IWA 2022 - IWA Outdoor Classics

IWA 2022 – Die Unentwegten trotzen Krieg und Corona

Zwei Jahre lang musste die IWA Outdoor Classics coronabedingt abgesagt werden und im Vorfeld der IWA 2022 gab es ernsthafte Zweifel, ob die Messe durchführbar sein würde. Kurz vor der Messe kroch Omikron als potenzieller IWA-Killer über den Horizont, doch mit einem ausgeklügelten Hygiene-Konzept konnte die Durchführung der Messe gesichert werden. Eine „normale“ IWA war die diesjährige Messe dennoch nicht, denn viele Hersteller hatten keinen Stand gebucht oder kurzfristig abgesagt. Deutlich weniger Aussteller und noch weniger Besucher ließen einen Flop befürchten, doch dann kam alles anders …

Als Vorspann für einen Bericht von der IWA 2022 könnte man Star Trek zitieren: „Endlose Weiten …“, dann ein langer Schwenk mit der Kamera durch die Messe(r)halle 5, die ebenso leer scheint wie die hinterste Ecke unserer Galaxie. Die wenigen Besucher und Journalisten wirken mit ihren obligatorischen weißen FFP2-Masken wie vereinsamte Stormtrooper. Im Gegensatz zu den Vorjahren war das Einhalten der vorgeschriebenen Mindestabstände vor Ständen, in Gängen und auf den Freiflächen auf der IWA 2022 problemlos möglich.

Das Betreten der Halle 5 am ersten Messetag sorgt für einen leichten Schock: Die Halle ist nur zu einem geschätzten Fünftel gefüllt. Vermutlich nur ein knappes Fünftel. Sollten Reise und Messebesuch etwa umsonst gewesen sein? Viele Firmen, die zum IWA-Urgestein zählen, fehlen in diesem Jahr. Die Chinesen wären gerne gekommen, dürfen aber aufgrund harter Corona-Bestimmungen nicht ausreisen. Japan fehlt auch fast komplett und insgesamt ist Asien nur sporadisch vertreten. Die Russen fehlen aus einsichtigen Gründen.

Im Vorfeld der Messe sah es bei den Amerikanern etwas besser aus, zahlreiche Hersteller hatten Stände gebucht, aber dann wenige Tage vor der Messe ihre Teilnahme überraschend abgesagt. Der Messestand von Spyderco prangte mit dem üblichen Dekor, nur Menschen und Messer fehlten. Corona wäre wohl kein Problem gewesen, doch aufgrund des russischen Angriffskrieges hatte Eric Glesser die Teilnahme an der Messe im letzten Moment abgesagt. Mitten im verwaisten Stand eine lieblos geparkte Palette mit Spyderco Katalogen und der Aufforderung sich zu bedienen. Interessenten fürs Papier der Ferngebliebenen fanden sich kaum, man könnte es als Abstimmung mit den Händen bezeichnen.

Ebenso Lansky und Rick Hinderer, deren gebuchte Stände einsam, leer und nutzlos irgendwo im Nichts der „American Alley“ in Halle 5 standen. Benchmade, Chris Reeve Knives, Zero Tolerance und viele andere namhafte US-Hersteller hatten die Teilnahme an der IWA 2022 bereits lange im Vorfeld verworfen. In den Hallen macht die Luftfahrt-Vokabel „No-Show“ die Runde und wird schnell zum Schlagwort – normalerweise bezeichnet der Begriff Fluggäste, die ein Ticket gekauft haben, aber nicht zum Boarding erscheinen.

IWA 2022 – Zwischen Angst und neuem Gemeinschaftsgefühl

Keine Frage, Corona hat viele abgeschreckt und der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat bei vielen langjährigen Ausstellern zu Ängsten vor einem Besuch in Deutschland geführt. Klingt nach einem Flop für die IWA 2022, aber es kommt anders. Die Aussteller und Besucher, die sich für eine Teilnahme an der Messe entschieden haben, rücken zusammen und das kollektive Selbstverständnis keimt auf, sich nicht von lästigen Viren und schon gar nicht von Überfällen des russischen Diktators auf seine Nachbarn kleinkriegen zu lassen.

In den Hallen und Gängen spürt man eine „jetzt-erst-recht“ Mentalität, die sich außer in gesteigertem Engagement und gegenseitiger Rücksichtnahme auch in eher IWA-untypischer Freundlichkeit und Gelassenheit zeigt. In „normalen“ Jahren ist der Messebetrieb hektisch und aufreibend, diesmal ist die Stimmung entspannt, ja geradezu relaxed. Man grüßt sich, nickt oder winkt sich zu. Jeder ist ein kleines bisschen stolz, nicht gekniffen zu haben und jeder freut sich, Gleichgesinnte zu treffen. Quer über die Grenzen von Ländern, Kontinenten und Interessen zeigt sich ein kollektives “Wirgefühl”, über das niemand ein Wort verliert und das doch in jeder Sekunde präsent ist. IWA at it’s best!

IWA 2022 - Lionsteel

LionSteel goes Damasteel (Bild: NürnbergMesse / Thomas Geiger)

IWA 2022 - Fox Knives

Damast und Messer im taktischen Stil könnte man als die Trends der IWA 2022 bezeichnen. Damaststahl ist klar erkennbar auf dem Weg von hochpreisigen Messern in Richtung Budget-Klasse.

Deutschland, Italien, Frankreich, Tschechien

Aussteller aus den drei Ländern sind beinahe im üblichen Umfang vertreten. Der optisch ansprechende Messestand von Böker dominiert die Halle 5 und die Solinger präsentieren stolz ihre Neuheiten im gewohnten Umfang. Desgleichen Otter Messer, Eickhorn und Puma. Bei allen tut sich etwas, alle deutschen Firmen befinden sich erkennbar im Aufbruch zu neuen Zielen. An den drei, vier Ständen französischer Firmen sucht man Neuheiten vergebens. Man könnte meinen, dass seit der IWA 2016 in Frankreich die Zeit stehen geblieben ist. Einzige erfreuliche Ausnahme ist „TB-Outdoor“, die mit einem breiten Sortiment gut gemachter Tactical Knives Marktanteile erobern wollen.

Italien ist ebenfalls im gewohnten Umfang auf der IWA 2022 vertreten. Bei LionSteel, Fox Knives, Viper und MKM liegen zahlreiche Neuentwicklungen neben gepimpten Varianten bekannter Modelle. Vor allem MKM überrascht mit spannenden neuen Modellen, wobei die meisten aber noch Prototypen-Status haben und deshalb nicht fotografiert werden sollen/dürfen/können.

Sehr spannend ist ein neues Taschenmesser der italienischen Firma Sandrin Knives mit Wolframkarbidklinge und Recoil-Lock. Als Griffmaterialien kommen Titan und Zirkonium zum Einsatz. Das Review zu diesem Messer ist in Vorbereitung.

ANV Knives aus Tschechien ist mit einen großen Stand und voller Personalstärke vertreten und zeigen neben neben ihren militärischen Fixed Blades auch eine neue Folder Serie, die von günstigen Einstiegsmessern bis zu pompösen Topmodellen reicht. Am Stand werden Buttons mit den Farben der Ukraine verteilt und finden reißenden Absatz.

IWA 2022 - CRKT M16
CRKT M16
IWA 2022 - Fox Knives
Fox Knives
IWA 2022 - Defcon Tactical
Defcon Tactical
IWA 2022 - TUYA Knife
TUYA Knife
IWA 2022 - Spartan Blades
Spartan Blades

China fehlt?

Nicht ganz, denn Ganzo ist da. Mit voller Besetzung und Hunderten preisgünstiger Messer. Niemand weiß, wie die das geschafft haben. TUYA Knife ist ebenfalls da, wird aber nicht von allen Besuchern gefunden, da die Messer auf einem von der Bundesregierung geförderten Gemeinschaftsstand für „junge innovative Unternehmen“ zu sehen sind. Ein Stück weiter findet man Midgards Messer, deren Stand ebenfalls notorisch umlagert ist. Die restliche Fläche teilen sich Entwickler von Hochleistungsakkus für Taschenlampen, Zieloptiken und Jagdwaffen.

Spannend bei TUYA Knife: Limitierte Edelversionen des Modells Kingsman aus Timascus, Zirkonium oder beidem. Die Messer werden mit Schallgeschwindigkeit neue Besitzer finden.

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Aussteller aus den USA

Nur Spartan Blades, CRKT und Defcon Tactical vertreten ihr Land auf der IWA 2022. CRKT überrascht positiv mit technisch und optisch überarbeiteten Varianten ihres Deadbolt Lock und präsentiert eine Anzahl neuer Messermodelle mit diesem Verriegelungssystem. Im Artikel zum Modell „Clever Girl“ hat Knife-Blog das Deadbolt Lock bereits ausführlich vorgestellt.

Mit der neuen Deadbolt Version des M16 Messers ist CRKT ein taktischer Folder gelungen, der sich sehen lassen kann und auch im Bereich der „Non-tacticals“ hat sich CRKT erkennbar verbessert.

Spartan Blades hat ein neues Fixed Blade am Start, das als Allzweckmesser weniger militärisch ausgerichtet ist, ohne die Gene seiner Abstammung zu verlieren. Das Messer wird zahlreiche Messerfans ansprechen, das Review ist ebenfalls bereits in der Vorplanung. Ein Eyecatcher für alle Besucher sind die limitierten Versionen des Spartan Blades Harsey Folders, deren aufwendige Designs auf den Griffschalen ein Leckerbissen für Sammler und Liebhaber hochwertiger Taschenmesser sind.

Zahlreiche neue Modelle zeigt auch Defcon Tactical, die überwiegend mit Titan-Griffschalen und CPM-S45VN Klingen ausgestattet sind und wie bisher durch ihr ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis auffallen. Auch zu Defcon Tactical wird es bald ein weiteres Review auf Knife-Blog geben.

Resümee IWA 2022

Die Messe war gut, viel besser als erhofft oder gar befürchtet! Weniger Besucher, weniger Ausssteller aber dafür mit beinahe familiärer Atmosphäre. Alle Firmen berichten von guten Kontakten, zielführenden Gesprächen und erstaunlich üppigen Bestellungen. Die IWA 2022 war schwierig und dennoch ein Erfolg. Nächstes Jahr wird die Messe wieder wie gewohnt voll, laut, hektisch und stressig sein. Die ängstlichen „No-Shows“ werden mehrheitlich zurückkehren. Es bleibt zu hoffen, dass der Spirit der IWA 2022 trotzdem erhalten bleibt!

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