Civivi Dogma – Taschenmesser mit Damastklinge zum Budget-Preis

Civivi Dogma – Taschenmesser mit Damastklinge zum Budget-Preis

Als WE Knife im Jahr 2018 mit der Marke Civivi seine Budget-Linie vorstellte, war klar, dass diese Entscheidung den Markt der günstigen Taschenmesser verändern würde. Die ersten Modelle waren bewusst einfach gehalten und waren mit G-10 Griffschalen und Mittelklassestählen bestückt. Jetzt folgt mit dem Civivi Dogma ein Messer, dessen Materialeinsatz mit dem Anfangskonzept bricht. WE Knife setzt bei diesem Budget Knife auf einen gehobenen Materialmix und spendiert sogar eine Klinge aus Damaststahl. Das Civivi Dogma nimmt erkennbar den Markt hochwertiger Taschenmesser aufs Korn.

All eyes on Civivi. Das Civivi Dogma entspricht schon beim ersten Blick nicht dem Stereotyp eines preisgünstigen Messers. Mit Damastklinge und einem spannend gestalteten Griff aus Messing riecht es beim Erstkontakt mehr nach Custom als nach einem Taschenmesser aus der Budget-Klasse. Bei preisgünstigen Messern haben Messerfans unweigerlich die bekannte Kombination aus G-10 Griffschalen und Klingenstählen der unteren Mittelklasse vor Augen. Stattdessen ansehnlicher Damast und Griffschalen aus Messing mit einer Gestaltung, die ein wenig an die Struktur eines Horngriffs erinnert.

Wie viel darf ein Messer kosten, um es noch zum Bereich der Budget Knives zählen zu können? Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht und Knife-Blog hat eine imaginäre Grenzlinie bei einhundert Dollar respektive einhundert Euro gezogen. Mit einem Listenpreis von 100 Dollar und aktuellen Verkaufspreisen unter 100,- Euro im deutschen Online-Handel ist das Civivi Dogma ein waschechtes Budget Knife.

Unter einhundert Euro gilt ein Taschenmesser als günstig, im Bereich um fünfzig Euro sogar als sehr günstig. Zur Gruppe der Budget Knives gehören beide Preissegmente und die Produkte in diesem Bereich sind so zahlreich und vielfältig, dass eine zusätzliche Unterteilung in Preisgruppen für vergleichende Berichte sinnvoll erscheint.

In früheren Reviews war hinsichtlich Budget Knives zu lesen, dass in diesem Preissegment aus Kostengründen auf die Verwendung von Titan und Damaststahl verzichtet werden muss. Zur damaligen Zeit war diese Aussage stimmig, doch nun legt Civivi die Messlatte bei günstigen Taschenmessern auf ein neues Level.

Civivi Knives

Hinter dem Markennamen Civivi steht mit WE Knife einer der Big Player auf dem globalen Messermarkt. Das chinesische Unternehmen WE Knife hatte sich zunächst als OEM Hersteller etabliert und sich mit Spitzenqualitäten schnell einen guten Namen gemacht. Im nächsten Schritt folgten eigene Messermodelle mit hochwertigen Materialien, hoher Verarbeitungsqualität und knallhart kalkulierten Preisen, die viele Messerfans begeistern konnten.

In der Folge begann WE Knife mit international bekannten Designern zusammenzuarbeiten und die Messermodelle bewegten sich auf der Preis- und Qualitätsskala kontinuierlich in Richtung Oberklasse. Der Brand „WE Knife“ wurde gezielt in Richtung Premiummarke entwickelt, was spätestens mit der Vorstellung des Modells „Deacon“ unübersehbar wurde.

Civivi Dogma - Back Side mit Logo

Um den Markt für preisgünstige Taschenmesser nicht aufgeben zu müssen, ohne die Marke WE Knife zu verwässern, musste ein anderer Markenname gefunden werden. Der chinesische Hersteller gründete das Tochterunternehmen Civivi, das nun den Markt der preisgünstigen Messer bedient.

Das führt zur Frage der Qualität, denn wenn sich günstige Preise negativ auf Verarbeitungsqualität oder Alltagstauglichkeit auswirken, sorgen eine Handvoll eingesparter Münzen nicht für Glücksgefühle. WE Knife verspricht bei Messern mit dem Civivi Logo das gleiche hohe Qualitätsniveau wie bei seinen Top-Produkten. Ein besonderes Augenmerk in diesem Review wird also auf der Frage liegen, ob sich diese Aussage bestätigen lässt oder nicht.

Civivi Dogma

Das Dogma ist ein Taschenmesser mit Flipper-Öffnung und verriegelt seine Klinge mittels Liner Lock. Und beim Thema Klinge sind wir bereits beim Prunkstück dieses Taschenmessers. WE Knife hat einen Damaststahl gewählt, dessen Maserung gleichmäßig ist, aber sich keinem gängigen Muster zuordnen lässt. Mit seiner Mischung aus Wellen und kleinen Rosen ist der Damast des Civivi Dogma ansehnlich, gleichmäßig und wird in seiner Struktur in Richtung Klingenrücken zunehmend feiner.

Die Klingenform ist ungewöhnlicher, als sie auf den ersten Blick aussieht und steckt voller Finessen. Nahe der Klingenwurzel findet sich ein länglicher Durchbruch, der hoch angesetzt ist und der den Klingenrücken zu einem 1,65 Millimeter schmalen Steg werden lässt. Da wird mancher Messerfan mangelnde Stabilität argwöhnen, aber Knife-Blog hat während des Praxistests keine Hinweise darauf gefunden, dass dieses Design zu einer fragilen Konstruktion führt.

Dafür gewährt das Langloch Daumen und Zeigefinger genügend Halt, um die Klinge das Civivi Dogma anzuheben. Es ist also gleichzeitig als Flipper und Einhandmesser nutzbar und unterliegt daher nach § 42a WaffG einem eingeschränkten Führverbot.

Eine Klinge zum Verlieben

Dass die Damastklinge einen Hohlschliff besitzt, lässt sich auf Fotos kaum erkennen. Doch der Hohlschliff besitzt einen kleinen Radius und ist entsprechend ausgeprägt anstatt nur halbherzig angedeutet. Der Klingenschliff zeigt erfreulich hohe Präzision. Optisch ist die Schneide absolut makellos und dazu mit rasiermesserähnlicher Schärfe gesegnet. Selbst unter der Lupe lässt sich beim Anschliff nicht die kleinste Ungenauigkeit erkennen. Erstaunlich? Definitiv erstaunlich! Ausgerechnet ein Budget Knife liefert in diesem Punkt ein Ergebnis, das zahlreiche deutlich teurere Messer nicht erreichen. Nur wenige Taschenmesser können bei der Bewertung von Anschliff und Schneidleistung die volle Punktzahl (100/100) mitnehmen – das Civivi Dogma schafft es!

Civivi Dogma – Front, open

In der Mitte der Klinge befindet sich eine Fehlschärfe, die sich vom Klingenrücken bis hinunter zur Gratlinie erstreckt, so wird die ohnehin sehr schmal zulaufende Klinge an der Spitze nicht zu filigran. Die Schleifkerbe ist als Fingermulde ausgeführt, sodass man das Civivi Dogma für diffizile Schnitte im Vorgriff fassen kann. Das funktioniert gut, denn der ergonomisch günstig geformte Griff gewährt bei Normal- und Vorgriff sicheren Halt und gute Kontrolle über die Schnittführung.

Eine Besonderheit des Designs ist der weitgehende Verzicht auf gerade Linien. Dies gilt nicht nur für Griff und Umriss des Messers, sondern auch für die Schneide. Tatsächlich bildet die Schneide einen Bogen mit unterschiedlichen Radien, aber auch nahe der als Fingermulde ausgearbeiteten Schleifkerbe verläuft die Schneide in einem sanften Bogen. Beim Schneiden liegt also immer nur ein kurzer Abschnitt der Schneide am Schnittgut an, wodurch die Klinge noch schärfer und schneidfreudiger wirkt, als sie ohnehin schon ist. Das Civivi Dogma ist ein Slicer par exellence und die Präzision des Anschliffs ist bei dieser Linienführung umso höher zu bewerten.

Messing meets Keramik

Ungewöhnlich und mittlerweile beinahe selten ist auch das Griffmaterial: Messing! Genauer gesagt: Zwei Griffschalen aus Messing liegen auf skelettierten Platinen aus Edelstahl. Anodisieren ist bei Edelstahl technisch nicht möglich, es dürfte sich um lackierte Oberflächen handeln. Die schwarzen Liner lugen einen knappen Millimeter unter den Messingriffschalen hervor, die Umrandung betont die Linienführung.

Optisch sind die Griffschalen im Bereich der Klingenachse wie ein Bolster gestaltet. Auf den ersten Blick aus einem halben Meter Entfernung könnte man vermuten, dass es sich bei dem schwarzen Bereich um ein Inlay aus Carbon handelt.

Tatsächlich ist die Messingoberfläche geglättet, schwarz eingefärbt und mit einem umlaufenden messingfarbenen Rand versehen.

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Zwei quer über den Griff verlaufende Einfräsungen unterstreichen den Eindruck der Kante eines Inlays und nur die teilweise Schwärzung des Stegs zwischen beiden Einfräsungen weist auf einen optischen Trick hin. Die Illusion eines Inlays ist auf dieses Weise bemerkenswert gut gelungen und wäre bei einem vollständig messingfarbenen Steg perfekt.

Und auf der technischen Seite? Da bringt das Civivi Dogma mehr mit, als man bei einem Taschenmesser aus der Budget-Klasse erwarten darf. Die Klinge läuft in einem gekapselten Keramikkugellager und dieser Aufwand macht sich bei Klingenzentrierung und Flipper-Eigenschaften positiv bemerkbar. Das Dogma flippt durchaus nicht schlechter wie ein Titan-Framelock-Folder zum dreifachen Preis. Bemerkenswert!

Civivi Dogma Fazit

Wäre das Civivi Dogma mit einem Titangriff und Framelock ausgestattet, würde es nicht nur im Bereich der gehobenen Mittelklasse gegen Messer der 300-Euro-Klasse antreten, sondern sich dort sogar mit Bravour behaupten. Mit Damastklinge und dem keramischen Kugellager liegt das Civivi Dogma bei den Budget Knives auch auf der Ausstattungsseite weit vorn. Schwarz abgesetzte Hardware fügt sich nahtlos ins Design des Messers ein und zeigt, dass hinter diesem Budget Knife ein stringentes Design steht. Das Civivi Logo auf der Achsschraube schließt plan mit der Oberfläche der Griffschale ab.

Natürlich muss an irgendeiner Stelle mit Aufwand und Materialeinsatz gespart werden, sonst wäre ein solches Messer – auch in China – nicht realisierbar.

Die „Einsparungen“ sind allerdings so geschickt umgesetzt, dass sie nur auf den zweiten Blick und nur von erfahrenen Messerfans wahrgenommen werden. Das scheinbare Bolster suggeriert aufwendigen Materialeinsatz und letztlich zeigt nur der einfach gestaltete Taschenclip, dass hier kein Messer aus der preislichen Mittel- oder Oberklasse auf dem Tisch liegt.

Dass bedeutet nicht, dass der Taschenclip seine Aufgabe nicht erfüllt. Im Gegenteil, mit der richtigen Länge und Position hält der Deep-Carry-Clip das Civivi Dogma sicher an seinem Platz.

Die Damastklinge ist ein Hingucker und setzt den dominierenden optischen Effekt. Anschliff und Schneidfreudigkeit liegen meilenweit über dem Klassendurchschnitt und machen das Civivi Dogma zu einer guten Wahl als täglicher Begleiter.

Dass bei diesem Messer kein Damast aus namhaftem Hause, sondern korrosionsträger Damast aus chinesischer Produktion zum Einsatz kommt, versteht sich in dieser Preisklasse von selbst. Im Praxistest wurde der Damaststahl mit Fruchtsäure (Orangen) und Zwiebeln auf die Probe gestellt und anschließend mit Wasser gereinigt. Zu Verfärbungen oder gar ernsthafter Korrosion ist es nicht gekommen.

Das Design des Messers ist durchdacht, detailreich umgesetzt und verleiht dem Civivi Dogma viel Eigenständigkeit. Die Zeit, in der man bei preisgünstigen Messern wenig kreatives Karo-einfach-Design, billig wirkende Materialien oder ergonomische Mängel in Kauf nehmen musste, scheint sich dem Ende zu nähern.

Civivi Dogma - Closed

Das Wort gilt! Hinsichtlich der Verarbeitung steht das Civivi Dogma hinter dem Qualitätslevel von WE Knife nicht zurück. Die Klinge ist perfekt zentriert, die Justage passt und die Bearbeitung der Oberflächen ist keinen Deut schlechter als bei Messern aus höheren Preisregionen.

Das Civivi Dogma rockt die Budget-Szene und beweist, dass ein Taschenmesser unter 100 Euro kein „arme-Leute-Messer“ sein muss. Dass ein Messer aus dieser Preisklasse nicht nur gut aussieht, sehr ansprechend verarbeitet ist, sich technisch auf dem Stand der Zeit befindet und dazu auch noch Spaß bereitet, konnte man sich vor nicht allzu langer Zeit nur schwer vorstellen.

Knife-Blog meint: Klinge, Anschliff und Schneidleistung sind bereits jeden Cent des Anschaffungspreises wert. Das harmonische Design nebst guter Ergonomie und alltagstauglichen EDC-Eigenschaften gibt es samt ungewöhnlichen Materialmix ohne Aufpreis dazu. Wer Messing mag, wird an diesem Messer kaum vorbeikommen.

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  • Klingenlänge / -stärke: 88 mm / 3mm
  • Klingenstahl, Härte: korrosionsträger Damast, 58 – 60 HRC
  • Länge offen / geschl.: 196 mm / 108 mm
  • Keramisches Klingenlager, Liner Lock
  • Griff: Messinghalbschalen auf Edelstahl-Liner
  • Gewicht: 144 g

Civivi Dogma
In einem Satz:
Ein rundum gelungenes Taschenmesser mit guten EDC-Eigenschaften zu einem unschlagbaren Preis!
Klingenstahl
Anschliff
Design, Praxistauglichkeit, Sicherheit
Material- und Verarbeitungsqualität
Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.6
Knife-Blog Wertung