Vergleichstest 2018 Fixed Blades
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Vergleichstest: Fixed Blades § 42a WaffG konform

Messer mit feststehender Klinge, die in Deutschland durch ihre Größe nicht unter das Trageverbot nach §42a WaffG fallen, erfreuen sich eher notgedrungen als freiwillig großer Beliebtheit. Acht völlig unterschiedliche Vertreter aus der Gruppe §42a WaffG konforme Fixed Blades müssen im Knife-Blog Vergleichstest Zeugnis über Qualität, Stärken und Schwächen ablegen. Die Spanne reicht vom preiswerten Serienmesser bis zum edlen Custom.

Für alle Leser, die mit dem Ausdruck “§42a WaffG konform” nichts anfangen können: Messer mit feststehender Klinge und einer Klingenlänge über 12 Zentimetern unterliegen nach dem deutschen Waffengesetz einem Führverbot in der Öffentlichkeit. Führverbot bedeutet kein Besitzverbot! Diese dürfen frei verkauft aber außerhalb umfriedeten Eigentums nicht zugriffsbereit getragen, sondern nur in einem verschlossenen Behältnis transportiert werden. Aktuelle Informationen zum Thema “Waffenrecht in Deutschland” finden Sie unter dem gleichnamigen Schlagwort.

Normalerweise werden für einen Vergleichstest sehr ähnliche Produkte ausgewählt, um anschließend Stärken und Schwächen zu vergleichen und eine Bestenliste oder zumindest eine Rangfolge zu erstellen. Für diesen Test habe ich einen anderen Ansatz gewählt: Ausgesucht wurden nicht möglichst ähnliche, sondern möglichst unterschiedliche Messer. Dadurch soll die vom §42a WaffG gewährte Bandbreite ausgelotet und die Kreativität der Hersteller aufgezeigt werden.

Aus verschiedenen Produktgruppen wurde jeweils ein Messer ausgewählt, dadurch entziehen sich die Messer in diesem Test dem direkten Vergleich. Unabhängig voneinander müssen alle Messer im Test nachweisen, wie gut sie den jeweils angedachten Einsatzzweck erfüllen. Neben den üblichen Testkriterien wie Material- und Verarbeitungsqualität fließen in die Bewertung auch die Praxistauglichkeit des Messers und sein Preis-Leistungs-Verhältnis ein.

Wegen der unterschiedlichen Konzepte wird es keinen Testsieger geben, was im Umkehrschluss nicht heißt, dass ein Fixed Blade nicht durchfallen könnte, wenn es deutliche Mängel aufweist. Erfüllt das Messer eines der objektiven Kriterien hinsichtlich Material- und Verarbeitungsqualität nicht oder zeigt es Schwächen in der Praxis, muss das Messer entsprechende Abwertungen hinnehmen.

Vergleichstest Fixed Blades

Genauso vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten für Messer mit feststehender Klinge sind die Wünsche und Anforderungen ihrer Benutzer. Die Palette reicht von Messern im militärisch-taktischen Stil über klassische EDC als Universalwerkzeug bis hin zu einfachen Brotzeitmessern für Wanderer. Einzig Jagdmesser habe ich außen vor gelassen, denn während der Jagd erzwingt das Waffengesetz keine Beschränkung der Klingenlänge. Daher sind Jäger eine der wenigen Personengruppen, die zumindest zeitweise halbwegs rechtssicher von den Beschränkungen des §42a WaffG befreit sind.

Die aktuellen Verkaufspreise werden als Mittelwert verschiedener Internethändler berechnet, da vor allem die Listenpreise amerikanischer Hersteller von den „Straßenpreisen“ zumeist erheblich abweichen. Warum fließt das Preis-Leistungs-Verhältnis in die Bewertung ein? Je höher der Preis eines Messers ist, desto höher liegt die Messlatte für die objektive Qualität von Material und Verarbeitung. Kleine Fehler führen ein einem teuren Messer zu einer stärkeren Abwertung als bei einem preiswerten Budget-Knife.

Bastinelli R.E.D

Bastien Bastinelli hat sich in den letzten Jahren mit seinen Kreationen eine große Fangemeinde und Ansehen erarbeitet. Bastien fungiert als Designer und seine Messer werden von Dienstleistern hergestellt. Dabei handelt es sich meistens um die Firma LionSteel aus Maniago. Die Qualitätskontrolle erfolgt, genau wie der Scheidenbau, in eigenen Räumlichkeiten im französischen Pibrac nahe Toulouse. Letzteres erklärt die durchweg ansprechende Qualität der Messer von Bastinelli Knives.

Vergleichtest 2018 - §42a konforme Fixed Blades - Bastinelli RED
Vergleichstest Fixed Blades: Bastinelli R.E.D.

Der Name R.E.D. steht für „Raptor Extreme Dangereux“ und bezieht sich auf den Raubsaurier Velociraptor. Gut, klappern gehört zum Handwerk und das Marketing rund um seine Messer versteht Bastien Bastinelli mindestens so gut wie den Umgang mit dem Zeichenstift. Das R.E.D. kommt mit dem Nimbus eines gefährlichen Fighters, ist aber in Wirklichkeit eher ein taugliches Allzweckmesser. Zur schmalen Klinge passt der schmale Griff, sodass das R.E.D. unter der Kleidung nicht aufträgt. Es ist kein Messer, mit dem man Türen aufhebeln kann, aber im Alltag besitzt es eine hohe Praxistauglichkeit.

Das Bastinelli R.E.D. besitzt eine rundum gute Verarbeitungsqualität mit präzise angepassten Griffschalen und einer ordentlichen PVD Beschichtung, ohne Schleif- bzw. Bearbeitungsspuren. Der Klingenschliff ist symmetrisch und über die gesamte Länge der Schneide winkelstabil. Zum Bastinelli R.E.D. ist auf Knife-Blog ein ausführliches Review erschienen.

Die Kydex-Scheide des Bastinelli R.E.D. überrascht positiv. Selbst in deutlich höheren Preisklassen wird häufig an der Qualität der Scheide gespart. Nicht so bei Bastinelli! Materialqualität, Verarbeitung und Passgenauigkeit der Kydex-Scheide sind tadellos. Den 76 Millionen Jahre alten Raubsaurier mit seiner PVD beschichteten Klinge kann man im Internet für rund 150 Euro erwerben; die Version mit satinierter Klinge ist noch ein paar Euro günstiger.

Technische Daten

Bastinelli R.E.DDaten
Klingenlänge, Schneide105 mm / 100 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe3,0 mm / 31 mm
Klingenstahl / BeschichtungBöhler M690Co / PVD
Gesamtlänge220 mm
Gewicht ohne / mit Scheide130 g / 188 g
ZubehörKydexscheide

Der martialische Fighter „Extreme Dangereux“ ist in Wirklichkeit ein brauchbares Alltagsmesser mit guten EDC Qualitäten, sehr ordentlicher Verarbeitung und einen stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Schwächen treten nicht zutage. Wer sich mit der Form und dem schmalen Griff anfreunden kann, macht bei diesem Messer nichts verkehrt.

Fällkniven F1 Pro

Die schwedische Firma Fällkniven ist vor allem für ihre Outdoor- und Jagdmesser bekannt, die sich in Form und Stil an traditionellen skandinavischen Formen orientieren. Zwar bestehen heutige Messer aus zeitgemäßen Materialien und das Design wurde in vielen Details modernisiert aber die typische Formensprache von Fällkniven ist über die Jahre erhalten geblieben. Das Modell F1 ist eines der ältesten und bekanntesten Messer der schwedischen Firma und liegt heute in der aufgewerteten Pro Version auf dem Tisch.

Vergleichtest 2018 - Fällkniven F1 Pro
Vergleichstest Fixed Blades: Fällkniven F1

Das Modell F1 Pro lässt schon von seiner Optik her keine Fragen zu seiner Herkunft aufkommen und zählt bei Fällkniven zu den Survival-Messern. Bereits seit 1995 ist das F1 das offizielle Überlebensmesser der schwedischen Kampfpiloten. Das F1 als professionelles Survivaltool ist für viele Messerfreunde vermutlich überraschend, stellt man sich doch „echte“ Survival-Messer oft größer, stabiler und optisch „eindrucksvoller“ vor. Tatsächlich halten Fällkniven und die schwedische Luftwaffe eine Klingenlänge von 97 Millimeter für ausreichend. Das F1 Pro unterscheidet sich vom Modell F1 hinsichtlich des mitgelieferten Zubehörs und in einigen technischen Details; es besitzt zum Beispiel einen anderen Klingenstahl sowie eine stärkere und um drei Millimeter verlängerte Klinge.

Auf den ersten Blick mag das Survival-Messer von Fällkniven wenig aufregend, vielleicht sogar ein etwas bieder und langweilig wirken. Seine Besonderheiten und Stärken offenbart das Messer aus der nordschwedischen Kleinstadt Boden erst auf den zweiten Blick. Beim genaueren Hinsehen wird klar, dass Fällkniven keinen Aufwand und keine Mühe spart, um ein möglichst optimales Messer zu realisieren.

Die Reise in die Gedankenwelt der Macher dieses Messers beginnt bereits mit dem Klingenstahl. Wie bei traditionellen japanischen Messern verwendet Fällkniven ein Laminat (von lateinisch lamina, Schicht) mit einem ultraharten Stahl in der Mitte und „Backen“ aus Stahl geringerer Härte und hoher Korrosionsträgheit an den Außenseiten.

Japanisch ist nicht nur die Machart, japanischer Herkunft sind auch die Klingenstähle. Die Abkürzung „CoS“ steht für „Cobalt Special Steel“. Die Kobalt-Stähle sind noch relativ neu in der Messerszene. Bei ihnen werden die Legierungselemente Mangan und Vanadium durch einen hohen Anteil (2,5 Prozent) von Kobalt und Molybdän (1,5 Prozent) ersetzt. Wolfram und Vanadium sind nur noch mit jeweils 0,3 Prozent beteiligt, 16 Prozent Chrom sorgen für gute Korrosionsträgheit.

Die Backen der laminierten Klinge bildet 420J2, ein extrem rostträger Stahl mit mittlerer Härte. Sowohl bei der Aufsicht auf den Klingenrücken wie auch entlang der Schneidkante ist das Laminat und der Übergang zwischen beiden Stählen gut erkennbar.

Der Griff ist mit gut zehn Zentimetern geringfügig länger als die Klinge und bietet einer Männerhand sogar mit Winterhandschuhen üppigen Platz. Auch beim Griffmaterial bleibt das schwedische Messer japanisch. Thermorun ist ein thermoplastisches Elastomer von Mitsubishi, das unter anderem in Airbags und in anderen hochwertigen Industriekomponenten eingesetzt wird. Thermorun erzeugt ein weiches, gummiähnliches Handgefühl und ist temperaturstabil, witterungsbeständig und widerstandsfähig gegen UV-Strahlung.

Die Griffoberfläche ist mit einem tiefen aber fein strukturierten Rautenmuster versehen, sodass das F1 Pro auch bei Nässe sicher in der Hand liegt. Handlage und Ergonomie sind untadelig, beim Arbeiten findet der Daumen üppigen Platz auf dem 5 Millimeter breiten Klingenrücken.

Technische Daten

Fällkniven F1 ProDaten
Klingenlänge, Schneide100 mm / 109 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe5,0 mm / 28 mm
Klingenstahl / BeschichtungLaminat aus CoS und 420J2
Gesamtlänge217 mm
Gewicht ohne / mit Scheide174 g / 288 g
ZubehörScheide aus Zytel, Diamantschleifer, Präsentbox

Zum Ausstattungspaket des Fällkniven F1 Pro gehören eine Scheide aus Zytel sowie das Schleifwerkzeug DC4, das in einer eigenen Lederhülle mitgeliefert wird. Das flache Schleifwerkzeug besteht aus einem keramischen Schleifstein und einem Diamantschleifstein mit einer Körnung von 25 Mikron. Eine ausführliche Anleitung zur Arbeit mit dem Schleifwerkzeug wird nicht mitgeliefert, sondern findet sich leider nur in Schwedisch und Englisch auf der Homepage von Fällkniven.

Die Zytel-Scheide ist passgenau, das Messer rastet hörbar ein, sitzt aber nicht bombenfest, sodass das F1 Pro leicht klappert. Dies ist gewollt und stört in der Praxis nicht. Der Griff des Messers kann mit einem Gurt gesichert werden, damit ist auch das Klappern beseitigt. Die Scheide lässt sich auf zweierlei Weise am Gürtel befestigen. Entweder zieht man den Gürtel durch die Schlaufe oder man zieht den Gürtel durch die beiden Aussparungen links und rechts der Scheide, um das Messer schräg zu tragen. Wermutstropfen: Keine Montagemöglichkeit für ein Teklok! Wer das Messer Tip-Up am Gürtel tragen möchte, kommt um eine zusätzliche Kydex-Scheide nicht herum.

Das Fällkniven F1 Pro wird in einer stabilen Präsentbox geliefert, die später dazu dienen kann, bei Outdoor-Aktivitäten allerlei nützliche Dinge aufzubewahren. Wie Bastinelli ist Fällkniven ein Entwicklungs- und Vertriebsunternehmen, alle Messer werden von Dienstleistern hergestellt. Dabei bedient sich der schwedische Familienbetrieb für fast alle Fixed Blades der renommierten japanischen Firma Hattori aus Seki City. Über das Internet kann man das F1 in der Pro Version etwa ab 275,- Euro bestellen. Das schwedische Survial-Messer gehört damit zur mittleren Preisklasse besitzt ein ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis.

Erst in der Praxis offenbaren sich die inneren Werte des F1 Pro; es ist robust, liegt hervorragend in der Hand und ist universell einsetzbar. Obwohl der ballige Anschliff garantiert nicht jedermanns Sache ist, in der täglichen Arbeit kann die Klinge überzeugen. Trotz der fünf Millimeter starken Klinge ist das Fällkniven F1 Pro ein richtiger Schneidteufel. Von filigranen Schnitten bis zu gröberen Arbeiten bringt das Messer gute Ergebnisse.

Die Verarbeitungsqualität des F1 Pro von Fällkniven liegt in allen Bereichen auf sehr hohem Niveau. Egal ob man Schliff oder Oberfläche der Klinge, die Verarbeitung der Scheide oder das mitgelieferte Schleifwerkzeug betrachtet, bei Material und Verarbeitung sammelt das Messer des schwedischen Familienunternehmens reihenweise Pluspunkte. Durch seine Vielseitigkeit gibt das Fällkniven F1 Pro ein exzellentes EDC ab! Technisch ragt das Messer durch den verwendeten Kobalt-Stahl und die Laminat-Klinge hervor.

Spartan Blades Phrike

Der amerikanische Hersteller Spartan Blades LLC darf noch als Newcomer in der Messerszene gelten, kann aber bereits auf einen nahezu kometenhaften Aufstieg zurückblicken. Anfänglich nur mit seinen Fixed Blades aber seit drei Jahren auch mit verschiedenen Foldern hat sich Spartan Blades einen Ruf als Hersteller praxistauglicher Messer mit hoher Qualität erarbeitet. Vorläufiger Höhepunkt der Unternehmensgeschichte war der Gewinn des Titels „Bestes Messer aus amerikanischer Produktion“ auf der Blade Show im Juni 2016.

Vergleichtest 2018 - Spartan Blades Phrike
Vergleichstest Fixed Blades: Spartan Blades Phrike

Der allergrößte Teil der Messer mit feststehender Klinge von Spartan Blades entfällt auf große Kampf- und Outdoor-Messer. Abgesehen von einem Neck Knife ist das Modell Phrike das kleinste Fixed im Produktkatalog der Firma aus Ft. Bragg. Der Firmenslogan „Knives with intent“ also frei übersetzt „Messer mit Sinn“ ist die Messlatte, die sich der Hersteller selbst auferlegt. Wir werden sehen, ob das Phrike strauchelt oder die Latte lässig nehmen kann …

Durch Größe und Bauart ist das Phrike zwischen einem Neck Knife und ausgewachsenen Fixed Blade angesiedelt. Spartan Blades gibt als Verwendungszweck „self-defense utility“ an und positioniert das Phrike damit als Backup-Messer. Viele Messerfans tragen das Phrike aber als EDC und setzen es für leichte Schneidaufgaben ein. Beide Aufgaben erfüllt das Phrike ausgezeichnet, es ist im Alltag ein nützlicher Begleiter und eine gute Ergänzung, wenn es als „Zweitmesser“ getragen wird.

Die Scheide aus Nylon ist praktisch, wenn man das Messer an der Ausrüstung befestigen möchte, für das Tragen als EDC bevorzuge ich eine kleine Kydexscheide mit der Möglichkeit, ein Teklok anzubringen. Die Nylonscheide ist von sehr guter Qualität mit doppelten Nähten und einem Plastikeinsatz. Alle Messer und sämtliches Zubehör von Spartan Blades werden ausschließlich in den USA gefertigt, die Scheiden werden zu einem großen Teil von Veteranen hergestellt, die nach ihrer aktiven Laufbahn einen Zuverdienst suchen.

Der Klingenstahl S35VN ist derzeit der Star der Messerszene und wird von Spartan Blades inzwischen für (fast) alle Modelle eingesetzt.

Er besitzt hervorragende Allround-Eigenschaften, ohne dass man irgendeine Schwäche in Kauf nehmen muss. Bei einer Härte von 59-60 Rockwell bringt CPM-S35VN hohe Schnitthaltigkeit, ausreichende Bruchsicherheit und gute Nachschärfbarkeit mit.

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Als Griff ist auf beiden Seiten des Messers eine jeweils zwei Millimeter starke Griffschale aus G-10 montiert, die den Umriss des Griffstücks verkleinert nachformen. So ergibt sich eine Gesamtbreite des Griffs von nur wenig mehr als acht Millimetern. Dieser Wert ermöglicht, das Phrike nahezu unsichtbar zu tragen ist aber nahe dem unteren Grenzwert für eine brauchbare Handlage.

Das Griffstück ist ausreichend lang und ergonomisch sinnvoll geformt. Alle Finger finden bequem Platz, wobei das Messer sicherer und rutschfester in der Hand liegt, als der Griff nach Augenschein vermuten lässt. Dennoch liegt das Einsatzgebiet des Phrike nicht bei Arbeiten, die lange dauern oder einen hohen Kraftaufwand erfordern. Das Phrike ist das ideale Messer für den „quick cut“, den schnellen Schnitt zwischendurch.

Bei Materialien und Verarbeitung sichert sich das Phrike die volle Punktzahl. Die Verarbeitung ist blitzsauber, der Klingenschliff ausgezeichnet. Spartan Blades gibt einen Preis von 250 US-Dollar an, was angesichts der Qualität von Messer und Scheide ein faires Angebot darstellt.

Technische Daten

Spartan Blades PhrikeDaten
Klingenlänge, Schneide108 mm / 101 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe4,75 mm / 25 mm
Klingenstahl / BeschichtungCPM-S35VN mit Wolfram DLC oder ZrN
Gesamtlänge216 mm
Gewicht ohne / mit Scheide118 g / 211 g
Zubehör MOLLE kompatible Scheide aus Nylon

Was bedeutet eigentlich „Phrike“? Der Name „Phrike“ geht nicht auf eine griechische Göttin zurück, sondern auf eine Erzählung Senecas, wobei Phrike für die unpersonifizierte Verkörperung von Angst und Horror „inmitten der ewigen Schatten“ steht. Das Phrike als Backup-Messer oder leichtes EDC ist ein stimmiges Konzept. Am Körper lässt sich das Phrike durch seine Größe und die schmale Bauweise bequem und unauffällig tragen. Eine zusätzliche, maßgefertigte Kydexscheide ist – wie bereits erwähnt – eine durchaus sinnvolle Ergänzung für dieses Messer.

Das Spartan Blades Phrike schließt durch Bauart und seinen Abmessungen die Lücke zwischen Neck Knives und Fixed Blades. Es besitzt Elemente beider Kategorien und lässt sich weder der einen noch der anderen Gruppe eindeutig zuordnen.

Im Alltag ist das Phrike ein praktischer und zuverlässiger Begleiter mit weitem Einsatzbereich, zum Beispiel, wenn man neben einem großen Fixed ein Messer für leichte Schneidaufgaben mitnehmen möchte.

K-1 von TRC

Eine der schönsten und spannendsten Facetten des Hobbys Messer ist, dass man immer dann mit etwas Neuem überrascht wird, wenn man glaubt alles zu kennen. So ein Fall könnte für viele Messerfreunde die litauische Firma TRC Knives sein. In einem kleinen Betrieb mit fünf oder sechs Mitarbeitern werden in familiärer Atmosphäre Fixed Blades hergestellt, die den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nicht mehr fürchten müssen.

Vergleichstest 2018: K-1 von TRC
Vergleichstest Fixed Blades: TRC K-1

Im Test ist mit dem Modell K-1 ein Messer, dass in viele Schubladen passt: Outdoor-Messer, EDC, Alltagsmesser mit taktischer Note oder kleines Jagdmesser, das K-1 könnte jede dieser Rollen spielen. Interessant und entscheidend ist nicht, dass das Messer in diese Rollen schlüpfen möchte, entscheidend ist, dass es in allen Fällen eine gute Figur abgeben würde. Das mag einerseits an einer tendenziell konservativen Form und andererseits an der Kombination aus ordentlichen Materialien und guter Verarbeitung liegen.

Als Klingenstahl kommt der PM-Stahl Elmax zum Einsatz, der bei TRC eisgehärtet auf 59-60 Rockwell eingestellt wird. Elmax gehört zur Klingenstahloberklasse und verfügt über gute Allroundeigenschaften. Die Metallbearbeitung ist aufwendig und in allen Details perfekt. Der Klingenrücken ist leicht gerundet und steht oben und unten einen Millimeter aus den Griffschalen hervor. Das Klingenblatt ist in Querrichtung fein gebürstet.

Etwa drei Zentimeter hinter der Klingenspitze setzt eine Fehlschärfe an, die gleichzeitig als Gratlinie für den Flachschliff fungiert. Optisch wird diese Konstruktion dadurch aufgewertet, dass der Bereich oberhalb der Gratlinie fein sandgestrahlt ist und dadurch einen Kontrast zum gebürsteten Stahl der Klinge bildet. So zeigt die Klinge des K-1 eine Art „Two-Tone“ Finish, was dem Messer eine noble Optik beschert.

Der Griff wird durch zwei Halbschalen aus Canvas Micarta gebildet und er ist so bemessen, dass er eine Männerhand gut ausfüllt. Die tiefe Griffmulde für den Zeigefinger, die Wölbung für die Finger an der Griffunterseite und der leicht abfallende Klingenrücken bewirken eine ausgezeichnete Handlage des Messers. Der Daumen findet Platz auf dem Jimping des Klingenrückens, das ohne scharfe Kanten auskommt. So ergibt sich eine insgesamt ausgezeichnete Ergonomie des Messers, was sowohl sichere Handlage wie auch hohe Kraftübertragung ermöglicht.

Der Anschliff der Klinge ist symmetrisch und winkelstabil, im geraden Teil der Klinge sogar absolut perfekt und auch in der Biegung noch sehr präzise. Die Schneide ist auf der gesamten Länge gleichmäßig scharf. Die Griffschalen sind sauber angepasst und mit großen Zierschrauben fixiert.

Technische Daten

TRC K-1Daten
Klingenlänge, Schneide115 mm / 119 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe4,8 mm / 30 mm
Klingenstahl / BeschichtungElmax
Gesamtlänge235 mm
Gewicht ohne / mit Scheide194 g / –
ZubehörGegen Aufpreis Leder- oder Kydexscheide

Der Preis für das TRC K-1 beträgt laut Hersteller 245,- Euro ohne Scheide; in Deutschland kann man das Messer im Internet für 255,- Euro inklusive Kydexscheide mit Gürtelschlaufenadapter bestellen. Das TRC ist damit das teuerste Serienmesser im Vergleichstest 2018 für §42a konforme Fixed Blades und toppt beim Preis die namhafte Konkurrenz aus Italien und den USA.

TRC hat mit der Qualität des K-1 positiv überrascht! Der Verkaufspreis dürfte aber die Zahl der Interessenten niedrig halten.

Extrema Ratio T-4000C

T4000C – der Name weckt Assoziationen mit Terminatoren, die Böses im Schilde führen und nur von Meister Arnie höchstpersönlich gestoppt werden können. Extrema Ratio hat nie ein Hehl daraus gemacht, Messer für militärische Einsatzkräfte zu entwickeln. Folgerichtig ist das T4000C in diesem Testfeld das Messer mit der eindeutig stärksten Anleihe im taktischen Bereich. Messer und die mitgelieferte Cordura Scheide sind komplett in Schwarz gehalten, die Tantoklinge ist nach Mil-Standard MIL-C-13924 schwarz beschichtet. In diesem Punkt unterscheidet sich das ER T4000C nicht von vielen anderen Messern aus dem Hause ER.

Vergleichstest 2018: Extrema Ratio T4000C
Vergleichstest Fixed Blades: Extrema Ratio T4000C

Bei der Klingenlänge unterschreitet das Extrema Ratio sogar die vom Waffengesetz vorgegebene Grenze deutlich. Nur 10,4 cm misst die Klinge von der Spitze bis zum Griff, die untere Schneide der Tanto-Klinge ist sieben Zentimeter lang. Für ein taktisches Einsatzmesser ist die Klinge auffallend kurz, sodass hinter die Einsatztauglichkeit ein Fragezeichen gehört. An der Klingenwurzel weist die Klinge eine Stärke von 6 mm auf, verjüngt sich aber kurz vor dem Griff auf die Hälfte. Auf beiden Seiten der Klinge verläuft nach dem Klingenrücken eine Hohlkehle.

Der Anschliff der Klinge ist sauber und symmetrisch aber beide Schneiden der Tanto-Klinge sind nur mäßig scharf (6/10). Die Beschichtung der Klinge kann nicht völlig überzeugen. Entlang aller Schneidkanten zeigt die Beschichtung durch den Schleifvorgang deutliche Abtragungen, sodass die Beschichtung an diesen Stellen grau bis anthrazitfarben aber nicht mehr schwarz erscheint. Als Griffmaterial verwendet Extrema Ratio Forprene, ein thermoplastisches Elastomer (TPE). Forprene besitzt eine elastische Phase, was dem Material gummiähnliche Eigenschaften wie Elastizitätsrückgewinnung und Nachgiebigkeit verleiht. Zudem ist Forprene in einem weiten Bereich temperaturstabil sowie resistent gegen UV-Strahlen und witterungsbeständig.

Als Klingenstahl kommt Böhler N690 zum Einsatz, den Extrema Ratio auf 58 HRC härten lässt. N690 ist ein alter Bekannter, der auch unter den Bezeichnungen VG-10, 1.4528 oder 440Mod mit fast unveränderten Legierungsanteilen vertrieben wird. N690 ist ein Industriestahl, der unter anderem in der Lebensmittelindustrie für verschiedene Arten von Klingen, Lager, korrosionsbeständige Bauteile von Waagen sowie für chirurgische Instrumente eingesetzt wird.

Die mitgelieferte Cordurascheide ist passgenau, sehr sauber verarbeitet und gehört qualitativ in die Oberklasse. Gesichert wird das Messer durch ein breites Cordura-Band, das mittels Klettband an der Scheide befestigt ist und entfernt werden kann. Gute Lösung, denn auch ohne diese Sicherung sitzt das Messer sicher in der Scheide und gerade bei der Befestigung an Ausrüstungsteilen kann der Verzicht auf die Sicherung praktisch sein.

Wermutstropfen bei der Scheide: Der Verschluss erfolgt mittels zweier Druckknöpfe. Die Länge des Verschlussbands ist allerdings so knapp bemessen, dass sich die Druckknöpfe nur mit viel Kraftaufwand schließen lassen und die Innenseiten der Druckknöpfe zudem Druckspuren auf dem Griffmaterial hinterlassen. Das geht deutlich besser …

Technische Daten

Extrema Ratio T4000CDaten
Klingenlänge, Schneide104 mm / 109 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe6 mm / 30 mm
Klingenstahl / BeschichtungBöhler N690Co
Gesamtlänge207 mm
Gewicht ohne / mit Scheide196 g / –
ZubehörCordurascheide

Der Preis bei deutschen Internethändlern liegt recht einheitlich bei 222,- Euro, damit ist das kleine Extrema Ratio Tanto nicht überteuert, aber auch kein Schnäppchen. Grundsätzlich ist die Verarbeitung des ER T4000C ordentlich aber bei der Qualität der Beschichtung, dem Anschliff und dem Verschluss der Scheide sammelt das Extrema Ratio ein paar Minuspunkte.

Für gut 200 Euro erhält der Käufer ein sehr solides Messer, dass für ein Einsatzmesser zu klein und für ein Backup-Messer zu schwer ist. Trotzdem ist das T4000C ein brauchbarer Allrounder, der als EDC und für viele Aktivitäten beim Outdoor-Sport taugt.

PK-21 Bud Nealy

Der amerikanische Messermacher Bud Nealy gehört in Deutschland nicht zu den bekanntesten Vertretern seiner Zunft aber er hat sich im Lauf der Jahre eine treue Fangemeinde erarbeitet. Fast alle Designs von Bud Nealy sind von traditionellen asiatischen, indischen und orientalischen Messerformen inspiriert. Dies schlägt sich manchmal auch in der Namensgebung wieder, zum Beispiel bei seinem sehr populären Modell „Kwaito“. Andere Messer können schon mal Namen wie „Höhlenbär“ tragen, das Messer im heutigen Review trägt die Bezeichnung „Pesh-Kabz“, in der Messerszene ist es auch unter der Abkürzung „PK-21“ bekannt.

Vergleichtest 2018 - §42a konforme Fixed Blades - Pesh_Kabz von Bud Nealy
Vergleichstest Fixed Blades – Pesh Kabz von Bud Nealy

Pesh-Kabz ist der Name eines mittelalterlichen Dolchs, der aus dem persischen oder indischen Raum stammen soll, dessen tatsächliche Herkunft sich aber nicht genau bestimmen lässt. Die Klinge eines Pesh-Kabz verjüngt sich gleichmäßig und die Schneide läuft konstant nach oben. Die Klinge ist im Querschnitt T-förmig verstärkt, was ihr eine höhere Stabilität verleiht. Der Messerrücken verjüngt sich gleichmäßig zur Spitze hin; die Spitze besitzt jedoch eine deutliche Verstärkung, die früher vermutlich zum Durchstoßen von Kettenhemden diente. Die Merkmale eines traditionellen Pesh-Kabz setzt Bud Nealy in seiner eigenen Version dieses Messertyps kreativ um.

Bud Nealy stellt das Pesh-Kabz in verschiedenen Größen und Ausführungen her. Am häufigsten verwendet er den pulvermetallurgischen Stahl CPM-154, bei den Griffmaterialien kommen G-10, Micarta, Canvas-Micarta sowie verschiedene Edelhölzer zum Einsatz. Selten ist das PK-21 in der Damastausführung, neben Damaststählen von Daryl Meier setzt er auch Damast aus den Werkstätten von Devin Thomas oder Mike Norris ein.

Das PK-21 ist ein schmales Fixed Blade, das dazu gedacht ist, unter der Kleidung getragen zu werden und dabei unsichtbar zu bleiben. Der Griff mit zwei Halbschalen aus Micarta ist gerade einmal 8,5 mm breit, in der Mitte 24 Millimeter hoch und an der Unterseite ergonomisch ausgeformt. Da alle Finger in den Griffmulden Platz und relativ guten Halt finden, ist das Messer im Alltag gut brauchbar. Gewöhnungsbedürftig, weil selten ist die verstärkte Spitze, die an der Unterseite nicht scharf geschliffen ist. Die Schneide beginnt erst rund einen Zentimeter hinter der Klingenspitze. Entgegen meiner ursprünglichen Vermutung, stellt diese Bauform im Alltag keinen spürbaren Nachteil dar – wer hebelt schon mit einem filigranen Messer Tresortüren auf?

Obwohl das PK-21 auf den ersten Blick wie ein „Bird & Trout“ Jagdmesser wirkt, ist es für diesen Zweck kaum zu gebrauchen, auch als Brieföffner ist es wegen der Konstruktion seiner Klingenspitze nur zweite Wahl. Das Pesh-Kabz ist von seiner Konstruktion her ein klassisches Backup-Messer, das unter der Kleidung getragen als Ultima Ratio oder letzter Rettungsanker im Verteidigungsfall dienen kann. Dem widerspricht allerdings der schmale Griff, der für ein wirkliches Kampfmesser zu schmal und nicht rutschhemmend genug ausfällt.

Der Damaststahl ist von hoher Güte, die Schneide scharf und der Hohlschliff der Klinge ohne Fehl und Tadel. Die Verarbeitung des Messers ist in allen Details ausgezeichnet und in vielen Details aufwendiger, als man auf den ersten Blick vermuten möchte. Am Griffansatz ist die Klinge drei Millimeter breit und verjüngt sich nicht nur zu Spitze hin, sondern auch bis auf 1,6 mm zum Griffende hin. Perfekt angepasst sind die Griffschalen aus Micarta, die Toleranzen mit denen Bud Nealy arbeitet dürften sich nur in Hundertstel messen lassen. Mitgeliefert wird eine MCS (Multi-Concealment Sheath) genannte Kydexscheide der obersten Qualitätsklasse mit vielfältigen Trage- und Befestigungsmöglichkeiten.

Technische Daten

Bud Nealy Pesh KabzDaten
Klingenlänge, Schneide102 mm / 98 mm
Klingenstärke / Klingenhöhe3 mm / 25 mm
Klingenstahl / Beschichtungrostfreier Damast von Daryl Meier
Gesamtlänge216 mm
Gewicht ohne / mit Scheide125 g / 209 g
ZubehörMCS (Multi-Concealment Sheath

Der Preis für das Pesh-Kabz aus Stroudsburg in Pennsylvania lässt sich – durch die Seltenheit dieses Exemplars und die vielfältigen Modellvarianten – nur ungefähr angeben und dürfte im Bereich um 650 Dollar liegen. Das gleiche Modell mit einer CPM-154 Klinge kostet 445 Dollar. In Europa gibt es nur eine Handvoll Vertriebspartner, die zumeist noch nicht einmal ein Messer zum sofortigen Versand bereithalten.

Das Pesh-Kabz ist ein Messer, an dem sich ohne Frage die Geister scheiden werden. Es ist von herausragender Material- und Verarbeitungsqualität, sein Einsatzgebiet bleibt etwas diffus. Kein Jagdmesser, kein echter Fighter, kein typisches EDC aber trotzdem ein Messer mit Praxistauglichkeit und einem erfrischenden Hauch Exotik.

Wer die Konstruktion mag bekommt ein Messer der Top-Kategorie mit einem einmaligen Konzept. Wer nicht instinktiv auf dieses Messer anspringt, wird mit ihm vermutlich auch später nie glücklich werden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist noch in Ordnung, vor allem, wenn man Seltenheit, Qualität und vielleicht einen zukünftigen Sammlerwert in Anrechnung bringt.

Vergleichstest: Fixed Blades § 42a WaffG konform 1TUYA Knife
Vergleichstest: Fixed Blades § 42a WaffG konform 1KNIFE 2024 in Solingen
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