LionSteel TI-Spine

LionSteel TiSpine – Gentleman Folder mit Charakter

LionSteel war schon immer für eine spannende Idee gut und hat immer wieder höchst eigenwillige Kreationen und mutige Designs auf den Markt gebracht. Im Jahr 2015 konnte die Firma aus Maniago mit dem Modell T.R.E. den Overall Winner auf der Blade Show stellen. Durch diesen Erfolg ging ein anderer bemerkenswerter Folder von LionSteel beinahe unter. Das Lionsteel TiSpine wartet mit einer ganzen Reihe technischer Finessen auf und muss heute im Review Zeugnis über seine Stärken und Schwächen ablegen.

Inhalt und Übersicht

Die italienische Firma LionSteel erwirtschaftet einen großen Teil ihres Jahresumsatzes mit Lohnarbeiten für andere Hersteller. Die Liste der Auftraggeber ist lang und beinhaltet so klangvolle Namen wie Spyderco, DPx und Pohl Force. Mit dem T.R.E. gelang LionSteel im Jahr 2015 der ganz große Abräumer, es gewann die höchste Auszeichnung auf der Blade Show in Atlanta. Mit dem T.R.E konnte nach vielen Jahren wieder ein Hersteller aus Europa den begehrten Titel gewinnen.

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Normalerweise würde man vermuten, dass die Messerszene fair mit dem Gewinner feiert aber kaum, dass die Auszeichnung verliehen war, hagelte es Kritik von allen Seiten.

Die Kritik warf die Frage auf, ob der Blade Show Sieger tatsächlich Mängel besaß oder ob sich einige Rezensenten einfach nur nicht mit dem Sieg der italienischen Firma abfinden wollten.

Knife-Blog hat dem LionSteel T.R.E. ein ausführliches Review gewidmet. Einer der nachvollziehbaren Kritikpunkte war das schwankende Qualitätsniveau bei der Fertigung Mängel bei der Endmontage der Messer. Überrollt von Ruhm, Ehre und Bestellungen aus aller Welt beging LionSteel den verhängnisvollen Fehler, Masse statt Klasse zu produzieren und hoffte darauf, dass der Hype um das T.R.E. die Mängel irgendwie überdecken würde.

Die Mängel betrafen zumeist Finish und Anpassung der Carbon-Griffschalen bei der entsprechenden Modellvariante. Fotos dieser Messer tauchten mit bissigen Kommentaren versehen in Foren und Video Rezensionen auf und wurden vor allem in den USA hämisch herumgereicht. Mit der hemdsärmeligen Qualitätskontrolle hat sich LionSteel keinen Gefallen getan und die Kritik an der Verarbeitung ist Anlass für Knife-Blog, das TiSpine in diesem Punkt besonders argwöhnisch unter die Lupe zu nehmen.

LionSteel TiSpine

Eine Besonderheit fällt sofort ins Auge, wenn man das TiSpine in die Hand nimmt: Der Rahmen des Messers besteht nicht aus Griffschalen und Spacern, sondern er wird wie beim SR1 aus einem einzigen Stück Titan gefräst. LionSteel spricht von einem “monolithic Titanium frame” also ähnlich einer selbsttragenden Karosserie.

Bei Rennwagen wird dieser Typ gerne Monocoque genannt, bei Messer kennt man sie als Integralbauweise. Die Herstellung ist aufwendig als bei Messern mit Platinen und Griffschalen und dadurch anfällig für kleine Fehler beim Fräsen. Gleichzeitig ist die Integralbauweise ein Merkmal mit hohem Wiedererkennungswert, da sich bis 2016 nur wenige Hersteller bisher an diese Fertigungsmethode herangetraut haben.

LionSteel TiSpine

Das LionSteel TiSpine ist ein mittelgroßes Messer. Seine Größe liegt zwischen Small und Large Sebenza. Damit ist es als EDC für leichte bis mittlere Beanspruchung geeignet. Die Oberfläche des Titanrahmens ist gediegen und wirkt edel. Das Titan ist mit einer aufwendigen Struktur versehen, die dem StarTac von Wilson Tactical ähnelt. Die Oberfläche und alle Kanten sind sauber gefräst und perfekt geglättet. Entsprechend angenehm ist die Haptik, das Messer ist ein Handschmeichler. Keine scharfen Kanten, keine Druckstellen, selbst die Klinge ist an der Oberseite leicht gerundet.

Die Formgebung des LionSteel TiSpine ist modern aber zeitlos. Das Design ist in sich stimmig und vor allem im geöffneten Zustand zeigt das Messer eine ansprechende Linienführung. Darüber hinaus besitzt das TiSpine einige Besonderheiten. So kann eine Kante der Klinge bei geschlossenem Messer als Glasbrecher dienen, ohne dass diese Funktion wirklich ersichtlich ist oder beworben wird.

Technische Daten

LionSteel TiSpineDaten und Ausstattung
Messertyp Einhandmesser in Integralbauweise
Klingenlänge / Schneide85 mm / 87 mm
Klingenstärke3,5 mm
Klingenform mod. Drop Point
KlingenstahlElmax
Länge offen / geschlossen195 mm / 113 mm
GriffmaterialTitan
Gewicht105 Gramm

Spezifikation: Elmax

Elmax SuperClean
C Cr Mo V Si Mn
1,70 % 18,0 % 1,0 % 3,0 % 0,80 % 0,30 %

Elmax als Klingenstahl ist heutzutage recht verbreitet und an dem pulvermetallurgischen Stahl von Böhler-Uddeholm gibt es nichts zu mäkeln. Elmax hat gute Allround-Eigenschaften und ist ziemlich rostträge. Auch beim Schliff der Klinge lässt sich LionSteel nicht erwischen: Der Schliff ist symmetrisch und über die gesamte Länge der Schneide winkelstabil.

Das Ergebnis ist eine rasiermesserscharfe Klinge, die sich mit ihrer hohen Gratlinie als kleiner Schneidteufel entpuppt. Der Klingengang ist weich und leichtgängig. In diesen Punkten hinterlässt das LionSteel TiSpine einen guten Eindruck.

Der Taschenclip ist an der Stirnseite montiert, sodass keine Schraube den schönen Titanrahmen durchbohrt. Der Clip ist als Deep Pocket Clip ausgeführt und hält das Messer sicher in der Tasche. Gleichzeitig dient er als Begrenzer beim Entriegeln des Framelocks und verhindert, dass der Lock zu weit nach außen gedrückt wird.

Optisch ein Leckerbissen: LionSteel TiSpine
Optisch ein Leckerbissen: LionSteel TiSpine

Das LionSteel TiSpine ist als Einhandmesser ausgeführt. Eine längliche Aussparung an der Klinge soll dem Daumen ermöglichen, des Messer einhändig zu öffnen. Mir ist das nie wirklich gelungen. Um mit dem Daumen die Klingenaussparung so zu erwischen, dass das Messer einhändig geöffnet werden kann, muss man die Hand unnatürlich verdrehen und sogar umgreifen. Mit etwas Übung klappt das einhändige Öffnen, aber es bleibt mühsam und wirklich Spaß an der Freude will nicht aufkommen. Ein Daumenpin wäre hier sicherlich die überzeugendere Lösung gewesen.

Respektable Gene

Das LionSteel TiSpine hat einen bekannten Vater. Der Entwurf stammt aus der Feder von Robert Young Pelton, dem Gründer und Besitzer von DPx Gear Inc. Pelton hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Journalist und Berichterstatter aus Krisengebieten gemacht. Mehr als einmal erregten seine hinter den feindlichen Linien entstandenen Reportagen für Aufmerksamkeit. 2011 gründete Robert Young Pelton die Firma DPx Gear Inc. und hat sich auf die Fahne geschrieben, einsatztaugliche Messer und belastbare Ausrüstungsteile herzustellen bzw. zu vertreiben.

Seine Produktlinie HEST (Hostile Environment Survival Tool = Überlebenswerkzeug in feindlicher Umgebung) lässt erkennen, dass er Ruf und Erfahrung in einer entsprechenden Produktlinie vermarkten will. Der Startschuss für die Entwicklung des TiSpine soll bei einem Gespräch auf der IWA in Nürnberg gefallen sein als LionSteel und Robert Young Pelton, beschlossen, einen stabilen und alltagstauglichen Gentleman Folder zu entwickeln.

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Ein Blick auf die Verarbeitungsqualität. Dass die Metallarbeiten sehr sauber ausgeführt sind, habe ich schon erwähnt. Der Clip ist ebenfalls ordentlich gemacht und passt perfekt. Alle Schraubenlöcher sind präzise gefertigt und die Montage des Messers ist einwandfrei. Das Finish der Klinge ist absolut gleichmäßig, es ist leicht mattiert, man könnte auch von einer dezenten Satinierung sprechen. Tatsächlich ist der Unterschied marginal, aber das Finish der Klinge passt hervorragend zur Erscheinung des Messers.

LionSteel bietet beim Titanrahmen des TiSpine einige Farbvarianten an. Poliertes Titan ist quasi die Standardausführung, außerdem gibt es anodisierte Titanrahmen in den Farben Blau, Titan mattiert, goldfarben, bronzefarben und sogar lustig-poppige lilafarbene Rahmen.

Für Messerfreunde mit etwas dickeren Geldbörsen und Freude am Besonderen gibt es von Zeit zu Zeit Sonderauflagen des LionSteel TiSpine mit Klingen aus Chad-Nichols-Damast. Bei genauem Hinsehen ist der Preisaufschlag für die Damastklinge aus der berühmten amerikanischen Schmiede allerdings wirklich fair: Ganze 60 Euro Aufpreis berechnet Lionsteel für eine Damastklinge mit „Mörderoptik” und Top-Qualität.

LionSteel TiSpine – Fazit

Bei Qualität und Verarbeitung gibt sich Lionsteel diesmal keine Blöße. Das TiSpine ist exzellent verarbeitet, verfügt über eine gelungene Optik und gibt einen prächtigen Gentleman Folder ab. Als Gentleman Folder lasse ich das Messer mit einer guten Note durchgehen, als EDC für “hostile environment” ist es aufgrund der “beschränkten” Öffnungsmöglichkeiten unbrauchbar.

LionSteel TiSpine Damast

Klotzen statt kleckern! Die Modellvariante des LionSteel TiSpine mit Chad-Nichols-Damast ist eine Sünde wert.

Damit sind wir bei der Frage nach dem Preis für das schmucke Messerchen. LionSteel weist einen Listenpreis von 290 Euro aus, dieser Preis wird auch fast flächendeckend verlangt. Ein Sonderangebot ist das TiSpine damit nicht aber der Preis ist angesichts der aufwendigen Titan Bearbeitung und des Klingenstahls zu rechtfertigen.

Alles-in-allem ist das Preis-Leistungs-Verhältnis in Ordnung, vor allem wenn man in Anrechnung bringt, was manch amerikanischer Hersteller für Messer in vergleichbarer Qualität verlangt.

Wenn schon Gentleman dann bitte richtig. Der Aufpreis für die Damast Variante ist meiner Meinung nach gut angelegt. In dieser Kombination kommt mit 350,- Euro sogar ein recht günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis zustande. Wer damit leben kann, dass die Einhandöffnung des Messers es anno 2016 dem Führverbot unterwirft, ohne dass es sich mit einer Hand komfortabel öffnen lässt, erwirbt mit dem LionSteel TiSpine ein feines Messer.

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