Real Steel Phasma Limited Edition

Real Steel Phasma – Limited Edition

Ein Filmbösewicht mit Laserschwert als Protagonist für ein Taschenmesser? Die Analogie hat selbstverständlich einen Grund. Erklärung folgt später. Das Phasma ist ein Messermodell von Real Steel, das zunächst mit Griffschalen aus Stahl und D2-Klinge vorgestellt wurde. Später wurde das Phasma technisch aufgewertet und erschien als Framelock Folder mit Titangriffschalen und einer Klinge aus Böhler M390. Das Serienmodell hat sich als EDC bewährt, doch Messerfans mit dem Auge für Besonderes werden ihren Blick lieber auf die Limited Edition des Real Steel Phasma werfen. Titan mit Carbon-Inlays und vor allem eine Klinge aus Balbachs DSC Inox Damast lassen selbst Darth Vader vor Neid erblassen.

Namen können spannend sein. Präziser: Die Namen, die Hersteller ihren Messern verpassen, können spannend sein. Zumindest manchmal. Im schlimmsten Fall ist der Name spannender als das Messer selbst. Im besten Fall vereint sich ein interessanter Name mit einer guten Story und einem herausragenden Messer zu einem Thriller mit Gänsehaut-Garantie. Eines aus dieser Gruppe liegt heute zum Review bereit. Darf ich vorstellen: Das Real Steel Phasma in der Limited Edition.

Phasma. Kommt das von Fantasie, von Plasma oder steckt am Ende nur eine sinnfreie Lautmalerei dahinter? WTF is Phasma? In den hinteren Reihen bei den Science-Fiction Fans zucken die Zeigefinder der Jedi-Nerds nach oben: Star Wars, da war doch was!

Phasma war ein weiblicher Captain der Stromtrooper. Nach ihrer Kindheit auf dem Planeten Parnassos wurde sie von Brendol Hux rekrutiert. Sie überwachte die Ausbildung neuer Sturmtruppen, leitete Kampfeinsätze und starb 34 NSY auf dem Mega-Sternzerstörer Supremacy. Nach diesem Ausflug in das berühmte Science Fiction Epos nun zurück in die Gegenwart.

Wie beim erfolgreichen Slip-Joint Luna stammt das Design des Messers aus der Feder von Jakub Wieczorkiewicz, der den meisten Messerfans unter seinem Firmennamen Poltergeist Works wohlbekannt ist. Jakub fertigt in seiner Werkstatt im polnischen Końskie hauptsächlich Semi-Customs, also Messer nach vorgegebenen Designs in teilweiser Handarbeit. Große Bekanntheit haben seine Messer aus Kooperationen mit Böker und Real Steel erlangt. Sein bekanntestes und vermutlich auch erfolgreichstes Messer dürfte das bereits erwähnte Real Steel Luna sein.

Die Designs von Jakub Wieczorkiewicz sind schnörkellos und klar in der Formsprache. Der Pole gibt plan geschliffenen Griffschalen den Vorzug vor bauchigen Griffen, dafür tauchen sanfte Rundungen und Bögen häufig an den Schneiden sowie in den Silhouetten seiner Messer auf. Bei den Klingenformen findet sich bei Poltergeist Works eine große Bandbreite quer durch Grundformen und Stil von Trailing Point Klingen über Varianten der American-Tanto Klinge bis zu modifizierten Insingo Formen.

Real Steel Phasma

Die typischen Designmerkmale von Poltergeist Works finden sich auch beim Real Steel Phasma bis ins Detail. Die Griffschalen aus Titan besitzen plane Oberflächen. Eine etwa 2,5 Millimeter breite umlaufende Fase entschärft die Kanten des Griffs, sodass beim beherzten Zugreifen die Griffkante nicht in die Hand schneidet.

Real Steel Phasma mit Klingen aus Balbach Damast

Die Griffschalen des Phasma werden auf der Vorder- und Rückseite durch große Inlays aus Marbled Carbon dominiert. Die Struktur des Carbons ist erfreulich gleichmäßig und die Einpassung der Inlays ist gelungen. Selbst unter der Lupe ist kein Spalt zwischen dem Titan und dem Carbon erkennbar. Auf der Presentation Side ist kein Übergang zwischen beiden Materialien tastbar, aus der Rückseite findet sich eine minimale Kante, da dieses Inlay knapp zwei zehntel Millimeter herausragt.

Mit dem Finger ist der Übergang nicht tastbar, aber die Mikrometerschraube weist einer Differenz von 0,18 mm nach. Zugegeben, wir sind im Messbereich der Krümelkacker und Haarspalter, dennoch kostet die kleine Ungenauigkeit das Phasma ein paar Bewertungspunkte im Bereich Verarbeitungsqualität.

Die gute Nachricht lautet: Mit der kleinen Stufe beim Carbon-Inlay auf der Rückseite des Messers ist der Tagesordnungspunkt „Kritik“ bereits vollständig abgearbeitet. Alle anderen Komponenten des Real Steel Phasma Limited Edition sind so präzise verarbeitet und zusammengesetzt, dass weder die digitale Schieblehre noch die Mikrometerschraube weitere Abweichungen zutage fördern. Alles in allem ist die Verarbeitungsqualität ausgezeichnet und das Taschenmesser liegt auf dem Niveau der Messeroberklasse.

Eine Besonderheit fällt beim Phasma sofort ins Auge. Die Klingenachse wird durch eine hohlgebohrte Schraube fixiert und am Griffende des Messers findet sich eine identische Schraube zur Stabilisierung der Rahmenkonstruktion und zur Befestigung des kurzen Backspacers. Eine Seite der Schrauben ist mit einem Schlitz versehen, auf der Rückseite kann ein Inbusschlüssel angesetzt werden. Die Schraubenköpfe sind 12 Millimeter breit und werden so zum gestalterischen Element des Phasma. Abgesehen von der ansprechenden Optik sorgen die voluminösen Schrauben für zusätzliche Stabilität des Rahmens.

Konstrukton und technische Details

Stabil ist das Phasma nicht nur, es wirkt auch so. Bereits beim Erstkontakt vermittelt das Messer einen soliden, wertigen Eindruck und lässt keine Sekunde Zweifel an seinen EDC-Qualitäten aufkommen. Ein Backspacer aus Titan mit einer integrierten Öse für ein Lanyard stabilisiert das Griffende. Durch die drei Millimeter starken Titangriffschalen und die beiden voluminösen Schrauben und ergibt sich ein sehr solider Rahmen, ohne dass das Gewicht des Messers in unerfreuliche Höhen getrieben wird.

Bauartbedingt ist das Phasma wie die meisten Framelock Folder ein Einhandmesser. Dadurch unterliegt das Messer in Deutschland einem eingeschränkten Führverbot. Alle Details sind im Artikel „Taschenmesser – Was ist erlaubt, was ist verboten?“ nachzulesen.

Real Steel Phasma - Front, closed

Zum Öffnen des Real Steel Phasma dient ein Thumb Stub an der linken Seite der Klinge, über den der Daumen die Klinge anheben kann. Dabei öffnet sich das Phasma wie manches Messer von Chris Reeve Knives: Der Daumen drückt den Thumb Stud in Längsrichtung nach vorn anstatt nach oben. Dabei muss man darauf achten, mit Mittel- oder Ringfinger nicht gleichzeitig Druck auf die Lock Bar auszuüben, da die Kraft zum Anheben der Klinge ansonsten deutlich zunehmen würde.

Der Detent des Phasma ist straff eingestellt oder anders gesagt: Das Phasma ist eine toughe Stormtrooper-Lady. Zugänglich wird die Lady nur mit der richtigen Taktik. Wer schon mal ein Umnumzaan in Händen hatte, kennt den Trick. Zeigefinger ans vordere Griffende, Mittelfinger an die Griffrückseite hinter die Lock Bar, Ringfinger und kleinen Finger an den Taschenclip. Thumb Stud mit der Außenseite des Daumens (leicht schräg) nach vorn schieben und schon hebt sich die Klinge ohne nennenswerten Kraftaufwand.

Zwei Messerlaien sind beim Öffnen der Klinge kläglich gescheitert und haben das Phasma mit schmerzendem Daumen verflucht. Zu Unrecht! Deshalb auch die ausführliche Erklärung. Weder der straffe Detent noch die Öffnungstechnik verdienen Kritik, denn hat man den Bogen erst einmal raus, kann man das Messer mit spielerischer Leichtigkeit öffnen. Man kann es auch so sehen: Captain Phasma ist eine Lady mit Grundsätzen. Dilettanten, die an ihr herumfummeln möchten, dürfen sich auf eine gnadenlose Abfuhr einrichten.

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Zum Schließen des Messers benötigt man keine Grundausbildung als Stormtrooper. Die Lock Bar ist dank einer tiefen Auskehlung an der gegenüberliegenden Seite des Griffs gut erreichbar.

Zum Entriegeln sind weder Kraft noch eine besondere Technik vonnöten. Bei geöffneter Klinge stellt ein austauschbarer Stahleinsatz am Ende der Lock Bar den Kontakt zur Klingenwurzel her.

Auf dem Stahleinsatz befindet sich auch der stählerne Detent Ball. Der Detent ist sportlich-straff, aber nicht zu straff oder im Alltag gar hinderlich.

Die Ergonomie des Messers ist besser als die geraden Linien des Griffs vermuten lassen. Die breite und tiefe Ausfräsung an der linken Griffseite gewährt nicht nur viel Platz beim Entriegeln der Lock Bar, sie dient auch als Ersatz für eine Fingermulde. Wider Erwarten funktioniert die “halbe Fingermulde” im Alltag ausgezeichnet.

Das Real Steel Phasma wirkt in die Silhouette wuchtig und kompakt, ist mit 10,7 Millimeter Breite aber ein schmales Messer. Die Griffhöhe beträgt zwischen 28 Millimeter (Mitte Fingermulde) und 22 Millimeter an der schmalsten Stelle. Unsere Stromtrooper-Lady ist also recht schmal gebaut. Kleine bis mittelgroße Hände finden ausreichend Platz, wobei die Handlage des Messers bequem und bei Schneidearbeiten stabil ist. Mit Händen oberhalb von Handschuhgröße 10 sollte man sich vor der Anschaffung vergewissern, dass die ergonomischen Eigenschaften des Griffs zu den eigenen Pfoten passen.

Der schmale, 3-D gefräste Taschenclip aus Titan ist als Deep Carry Clip ausgeführt und hält das Messer im Alltag und auf intergalaktischen Reisen zum nächsten Todesstern sicher in der Hosentasche.

Phasma mit einer Klinge aus Balbach Damast

Damast scheint zum Trend des Jahres 2022 zu werden. Vor allem Industriedamast aus China und Schweden hat zurzeit Hochkonjunktur, wie sich an vielen kürzlich vorgestellten Messern mit Damastklingen zeigt. Real Steel geht einen anderen Weg und verbaut statt preiswerten Industriedamast einen lupenreinen Hochkaräter.

Die Schmiede Balbach aus dem hessischen Laubuseschbach gehört mit ihren Damaststählen zur Weltspitze und ihre Produkte brauchen den Vergleich mit Chad Nichols oder Devin Thomas nicht zu fürchten. Seit vielen Jahren produzieren Markus und Lukas Balbach in ihrer Werkstatt hochwertige Damaststähle. Knife-Blog hat das Familienunternehmen im Artikel „Damast made in Germany“ bereits ausführlich vorgestellt und auch die Stahlherstellung beschrieben.

Real Steel Phasma, clip side, open

Für das Phasma hat sich Real Steel für DSC Inox und das Damastmuster “Ferus” entschieden. Da das Damastmuster bei dieser Klinge sehr gleichmäßig ist, entsteht eine Ähnlichkeit zu Balbachs “Leopardenfell” Damast. Die Abkürzung “DSC” steht für “Damaststahl SuperClean” und weist darauf hin, dass dieser im Schweißverbundverfahren aus Vollmaterial hergestellte Damast frei von Verunreinigungen ist. Das Kürzel “inox” steht für den englischen Begriff “inoxydable” und bedeutet rost- oder korrosionsfrei. Technisch korrekt muss man aber von hoher Korrosionsträgheit anstatt von “Rostfreiheit” sprechen.

Phasmas Leoparden-Outfit besteht aus 120 Lagen und wird optisch von konzentrischen Kreisen dominiert. Der Kontrast zwischen beiden Stahlsorten fällt beim DSC Inox Damast kräftig aus. Viel kräftiger als bei Damasteel, Zladinox oder anderem Industriedamast. Die helle Komponente von DSC Inox bildet N690, für die dunkle Komponente kommt Nitro-B zum Einsatz. Alle Details zu Legierung, Wärmebehandlung, Eigenschaften und Ätzverfahren sind im Datenblatt von Balbach ausführlich beschrieben.

Beim Anschliff der Klinge hat Real Steel keine Punkte liegen lassen. Die Schneide ist winkelstabil und seitensymmetrisch geschliffen. Insgesamt liegt die Qualität des Schliffs auf höchstem Niveau. Besonders lobenswert ist, dass am Übergang von der Schneide zum Ricasso weder eine Welle noch eine Minikante erkennbar ist. Auch wenn ein solch kleiner Makel die EDC-Qualität nicht beeinflussen würde, zeigt sich, dass Real Steel eine verbindliche Einstellung zu seinen Produkten besitzt und auch auf Kleinigkeiten achtet.

Der Klingengang des Real Steel Phasma ist dank kugelgelagerter Klinge geschmeidig. Die Lager sind gekapselt, das Messer also unempfindlich gegen Verschmutzung. Die Klinge steht perfekt zentriert. Hinsichtlich der Justage ist beim Phasma alles im grünen Bereich.

Real Steel Phasma mit Birth Card

Phasma Varianten, Preise, Fazit

Neben der Variante mit Carbon-Inlays gibt es auch eine Limited Edition des Phasma mit Inlays aus Timascus. Die Limitierung liegt für das Modell mit Carbon-Inlays bei gerade einmal 80 Exemplaren.

Dass eine Klinge aus Balbach-Damast den Preis eines Messers spürbar nach oben treibt, versteht sich von selbst. Der Einstandspreis für dieses Rohmaterial verändert die Kalkulation jedes Messers und die lag ursprünglich im Bereich um 500 US-Dollar. Den Verkaufspreis für das Phasma mit Timascus Inlays hat Real Steel vor Kurzem auf 299,- US-Dollar reduziert. Mit Carbon-Inlays anstatt des teuren Timascus könnte die Anschaffung sogar noch ein paar Cent günstiger werden. Dieser Preis ist wirklich heiß! Mit der aktuellen Verkaufsaktion kann man das Messer nur als “phas-ma-tastisches” Schnäppchen bezeichnen. Vermutlich werden die letzten Exemplare kurz nach Erscheinen des Artikels neue Besitzer finden.

Beim Phasma kommt das Damastmuster hervorragend zur Geltung, was die Gesamterscheinung des Messers deutlich hebt. Das Messer ist nicht nur ein Hingucker mit feinen Materialien, es ist gleichzeitig auch ein potentes Messer für den Alltag. Die auf der Birth Card angegebene Klingenlänge von 83 Millimetern hat der Test nicht ganz bestätigt. Die Messung bei Knife-Blog ergab 81,77 Millimeter.

Das Real Steel Phasma hat mit guter Qualität und Verarbeitung, aber vor allem mit seinem exklusiven Damaststahl überzeugt. Das Taschenmesser ist ein reinrassiges EDC, dass alle notwendigen Eigenschaften in sich vereint. Die Ausstattung mit wechselbarem Stahleinsatz an der Verriegelungsstange und einem gefrästen Taschenclip aus Titan ist ordentlich vollständig, aber nicht alle Ausstattungsmerkmale hochwertiger Taschenmesser hat das Phasma mit an Bord, denn ein Überdehnschutz für die Lock Bar fehlt.

Wie es sich für ein Messer aus einer limitierten Serie gehört, liegt dem Phasma neben dem obligatorischen Poliertuch auch eine Birth Card, also ein visitenkartengroßes Zertifikat mit allen Daten, der Seriennummer sowie der Auflage. Die Seriennummer findet man auch als Lasergravur auf der Klingenwurzel.

  • Klingenlänge: 82 mm
  • Klingenstärke: 3 mm
  • Gesamtlänge: 197 mm / 113 mm (offen / geschlossen)
  • Gewicht: 104 g
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Gutes Einhandmesser aus besten Zutaten mit einem attraktiven Preis.
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Anschliff
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Ergonomie und Justage
Preis-Leistungs-Verhältnis
4.7
Knife-Blog Wertung