Bestech Malware

Bestech Malware – Einhandmesser und Flipper

Malware … Sind das nicht diese Schadprogramme, die Computer befallen, Daten zerstören und Anwender in den Wahnsinn treiben? Ja, aber nun hat Malware eine weitere Bedeutung: Es ist der Name eines Messermodells von Bestech Knives. Doch nicht nur der Name des Bestech Malware ist ungewöhnlich, auch das Messer selbst besitzt markante Eigenschaften, die es in der Messerwelt zu einer unverkennbaren Erscheinung machen. Im Review wird sich zeigen, ob das Bestech Malware seinen Besitzer in den Wahnsinn treibt oder ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Bestech Knives hat sich während der letzten ein, zwei Jahren vom Newcomer in die Riege der etablierten Messerhersteller emporgearbeitet und hat viele anfänglich skeptische Messerfans durch Qualität und Originalität überzeugt. Die Messer aus den Kooperationen mit Heidi Blacksmith oder Kombou seien an dieser Stelle stellvertretend für viele andere genannt. Bis in die Spitzengruppe der Messerhersteller vorzustoßen, haben es schon viele Firmen geschafft, doch schwieriger als dort hinzukommen ist, dauerhaft dort zubleiben.

US Branchen-Urgestein Spyderco kann in diesem Zusammenhang als positive Ausnahme dienen. Benchmade hingegen ist ein trauriges Beispiel dafür, wie ein Spitzenhersteller innerhalb weniger Jahre im Mittelfeld versinken kann, wenn er erfolgreiche Modelle durch weniger erfolgreiche ersetzt und parallel Qualität und Innovationskraft schwinden.

Wie die bereits erwähnten Modelle „Heidi No.1“ und Eskra entspringt auch das Bestech Malware wieder einer Kooperation, diesmal mit zwei in Deutschland eher unbekannten Newcomern aus den USA. Das Design stammt aus der Feder der beiden Brüder Teryl und Seth Todd. Seth lebt in Houston, Texas und Teryl in Ozark, Missouri, also rund 620 Meilen oder zehn Stunden Autofahrt voneinander getrennt. Der Zusammenarbeit schadet die räumliche Trennung aber offenbar nicht.

Bekannt wurde Teryl Todd durch seinen YouTube-Kanal Zelrick42, auf dem er Reviews zu Messern veröffentlichte. Nur Eingeweihte kennen Teryl Todd als einen der US-Repräsentanten von WE Knife in den USA. Erstaunlich ist hingegen: Eine Homepage von TKT sucht man bisher vergeblich, daher habe ich unter „Links“ Teryl Todds Facebook-Seite verlinkt. Wirklich präsent scheint Teryl aber nur auf YouTube zu sein. Wer Spaß an Messer-Reviews und Südstaaten Dialekt hat, sollte dem YouTube Kanal Zelrick42 einen Besuch abstatten.

Bestech Malware

Ein Messer „Malware“ zu nennen muss man sich erst mal trauen, schließlich ist dieser Terminus weltweit negativ besetzt. Das Kofferwort „Malware“ setzt sich aus den Begriffen „malicious“ (engl. bösartig) und „Software“ zusammen und ist zum Synonym für Schadprogramme aller Art geworden. Dass ein YouTuber, der als Messermacher in der Szene noch relativ neu ist, einen ungewöhnlichen Weg bei der Namensgebung wählt, ist nicht erstaunlich, das Bestech Knives diesen Weg mitgegangen ist, hingegen schon eher.

Bestech Malware, Front, open

Das Bestech Malware kombiniert gerade Linien mit tiefen Bögen.

Teryl Todd ist erst 2016 in die Messermacherei eingestiegen. Am bekanntesten wurde sein Modell „Roxi“, das in Zusammenarbeit mit WE Knife entstand. Auch als fantasievoller Entwickler von Produkten, die mittels 3-D Drucker hergestellt werden können, hatte sich Teryl Todd bereits vorher einen Namen gemacht. Nein, nicht erschrecken, Teryl Todd stellt keine Messer mit einem 3-D Drucker her, das überlässt er anderen …

Dass YouTuber, die durch Reviews oder als Modder bekannt wurden, irgendwann zu Messermachern werden ist selten, aber kein Einzelfall. Teryl Todd Knife & Tool oder kurz „TKT“ heißt die Firma von Teryl Todd, die er nun gemeinsam mit seinem Bruder Seth betreibt. Einerseits stellt er Customs her, andererseits fertigt er Designs für Serienmesser, die gemeinsam mit starken Partnern realisiert werden.

Bestech Malware - Einhandmesser und Flipper 3

Die Linienführung auf der Lock Side ist eine Augenweide!

Messer aus der Feder von Teryl Todd können überbaut oder filigran ausfallen, kommen meistens mit einer Wharncliffe Klinge und zeigen eine Affinität zu geraden Linien. Letztere kombiniert Teryl auf interessante Weise mit langen Bögen an der Griffunterseite und schafft so einen scheinbaren Widerspruch, der sich jedoch beim genaueren Hinsehen sehr schnell als harmonisches Gesamtkonzept erweist.

Design, Technik, Material

Diesen gestalterischen Weg hat Teryl Todd auch beim Flipper Bestech Malware eingeschlagen und stellt den beiden langen, geraden Linien der Wharncliffe Klinge einen Griff mit gewölbter Oberseite und einer stark ausgekehlten Unterseite gegenüber. Durch dieses Design punktet das Bestech Malware in zwei Disziplinen: Einerseits liegt es bequem und sicher in der Hand, andererseits ist das Messer ein kompromissloser Slicer, dessen modifizierte Wharncliffe Klinge regelrecht durch das Schnittgut gleitet.

Wharncliffe Klingen vereinen einige Vorteile mit einem Nachteil, denn gerade Scheiden neigen eher als gebogene dazu, sich im Schnittgut festzufressen. Um diesem Nachteil aus dem Weg zu gehen, hat Teryl die Klinge des Bestech Malware leicht gegenüber der Wharncliffe Standardform modifiziert. Die Schneide verläuft nicht völlig gerade, sondern hebt sich etwa ab Klingemitte leicht in Richtung der Spitze. Der Radius ist nicht entlang der gesamten Biegung gleich, er nimmt auf dem Weg zur Klingenspitze deutlich zu.

Bestech Malware, Technische Daten

Technische Daten

  • Klingenlänge: 98 mm
  • Klingenstärke: 3,9 mm
  • Klingenstahl: CPM-S35VN
  • Länge geschlossen: 120 mm
  • Gesamtlänge: 223 mm
  • Gewicht: 106 g

Pulvermetallurgische Klingenstähle gehören längst zum Standard in der mittleren Preisklasse und auch das Bestech Malware ist mit einer Klinge aus CPM-S35VN ausgestattet. Bei der hier gezeigten Version mit einer Carbon-Griffschale besitzt die Klinge ein dunkles, beinahe schwarzes Blackwash Finish. Auch das Titan der Lock Side ist mit einer Art Blackwash Finish versehen, auf dem der goldfarbene Clip für Kontrast sorgt.

Die Lock Side ist ohne Frage die „Zuckerseite“ des Bestech Malware, auch wenn es am Carbon der Griffschale absolut nichts auszusetzen gibt. Im Gegenteil, das Carbon gehört sogar definitiv zu den Besseren! Die Faserstruktur lässt sich soeben noch ertasten, obwohl die Oberfläche perfekt geglättet ist.

Insgesamt wird das Bestech Malware in drei verschiedene Ausführungen angeboten. Neben der Titan-Carbon Version gibt es zwei Varianten mit Titangriffschalen, wahlweise in Blackwash mit schwarzer Klinge und in Titangrau mit satinierter Klinge. Alle drei Messer besitzen eine spezielle Achsschraube mit Teryl Todds „TKT“ Logo.

Verarbeitung und Justage des Bestech Malware

Wieder ein Messer, dass im dicht besetzten Segment der Titan Framelock Flipper antritt. Dort drängelt sich die Konkurrenz und es ist wesentlich schwieriger, ein Messer dieser Bauform erfolgreich am Markt zu positionieren als bei Slip Joints oder Vollautomaten. Wegen des großen Andrangs schaffen es nur wenige Titan Framelock Folder bis ins Knife-Blog Review und jedes, das es schafft, muss in irgendeiner Weise – positiv oder negativ – aus der Masse herausragen.

Das Bestech Malware ragt in einigen Punkten heraus. Die Flipperaction ist hervorragend, der leichte abgerundete Kicker glänzt als Fingerschmeichler und funktioniert trotz seiner geringen Größe ausgezeichnet.

Beim Bestech Malware hat jemand seine Hausaufgaben in den Fächern Ergonomie und Geometrie konzentriert erledigt.

Deutsches Messermacher GildeDeutsches Messermacher Gilde
Messerworld BerlinMesserworld Berlin
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Bastards Knives
Messermacherbedarf aus Meisterhand von Jürgen Schanz
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Auch der Klingengang ist erwähnenswert gut. Erwähnenswert heißt: überdurchschnittlich gut. Zwei keramische Kugellager halten die Klinge im geschlossenen Zustand perfekt zentriert, führen die Klinge so geschmeidig, als würde sie in einem Magnetfeld und nicht innerhalb eines mechanischen Systems laufen. Cheburkov kommt an dieses Niveau bei vielen seiner Messer heran, WE Knife und TUYA sind bei einigen Modellen ebenfalls mit im Rennen, aber dann wird die Luft unterhalb deutlich teurerer Customs auch schon knapp.

Selbstverständlich hat das Bestech Malware sowohl einen Überdehnschutz für die Lockbar wie auch einen Stahleinsatz mit an Bord.

Bestech Malware im EDC-Alltag

Die fast zehn Zentimeter lange, schmale Klinge erweist sich mit ihrem über das gesamte Blatt reichenden Flachschliff als schneidfreudiges Werkzeug, Dabei wirkt die Klinge des Bestech Malware schmaler und graziler, als sie tatsächlich ist. Dreimal habe ich nachgemessen, weil mir der Wert von 3,9 Millimeter Klingenstärke im Datenblatt zu hoch erschien. Mit dem großen Langloch und einer breiten, eingefrästen Nut nimmt Teryl Todd viel Masse aus der Klinge und der Flachschliff tut ein Übriges.

Bestech Malware, Front, closed on Box

„Black knives matter“ ist ein politisch unkorrektes aber nicht minder gängiges Bonmot in der Messerszene. Und ja, das Bestech Malware ist ein Messer, das zählt und auf das man zählen kann.

Das Langloch erlaubt, das Bestech Malware wie ein Einhandmesser mit Klingenheber zu öffnen. Beim Öffnen mit einer Hand macht sich der flipper-typische Detent bemerkbar, sodass es hilfreich ist, die Klinge auf den ersten Millimetern mit Mittelfinger und Daumen zu heben und dann vollends mit einer Daumenbewegung zu öffnen. Flipper oder Einhand – beides funktioniert hervorragend und beide Optionen sind gleichwertig.

Von den Hundefans Seth (oben) und Teryl Todd dürfen wir noch einiges erwarten. Auch auf Customs von TKT darf man gespannt sein.
(Foto: WE Knife)

Seth und Teryl Todd

Die Einsatzmöglichkeiten des Bestech Malware sind größer, als die schlanken Formen von Messer und Klinge zunächst vermuten lassen. Es ist ein vollwertiges EDC, das jeder Alltagsaufgabe gewachsen ist. Die Schneidleistung ist hoch, das Handling lässt keine Wünsche offen. Da es so viel potenter ist, als es anfänglich scheint, zaubert einem das Messer manchmal tatsächlich ein Lächeln ins Gesicht.

Preislich liegt das Bestech Malware mit einem Preis von 219,- Euro für die Titanversion im Rahmen seiner Klasse. Für das Modell mit der Carbon-Griffschale wird ein Aufpreis von 10,- Euro fällig. Gemessen an Qualität und Leistung ist das Bestech Malware fast ein Schnäppchen, denn eine Steigerung bei Qualität oder Material ist auch dann kaum zu bekommen, wenn man deutlich mehr als den doppelten Betrag in die Hand nimmt.

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Bestech Malware
In einem Satz:
Unscheinbar auf den ersten Blick, doch das Messer ist ein potentes EDC und ein exzellenter Slicer zum fairen Preis.
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit, Sicherheit
Material- und Verarbeitungsqualität
Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.7
Knife-Blog Wertung