CRKT Tighe Rade Review

CRKT Tighe Rade Review

Seit Jahren macht die Firma CRKT aus Oregon, USA sowohl durch attraktive Preise wie auch durch ungewöhnliches Design und kreative technische Lösungen von sich reden. Dafür arbeiten die Macher mit zahlreichen bekannten Messermachern zusammen, die Liste liest sich wie das Who-is-Who der amerikanischen Messerszene. Viele Modelle sind speziell von den Designern für CRKT entwickelt worden und besitzen deren typische Design-Merkmale. Einer dieser Messermacher ist der Kanadier Brian Tighe, er ist der Mann hinter dem neu vorgestellten Modell CRKT Tighe Rade.

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Werfen wir zunächst einen Blick auf den Menschen hinter dem Messer. Brian Tighe wurde in Kanada geboren und lebt in Richmond, Ontario. Als gelernter Werkzeugmacher und leidenschaftlicher Fotograf vereint er handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten, die sich in seinen Customs und Semi-Customs in Vollendung zeigen. Die ersten Messer fertigte er für den eigenen Gebrauch, verkaufte einige und stieg über die Jahre die Leiter in die Top-Klasse der Messermacher Schritt für Schritt empor.

Brian Tighe ist nicht nur für seine ausgefallenen, teilweise futuristischen Designs bekannt, sondern auch für erstklassige Verarbeitung und penible Sorgfalt bei der Montage seiner Messer. Dabei macht Brian Tighe keine Kompromisse bei der Praxistauglichkeit seiner Messer – egal welch kühne Formen ein Entwurf von ihm haben mag, jedes Messer muss die Alltagsarbeit bewältigen können.

CRKT Tighe Rade, Klinge
Die Klinge des CRKT Tighe Rade besitzt zwei unterschiedliche Anschliffe

Die Qualität der Messer von Brian Tighe und seine handwerklichen Qualitäten führen bei seinen Customs, Semi-Customs und Midtech-Messern zu Preisen, die für viele Messerfreunde unerschwinglich sind.

In die Bresche springt CRKT mit Messern, die von Brian Tighe entworfen wurden und sich an bekannten Modellen aus seiner Werkstatt orientieren. Statt aus wertvollen Materialien wie Titan oder Zirkonium werden die Messer aus preisgünstigen Aluminium und Klingenstählen der Mittelklasse gefertigt. Materialwahl und Großserienproduktion machen Preise möglich, die für die breite Masse erschwinglich sind.

Eines dieser Messer ist das Modell „Tighe Rade“, ein manueller Folder mit Button-Lock, also einer Verriegelung, die durch Knopfdruck wieder gelöst werden kann. Nicht nur das Design und der Designer, sondern auch das diffizile Button-Lock machen dieses Messer interessant und heben es aus der Masse heraus.

CRKT Tighe Rade

Zwei Dinge sind an diesem Messer ungewöhnlich, zum einen die Klinge, die an der Klingenwurzel einen anderen Schliff besitzt als an der Spitze und der Name: „Tighe Rade“. Den ungewöhnlichen Klingenschliff nennt CRKT „Dual Blade Grind“. Ebenso ungewöhnlich ist der Name des Messers. Es ist erstaunlich, dass es im amerikanischen Englisch Worte mit vier Buchstaben ohne jede Bedeutung gibt aber das Wort „rade“ ist eines davon.

Inhaltlich bedeutungslos wird das Wort „rade“ im Englischen „raid“ ausgesprochen; letzteres kann Angriff, Überfall oder Razzia bedeuten. Werden zwei Worte unterschiedlich geschrieben aber phonetisch gleich gesprochen, spricht man von einer Homophonie. Vermutlich werde ich mir für diesen Ausflug in die Tiefen sprachlicher Feinheiten auf Facebook die Schelte der Germanisten und Schriftgelehrten zuziehen. Warum ich es trotzdem erzähle? Weil die Lautmalerei durchaus gewollt ist: „Raid“, also Angriff oder Überfall ist der eigentliche Name des taktischen Folders, der allerdings durch ein Wortspiel kaschiert wird.

Wie so häufig, holt CRKT auch beim Tighe Rade den klingenstahl aus einer der unteren Schubladen. Der chinesische Stahl 8Cr13MoV ist entwicklungstechnisch längst überholt und findet zumeist nur noch bei namenlosen chinesischen Budget-Messern Verwendung.

Klingenstahl 8Cr13MoV – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
Klingenstahl 8Cr13MoV – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
C Cr V Mo Mn Si Ni S P
0,75 % 13,50 % 0,15 % 0,20 % 1,0 % 1,00 % 0,20% 0,40 % 0,03 %

Nicht verwechseln: Das Semi-Custom mit dem Namen „Rade“ von Brian Tighe, wird auch in Mini-Stückzahlen aus Titan und RWL34 Klingenstahl von gefertigt. Die Abmessungen entsprechen fast bis auf die Nachkommastelle dem Modell von CRKT. Dass Titan und RWL34 – das ist im Übrigen die pulvermetallurgische Variante von ATS34 – nicht für knapp 70 Dollar Listenpreis zu bekommen sind, versteht sich von selbst. Also dann, stellen wir das CRKT Tighe Rade mal auf den Prüfstand!

Flipper mit Button Lock

Das Design hat einen futuristischen Touch, zwei anodisierte Aluminium-Griffschalen sitzen auf Edelstahl-Linern. Zwei Spacer und die Klingenachse verbinden die Einzelteile zu einem ausgesprochen solide wirkenden Rahmen. Die Klingenachse ist mit IKBS (Ikoma-Korth-Bearing-System) ausgestattet, CRKT hat diesem Messer also ein Kugellager spendiert, was in der Preisklasse unter 100 Dollar erstaunt. Entsprechend gut ist der Klingengang, weich und gleichmäßig bewegt sich die Klinge vom Detent ins Lock.

Die Klinge ist sehr ungewöhnlich gestaltet und besteht faktisch aus zwei verschiedenen Abschnitten. Der vordere Teil ist als Drop-Point Klinge ausgeführt, flach geschliffen und recht massiv gestaltet. Etwa von der Klingenmitte bis zur Wurzel erstreckt sich ein zweiter Bereich, in dem die Klinge mit einem Hohlschliff deutlich stärker ausgeschliffen ist.

Da die Schneiden ansatzlos ineinander übergehen, kann die Gesamtlänge der Klinge wie bei jedem anderen Messer genutzt werden. Der hohl geschliffene Abschnitt kann bevorzugt genutzt werden, wenn Druckschnitte durchgeführt werden, etwa beim Abisolieren von Drähten oder dem Entrinden von Ästen.

Im Auslieferungszustand wirken Klingengang und Lock ein wenig zu straff und das Button-Lock benötigt einen nachdrücklichen Daumendruck, um die Klinge freizugeben. Das CRKT Tighe Rade gehört zu den Messern, die sich etwas einlaufen müssen. Nach Verabreichung von winzigen Tröpfchen Öl für Klingenlager und Lock sowie einigen Dutzend Öffnungs- und Schließvorgängen hat sich das Messer eingelaufen.

Die Klinge des CRKT Tighe Rade verriegelt per Button Lock. Ein Druck auf den Knopf an der linken Seite gibt die Klinge zum Einklappen frei.

Das Button-Lock des CRKT Tighe Rade

Das Button Lock besteht aus einem federbelasteten Stift von 3 mm Durchmesser, der in ein Endstück mit einer Stärke von 5,60 mm mündet. Das Endstück wird federbelastet in Richtung Klinge gedrückt und kann durch Druck auf den Entriegelungsknopf manuell zurückgedrückt werden. Im geschlossenen Zustand dient der Stift als Detent, indem sich das Endstück hinter der Klinge in eine Aussparung bewegt.

Schiebt man die Klinge aus dem Detent, wird das Endstück gegen den Federdruck aus dem Weg geschoben. Hat die Klinge den Anschlag in der geöffneten Position erreicht, bewegt sich das Endstück in eine weitere Aussparung an der Klinge. In dieser Position lässt sich die Klinge durch Druck auf den Entriegelungsknopf freigeben.

Klingt kompliziert, ist kompliziert und wirkt im Vergleich zu einem Liner Lock oder Compression Lock ziemlich filigran. Da sitzt kein massiver Riegel aus Metall hinter der Klinge wie bei einem Frame Lock oder einem Back Lock. Stattdessen drückt nur ein Millimeter des Klingenrückens gegen das Endstück des Verriegelungsstiftes.

CRKT Tighe Rade Review 1

Die Kontaktfläche zwischen Klinge und Lock ist beim CRKT Tighe Rade zu gering. Wenn das Messer zudem leicht verschmutzt ist, kann die Funktion des Locks zusätzlich nachteilig beeinflusst werden.

Das Prinzip des Button Lock funktioniert allerdings nur, wenn die Mechanik aus besten Materialien mit hoher Präzision gefertigt wird. Beides kann man dem CRKT Tighe Rade nicht bescheinigen. Bereits mit wenig Kraftaufwand lässt sich die verriegelte Klinge aus dem Lock drücken. Dadurch ergibt sich eine erhebliche Verletzungsgefahr für den Messerbesitzer.

Handlage und Ergonomie

Die Griffschalen aus Aluminium sind aufwendig gefräst, aber die Kanten sind nicht perfekt ausgearbeitet und wirken rau. Neben den gut sichtbaren Querrillen sind auch die silberfarbenen Bereiche mit sehr feinen und eng liegenden Fräslinien versehen. Dadurch erhält das CRKT Tighe Rade eine gute Griffigkeit und rutscht während der Arbeit nicht aus der Hand. Ebenfalls für guten Halt sorgt die Form des Griffes mit tiefen Fingermulden und sichelförmigen Begrenzungen ab beiden Enden.

Die Handlage ist für Handschuhgröße 10 ideal, der Griff füllt die Hand so aus, dass die vier Finger den zur Verfügung stehenden Platz genau ausfüllen. Der Taschenclip aus Edelstahl ist als Deep-Pocket-Clip ausgeführt und besitzt starke Vorspannung. Das Messer sitzt bombenfest in der Tasche, gegebenenfalls kann man den Clip mit einer Flachzange ein wenig aufbiegen. Umsetzen lässt sich der mit drei Schrauben befestigte Clip nicht, das CRKT Tighe Rade ist auf die Trageweise Rechts/Tip-up festgelegt.

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Nachdem sich das CRKT Tighe Rade ein wenig eingelaufen hat, flippt das Messer recht ordentlich. Der Detent hält die Klinge sicher fest und das Losbrechmoment ist so gewählt, dass die Klinge fast wie bei einem Automatikmesser ins Lock schnellt. Trotzdem ist das Auslösen leichtgängig, alternativ kann das Messer auch über die beiderseits montierten Thumb-Studs geöffnet werden.

Dank der IKBS Kugellager ist die Klinge leichtgängig und trotzdem perfekt zentriert, nichts wackelt, nichts klappert, wodurch das Messer mechanisch sehr solide wirkt. Sowohl beim Öffnen wie auch beim Schließen ist das Messer mit beiden Händen gleichermaßen gut zu bedienen; das CRKT Tighe Rade ist linkshänderfreundlich, auch wenn die rechte Seite zum Tragen vorgegeben ist.

Der Klingenstahl aus chinesischer Produktion ist neben dem unzuverlässigen Lock das größte Manko dieses Messers. Design und Konstruktion des CRKT Tighe Rade hätten einen hochwertigen Stahl verdient. Der 8CR13MoV ist gehört zum unteren Qualitätssegment. Der Name des Stahls spiegelt seine Zusammensetzung wieder: 0,8 Prozent Kohlenstoff, rund 13 Prozent Chrom und ein paar Körnchen Vanadium, Silizium, Nickel und Molybdän. Gehärtet ist die Klinge laut Hersteller auf 58 HRC, der Werksschliff ist ordentlich.

CRKT Tighe Rade: Fazit

Reden wir zunächst übers liebe Geld: In Deutschland wird das CRKT Tighe Rade für rund 75 Euro angeboten, in den USA kann der Preis sogar deutlich darunter liegen. In seiner Preisklasse geht das Messer als faires Angebot durch. Wer die Ausgabe von rund 550 Dollar für ein Semi-Custom von Brian Tighe scheut, findet bei CRKT eine materialmäßig abgespeckte Variante zum kleinen Preis.

Das CRKT Tighe Rade verfügt mit der per IKBS Kugellager geführten Klinge, der beidhändigen Bedienmöglichkeit, der ausgezeichneten Handlage sowie einer spannenden Optik durchaus über gute Eigenschaften. Statt des billigen 8Cr13MoV Stahls aus chinesischer Produktion wäre ein zeitgemäßer Stahl wünschenswert.

Der Knackpunkt ist aber das Button Lock: Was auf den ersten Blick als elegante, gut bedienbare Lösung erscheint, fällt im Praxistest durch. Die Klinge lässt sich ohne Betätigung des Buttons schon durch moderaten Druck auf den Klingenrücken aus dem Lock drücken.

Ein Messer mit unzuverlässiger Klingenverriegelung ist als EDC nicht geeignet und gefährdet seinen Besitzer. Beides führt zu einer deutlichen Abwertung. Das CRKT Tighe Rade ist nicht für den harten Einsatz geeignet und kann die Anforderungen an ein zuverlässiges Alltagsmesser nicht erfüllen. Der spielerische Effekt des Button Locks kompensiert das technische Versagen nicht, daher muss das Messer deutliche Abstriche bei der Bewertung hinnehmen.

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Links, technische Daten und Bewertung

CRKT Tighe RadeDaten und Ausstattung
Messertyp Flipper mit Button Lock
Klingenlänge / Schneide86 mm / 88 mm
Klingenstärke3 mm
Klingenform Drop Point mit Dual Grind
Klingenhöhe24 mm
Klingenstahl8Cr13Mov
Länge offen / geschlossen200 mm / 115 mm
GriffmaterialAluminium
Gewicht128 Gramm
CRKT Tighe Rade
Klingenstahl
Anschliff
Justage/Funktion
Qualität
Swag-Faktor
Preis-Leistung
1.4
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