Kleine Taschenmesser 2023 von MKM, Wanger und Spyderco

Kleine Taschenmesser 2023: Drei schmucke Helfer für den Alltag

Nach den kürzlich vorgestellten kleinen Multitools wendet sich der Blick beinahe automatisch auf kleine Taschenmesser. Um bei der ebenso fachkundigen wie kritischen Zielgruppe Erfolg haben zu können, müssen die Messer preiswürdig, technisch ausgereift und vor allem von guter Qualität sein. Auch von kleinen Taschenmessern werden universelle Einsatzmöglichkeiten im Alltag und eine stimmige Ergonomie gefordert. Knife-Blog hat drei kleine Taschenmesser im Preisbereich zwischen 70,- und 230,- Euro getestet.

Preisgünstig trotz hoher Qualität. Zeitloses Design, aber dennoch modern gestaltet. Praktisch, unauffällig, aber mit eigenem Charakter und hohem Wiedererkennungswert. Die Messlatte für keine Taschenmesser liegt heute höher denn je. Ein Pardon gibt es auch bei geringer Größe nicht. Der Wettbewerb ist hart und viele Hersteller mussten ihre Komfortzone verlassen, um der Konkurrenz Paroli bieten zu können.

Die Grenzen zwischen kleinen, mittelgroßen und ausgewachsenen Taschenmessern sind nicht definiert. Wer das HF-2 von Extrema Ratio gewohnt ist, wird beinahe jedes andere Taschenmesser als winzig ansehen. Indes wird Messerfans, die klassische Taschenmesser mit Nagelhau und Zweihandöffnung bevorzugen, selbst ein durchschnittlicher Framelock Folder riesig vorkommen.

Das Fehlen von sinnvollen Grenzwerten gewährt also etwas Spielraum und die hier vorgestellten Messer bringen es mit geöffneter Klinge auf 14 bis 16 Zentimeter bei Klingenlängen bis zu 66 Millimetern.

Wanger Piccolo – Design Eckhard Schmoll

Die Tatsache, dass ein kleines, EDC-taugliches Taschenmesser deutlich unter einhundert Euro kosten kann, ist heutzutage kaum eine Nachricht wert. Dass ein solches Messer von einem der bekanntesten handwerklichen Messermacher Deutschlands gezeichnet wurde, hingegen schon. Kein Geringerer als Eckhard Schmoll ist der Design-Vater des Piccolo von Messer&Co.

Äußerlich ist das Piccolo schlicht gehalten und erinnert optisch ein wenig an die Taschenmesser von Chris Reeve aus seiner Zeit in Südafrika. Die Griffschalen besitzen eine glatte Oberfläche ohne eingefrästes Dekor. Was auf den ersten Blick schmucklos und vielleicht sogar langweilig erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als praktisch und zeitlos.

Kleine Taschenmesser 2023 - Wanger Piccolo
Das Wanger Piccolo zeigt einige genetische Übereinstimmungen mit Eckhard Schmolls EDC

66 Millimeter Klingenlänge und eine Grifflänge von gut 91 Millimetern führen zu einer Gesamtlänge des geöffneten Messers von 15,8 Zentimetern. Die volle Länge des Griffs ist für die Finger nutzbar, da die Fingermulde so flach ist, dass sie keine Handhaltung vorgibt. Trotzdem ist das Wanger Piccolo ein Drei-Finger-Messer, wenn man eine mittelgroße Männerhand zugrunde legt. Der kleine Finger findet hinter dem Griff Platz und verhindert, dass sich der Griff durch die Hand schiebt, wenn Druck auf die Klingenspitze ausgeübt wird.

Die Klinge des Wanger Piccolo besteht aus VG-10, einem Stahlklassiker, der in den 1970er-Jahren von der japanischen Firma Takefu entwickelt wurde. Schon kurze Zeit später wurde der Stahl für japanische Kochmesser und später auch für Taschenmesser eingesetzt. Um die Jahrtausendwende stellte die amerikanische Firma Spyderco viele ihrer damaligen Messermodelle von Gin1 oder AUS-8 auf VG-10 um.

Das Legierungskonzept von VG-10 umfasst etwa 1 % Kohlenstoff, 15 % Chrom, 1 % Molybdän, 0,2 % Vanadium und 1,5 % Cobalt. VG-10 zeichnet sich durch eine hohe Härte aus, die bei Taschenmesserklingen normalerweise um 60 HRC (+/- 1 HRC) liegt. Die hohe Härte verleiht dem Stahl hervorragende Schneidfähigkeit bei guter Schnitthaltigkeit. Mit VG-10 als Klingenstahl kann man auch 2023 gut leben, vor allem, wenn das Messer nur knapp 80,- Euro kostet. VG-10 ist durch seinen hohen Chromanteil sehr korrosionsträge.

Die Griffschalen des Wanger Piccolo sehen nach Titan aus, werden aber aus Edelstahl gefertigt. Titan ist deutlich teurer, vor allem weil härtere Werkzeuge benötigt werden und längere Maschinenlaufzeiten anfallen. Der Gewichtsvorteil von Titan gegenüber Edelstahl fällt beim Wanger Piccolo aufgrund der geringen Größe des Messers kaum ins Gewicht; das Messer bringt ohne Taschenclip nur rund 86 Gramm auf die Waage.

Öffnen lässt sich die Klinge des Wanger Piccolo für Otto-Normalbürger nur mit beiden Händen, da kein Hilfsmittel vorhanden ist, mit dem sich die Klingen anheben lässt (Klingenbohrung, Thumb-Stud etc.). Ausgefuchste Messerfans schaffen es trotzdem, die Klinge mit Daumen und Mittelfinger anzuheben und ins Lock zu schieben oder die leicht angehobene Klinge aufzuschleudern. Auch wenn das einhändige Öffnen fummelig ist und eventuell mehrere Versuche benötigt werden, wandelt das Wanger Piccolo zwischen den Welten der Einhand- und Zweihandmesser. Bei Polizeikontrollen dürfte es aufgrund der fehlenden Öffnungshilfe aber als Zweihandmesser durchgehen.

Kleine Taschenmesser - Wanger Piccolo

Wanger Piccolo – Technische Daten

  • Klingenlänge: 66 mm
  • Klingenstärke: 2,8 mm
  • Klingenstahl: VG-10
  • Länge geöffnet: 158 mm
  • Länge geschlossen: 91 mm
  • Griffmaterial: Edelstahl
  • Ausstattung: wahlweise mit Taschenclip
  • Gewicht: 86 g
  • Hersteller: Spyderco Inc.
  • Bezugsquelle: Messer&Co
  • Listenpreis: 79,- €
  • Preis im deutschen Online-Handel: 79,- € (09.2023)

Verriegelt wird die Klinge des Wanger Piccolo per Framelock, der mit Edelstahl ebenso gut funktioniert wie bei Griffschalen aus Titan. Die Klinge verriegelt spielfrei und lässt sich leicht entriegeln.

Taschenmesser von Eckhard Schmoll sind für Praxistauglichkeit, gute Ergonomie und präzise Handhabung bekannt und diese Gene hat Eckhard auch dem Wanger Piccolo vererbt. Optisch wirkt das Piccolo wie eine verkleinerte Variante des klassischen „Schmoll-EDC“, mit einer Klingenform, die zwischen Drop-Point und Insingo wandelt und deren charakteristische Form durch den leicht hakennäsigen Klingenrücken geprägt wird.

Der Einfluss eines handwerklichen Messermachers zeigt sich beim Wanger Piccolo an einem Detail: Es gibt eine Version mit und eine Version ohne Taschenclip. Dadurch muss niemand den Anblick unbenutzter Gewindebohrungen für die Befestigung des Clips ertragen oder sich über einen Taschenclip ärgern, der nicht gebraucht wird. Gute Idee, die auch viele andere Messermodelle aufwerten würde!

Spielfreie Klinge, leichter Klingengang, gut justierter Detent. Das Messer ist schick, gut verarbeitet und ergonomisch gelungen. Das Wanger Piccolo macht Spaß. Das Titan vermisst man nicht. Dennoch werden sich wohl viele Messerfans Wangers Piccolo auch in einer “Special Edition” mit Titan- oder Carbongriffschalen und einer Klinge aus MagnaCut, M390 oder RWL-34 wünschen und den notwendigen Aufpreis gerne bezahlen.

Das Piccolo besticht mit guter Schneidleistung und angenehmer Handhabung. Tatsächlich teilt dieses Messer viele typische Eigenschaften der Customs aus Eckhards Werkstatt. Trotz seiner Größe macht das Wanger Piccolo als EDC für leichte Schneidearbeiten eine gute Figur. Für den Preis von 79,95 Euro lässt es viele kleine Taschenmesser aus der Budget-Klasse hinter sich und erweist sich als echtes Schnäppchen.

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Hinweis

Einhandmesser mit Klingenverriegelung und bestimmte Bauformen von Messern unterliegen nach dem deutschen Waffengesetz einem eingeschränkten Trageverbot in der Öffentlichkeit. Die Bestimmungen für das Tragen von Messern hat Knife-Blog in einem Artikel leicht verständlich zusammengefasst.

MKM Isonzo Micarta

Noch kürzer als das Piccolo ist das Modell Isonzo, bei dem Griff- und Klingenlänge gerade einmal 143 Millimeter in Anspruch nehmen. Unterdimensioniert wirkt das Isonzo trotzdem nicht, denn in diesem kleinen Taschenmesser steckt jede Menge Know-how und natürlich wieder ein berühmter Name.

Entworfen und gezeichnet wurde das MKM Isonzo von dem dänischen Designer Vesper Voxnaes und die Herstellung findet in Maniago durch das Mikita Konsortium statt, einem Zusammenschluss vieler italienischer Unternehmen aus dem Raum Maniago. Mikita steht für „Maniago Innovation Knives ITAly“, also ein Unternehmensnetzwerk zur gemeinsamen Herstellung technisch fortschrittlicher Messer. Neben den Platzhirschen Lionsteel, Fox Cutlery und Tecnocut gehören auch zahlreiche kleinere Unternehmen und Tochterfirmen wie Oreste frati zu dieser Gruppe.

Kleine Taschenmesser 2023 - MKM Isonzo Micarta mit M390 Klinge
MKM Isonzo mit Micarta Griffschalen und M390 Klinge

Bei Projekten von Mikita werden die Messer gemeinsam mit eigenen und externen Designern entwickelt und arbeitsteilig hergestellt. So kann eine Firma die Klingen fertigen, eine andere Griffschalen und Kleinteile produzieren und eine dritte Firma übernimmt Montage und Justage. Vermarktet werden die Messer gemeinsam unter dem Label MKM. So erklären sich die etwas kryptischen Lasermarkierungen auf der Klinge VOX – Mikita links und MKM Maniago rechts.

Materialseitig fährt MKM alles auf, was gut und in manchen Fällen auch teuer ist. Die Klinge wir aus Böhler M390 gefertigt, der zu den besten PM-Stählen für Messerklingen gehört. Neben der hier vorgestellten Version mit Griffschalen aus Micarta wird das Isonzo auch mit Titangriff oder einer Kombination aus Titan und Carbon angeboten.

Neben verschiedenen Griffmaterialien stehen auch drei unterschiedliche Klingenformen zur Auswahl. Als Standardklinge bietet MKM eine Variante der Drop-Point-Klinge, die in manchen Produktbeschreibungen auch „Clip Point“ genannt wird. Drop Point triff es besser, da Klingenrücken und Schneide zur Spitze hin ähnliche Radien aufweisen. Deutlich exotischer ist die Mini-Version einer Hawkbill-Klinge, die trotz der geringen Länge die typischen Charakteristika dieser Klingenform besitzt. Last but not least bietet MKM das Isonzo mit einer leicht nach oben gezogenen Klinge, deren Form Elemente von Insingo, Sheepsfoot und Cleaver Blade vereinigt. MKM bezeichnet sie als Cleaver Blade und viele Messerfans werden sich von dieser Form angesprochen fühlen.

Das MKM Isonzo ist ein reinrassiges Einhandmesser. Die große, ovale Klingenbohrung lässt sich beim Öffnen mit dem Daumen kaum verfehlen. Ein Kugellager sorgt für geschmeidigen Klingengang. Verriegelt wird die Klinge des Isonzo per Linerlock, bei allen Titan-Varianten natürlich per Framelock.

Kleine Taschenmesser - MKM Isonzo

MKM Isonzo – Technische Daten

  • Klingenlänge: 57 mm
  • Klingenstärke: 3,5 mm
  • Klingenstahl: Böhler M390
  • Länge geöffnet: 143 mm
  • Länge geschlossen: 87 mm
  • Griffmaterial: Micarta
  • Ausstattung: anodisierte Hardware, Clip
  • Gewicht: 71 g
  • Hersteller: MKM / Mikita
  • Bezugsquelle: MKM, Böker, Messerworld
  • Listenpreis: 179,90 €
  • Preis im deutschen Online-Handel: 133 – 170 € (09.2023)

Ausgestattet ist das MKM Isonzo mit einem Taschenclip im Drahtbügelstil, der sich auf beiden Griffseiten montieren lässt. Der Back Spacer besitzt ebenfalls ein großes Langloch, das einerseits als Designelement mit der Klingenbohrung korrespondiert und andererseits das Sichern des Messers per Karabinerhaken ermöglicht.

Das Design von Jesper Voxnaes kann man nur als gelungen bezeichnen. Die Schneide des Isonzo ist nur 50 Millimeter lang und erledigt dennoch alle Alltagsaufgaben mit Bravour. So viel Messer bei so geringer Gesamtlänge zu realisieren, ist eine Meisterleistung. So ist das MKM Isonzo nicht nur ein tauglicher Begleiter in allen Lebenslagen, wenn kein größerer Folder mitgenommen werden kann, sondern macht auch als Ergänzung zu einem ausgewachsenen Fixed Blade im Alltag eine gute Figur.

Bemerkenswert am MKM Isonzo ist die Qualität der Metallarbeit. Das zeigt sich in allen Bereichen und findet seinen Höhepunkt im perfekten Anschliff der Klinge. Der ist so präzise, dass man schon einen Nesmuk Folder als Referenz heranziehen muss. Spitzenklasse! Entsprechend scharf ist die kleine Cleaver Blade und macht so einen Teil der fehlenden Länge wett.

Die Preisspanne des MKM Isonzo reicht von knapp 120,- Euro für die Basisvariante mit FRN-Griffschalen und N690Co Klingenstahl über die hier vorstellte Version mit Micarta und M390 Klinge für rund 180,- Euro bis zum Titan-Modell für knapp 230,- Euro. Dazwischen ist das Messer auch mit Carbon-Griffschalen und M390 Klinge für 229,- Euro im Angebot.

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Spyderco Lil’ Native C230GPBBK

Der amerikanische Hersteller Spyderco hat sich schon vor vielen Jahren mit kleinen, hochwertig verarbeiteten und alltagstauglichen Schneidwerkzeugen einen Namen gemacht. Kleine Taschenmesser gehören für die Firma aus Colorado zum Selbstverständnis und das Lil‘ Native („kleines Native“) reiht sich lückenlos zwischen dem Para 3 und den zahlreichen „Bugs“ ein.

Wie immer bei Spyderco verrät die Lagernummer, die „SKU“, bereits ein paar Details über die Ausstattung des Messers. Die ist beim Lil‘ Native besonders lang geworden: GPBBK, also G-10 Griffschalen, Plain Edge und eine DLC (Diamond like Carbon) beschichtete Klinge.

Stammvater des Lil’ Native ist das seit 1997 bis heute produzierte Erfolgsmodell Native (C41). Zwanzig Jahre später, Anfang 2017, wurde das erste Lil’ Native vorgestellt. Zählt man die Sondermodelle (Sprint-runs und Shop Exclusives) mit, gibt es das Lil’ Native inzwischen in 17 Ausführungen in verschiedenen Farben oder mit unterschiedlichen Klingenstählen.

Kleine Taschenmesser 2023 - Spyderco Lil' Native S30V - all black
Kleine Taschenmesser wie das Lil Native haben bei Spyderco Tradition.

Die Proportionen der kleinen Spinne unterscheiden sich kaum von den beiden bereits vorgestellten Messern: Bei einer Gesamtlänge von 150 Millimetern beträgt die Klingenlänge gut 61 Millimeter und der Griff misst 89 Millimeter. Nur knapp sieben Zentimeter davon stehen für die Finger zur Verfügung, wodurch das Lil‘ Native zu einem „Zweieinhalb-Finger-Messer“ wird. Das Platzangebot ist etwas geringer als beim MKM Isonzo und deutlich knapper bemessen als beim Wanger Piccolo.

Technisch steht das kleine Taschenmesser von Spyderco der Konkurrenz in nichts nach. Einhandöffnung per Spydie-Hole und ein Compression Lock als Klingenverriegelung. Dabei erfordert das einhändige Schließen des Messers mehr Geschicklichkeit als das Öffnen, denn das gleichzeitige Bedienen des Entriegelungshebels auf dem Klingenrücken und das Einklappen der Klinge scheint zunächst unmöglich zu sein. Ein kleiner Trick löst das Problem: Messer in der Hand um 180° Grad drehen, sodass die Schneide nach oben zeigt. Nun mit dem Mittelfinger den Entriegelungshebel bedienen, wobei der Daumen von der anderen Seite gegen den Griff in Höhe der Achsschraube drückt. Jetzt kann die Klinge mit dem Zeigefinger aus der Endposition bewegt werden und mit dem Daumen geschlossen werden.

Das klingt komplizierter, als es in der Praxis ist, aber wie gesagt, Unerfahrene werden ein paar Minuten üben müssen, bevor das einhändige Schließen des Messers gelingt, ohne dass man sich anschließend ein Verbandspäckchen und eine Flasche Whisky zu Hilfe rufen muss.

Kleine Taschenmesser - Spyderco Lil' Native

Spyderco Lil’ Native – Technische Daten

  • Klingenlänge: 61,5 mm
  • Klingenstärke: 3,15 mm
  • Klingenstahl: CPM-S30V
  • Länge geöffnet: 150 mm
  • Länge geschlossen: 89 mm
  • Griffmaterial: G-10
  • Ausstattung: Taschenclip
  • Gewicht: 70 g
  • Hersteller: Spyderco Inc.
  • Bezugsquelle: Messerworld
  • Listenpreis: $ 242,-
  • Preis im deutschen Online-Handel: ca. 227 €

Beim Klingenstahl treffen wir einen alten Bekannten: CPM-S30V. Dieser PM-Stahl wurde vor rund zwei Jahrzehnten speziell für Messerklingen entwickelt und war seinerzeit ein Riesenfortschritt. Inzwischen sind mit S35VN und S45VN zwei neue Generationen von Messerstählen entstanden. Doch neu bedeutet nicht besser. Bei der geringen Klingenlänge des Spyderco Lil‘ Native können sich beide Nachfolger keine Vorteile erarbeiten. Für eine kleine Taschenmesserklinge ist S30V auch im Jahr 2023 noch eine akzeptable Wahl.

Spyderco ist eine der wenigen, wenn nicht der letzte Messerhersteller, der vielen seiner Plain-Edge-Modelle eine Variante mit Wellenschliff zur Seite stellt. SpyderEdge nennt die US-Firma diesen Anschliff, den in ähnlicher Form schon seit der Firmengründung ein Markenzeichen von Spyderco ist.

Die Idee eines komplett schwarzen Taschenmessers setzt Spyderco kompromisslos um. Taschenclip und Schrauben sind schwarz anodisiert oder lackiert. Nur bei den innen liegenden Linern aus Edelstahl und dem Entriegelungshebel des Compression Lock blitzt Edelstahl auf.

Die Verarbeitung des Lil’ Native ist in allen Bereichen Top. Bei Klingengang, Funktion und Justage gibt es nichts zu bemängeln. Dafür reißt das kleine Taschenmesser ein großes Loch ins Portemonnaie. Auf dem Preisetikett stehen stolze 242,- US-Dollar. Der Preisverfall von Spyderco Messern scheint der Vergangenheit anzugehören, denn auch beim günstigsten seriösen Online-Händler muss man für das Lil’ Native All-Black 227,- Euro ausgeben. Ein Teil des Preises erklärt sich mit der Herstellung des Messers in den USA, ein weiterer mit der ansprechenden Qualität und ein Dritter mit dem berühmten Namen. Doch selbst alle drei Argumente zusammen können den Preis nicht recht erklären.

Kleine Taschenmesser – Fazit

Die Winzlinge schlagen sich im EDC-Alltag erstaunlich gut, auch wenn keines der kleinen Taschenesser aufgrund reduzierter Abmessungen an die ergonomischen Qualitäten normalgroßer Folder heranreicht. Im Bereich Handlage und Ergonomie kann sich das MKM Isonzo einen leichten Vorteil erarbeiten. Das kleine Taschenmesser aus Italien liegt etwas satter und bequemer in der Hand als viele andere Messer dieser Größe.

Das Wanger Piccolo besitzt die Anmutung eines Gentleman Folders und ist dennoch der Preiskönig dieses Trios. Mit seinem Preis von 79,- Euro ist es halb so teuer wie das MKM Isonzo und das Spyderco Lil’ Native kostet sogar dreimal so viel wie das kleine deutsch-chinesische Taschenmesser von Wanger und Schmoll. Erfreulicherweise muss man sich den günstigen Preis des Wanger Piccolo nicht durch einen Verzicht auf Qualität oder Leistung erkaufen, nur bei der Materialausstattung geht es ein wenig spartanischer als bei den beiden Konkurrenten zu.

Das Spyderco muss sich um seine Fangemeinde keine Sorgen machen. Wer Messer aus Golden, Colorado, liebt, wird um den Preis nicht viel Aufhebens machen. Charme hat das kleine Taschenmesser auf jeden Fall. Das Lil’ Native liegt in der Hand wie ein kleiner Faustkeil und erweist sich als effektives Schenidwerkzeug. In seinem schwarzen Outfit passt es gleichermaßen ins Büro wie zur Nachtwanderung im Wald.

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