Vergleichstest 2018 Titan Framelock Folder

Vergleichstest 2018: Fünf Titan Framelock Folder

In diesem Marktsegment erscheinen neue Messermodelle beinahe im Wochentakt, dabei reicht die Spanne von uninspiriert über technisch zweitklassig bis zu absoluten Spitzenprodukten. Im Vergleichstest 2018 treten fünf Titan Framelock Folder an, von denen jeder eine eigene Philosophie und markante Eigenschaften ausweist. Die Messer von WE Knife, Bestech Knives, Rikeknives und Liong Mah sind für Messerfans interessant, die gute Qualität zu einem angemessenen Preis suchen. Mit dabei: das neue WE Knife Ferox und ein Custom des polnischen Messermachers Raphal „Brr“ Brzeski …

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Inhalt und Übersicht

In keinem anderen Segment des Messermarktes hat in den vergangenen drei Jahren eine ähnlich packende Entwicklung vollzogen wie bei Titan Framelock Foldern. Früher ließ sich der Markt in zwei Gruppen aufteilen: spezialisierte Firmen mit hochwertigen Foldern im oberen Preissegment und technisch eher schlichte Messer unbekannter Hersteller zu attraktiven Preisen. In den vergangenen Jahren haben wir eine Explosion neuer Anbieter und unzähliger Messermodelle erlebt.

Erfreulich: Die Qualität der Produkte ist dabei im gleichen Maß gestiegen, wie die Preise gesunken sind. Die Verschiebung des Preisniveaus nach unten bedeutet allerdings nicht, dass kein Qualitätsgefälle mehr erkennbar ist. In vielen Fällen – wenn auch nicht immer – folgt bei hochwertigen Serienmessern die Qualität dem Preis. Deutlich ist aber, dass sich innerhalb kurzer Zeit der Einstiegspreis für einen brauchbaren Titan Framelock Folder um rund die Hälfte reduziert hat.

Fünf Folder mit innovativen Konzepten und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis hat Knife-Blog für diese Kurzvorstellung herausgesucht. So unterschiedlich die Messer in dieser Neuvorstellung auch sein mögen, so teilen sie viele technische Eigenschaften. Alle sind Framelock Folder mit einer Grundplatte aus Titan, alle Klingen werden durch Kugellager geführt und alle besitzen einen Stahleinsatz zum Schutz des Lock Arms.

Bei den beiden Messern von WE Knife handelt es sich um Prototypen, das Bestech Starfighter und der Folder von Rikeknives sind bereits online bestellbar. Zu Liong Mah hat sich während der Arbeit an diesem Artikel eine neue Entwicklung ergeben, die Fans des Messermachers erfreuen wird. Zu allen Messern in dieser Kurzvorstellung sind noch ausführliche Praxistests geplant.

Vergleichstest 2018: WE Knife Ferox

Die chinesische Firma WE Knife hat es in knapp drei Jahren vom Newcomer zum Trendsetter geschafft. Bisher hat WE Knife vor allem mit sehr farbenfrohen und teilweise avantgardistisch gestylten Foldern Aufmerksamkeit erregt. Der Mut zu neuen Design-Ideen gepaart mit guter Qualität und attraktiven Preisen hat der Firma starkes Wachstum in diesem hart umkämpften Markt beschert.

Umso mehr überrascht das neue Modell „Ferox“, dessen Prototyp heute bei Knife-Blog auf dem Tisch liegt. Bisher stammten die Messer von WE Knife überwiegend vom eigenen Design-Team in China, aber das Ferox entstammt der Kooperation mit einem bekannten europäischen Messermacher. Niemand geringerer als der Niederländer Gudy van Poppel saß für das Ferox am Zeichenbrett. Das ist sicherlich kein Konzeptwechsel im Hause WE Knife aber man stößt die Tür zu einer neuen Generation von Messermodellen im gehobenen Qualitätsbereich auf.

Vergleichstest 2018 - WE Knife Ferox
WE Knife Ferox aus der Kooperation mit Gudy van Poppel

Gudy van Poppel hat sein Schaffen in den letzten Jahren vom Schmieden großer Schwerter und Fixed Blades auf Folder ausgeweitet. Seine Customs gehören zur Crème de la Crème des Folder-Designs. Kooperationen für Messermodelle mit großen Herstellern sind eher selten und auch in dieser Richtung ist das Ferox ein Novum. Unerkennbar ist die Nähe des Ferox zu Gudys Midtech-Linie, die auch unter dem Namen „Nosferatu“ angeboten wird. Im Schattenriss ist kaum ein Unterschied zwischen „Nosferatu“ und dem „Ferox“ von WE Knife erkennbar, nur bei der etwas weiter nach hinten gezogenen Swedge und einer polierten, umlaufenden Fase am Kicker wird der Unterschied augenfällig.

Das Ferox besitzt eine mächtige Klinge aus Böhler M390. 92 Millimeter Klingenlänge und 35 Millimeter Klingenhöhe sprechen eine deutliche Sprache. Die Verwendung des pulvermetallurgischen M390 zeigt, dass WE Knife diesem Messer auch beim Material eine Sonderstellung zugesteht. M390 gehört zur Stahloberklasse, er besitzt sehr gute Allround-Eigenschaften und hat keine Schwächen.

Der Rahmen des Messers wird durch zwei Griffschalen aus Titan und einem langen Backspacer aus dem gleichen Material gebildet. Die Gestaltung der Oberfläche ist spannend! Auf den ersten Blick scheinen die Griffschalen „Plain Jane“ zu sein, tatsächlich besitzen sie eine Art Stonewash Finish wie man es sonst eher von Messerklingen kennt. Dadurch treten Trage- und Gebrauchsspuren weit weniger stark in Erscheinung als bei einer gleichmäßig mattierten Titanoberfläche. Die anodisierte Hardware sticht gegenüber den einfarbigen Griffschalen hervor und verstärkt den wertigen Eindruck.

  • Klinge (L, H, B): 92mm, 35 mm, 4 mm
  • Klingenstahl: Böhler M390, 60 HRC
  • Länge / Gewicht: 223 mm / 205 g
  • Griffmaterial: 6Al4V Titan
  • Klingenführung: keramisches Kugellager
  • Preis (Liste / Straße): 395,- USD / vermutlich knapp 350,- €
  • Bezugsquelle: WE Knife

Erster Eindruck: Technisch perfektes Messer mit unverkennbarem Design und erheblichem Begeisterungspotenzial.

RK801 von Rikeknives

Rikeknives oder „Rike“ wurde von Richard Wu gegründet und ist für die ausgefallenen Designs seiner Topmodelle bekannt. Lange Zeit wurde die Firma aus Yangjiang in der chinesischen Provinz Guangdong im oberen Preissegment verortet, bringt nun aber mehr und mehr „Budget“ Messer auf den Markt. Zu dieser Gruppe kann man auch das Modell „RK 802“ zählen, das als Titan Framelock Flipper in Deutschland für unter 150,- € erhältlich ist.

Vergleichstest 2018: Rikeknives RK801

Rikeknives bietet in den Modellreihen 801 / 802 unterschiedliche Farbkombinationen an

Das Design der Serien 801/802 stammt vom Rikeknife Team und kombiniert eine Lock Side aus Titan mit Griffschalen aus G-10 auf der Presentation Side. Besonderheit ist eine zusätzliche Verriegelung des Lock Arms, sodass die Klinge bei der Arbeit nicht versehentlich entriegelt werden kann. Als Klingenstahl setzt Rikeknives auf 154CM, die US-amerikanische Variante des guten alten ATS-34.

Der Backspacer besteht ebenfalls aus G-10 und ist farblich gegenüber der Griffschale an der Vorderseite abgesetzt, der Taschenclip aus Titan harmoniert farblich mit der Gestaltung der Lock Side. Das Messer ist in zahlreichen Farbvarianten erhältlich.

  • Klinge (L, H, B): 95 mm, 27 mm, 4 mm
  • Klingenstahl: 154CM
  • Länge / Gewicht: 220 mm / 120 g
  • Griffmaterial: 6Al4V Titan / G-10
  • Klingenführung: Kugellager
  • Preis (Onlinehandel): 147,95 €
  • Bezugsquelle: Klingenreich

Erster Eindruck: Ordentlich gemachtes Messer aus der Titan Framelock Folder Budget-Klasse mit EDC Qualitäten.

Vergleichstest 2018: Bestech Knives – Starfighter

Die Lockheed F104 – der Starfighter – galt in den 1960er Jahren als erfolgreichster Witwenmacher der Bundesrepublik und nicht nur um seine Flugeigenschaften, sondern auch um seine Beschaffung ranken sich Politskandale. Kein Skandal hingegen ist der Starfighter von Bestech Knives! Griffschalen aus Titan in Two-Tone-Optik, eine Klinge aus S35VN und eine kugelgelagerte Klingenführung sind vielversprechende Zutaten.

Bestech hat als Newcomer im Segment der Titan Framelock Folder vom Fleck weg mit guter Qualität und praxistauglichen Messern zu attraktiven Preisen überzeugt. Der Starfighter kann an diese Vorgabe anknüpfen. Beim Design hat sich Bestech Knives um Eigenständigkeit und hohen Wiedererkennungswert bemüht. Die 87 Millimeter lange Klinge ist unterhalb der Gratlinie und auf dem Klingenrücken mit einem feinen Stonewash versehen, der Rest ist fein in Längsrichtung gebürstet und wirkt beinahe poliert.

Bestech Starfighter open
Bestech Starfighter mit Two-Tone Finish

Auffällig beim Bestech Starfighter sind die stark gerundeten Kanten, die das Messer zu einem Handschmeichler machen. Seit Kurzem versieht Bestech Knives die Messer vieler Modellreihen mit Seriennummern und dem „Production Run“. Produziert werden immer nur 100 Stück, so tragen die Messer Lasergravuren nach dem Muster “1st Prod. XX/100“.

  • Klinge (L, H, B): 87 mm, 26 mm, 4 mm
  • Klingenstahl: CPM-S35VN
  • Länge / Gewicht: 213 mm / 122 g
  • Griffmaterial: 6Al4V Titan
  • Klingenführung: Kugellager
  • Preis (Onlinehandel): 259,95 €
  • Bezugsquelle: Writing-Turning-Flipping

Erster Eindruck: Sehr viel edler als sein Preis vermuten lässt.

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Vergleichstest 2018: WE Knife Wasabi

Scharf wie der berüchtigte japanische Meerrettich ist das Wasabi allemal und auch dieses Messer entstammt der Zusammenarbeit von WE Knife mit einem europäischen Messermacher. Raphal Brzeski gehört in Deutschland noch zu den unbekannten Größen der Custom Szene, ist aber bereits sein gut fünf Jahren im Bereich Titan Framelock Folder unterwegs. Der Messermacher ist in der südpolnischen Stadt Legnica zuhause und hat sich im Lauf der Jahre eine produktive Werkstatt aufgebaut.

Vergleichstest 2018: Wasabi und das Custom von Raphal Brzeski

Vergleichstest 2018: Wasabi (oben) und das Custom von Raphal Brzeski (unten)

Namen gibt Raphal seinen Messermodellen (noch) nicht, sie tragen nur eine schnöde Nummer, vergleichbar den SKU’s von Spyderco. Sein Modell „006“ ist die Vorlage für das WE Knife Wasabi, das durch seine knapp 100 Millimeter lange Sheepfoot-Klinge hohen Wiedererkennungswert besitzt. Sheepfoot ist beinahe ein Erkennungszeichen von Raphal Brzeski, fast alle seiner bisherigen Modelle besitzen diese Klingenform.

Das WE Knife Wasabi besitzt eine Sheepsfoot Klinge mit ausgeprägtem Hohlschliff.

Vergleichstest 2018 - WE Knife Wasabi

Mit nur 114 Gramm ist das Wasabi für seine Klingenlänge erstaunlich leicht. Auch bei diesem Messer setzt WE Knife auf M390 von Böhler Uddeholm. Normalerweise fallen die aus Kooperationen hervorgehenden Midtechs gegenüber dem zugrunde liegenden Custom spürbar ab, beim Wasabi ist dieser Effekt nicht zu beobachten. Egal ob Clip, Achsschraube oder der über fast das gesamte Klingenblatt reichende Hohlschliff – das Wasabi braucht sich vor seinem handgemachten Vorbild nicht zu verstecken.

  • Klinge (L, H, B): 99,5 mm, 28 mm, 4 mm
  • Klingenstahl: Böhler M390, 60 HRC
  • Länge / Gewicht: 219 mm / 114 g
  • Griffmaterial: 6Al4V Titan
  • Klingenführung: keramisches Kugellager
  • Preis (Liste / Straße): 395,- USD / vermutlich knapp 350,- €
  • Bezugsquelle: WE Knife

Erster Eindruck: Ein hochwertiger Schneidteufel, der nicht nur Sheepfoot-Fans begeistern wird.

Vergleichstest 2018: XV von Liong Mah

Eine Kurzvorstellung von Mensch und Messer ist eigentlich unmöglich, aber bevor die ausführliche Vorstellung beider in einem eigenen Review ansteht hier vorab schon mal ein kleiner Teaser. Liong Mah ist in Deutschland noch nicht sehr bekannt aber ich zweifle nicht eine Minute, dass seine Messer hierzulande viele Fans finden werden. Die Designs sind komplex, wohldurchdacht und haben, was in der Messerwelt wirklich schwierig ist, sehr individuelle Merkmale.

Das „XV“ zeigt ungewöhnliche Detaillösungen, sei es der konkave Taschenclip, der sich in eine Aussparung in der Griffschale mit identischem Radius schmiegt oder die ungewöhnliche Gestaltung des Jimpings auf dem Klingenrücken.

Vergleichstest 2018: Liong Mah XV
Das „XV“ von Liong Mah ist ein Vollintegralmesser mit vielen markanten Design-Elementen

Der Name „XV“ steht für die Zahl 15 denn vor genauso vielen Jahren begann Liong Mah seine Karriere als Messermacher mit Kochmessern für den eigenen Bedarf. Heute entstehen erstklassige Folder, die teilweise als Customs, Semi-Customs oder von Reate produzierte Midtech auf den Markt kommen. Bisher gab es in Deutschland keinen Distributor für Messer von Liong Mah, doch vor einigen Tagen hat sich das geändert! Sascha Stölp von Writing-Turning-Flipping hat inzwischen die Aufgabe des Distributors übernehmen.

Stellvertretend für alles was da zukünftig an feinen Schneidwerkzeugen seinen Weg nach Deutschland finden wird, steht das Modell „XV“. Der Titan Framelock Folder ist ein Vollintegral mit charakteristischen Ausfräsungen in beiden Griffschalen. Bevor jetzt jemand „abgekupfert“ ruft: Ja, diese spezielle Gestaltung von Fräsungen mit einer Art dahinter angeordnetem „Kühlergrill“ geht auf Michael Burch zurück. Liong Mah hat eine Lizenz für dieses Gestaltungsmerkmal erworben.

  • Klinge (L, H, B): 99,5 mm, 28 mm, 4 mm
  • Klingenstahl: S35VN
  • Länge / Gewicht: 236 mm / 136 g
  • Griffmaterial: 6Al4V Titan
  • Klingenführung: Kugellager
  • Preis (Liste / Straße): 600 USD / in DE vermutlich um 650,- €
  • Bezugsquelle: WritingTurningFlipping

Erster Eindruck: Ein leider limitiertes Träumchen aus Stahl und Titan.

Das „XV“ ist in einer limitierten Auflage von nur 300 Stück entstanden und der größte Teil davon ist in Rekordzeit in US-amerikanischen Vitrinen verschwunden. Vielleicht gelingt neben der Vorstellung aller Modelle von Liong Mah auch noch der Import einer Handvoll Exemplare des „XV“. Das Messer ist ein Semi-Custom. Kein Einzelstück aber die Klingen entstehen in Handarbeit am Bandschleifer. Die Auflage von 300 Stück verteilt sich auf vier in Optik und Preis unterschiedliche Varianten.

Die Lasergravuren hält Liong Mah wie gewöhnlich auch beim „XV“ knapp, nur sein Logo ziert die Klinge aus S35VN. Der Hohlschliff geht nahe der Klingenspitze in eine „Mini-Nightmare-Grind“ über und macht das Messer zu einem effektiven „Slicer“. Die Verarbeitung liegt auf einem Niveau, das auch kritische und verwöhnte Gemüter zufriedenstellen wird.

Zwar gibt es im Onlineshop von Writing-Turning-Flipping existiert zwar bereits ein Link „Liong Mah“, aber die ersten Messer werden in Deutschland erst ab Mitte des Jahres erhältlich sein.

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