Bei Collection Knives, also Messern aus einer Serie für Sammler, ist es nicht anders als bei allen anderen Neuerscheinungen in der Messerwelt: Es gibt spannende, langweilige, gute und schlechte Messer und darunter nicht wenige, die in der Masse sang- und klanglos untergehen. Dieses Risiko besteht für das Böker Collection Knife 2021 nicht, denn schon der Namen des Designers lässt aufhorchen. Todd Rexford gehört zur Spitzenklasse der amerikanischen Messermacherszene und seine Customs sind mindestens so legendär wie der Drogenkonsum der Stones. Kooperationen mit großen Firmen geht Todd Rexford nur selten ein. Wenn allerdings sein Name eine Klinge ziert, ist etwas Besonderes garantiert. Praxistest des Böker Collection Knife 2021 und ein Knife-Blog Interview mit Todd Rexford.
Inhalt und Übersicht
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Collection Knives finden in der Messerszene unterschiedlichen Anklang. Manche sammeln die jährlich erscheinenden Modelle über Jahrzehnte mit Begeisterung, andere Messerfans verweisen darauf, dass man zwangsläufig Messer kaufen muss, die man ohne den Wunsch zu einer vollständigen Sammlung nie gekauft hätte. Beide Standpunkte haben ihre Berechtigung und führen zu völlig unterschiedlicher Wertschätzung bestimmter Serien oder Einzelmodelle.
Dennoch kann jedes neue Sammlermesser das Korsett seiner Serie durchbrechen und auch für Messerfans interessant werden, die keine vollständige Sammlung anstreben. Mit dem Böker Collection Knife 2021 liegt heute ein solcher Fall zum Review bereit. Designer Todd Rexford hat ein Messer gezeichnet, das hohe Alltagstauglichkeit mit den typischen Genen seiner Customs verbindet und dessen innere Werte mehr gelten als optischer Pomp.
Einhandmesser erleben gerade eine kleine Renaissance.
Nach vier Jahren Flipper-Hype sind viele Messerfans der Kicker überdrüssig und möchten mit Einhandmessern und Slip Joints zurück zu den Wurzeln. Den Trend „Back-to-the-roots“ könnte das Böker Collection Knife 2021 perfekt bedienen, wenn es hält, was der Name Todd Rexford verspricht.
Das Böker Collection Knife 2021 hat Todd Rexford als Einhandmesser entworfen, es unterliegt in Deutschland also nach § 42a WaffG einem eingeschränkten Führverbot. Und dennoch eignet es sich als EDC für Messerfans, die kein Risiko hinsichtlich einer möglichen Rechtsverletzung eingehen wollen. Der Daumenpin zum Anheben der Klinge ist mit einer Schraube befestigt und lässt sich mit wenigen Handgriffen entfernen oder reinstallieren. Ohne Daumenpin lässt sich die Klinge nur beidhändig öffnen.
Trotz stattlicher Klingenlänge und Klingenverriegelung per Framelock könnte das Messer von Todd Rexford in Deutschland gesetzeskonform getragen werden. Durch den Umbau des Böker Collection Knives 2021 zum Zweihandmesser entsteht allerdings ein kleines, wenig ansehnliches Loch in der Klinge, dessen Kaschierung Raum für kreative Lösungen bietet.
Böker Collection Knife 2021 – Todd Rexford Design
Das klassische Baumuster Einhandmesser mit Framelock habe ich bereits in der Einleitung verraten. Damit ist die Rahmenkonstruktion aus zwei Titanhalbschalen gesetzt. Verbunden sind beide Griffseiten durch drei Studs am hinteren Ende des Griffs und durch die Achsschraube. Auf einen Backspacer, der den Griffrücken verschließt, verzichtet Todd Rexford und setzt damit einen weiteren Kontrapunkt zu gängigen Designs unserer Tage.
Das Gewicht, das durch den Verzicht auf einen Backspacer aus der Konstruktion genommen wird, kann man bei Titan vernachlässigen. Viel prägnanter ist die optische Wirkung. Man kann beim Blick auf den Griffrücken die Klinge sehen und die Schärfe der Schneide erahnen. Diese Bauform ist nicht neu und schon gar nicht revolutionär, aber lange Backspacer aus Titan und sind bei Framelock Foldern heute ein so populäres Stilmittel, dass alternative Konzepte selten geworden sind.
Plötzlich hat das Auge an einem Framelock-Folder in offener Bauweise wieder Spaß. Und einen praktischen Mehrwert bringt die offene Rahmenkonstruktion auch mit: Das Böker Collection Knife lässt sich schnell und einfach reinigen, denn Todd Rexford stellt Staub, Dreck und Fusseln keine schwer erreichbaren Rückzugsgebiete zur Verfügung.
Material, Technik, Ergonomie
Titan hinten, Titan vorn und dazu eine Scheibe Carbon, deren Größe auf dem halben Weg zwischen Inlay und Griffschale liegt. Etwa zwei Zentimeter hinter der Achsschraube setzt das Carbon Inlay an. Todd Rexford spielt auf diese Weise geschickt mit dem Stilmittel eines Bolsters und erhält gleichzeitig die Robustheit seiner Rahmenkonstruktion. Die Achsschraube läuft auf beiden Seiten des Messers durch 3,5 Millimeter starkes Titan und wird von einem Kugellager zentriert, sodass die Stabilität der Klinge auch bei hoher Beanspruchung gewährleistet bleibt.
Auf der Vorderseite des Böker Collection Knife 2021 ist die Achsschraube plan und versenkt, auf der Rückseite steht sie kegelförmig hervor und nimmt einen Steckschlüssel auf. Letzterer gehört leider nicht zum Lieferumfang, was bei einem Sammlermesser in dieser Preislage eine schöne Geste wäre.
Die Klinge ist aus Böhler M390 gefertigt. Eine Härteangabe lässt sich in der technischen Dokumentation auf der Böker Homepage nicht finden und so muss ich hoffnungsvoll unterstellen, dass die Klinge des Böker Collection Knife 2021 auf den M390-Standardwert von 59 – 60 HRC gehärtet wurde. Böhler M390 gehört zu den besten derzeit verfügbaren pulvermetallurgischen Klingenstählen und ich habe den Stahl schon so oft gelobt, dass ich es hier nicht wiederholen möchte und lieber auf frühere Reviews verweise (s. „Der beste Klingenstahl für Taschenmesser“.
Der Stahl ist ein alter Bekannter, aber dafür sind drei andere Eigenschaften der Klinge erwähnenswert. Als Klingenform hat Todd Rexford eine moderne Drop Point Variante mit einer beinahe über den gesamten Klingenrücken reichenden Swedge gewählt. Der Radius, in dem die Schneide zur Klingenspitze hin ansteigt, ist überdurchschnittlich groß und setzt schon früh, etwa in der Klingenmitte an. Durch beide Maßnahmen wirkt die Klinge trotz 88 Millimeter Länge zierlicher als sie in Wirklichkeit ist. Mit einer Stärke von 3,7 Millimetern ist die Klinge für ein Taschenmesser dieser Größe gut proportioniert und für alle typischen Schneidearbeiten ausreichend dimensioniert.
Auf das Klingenblatt ist ein feiner, vertikal verlaufender Bürstenstrich aufgebracht, der so filigran und gleichmäßig ist, dass man ihn eher an einem handwerklich hergestellten Messer als an einem Mid-Tech vermuten würde. Und die dritte Eigenschaft? Der Anschliff. Der ist so scharf und gleichmäßig, wie man es bei einem Messer der gehobenen Preiskategorie erwartet. Trotzdem gibt es etwas zu finden, denn den Ansatz der Schneide an der Schleifkerbe hat der Grinder nicht perfekt erwischt. Dadurch ergibt ein minimal bogenförmiger Verlauf im letzten Viertel der Schneide. Allerdings werden nur geübte Augen diesen Lapsus bemerken und beim Einsatz des Messers im Alltag sind keine negativen Konsequenzen zu befürchten. Ein paar Punkte sind trotzdem futsch.
Die Struktur der Titanoberfläche demonstriert die Liebe zum Detail, die hinter dem Böker Collection Knife 2021 steckt. Viele, auch deutlich teurere Taschenmesser erreichen diesen Qualitätslevel beim Finish nicht.
Überdehnschutz und der Stahleinsatz des Framelock befinden sich auf einer Grundplatte und sind doppelt verschraubt.
Mit zwei Steckschlüsseln lässt sich das Taschenmesser komplett zerlegen.
Das Finish der Titangriffschalen lässt keine Wünsche offen, sie sind weder zu glatt noch zu rau. Sie wirken fast wie satiniert. Schwer zu beschreiben. Die Haptik des Taschenmessers ist optimal, das Böker Collection Knife 2021 ist ein Handschmeichler. Dazu trägt auch das Carbon bei, das nicht den typisch geometrischen Verlauf von Faserbündeln zeigt, sondern „wild“ und flächig gemustert ist. Der Taschenclip ist ebenfalls aus Titan gefertigt und nutzt eine polierte Kugel aus Keramik, um das Messer sicher in der Tasche halten.
In Sachen Ergonomie räumt das Design von Todd Rexford Bestnoten ab. Das Messer liegt hervorragend in der Hand und erlaubt kraftvolles Arbeiten, ohne die Finger gegen den Griff quetschen zu müssen. Das Öffnen des Böker Collection Knife 2021 benötigt wenig Kraft, obwohl der Detent einen deutlich spürbaren Widerstand besitzt. Der Kraftwinkel ist jedoch günstig und die Justage kann überzeugen.
Todd Rexford – Messermacher und Designer
Den meisten Messerfans in Europa ist Todd Rexford durch seine Collabs mit Zero Tolerance bekannt. Jahrelang bildete er zusammen mit Rick Hinderer und Dmitry Sinkevich das berühmte Trio externer Top-Designer und vor allem die Modelle ZT 0801 und ZT 0808 dürften den meisten Messerfans in Erinnerung sein.
Wesentlich spektakulärer und ungleich seltener sind Customs aus der Werkstatt von Todd Rexford. Bei ihm entstehen Customs nicht arbeitsteilig in Kleinserien, wie es mittlerweile weitverbreitete Unsitte ist, sondern als echte Unikate, die ausschließlich von seinen Händen gefertigt werden. Nur etwa 20 Messer pro Jahr stellt Todd Rexford her und das knappe Angebot haben Nachfrage und vor allem die Preise in schwindelerregende Höhen getrieben. Doch selbst die dickste Brieftasche führt nicht automatisch zu einem Custom von Todd Rexford – seine Messer werden unter Kaufinteressenten verlost und kaum eines taucht jemals in einer Secondhand Börse wieder auf.
Todd Rexford im Interview
Todd Rexford wurde am 28. Juli 1981 in North Tonawanda, NY, geboren. Seit 2004 lebt er mit Ehefrau und seinen beiden Kindern in Florissant, Colorado. Nachdem er 2004 sein erstes Messer fertiggestellt hat, begann ein kometenhafter Aufstieg. Schon fünf Jahre später musste er seine Auftragsbücher schließen, weil er von Anfragen nach seinen Messern überrollt wurde.
Bestellungen für Customs nimmt Todd Rexford also schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr an.
Er gestaltet seine Messer lieber aus einer Inspiration heraus als den Vorgaben eines – egal wie hoch dotierten – Auftrags zu folgen.
Da liegen einige Nachfragen zwangsläufig auf der Hand!
Knife-Blog: „Warum stellst du so wenig Messer her, obwohl du locker zwei-, drei- oder fünfhundert verkaufen könntest?“
Todd Rexford: „Früher habe tatsächlich mehr Customs gefertigt, aber die Herstellung ist komplexer geworden. Die Toleranzen wurden immer kleiner und der Aufwand für die Bearbeitung der Oberflächen hat deutlich zugenommen. Ich gehe keine Abkürzungen, alle Arbeitsschritte an einem Messer werden ausschließlich von mir vorgenommen und das Finishing findet in Handarbeit statt. Das ist mein Weg, Customs herzustellen und größere Stückzahlen sind auf diesem Level einfach nicht machbar.“
Knife-Blog: „Also arbeitest du rund drei Wochen an einem Messer?“
Todd Rexford: „Rechnerisch ja, aber genau lässt sich das kaum berechnen. Es beginnt mit der Suche nach geeigneten Materialien und da ich genaue Vorstellungen bezüglich deren Qualität habe, ist das ein zeitaufwendiger Schritt. Mein Arbeitstag beginnt nach dem ersten Kaffee um 6:30 Uhr und ich arbeite zumeist an mehreren Messern parallel.“
Knife-Blog: „Welchen Beruf hast Du in der Vergangenheit erlernt oder ausgeübt?“
Todd Rexford: Ich habe viel Zeit in der Autowerkstatt meines Vaters verbracht und gelernt, wie man Autos repariert und Oldtimer aufbaut. Dadurch hatte ich viele Berührungspunkte mit Werkzeugmaschinen. Die Arbeit in der Werkstatt hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich meine Kenntnisse im Maschinenbau an einer Fachschule vertiefte.
Knife-Blog: „Viele deiner Kollegen haben große Produktionswerkstätten gebaut, Mitarbeiter eingestellt und fertigen heute statt einiger weniger Customs erkleckliche Mengen an Mid-Tech Modellen. Könnte das eine Option für dich sein?“
Todd Rexford: „Nein, ich plane nichts Derartiges und kann es mir auch nicht vorstellen. Messer haben für mich einen hohen Stellenwert und von der Herstellung, bei der ich alle Arbeitsschritte selbst ausführe und das Finish in Handarbeit entsteht, möchte ich nicht abrücken.“
Knife-Blog: „Aber für Kooperationen mit anderen Herstellern, die ein Design von dir umsetzen, bist du grundsätzlich offen?“
Todd Rexford: „Ich bin immer offen für Kooperationen wie mit Zero Tolerance oder Böker, aber es soll auch nicht überhandnehmen.“
Knife-Blog: „Wie kam es zur Kooperation mit Böker für das Collection Knife 2021?“
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Todd Rexford: „Die Zusammenarbeit mit Böker begann 2011 und wir haben gemeinsam das Modell Epicenter realisiert. Ich habe ein Design erstellt, wie ich es für ein Custom getan hätte, und wir haben dann noch einige Anpassungen für die Serienproduktion vorgenommen. Inzwischen haben sich die Produktionstechniken für hochwertige Serienmesser deutlich verbessert und die neuen technischen Möglichkeiten wollten wir für das Collection Knife 2021 ausschöpfen.“
Knife-Blog: „Hattest du eine Vorgabe für das Collection Knife oder konntest du das Messer völlig frei gestalten?“
Todd Rexford: „Die einzige Vorgabe war, die Idee des Epicenter weiterzuführen, also ein Titan-Framelock-Folder mit EDC-Qualitäten. Böker gab mir die Freiheit, ungestört zu ‚regieren‘, also meinen Gedanken bei Form und Designelementen freien Lauf zu lassen.“
Knife-Blog: „Als Klingenstahl für das Collection Knife 2021 wurde M390 gewählt. Wie ist deine Meinung zu diesem Stahl?“
Todd Rexford: „Ich benutze viele verschiedene Stähle für meine Customs: M390, Elmax und CPM154, wenn poliertes Finish besonders wichtig ist. M390 ist derzeit einer der besten Stähle und ich bevorzuge M390 auch für die Taschenmesser, die ich selbst trage. Mein aktuelles Fixed Blade besitzt eine Klinge aus CPM-3V.“
Knife-Blog: Abgesehen von der Familie, welchen Hobbies geht der Messermacher Todd Rexford in seiner Freizeit nach?“
Todd Rexford: „Ich habe das Glück, mehrere Schießstände zu besitzen. Ich trainiere so oft wie möglich, um meine Fertigkeiten zu verbessern. Bevor unsere Kinder auf die Welt kamen, haben meine Frau und ich regelmäßig an Multi-Gun-Schießwettbewerben teilgenommen. Darüber hinaus fahre ich sehr gerne mit meinem 6 Jahre alten Truggy durchs Gelände. Das Ding ist eine wilde Mischung aus Truck und Buggy mit Allradlenkung.“
Knife-Blog: Als Messermacher und Schütze kann ich dir die abgedroschene Insel-Frage nicht ersparen. Also: Wenn ich dich mit einem Messer und einer Waffe für ein paar Wochen auf eine einsame Insel schicke, für welches Messer und für welche Schusswaffe entscheidest du dich?“
Todd Rexford lacht: „Die Inselfrage, die ist immer hart!“
Knife-Blog: „Gib dein Bestes!“
Und jetzt, auf sein Hobby angesprochen, sprudelt es aus dem Messermacher nur so heraus…
Todd Rexford: „Es würde natürlich von der Insel abhängen, aber wenn ich blind entscheiden muss … Ok. Damit ich beweglich bleibe, nichts von großem Gewicht. Auf jeden Fall ein Singularity oder Epicenter als Taschenmesser. Als Fixed Blade musst du mir ein Rexford CTU Einsatzmesser zugestehen, wenn ich mich darauf einlassen soll.
Dann auf jeden Fall meine STI DVC 9 mm Para! Ich mag auch die neuen Sig P320 und P365, aber ich bin ein „2011 Geek“ (2011 ist die moderne Version der alten 1911er Pistole, Anm. des Übersetzers). Können wir das mit den Waffen verhandeln? Ich habe ein paar H&K, die würde ich gerne mitnehmen und ein Gewehr Kal. 22 mit Schalldämpfer und Zielfernrohr für alle Lichtverhältnisse, damit ich mir was zu essen besorgen kann…
Und dann zählt Todd seine Hardware Wünsche von der Jagdflinte bis zum Sturmgewehr auf und begründet seine Wahl jeweils ausführlich. Das ist ungemein spannend zu lesen, würde aber den Artikel komplett sprengen. Er würde wohl einen größeren Pick-up brauchen, um das ganze Zeug auf die Insel zu schaffen.“
Todds Erläuterungen zeigen, wie peinlich-kleinlich das deutsche Waffenrecht mit ehrbaren Sportschützen umgeht. Mühsam versuche ich den Neid auf meinen amerikanischen Sportkameraden zu unterdrücken, indem ich Todd Rexford für das spannende und ausführliche Interview danke.
Böker Collection Knife 2021 – Fazit
Das Collection Knife des Jahrgangs 2021 ist in einer limitierten Auflage von 500 Stück erschienen. Seriennummer und Jahrgang sind nach dem Muster „2021 / xxx“ auf den Klingenrücken gelasert. Die Auflage ist nicht angeben, was etwas ungewöhnlich ist. Doch es bleibt bei 500 Exemplaren. Nachproduktion ausgeschlossen.
Ein namhafter Designer kostet Geld, gute Materialien und aufwendige Verarbeitung ebenfalls und so ist der Verkaufspreis von 349,- Euro keine Überraschung. Der Preis geht in Ordnung, denn abgesehen von großen Namen und praxistauglichem Design wird auf der Material- und Verarbeitungsseite viel Qualität geboten. Beim Klingengang setzt das Messer Maßstäbe und die Justage des Detent ist nicht mehr verbesserungsfähig. Der Anschliff ist gut. Wirklich! Einhundert Punkte wären drin, wenn die Miniwelle am Ende der Schneide nicht wäre. In dieser Preisklasse ist ein Abzug allerdings selbst bei kleinsten Auffälligkeiten unvermeidbar.
- Bauform: Einhandmesser
- Klingenlänge: 88 mm
- Klingenstärke: 3,7 mm
- Klingenform: Drop Point
- Klingenstahl: Böhler M390
- Verriegelung: Framelock
- Griffmaterial: Titan
- Inlay: Carbon
- Taschenclip: Titan, Deep carry
- Gewicht: 133 g
- Auflage: 500 Stück
- Preis: 349,- €
Ansonsten punktet das 2021er Collection Knife mit toller Haptik und erstklassiger Ergonomie. Dass hier nicht nur ein Messerprofi, sondern ein kreativer Geist den Zeichenstift geschwungen hat, zeigt sich an allen Ecken und Enden. Der ungewöhnlich gestaltete Überdehnschutz, die auf Hochglanz polierte Klingenwurzel, das Finish der Titangriffschalen und die dezente Akzentuierung durch bronzefarbene Hardware sind nur einige Highlights. Auch auf der technischen Seite hat Todd Rexford mit dem Detent Ball aus weißer Keramik, der aufwendigen Kugellagerkonstruktion für die Klinge und dem „Custom-like“ Überdehnschutz ordentlich aufgetischt.
Die Optik des Messers ist dezent; die Linienführung von Griff und Klinge ist ein Traum! Design, Materialien und Farben heischen nicht nach Aufmerksamkeit. Dafür ist das Taschenmesser von zeitloser Eleganz und der Hauch Understatement verschwindet augenblicklich, wenn man die technischen Details und die Qualität ihrer Umsetzung betrachtet.
Ist das Böker Collection Knife 2021 von Todd Rexford auch für Nicht-Sammler dieser Serie ein attraktives Angebot? Definitiv ja, wer seine Klinge lieber mit dem Daumen als mit dem Zeigefinger öffnet, könnte in diesem Messer einen Begleiter für den Alltag finden, der jeden Tag aufs Neue in Richtung Hosentasche drängelt.
Sammlermesser reloaded?
Im vergangenen Jahr hat es sich mit dem von Lucas Burnley designten Collection Knife 2020 bereits angedeutet und das Projekt mit Todd Rexford unterstreicht die Erkenntnis: Im Hause Böker hat sich etwas verändert. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da konnte man den Katalog ungelesen zur Seite legen, weil klar war, was man darin finden wird. Das ist anders geworden!
Kooperationen mit Messermachern sind bei Böker nicht neu, die gibt es schon ewig. Aber die Ergebnisse sind neu. Besser. Viel besser! In Solingen weht offenbar ein frisches Lüftchen durch die historischen Mauern. Konnte man im letzten Jahr das Collection Knife noch für eine positive Eintagsfliege halten, zeichnet sich jetzt mit dem Messer von Todd Rexford ein Trend ab. Und schon ist die Neugier geweckt, welcher Designer dem Collection Knife im kommenden Jahr seinen Stempel aufdrücken wird. Liong Mah, Tashi Bharucha, Jake Hoback oder gar Darrel Ralph?
Sammlermesser reloaded? Gut möglich! Nächstes Jahr wissen wir mehr…
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Links und Bewertung
- Todd Rexford: Rexfordknives (Homepage)
- Böker: Collection Knife 2021
- Knife-Blog Thema: Framelock Folder
- Waffengesetz: Taschenmesser, Einhandmesser
- Klingenstahl: Böhler M390
- Pro & Contra: Wie Knife-Blog wertet