SOG Terminus Review

SOG Terminus – Slip Joint mit taktischer Note

Faltmesser mit taktischer Ausrichtung – Fans dieser Messerart haben es in Deutschland schwer. Nur wenige Messer dieser Bauart fallen nicht unter irgendeine Verbotsbestimmung des Waffengesetzes. Bei deutschen Produzenten ist das Angebot übersichtlich, Abhilfe kommt ausgerechnet von einem militärisch ausgerichteten Hersteller in den USA. Das SOG Terminus ist ein Slip Joint Folder im taktischen Stil. Ob das kleine Messer ohne Klingenarretierung als Alltagswerkzeug taugt, hat Knife-Blog im Praxistest untersucht.

Immer wieder das ungeliebte deutsche Waffengesetz. Der größte Teil brauchbarer Klappmesser fällt seinen unsinnigen Beschränkungen zum Opfer. Messer ohne Klingenarretierung können für ihren Benutzer in vielen Situationen gefährlich werden. Beim Arbeiten mit hohem Krafteinsatz, beim Verkeilen der Klinge im Schnittgut oder auch nur durch eine ungeschickte Bewegung mit der Messerhand kann die Klinge blitzartig einklappen. Da dies unweigerlich zu schweren Verletzungen führt, gehören Verarbeitungsqualität und „Arbeitssicherheit“ zu den zentralen Testkriterien bei einem als EDC geführten Slip Joint.

Ein Slip Joint von einem US-Hersteller, dessen Wurzeln und Philosophie auf eine geheime Spezialeinheit zu Zeiten des Vietnam-Krieges zurückgehen, ist beinahe ein Widerspruch in sich. SOG steht für „Studies and Observation Group“. Das kann man frei mit Spezialeinheit für Ausspähung und Informationsbeschaffung übersetzen.

Vor und während des Vietnamkrieges hieß die Einheit mit vollen Namen „Military Assistance Command, Vietnam – Studies and Observations Group“ (MACV-SOG). Die Existenz dieser Einheit war streng geheim und die Aufgaben gingen weit über das Beobachten hinaus. Tatsächlich waren ihre Mitglieder außer im Golf von Tonkin auch in fast jeden anderen Schlamassel verwickelt.

SOG Terminus, Front, open
SOG Terminus mit sandfarbenem G-10 Griff

Alle Mitglieder dieser Einheit waren mit einem speziellen Kampfmesser ausgestattet, das nach Kriegsende nicht mehr produziert wurde. Zwanzig Jahre später wandte sich ein junger Designer namens Spencer Frazer diesem „vergessenen“ Messer zu und startete eine überarbeitete Neuauflage zu Ehren der ehemaligen Mitglieder dieser Einheit. Das war der Startschuss für die Firma SOG und aus dem einen Messerprojekt entstanden im Lauf der Jahre ganze Produktlinien. Heute bietet SOG ein Vollsortiment an Messern und Werkzeugen mit taktischer Ausrichtung.

SOG Terminus

Die Polizei hat frei! Der §42a WaffG kann dem SOG Terminus nichts anhaben (Stand 10/2019). Das Messer ist nicht nur als Slip Joint konzipiert, die Klinge lässt sich auch nicht einhändig öffnen. Zum Ausklappen der Klinge greift man entweder den Klingenrücken in Höhe des Jimpings oder bedient sich des Nagelhaus auf der linken Klingenseite. Statt in ein Verriegelungssystem rastet die Klinge in eine federbelastete Endstellung ein. Übersteigt der Druck auf den Klingenrücken einen bestimmen Wert, wird die Federkraft überwunden und die Klinge klappt ein.

Das freut jeden Polizisten, aber freut es auch den Messerbesitzer? Schließlich sind es seine Finger die sich in Hackfleisch verwandeln, wenn die Federkraft nicht ausreicht oder der Druckpunkt nicht präzise definiert ist. In beiden Punkten kann man Entwarnung geben. Die Einstellung des SOG Terminus ist ausgesprochen straff, sodass man deutlichen Druck auf die Klinge ausüben muss, um die Klinge aus der geöffneten Position zu bewegen. Ziemlich genau 1,5 Kilogramm müssen von oben auf die Klingenspitze wirken, um die Federkraft zu überwinden.

Die Federkraft ist sinnvoll gewählt. Einerseits lässt sich das Messer leicht öffnen und schließen, anderseits ist der Kraftaufwand zum Schließen so groß, dass die Gefahr des unbeabsichtigten Einklappens der Klinge relativ gering ist. Das SOG Terminus ist kein Messer, bei dem man ständig um seine Finger fürchten muss.

Die Abmessungen des SOG Terminus entsprechen fast millimetergenau einem Small Sebenza. Die Klingenlänge beträgt 76 Millimeter (3“) und die Grifflänge knapp 102 Millimeter (4“). Das ergibt eine Gesamtlänge des geöffneten Messers von 180 Millimetern (7,08“). Der vermeintliche Rechenfehler von 0,08“ ist dem Taschenclip geschuldet, der den hinteren Abschluss der Griffschalen um einige Millimeter überragt.

SOG Terminus Slip Joint

Carpenters CTS-BD1 ist eine ungewöhnliche, aber keine schlechte Wahl als Klingenstahl für das SOG Terminus.

Der Griff des SOG Terminus wirkt deutlich länger als der des kleinen Sebenza und gewährt auch mittelgroßen Männerhänden eine erstaunlich gute Handlage. Wenn gewünscht, verschwindet der Griff komplett in der Faust aber dann „hängt“ der Daumen, denn er würde weit vorn auf der Klinge aufliegen.

Das ist insbesondere bei einem Slip Joint unerwünscht, da deutlicher Druck auf den Klingenrücken zum Einklappen der Klinge führen würde. Sicherer lässt sich das SOG Terminus greifen, wenn man den Zeigefinger in die Fingermulde legt. Der Daumen kann nun direkt oberhalb der Klingenachse Druck auf die Schneide ausüben, sodass die Gefahr des unbeabsichtigten Einklappens gebannt ist.

Beim Klingenstahl geht SOG einen ungewöhnlichen Weg und hat mit Carpenter CTS-BD1 einen zumindest hierzulande recht exotischen Stahl gewählt. BD1 ist eine Weiterentwicklung des in den 1990er Jahren von Spyderco eingesetzten Stahls „GIN-1“. Auch die Weiterentwicklung des Stahls geht auf eine Zusammenarbeit zwischen Spyderco und Carpenter zurück. CTS-BD1 ist also einer der wenigen Stähle, die gezielt für Messer (weiter-) entwickelt wurden und nicht aus dem großen Bereich klassischer Werkzeugstähle stammt.

Klingenstahl und technische Daten

CTS-BD1 ist ein hochlegierter Stahl mit fast 16 Prozent Chromanteil. Neben knapp einem Prozent Kohlenstoff sind alle anderen Legierungselemente nur in geringen Mengen enthalten (siehe Tabelle). Der hohe Chromgehalt garantiert gute Korrosionsträgheit. SOG gibt für die Härtung der Klinge einen Wert von 58-60 HRC an.

Klingenstahl CTS-BD1 – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
Klingenstahl CTS-BD1 – Legierungselemente und ihre prozentualen Anteile
C Cr V Mo Mn Si
0,90 % 15,75 % 0,10 % 0,30 % 0,60 % 0,37 %

Beide Griffschalen des SOG Terminus sind aus ockerfarbenen G-10 gefertigt und sitzen auf Platinen aus Edelstahl. Sie weisen tiefe Einfräsungen in Form von Linien und dem SOG Logo auf, wodurch sich eine raue Oberfläche mit sehr guter Rutschhemmung ergibt.

Da alle Kanten geglättet und abgerundet sind, vermittelt das Messer ein angenehmes Handgefühl. Die Schrauben, mit denen die Griffschalen auf den Platinen und dem Backspacer aus G-10 befestigt sind, schließen bündig mit der Griffoberfläche ab. Die Mitte der Achsschraube überragt die Griffschalen um einen Millimeter, ist aber zu den Rändern hin abgeflacht und beeinflusst oder stört die Handlage nicht.

Der Taschenclip ist als Deep Pocket Clip ausgeführt und lässt das Messer vollständig in der Hosentasche verschwinden. Das ist auch der Grund, warum die Biegung des Clips das Ende der Griffschalen um etwa 4 Millimeter überragt. Die Buchstaben „SOG“ bilden sich durch Ausfräsungen im Taschenclip ab. Der Clip ist stabil und groß genug, um den kleinen Folder sicher in der Tasche zu halten.

Der breite und sehr stabile Clip mit dem SOG Schriftzug kann wahlweise rechts oder links montiert werden; das SOG Terminus wird immer Tip-Up getragen. Marketingtechnischer Kunstgriff: Da der Clip an der Außenseite einen ausgefrästen SOG-Schriftzug besitzt, ist auch bei verborgenem Messer ersichtlich, welches Messer sich in der Tasche befindet.

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SOG Terminus – Qualität und Verarbeitung

Das SOG Terminus wird in China hergestellt. Zusätzliche Qualitätskontrollen werden in den USA vorgenommen und das Ergebnis ist absolut zufriedenstellend. Die Verarbeitung des kleinen Slip Joint Folders ist ausgezeichnet. Die Griffschalen sind sauber gefräst, die Fase ist gleichmäßig und beide Griffschalen sitzen passgenau und spaltfrei auf den Platinen. Die Klinge zeigt durch unterschiedliche Poliertechniken ein Two-Tone Finish. Auch hier ist die Qualität der Oberflächenbearbeitung hoch. Die Klinge ist fast seitensysmmetrisch aber beidseitig winkelstabil geschliffen und sehr scharf (9/10). Sogenannter „Großserien-Charme“ oder gar Schlampereien bei der Fertigung lassen am SOG Terminus nicht finden.

Zugegeben – ich bin weder ein ausgewiesener Fan von Slip Joints, noch von Zweihandmessern, aber mit dem SOG Terminus kann ich gut leben. Die Konzeption ist durchdacht und das Messer ist gut realisiert. Es ist stabil, zuverlässig und groß genug, um die Alltagaufgaben eines kleinen Klappmessers souverän zu bewältigen. Die Verarbeitungsqualität ist untadelig und gemessen am Preis des Messers eine positive Überraschung.

Die Justage des Messers ist ebenfalls sehr gut. Die Klinge steht mittig, der Druckpunkt zum Einklappen ist knackig; der Kraftaufwand zum Überwinden der Federkraft gleichbleibend und gut kalkulierbar.

SOG Terminus – Preis und Fazit

In den USA liegt der Listenpreis für den kleinen, taktischen Slip Joint bei 65 Dollar. Der Straßenpreis hat sich dort inzwischen bei knapp 50 Dollar eingependelt. Bei deutschen Händlern werden zwischen 60 und 65 Euro für ein SOG Terminus fällig.

Mängel, Beanstandungen oder Schäden haben sich im Testzeitraum nicht ergeben. Das SOG Terminus funktioniert wie am ersten Tag und hat die Beanspruchungen als EDC beinahe spurlos überstanden. Die Klinge weist keine spürbare Einbuße an Schärfe auf.

Das Slip Joint SOG Terminus ist der Beweis, dass man auch für moderate Preise technisch perfekte, praxistaugliche Messer erwerben kann. Kompromisse bei Ergonomie oder Gebrauchsfähigkeit muss der Käufer dabei nicht machen. Auch am Material spart SOG nicht, der Klingenstahl ist ordentliche Mittelklasse und das G-10 ist von guter Qualität. Für Edelmaterialien wie Carbon oder pulvermetallurgische Klingenstähle ist in diesem Preissegment logischerweise kein Platz.

Da die Bewertung bei Knife-Blog immer den Anschaffungspreis in Relation zu Qualität und Gebrauchsfähigkeit setzt, kann sich das SOG Terminus eine sehr hohe Wertung sichern. Freunde von Messern mit taktischer Note, die ein Messer suchen, das die Bestimmungen des Waffengesetzes nicht ausreizt, kommen bei einer Kaufentscheidung kaum am SOG Terminus vorbei.

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SOG TerminusDaten und Ausstattung
Messertyp Slip Joint ohne Einhandöffnung
Klingenlänge / Schneide76 mm / 75 mm
Klingenstärke0,28 mm
Klingenform Drop Point mit Flachschliff
Klingenhöhe22 mm
KlingenstahlCTS-DB1, 59 HRC
Länge offen / geschlossen10 mm / 101 mm
GriffmaterialG-10
Gewicht82 Gramm
SOG Terminus
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit, Sicherheit
Material- und Verarbeitungsqualität
Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.1
Knife-Blog Wertung