) zum Patent angemeldetes Härtemessgerät zurückgehen. Vereinfacht dargestellt misst man die benötigte Kraft, um einen kegelförmigen Diamantkopf 0,002 Millimeter tief in das Prüfobjekt zu drücken. Diese Kraft steht in einem bestimmten Verhältnis zur Härte des Materials. Faustregel: Je härter das Material, desto höher die benötigte Kraft, desto höher der Wert auf der Rockwell C Skala.

Die Skala der Rockwell Härte C endet (zurzeit) bei etwa 72 HRC, da bei höheren Werten die Messapparaturen Schaden nehmen könnten. Nur wenige, moderne Messanlagen können theoretisch noch höhere Werte messen.

Allgemein bekannt ist die Härteskala nach Mohs. Deren Einteilung ist ähnlich willkürlich wie bei Rockwell. Diamant ist das härteste Material, das in der Natur vorkommt. Auf der Mohs Skala steht Diamant daher mit dem Wert 10 an der Spitze. Weichere Materialien erhalten in absteigender Folge Werte unterhalb von 10. Ebenfalls gebräuchlich sind auch die Härteskalen von Brinell und Vickers, doch das Umrechnen ist schwierig und lässt sich am besten mittels Vergleichstabellen bewerkstelligen.

Wenn man den Wert von 71 HRC auf die Mohs Skala überträgt, liegt der Wert etwa bei Quarz (7 Mohs). Also lässt sich Glas ritzen, ohne dass das Werkzeug bei Dauerbeanspruchung Schaden nimmt. Damit sind die Wolframkarbid Klingen von Sandrin Knives in ihrer Ecke der Messerwelt ganz allein – es gibt derzeit nichts Vergleichbares.

Maße, Materialien, Verarbeitungsqualität

Die Bruchsicherheit des Klingenmaterials zeigt sich bereits in der Geometrie der Klinge. Sie ist lang, schmal und läuft in einer feinen Spitze aus. So etwas traut man sich nur zu zeichnen, wenn man sich hinsichtlich der Materialeigenschaften absolut sicher ist. Zwar habe ich die Klinge keinem Hardcore Test in Sachen Bruchsicherheit unterworfen, aber Schäden in Form von Rissen oder Ausbrüchen lassen sich an der sehr fein ausgeschliffenen Schneidkante nicht feststellen.

Der Anschliff ist von ungewöhnlicher Präzision und entspricht entlang der gesamten Schneide einer perfekten Fläche. Hier war der Kollege Computer am Werk und der hat mit der geraden Schneide einer Wharncliffe-Klinge keine Mühe. Keine Wellen, keine Unebenheiten und selbst Spuren der Körnung des Schleifmittels sind unter der Lupe kaum erkennbar.

Die Abmessungen des Sandrin TCK 2.0 entsprechen mit einer Klingenlänge von 84 Millimetern und einer Grifflänge von gut elf Zentimetern einem typischen EDC. Bemerkenswert ist die Klingenstärke von nur 0,90 Millimetern an der Klingenwurzel und 0,88 Millimetern am Klingenrücken nahe der Spitze. Ein ungewöhnlicher Wert und deshalb auf jeden Fall zunächst gewöhnungsbedürftig.

Interessant ist die Gestaltung der Klingenspitze, denn unter der Lupe zeigt sich eine Art “Micro-Tanto” Anschliff. Die Schneide läuft nicht bogenförmig dem Klingenrücken entgegen, sondern besitzt eine winzige Querscheide, was sich sowohl bei der Durchdringung des Schnittgutes wie auch bei der Stabilität positiv bemerkbar macht.

Auch der Schliff der Klingenspitze ist eine der Besonderheiten des Sandrin TCK 2.0

Sandrin TCK 2.0 Klingenspitze

Zerbrechlich oder instabil wirkt die Wolframkarbid Klinge trotz der geringen Stärke nicht, was sicherlich auch daran liegt, dass das gesamte Messer trotz seiner filigranen Gestaltung einen soliden und keineswegs zerbrechlichen Eindruck vermittelt. Beim Aufhebeln klemmender Kellertüren ist das Sandrin TCK 2.0 natürlich keine große Hilfe, aber leichte bis mittelschwere Schneidearbeiten meistert das Messer mit lässiger Bravour.

Das Nachschleifen der Klinge des Sandrin TCK 2.0 ist nur mit diamantbesetzten Schleifmitteln sinnvoll. Sandrin Knives bereitet gerade eine eigene Produktlinie an Schleifgeräten vor, aber auch gängige Systeme von Sharpmaker bis Wicked Edge kommen mit Klingen aus Wolframkarbid gut zurecht.

Der Rahmen des insgesamt nur 6,25 Millimeter breiten Messers wird von zwei Halbschalen aus Edelstahl und einem schmalen roten Liner als Oberseite der Rückenfeder gebildet. Die Wandstärke des Materials ist gering, wie sich am Gewicht des Messers ablesen lässt. Bei Verwendung von Titan wären diese Werte bei gleicher Festigkeit nur durch einen voluminöseren Griff möglich geworden.

Beide Griffschalen sind über die Achsschraube und weitere drei TORX-Schrauben im Griffrücken verbunden. Die beiden Schrauben in der Mitte des Griffs sind vollständig versenkt, die Schraube am Griffende hält zusammen mit einer Fixierschraube den Taschenclip und steht leicht hervor.

Auch die Achsschraube ist vollständig versenkt, nichts stört die Harmonie des mattschwarzen Griffs. Ein kleines Lanyard Hole eignet sich für dünnes Paracord oder ein Lederbändchen, aber ein Lanyard will irgendwie nicht zu diesem Messer passen. Praktisch ist hingegen der lange Taschenclip aus Stahl, der das nur 60 Gramm schwere Sandrin TCK 2.0 sicher in der Hosentasche fixiert.

Von einigen italienischen Messerherstellern kennen wir wechselnde Qualitäten und üppige Exemplarstreuungen zur Genüge. Hier setzt Sandrin Knives mit seiner kompromisslosen Ausrichtung auf Qualität einen Kontrapunkt und kann sich in diesem Punkt mit den Besten der Welt messen. Jedes Detail am Sandrin TCK 2.0 hält der kritischen Prüfung stand.

Sandrin TCK 2.0 – Praxis, Preis und Fazit

Das Messer ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Das Sandrin TCK 2.0 ist ungewöhnlich schmal, ungewöhnlich leicht und kombiniert diese Eigenschaften mit einer ungewöhnlich scharfen Wharncliffe Klinge. Wer den Umgang mit großen Framelock Foldern gewohnt ist, wird das Sandrin TCK 2.0 im Vergleich vielleicht zunächst als Spielzeug empfinden, doch nein: Es ist ein ernsthaftes, ausgewachsenes EDC mit beeindruckender Schneidleistung.

Im Alltag kommt das Sandrin TCK 2.0 einem futuristischen Gentleman Folder am nächsten. Das Messer eignet sich für alle leichten bis mittelschweren EDC-Aufgaben und die Schärfe der dünnen Wolframkarbid Klinge erstaunt immer wieder aufs Neue. Es ist die perfekte Ergänzung zu einem fetten Fixed Blade, das die intensiveren Aufgaben übernimmt während das Sandrin TCK bei Schneidearbeiten glänzt. Konzeptionell ist dieser Slip Joint ein Slicer – ein Schneidteufel – aber er macht auch mit der zentimeterdicken Pappe eines Überseekartons kurzen Prozess.

Sandrin TCK 2.0 mit Präsentbox und Zubehör

Das Sandrin TCK 2.0 wird in einer ansehnlichen Präsentbox geliefert. Ein Poliertuch liegt bei und ja, man kann das Tuch gut gebrauchen. Wenn die Wolframkarbid Klinge einen Nachteil hat, dann ist es die perfekte Speicherung von Fingerabdrücken.

  • Klingenlänge:
  • Klingenstärke: 0,9 mm
  • Klingenstahl: Polyhedral Tungsten Carbide
  • Griffbreite / -höhe: 6,25 / ca. 14 mm
  • Griffmaterial: Edelstahl
  • Gewicht: ca. 60 Gramm
  • Länge offen / geschlossen: 114 / 196 mm

Natürlich werden sich viele Leser die gleiche Frage stellen wie ich: Bricht die Klinge beim harten Einsatz oder nicht? Nach dem Praxistest lässt sich feststellen: sie bricht nicht. Auch nach einer milden Form des Batoning, wenn man die Klinge mit einem Gummihammer durch einen Gartenschlauch oder Hartholz getrieben hat, zeigen sich keine Schäden. Eine Grenze existiert natürlich trotzdem und nach einer Auseinandersetzung mit Hartmetall finden sich an der Klinge aus Wolframkarbid die gleichen Spuren wie bei einem Messer mit Karbonstahlklinge.

Die starke Vorspannung der Rückenfeder hat sich im Alltag nicht als Nachteil erwiesen; das Messer lässt sich mit beiden Händen problemlos öffnen. Der Vorteil der strammen Federspannung zeigt sich bei geöffneter Klinge, denn das Risiko, dass die Klinge ungewollt einklappt, tendiert gegen null.

Das Sandrin TCK 2.0 ist erst seit Kurzem auf dem Markt und bei vielen Shops noch nicht gelistet. Der initiale Preisspiegel im Online-Handel zeigt Preise zwischen 220,- und 250,- Euro. Spürbare Preissenkungen sind mittelfristig nicht zu erwarten, da das Messer sich nicht in direkter Konkurrenz zu Produkten von Mitbewerbern befindet.

Das Sandrin TCK 2.0 ist im positiven Sinn ein Blender, denn das Messer besitzt jede Menge Understatement und dürfte regelmäßig und reihenweise unterschätzt werden. Niemand, der dieses Messer nicht kennt, würde hinter der schlichten Fassade eine dermaßen potente Klinge aus einem Hightech-Werkstoff vermuten. Der Gedanke, mit dem Sandrin TCK 2.0 legal und unantastbar durch alle Innenstädte und sämtliche Waffenverbotszonen zwischen Flensburg und Garmisch zu spazieren, erzeugt diebische Freude und zaubert ein breites Grinsen ins Gesicht.

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Titelbild: Diamonds by iStock.com: nanoomstudio, Composition: Knife-Blog

Sandrin TCK 2.0
In einem Satz:
Wolframkarbid für Messerklingen stößt eine neue Tür auf, die schmale Klinge ist gewöhnungsbedürftig, aber ungemein effektiv.
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit, Sicherheit
Material- und Verarbeitungsqualität
Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.6
Knife-Blog Wertung