IWA Outdoor Classics - Folgen der Terminverschiebung

Generelle Verschiebung der IWA auf September abgesagt

Zwei Wochen vor der turnusmäßigen IWA Outdoor Classics im März erfolgte – nach einigem Zögern – die Absage der Messe wegen der Ausbreitung des Coronavirus. Schon wenige Tage später die Information, dass als Ausweichtermin für die IWA 2020 die erste Septemberwoche vorgesehen ist. Einige Tage später folgt eine Überraschung: Auch für alle folgenden Jahre wird der Termin für die IWA Outdoor Classics auf Anfang September stattfinden. In den sozialen Medien laufen erste, kontroverse Diskussionen. Knife-Blog hat Aussteller und Besucher nach ihrer Meinung gefragt. Während Knife-Blog Meinungen sammelt, lässt die IWA eine Bombe platzen: Die Einführung von zwei Besuchertagen steht im Raum!

Die Verschiebung der IWA 2020 spaltet Aussteller und Besucher kaum. Unisono hört man Bedauern über die Verschiebung der Messe aber auch Einsicht in die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Vor allem die Entwicklung in den Tagen nach der Bekanntgabe hat gezeigt, dass die Verschiebung „alternativlos“ war, denn inzwischen wurden weltweit mehr als 300 Messen abgesagt oder verschoben. Auch Kultur- und Sportveranstaltungen sind betroffen. Konzerte fallen aus. Fußballspiele, Autorennen oder der Biathlon-Weltcup werden abgesagt oder finden vor leeren Zuschauertribünen statt.

Schnell ist das Coronavirus abgehakt und die Diskussionen in den sozialen Medien beginnen sich auf die dauerhafte Verlegung der IWA Outdoor Classics auf die zweite Jahreshälfte zu verlagern. Auch hier ist der Tenor eindeutig: Die dauerhafte Verlegung findet unter Ausstellern und Besuchern kaum Zustimmung.

Die dauerhafte Verschiebung der IWA Outdoor Classics löst beinahe einen Schock aus und die Diskussion über diese Maßnahme beginnt bereits Minuten nach Bekanntwerden. Per E-Mail, in Telefonaten und über Messenger-Dienste beginnt es zu rumoren. Erst leise, dann lauter und bereits am nächsten Tag hört man das Murren der Szene auf allen Kanälen. Knife-Blog entschließt sich zu einer schnellen Umfrage unter Besuchern und Ausstellern. Dazu später mehr…

Neuer Termin für die IWA Outdoor Classics

Die erste Nachricht ist kurz und knapp. Am 2. März 2020 versendet die IWA zum Thema Terminverlegung nur einen Satz:

Für die Planungssicherheit aller Austeller, Besucher, Partner und Medien: Die IWA Outdoor Classics wird auch in den Folgejahren im Zeitraum Anfang September stattfinden und nicht mehr im bisherigen Zeitraum Anfang / Mitte März.

Auszug Presseinformation der IWA Outdoor Classics vom 02.03.2020

Änderung der Änderung

Am 20. März 2020 haben die Messeleitung der IWA Outdoor Classics und die Messe Nürnberg den Messetermin im September 2021 stillschweigend beerdigt und als Termin für die IWA Outdoor Classics in 2021 den 12. – 15. März 2021 bekannt gegeben.

Zweite Änderung der Änderung

Am 15.04.2020 hat die Messeleitung ihren angekündigten Ausweichtermin im September 2020 storniert und bekannt gegeben, dass 2020 keine der IWA Outdoor Classics stattfinden wird.

Fragwürdige Terminplanung

Die Terminplanung löst Erstaunen aus. In Bayern und Baden-Württemberg überschneidet sich die Messe mit den letzten Wochen der Sommerferien 2020. Noch stärker fällt die Überschneidung im Jahr 2021 aus, denn die Sommerferien liegen bundesweit etwas später. Neben Bayern und Baden-Württemberg reichen auch in Thüringen und Sachsen die Sommerferien 2021 bis in den September. In Sachsen-Anhalt, Bremen und Niedersachsen enden die Schulferien jeweils kurz vor der IWA am 01.09.2021.

Ein Messeauftritt auf der IWA ist für Unternehmen nicht nur ein finanzieller Kraftakt, Planung und Realisierung von Messestand und Präsentationskonzept benötigen wochenlange, intensive Vorbereitungen sowie ein Maximum an Frauen- und Manpower. Die Vorbereitungsphase fiel bisher in die – branchentypisch – eher umsatzschwache Zeit der Wintermonate und wird zukünftig nicht nur in der Hauptreisezeit stattfinden, sondern auch mit dem Umsatz-Showdown der Outdoor-Branche zusammenfallen.

Der Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens für Outdoor-Ausrüstung bringt es mit klaren Worten auf den Punkt: Wenn wir unser Unternehmen zukünftig auf der IWA Outdoor Classics präsentieren wollen, ist eine Urlaubssperre für die letzten zwei oder drei Wochen vor der Messe unvermeidlich. Das bedeutet, dass nicht alle Mitarbeiter mit Kindern während der Sommerferien Urlaub nehmen können, was zu einer verständlichen Missstimmung bei den Betroffenen führen wird. Ich sehe negative Auswirkungen auf den Betriebsfrieden und die Motivation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zukünftig sind diese negativen Auswirkungen gegen den Wunsch abzuwägen, unser Unternehmen auf der Messe zu präsentieren.

Diese Einschätzung ist kein Einzelfall, wenn auch andere Befragte die erwarteten Auswirkungen zurückhaltender formulieren. Mehrere Hersteller aus Italien und den USA teilen mit, dass sie einen Messetermin am Ende des Hochsommers für weit weniger lukrativ halten als den bisherigen IWA Termin im März.

Produktneuheiten? Fehlanzeige!

Der bisherige IWA Termin Anfang März war clever gewählt. Die Outdoor-Saison war noch weit genug entfernt, damit auf der Messe bestellte Waren rechtzeitig vor Saisonstart in die Regale der Händler gelangen konnten. Auch der Beginn der Jagdsaison für Wild (je nach Tierart zwischen Juni und September) lag zeitlich klar hinter der deutschen Fachmesse und ließ Jägern ausreichend Zeit, die Anschaffung neuer Ausrüstung zu planen.

Egal ob Jäger, Angler, Trekking-Spezialist oder Schütze: Die Auswahl neuer Produkte und Kaufentscheidungen werden zukünftig vermehrt im Internet oder klassisch per Katalog erfolgen, denn wenn die wichtigste Fachmesse stattfindet, dürften die meisten Entscheidungen für Neuanschaffungen längst gefallen sein. Die Messe dürfte also für viele Interessenten längst gelesen sein, wenn die Messe stattfindet…

Auswirkungen auf die Messerszene

Viel deutlicher als für Jäger, Angler, Schützen und Outdoor-Sportler wird sich die Terminverschiebung der IWA im Bereich Messer auswirken. Die Szene wird von zwei amerikanischen Großveranstaltungen dominiert, der Shot Show im Januar und der Blade Show im Juni. Auf diesen beiden Fachmessen präsentieren Hersteller aus aller Welt die neuen Produkte für das laufende Jahr sowie technische Neuentwicklungen.

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Bisher lag die IWA Outdoor Classics zeitlich fast genau zwischen beiden US-Messen und konnte daraus Profit ziehen. Messer, die auf der Shot Show erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden, waren sechs Wochen später in Europa zu sehen. Viele europäische Händler nutzten die IWA, um sich über diese Produkte zu informieren, Konditionen zu verhandeln und Bestellungen zu tätigen.

Viele von Hersteller und Händler aus der Messerszene befürchten durch die Terminverschiebung nicht nur eine Minderung der Effektivität eigener Messepräsenz, sondern auch der IWA insgesamt, wie die folgende Auswahl zeigt.

Einer der führenden Händler in Deutschland teilt mit:

Der Zeitpunkt im September verschlechtert nach meiner Einschätzung die Position für die IWA, da die Neuheiten dann bei den anderen Messen vorgestellt werden (Shot Show, Blade Show), die wesentlich früher stattfinden! Aus meiner Sicht ist die Zukunftsprognose für die IWA Outdoor Classics negativ.

Händler aus Deutschland:

Die Verschiebung 2020 ist richtig, aber ob die Entscheidung, die Messe dauerhaft in den September zu legen richtig ist… Da bin ich nicht sicher. Viele schwören schon jetzt auf die Shot Show, diese Tendenz kann sich nun verstärken.

Noch ein Händler aus Deutschland:

Im September ist das Messerjahr gelaufen. Zumindest was neue Modelle und Outdoor-Produkte betrifft. Da wird auf der IWA nichts zu sehen sein, was nicht längst in allen Online-Shops angeboten wird. Dass amerikanische, chinesische oder italienische Firmen Messer entwerfen, die nach der Blade Show im September vorgestellt werden, kann ich mir nicht vorstellen.

Stellungnahme eines Weltmarktführers:

Die Messe in diesem Jahr auf den September zu verschieben, war richtig! Für unser Geschäft war der Termin im März passend, vermutlich wird sich die Terminverschiebung auf September ab 2021 aber nicht negativ auf unseren Messeerfolg auswirken. Trotzdem steht die weitere Teilnahme unseres Unternehmens nach 2020 noch nicht fest, denn die Bedingungen für Austeller haben sich in den letzten Jahren sukzessive verschlechtert.

Manche Fachbesucher (und wichtige Kunden für uns) werden nicht zugelassen, obwohl der Anteil von „Nicht-Fachbesuchern“ noch immer sehr hoch erscheint. Auch mit dem Service der Messe Nürnberg sind wir nicht zufrieden. Wir werden die Messe 2020 sehr gründlich analysieren. Sollte sich die Terminverschiebung negativ auf unser Auftragsvolumen auswirken, müssen wir eine Neubewertung des Messeauftritts vornehmen.

Langjähriger Aussteller, Bereich Messer und Ausrüstung

Für uns ist der Termin im September eine Katastrophe, denn er fällt mit einer anderen, für uns sehr wichtigen Veranstaltung zusammen. So werden wir in diesem Jahr nicht als Aussteller und höchstens einen Tag als Besucher zur IWA fahren. Aller Voraussicht nach werden wir auch an der IWA 2021 nicht teilnehmen. Zudem erwarten wir schlechtere Besucherzahlen, da das Interesse für alle Outdoor-Aktivitäten im Herbst geringer ist als im Frühling. Wir erwarten, dass die Bedeutung der IWA sinkt, da Hersteller ihre Neuheiten am Anfang des Jahres statt im Herbst zeigen wollen.

Meinungen aus den USA

Aus den USA gibt es eine Vielzahl sehr ähnlich klingender Argumente. Stellvertretend kommt der Eigentümer einer amerikanischen Firma zu Wort, der auch eine der bekanntesten Persönlichkeiten der US-Messerszene ist:

Well in short, September is worse as new products will not be new. That is the advantage of an early year show. March would have been better. In future we might decide to cancel our attendance in favour of the USN Show.

Frei übersetzt: Kurz gesagt, September ist eine schlechte Wahl, da „neue Produkte“ nicht mehr neu sind. Da ist eine Ausstellung früh im Jahr von Vorteil. Wir entscheiden, ob wir zukünftig unseren IWA Auftritt streichen und stattdessen auf der USN Show ausstellen.

IWA Outdoor Classics - Strider Knives
Besuch einer Fachmesse für Messer und Schusswaffen für alle?

Das sagt die IWA

Nachdem die erste Ankündigung der generellen Verschiebung der IWA Outdoor Classics keine Begründung enthielt, haben Petra Wolf (Mitglied der Geschäftsleitung der Messe Nürnberg) und Rebecca Schönfelder (Leiterin IWA Outdoor Classics) in einer am 05.03.2020 versandten Presseinformation die Entscheidung begründet:

Bei der Suche nach einem passenden Ersatztermin hat sich der Zeitraum im Herbst als beste Alternative herauskristallisiert: Hersteller mit hohen Lagerbeständen haben die Möglichkeit, zum Jahresende für Händler Sales-Pakete zu schnüren und so das Weihnachtsgeschäft zu stärken.

Zeitlich grenzt sich eine IWA Outdoor Classics im September zudem von der Shot Show in Las Vegas ab – damit entzerrt sich für unsere Kunden das veranstaltungsintensive Frühjahr. Und: Ausstellern, die Produkte im Halbjahreszyklus entwickeln, bietet sich mit einer Fachhandelsmesse im Herbst die Möglichkeit, ihre Neuheiten der breiten Fachöffentlichkeit zu präsentieren und damit schon Bestellungen für das erste Halbjahr zu lancieren.

Der Knaller im IWA -Statement versteckt sich etwas unscheinbar am Ende von Seite 2, denn dort erklärt Rebecca Schönfelder:

Die besonderen Umstände in diesem Jahr verstehen wir als Chance, die IWA Outdoor Classics konzeptionell zu erweitern. Deshalb veranstalten wir 2020 eine „Special Edition“. Eine erste Idee, die wir nun mit unseren Kunden diskutieren werden, ist die Messe an zwei Tagen für Endkunden zu öffnen.

Ich lese die Presseinformation sicherheitshalber noch ein zweites und ein drittes Mal. Zwei Tage IWA Outdoor Classics für alle Bürger? Was wird wohl die Politik dazu sagen, die sich permanent damit überbietet, das Mitführen von Alltagsgegenständen zu kriminalisieren und die mit immer neuen bürokratischen Hürden versucht, Jägern und Schützen die Ausübung von Jagd- und Schützensport unmöglich zu machen oder mindestens zu verleiden?

Auch wenn der Vorschlag von Rebecca Schönfelder genauso angebracht wie vernünftig ist, werden die zuständigen Politiker (und die, die sich dafür halten) den Vorstoß Ruckzuck einkassieren. Man darf gespannt sein…

Zusammenfassung

Die ausgewählten Statements könnten den Eindruck erwecken, dass speziell negative Kommentare und Einschätzungen für diesen Artikel berücksichtigt wurden. Zwar ist die Umfrage aufgrund einer schmalen Datenbasis nicht repräsentativ, spiegelt die gegebenen Antworten aber im richtigen Verhältnis wieder. Tatsächlich wurde in keiner einzigen Antwort eines Ausstellers die dauerhafte Verlegung der IWA Outdoor Classics auf September positiv beurteilt.

Etwas anders ist das Bild bei Fachbesuchern. Befragt wurden Personen, die in den letzten Jahren Stammgäste bei der IWA waren und in dieser Gruppe ist die Kritik am Zeitpunkt im September weniger häufig und weniger drastisch als bei den Ausstellern. Etwa eine Hälfte der Befragten favorisiert den ursprünglichen Termin im März, die andere Hälfte kann sich mit beiden Terminen anfreunden. Dennoch lassen die Antworten deutlich erkennen, dass man den September Termin eher hinnimmt als favorisiert.

Die IWA wird sicherlich eine Befragung der Aussteller durchführen und – sollten sich die negativen Einschätzungen der Terminverschiebung bestätigen – vermutlich eine Neubewertung der Terminplanung für 2021 und die Folgejahre vornehmen.

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