Button Lock

Button Lock – Klingenverriegelung bei Taschenmessern

Die Klinge eines Taschenmessers durch einen kurzen Druck auf einen Knopf zu entriegeln, klingt verheißungsvoll. Das Button Lock ist von allen Verriegelungssystemen für Taschenmesser eine der elegantesten Lösungen, aber gleichzeitig auch anfälliger für technisches Versagen als viele konkurrierende Systeme. Wenn das Button Lock mit großer Sorgfalt gezeichnet und hergestellt wird, funktioniert es problemlos. Zumindest bis Schmutz oder Verschleiß in Spiel kommen und die Finger des Messerfans eines Tages vielleicht doch in Gefahr geraten.

Im Gegensatz zum Axis Lock oder dem Framelock ist für das Button Lock kein Erfinder bekannt. Auch auf den genauen Zeitpunkt des Entstehens gibt es keine verlässlichen Hinweise. Kein Erfinder, kein Patent und keine Firma, die hinter einer neuen Idee oder einer technischen Innovation steht. Stattdessen besteht die Welt der Button Locks aus einer Vielzahl technisch ähnlicher Systeme, denen jeder Designer seinen Stempel aufdrückt. Doch das Funktionsprinzip bleibt gleich: Auf der linken Griffseite befindet sich im vorderen Bereich ein Knopf, der auf Daumendruck die Klinge entriegelt.

Dass kein Name und keine Person ist mit der Erfindung des Button Lock verbunden ist, könnte einer der Gründe für den Erfolg dieses Verriegelungssystems sein. Jede Firma kann das technische Prinzip der Klingenentriegelung per Knopfdruck verwenden, ohne dass eine Genehmigung eingeholt werden muss oder sogar Lizenzgebühren anfallen.

Heute wird das Button Lock überwiegend an klappbaren Taschenmessern eingesetzt, doch sein Ursprung liegt bei vollautomatischen Springmessern, deren Klinge nach vorn austritt (OTF, Out The Front). Dadurch gibt es zwei grundsätzliche Kategorien dieses Verriegelungssystems. Bei der Ersten dient ein Knopf dem Herausschnellen und Einfahren der Klinge, bei Messern der zweiten Kategorie wird die Klinge mechanisch ausgeklappt und ein Druck auf den Knopf löst nur die Klingenarretierung.

Der Ursprung des Button Lock liegt bei Automatikmessern

Der Ursprung des Button Lock liegt bei Automatikmessern, auch wenn sich der Federmechanismus gegenüber einem Messer mit seitlich austretender Klinge deutlich unterscheidet. (Foto: Microtech Knives)

Das Button Lock

OTF sind ein Sonderfall. Da sie in den meisten Ländern Europas einem Besitzverbot unterliegen, stehen hier nur Messer der zweiten Kategorie im Fokus. Das Angebot an Messern mit Button Lock ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Das Angebot reicht von noblen Gentleman Foldern für vierstellige Dollarbeträge von William Henry bis zu preiswerten Alltagsmessern im taktischen Stil von CRKT.

Nur sehr wenige Firmen setzen bei der Wahl des Verriegelungssystems bevorzugt auf das Button Lock. Die US-Hersteller Hogue Knives und Protech gehören in diese Gruppe. Bei vielen andere Firmen, wie Spartan Blades oder CRKT ist das Button Lock eher eine Randerscheinung und wird nur bei wenigen Messermodellen verwendet.

Info

Die Vorstellung der unterschiedlichen Systeme zur Klingenverriegelung verteilt sich auf mehrere Artikel:

Unter dem Tab “Links” finden Sie alle bereits erschienen Artikel zu technischen Systemen bei Klingenverriegelungen.


Soweit möglich wurden Namen und Bezeichnungen übernommen, die entweder der Erfinder oder der Patentrechtsinhaber gewählt hat. Die Reihenfolge der Vorstellung aller Systeme zur Klingenverriegelung bei Taschenmessern ist willkürlich und steht nicht für qualitative Unterschiede oder eine Wertrangfolge.

Links

Technik und Funktion

Abgesehen von Framelock und Liner Lock bestehen beinahe alle Verriegelungssysteme für Taschenmesser aus drei Hauptkomponenten: Einem Bolzen, der die Klinge in der geöffneten Position blockiert, einer Feder, die den Bolzen ausreichende Vorspannung verleiht und einem Entriegelungsknopf. Auch der Aufbau des Button Lock entspricht diesem Grundprinzip.

Button Locks verschiedener Hersteller unterschieden sich bei Taschenmessern in ihrem technischen Aufbau zumeist nur minimal. Kernstück ist eine Verriegelungsstange aus Stahl, die durch beide Griffschalen geht und bei geöffnetem Messer in einer Aussparung der Klingenwurzel oberhalb der Achse liegt.

Button Lock - Klingenverriegerlung bei Taschenmessern
Entweder ein verstärkter Durchmesser an einem Ende der Verriegelungsstange oder eine Aussparung in der Verriegelungsstange blockieren bei Messern mit Button Lock die Klinge in der geöffneten Position

Zwei Varianten decken den Großteil der technischen Lösungen ab: Bei der Ersten wird eine Verriegelungsstange per Knopfdruck so verschoben, dass die Klingenwurzel durch eine eingefräste Nut gleiten kann. Bei der zweiten Variante wird eine dem Button gegenüberliegende Verstärkung der Lock Bar von der Klinge wegbewegt.

Die Verriegelungsstange wird federbelastet in der Position gehalten, in der die Klinge nicht einklappen kann. Ein Druck auf den Entriegelungsknopf an der linken Messerseite schiebt die Verriegelungsstange nach rechts, sodass der verstärkte Abschnitt in die Griffschale wandert und nicht mehr hinter der Klingenwurzel liegt. Nun kann die Klinge ungehindert um die Achse rotieren und eingeklappt werden.

Button Lock Verriegelung

Der Klingengang eines Messers mit Button Lock wird von der Federvorspannung bestimmt, da der verstärkte Teil der Verriegelungsstange permanent seitlich gegen die Klingenwurzel drückt. Manche Hersteller wählen daher eine relativ geringe Federkraft, damit sich die Entriegelung mühelos bedienen lässt.

Bedienungskomfort und Sicherheit

Einfach nur den Knopf an der linken Griffseite drücken und die Klinge fällt durch ihr Eigengewicht wie von selbst zurück in den Griff, ohne dass man das Messer in der Hand drehen muss. Klingt nach Zauberei und viele andere Verriegelungssysteme können diesen Bedienungskomfort nicht bieten. Nur Abkömmlinge des Axis Locks ermöglichen eine ähnlich bequeme Handhabung, wenn Mechanik und Federkraft optimal aufeinander abgestimmt sind.

Designfehler bei der Umsetzung eines Button Lock sind eher die Ausnahme als die Regel, doch sie kommen immer wieder vor. Selbst Customs für vierstellige Dollarbeträge sind wegen unzuverlässiger Button Locks bei Knife-Blog schon durch die Sicherheitsprüfung gerasselt. Am häufigsten ist eine zu geringe Überdeckung der Klingenwurzel durch die Verriegelungsstange zu beobachten, was dazu führen kann, dass die Klinge bereits bei einer sehr leichten Berührung des Entriegelungsknopfes ungewollt einklappt oder das Lock bei Druck auf den Klingenrücken versagt.

Der Bedienungskomfort des Button Lock ist sein größter Vorteil, doch den muss man sich mit einem mindestens ebenso großen Nachteil erkaufen.

Kein anderes Verriegelungssystem versagt in der Praxis so häufig wie das Button Lock.

Dabei gibt es drei Problemfelder: Designfehler, Verschleiß und Verschmutzung.

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Bei manchen Taschenmessern beträgt die Überdeckung der Klingenwurzel durch den Verriegelungsbolzen gerade einmal ein bis anderthalb Millimeter. Dadurch entsteht ein „Pseudo-Komfort“, denn auch der Entriegelungsknopf muss natürlich nur gut einen Millimeter bewegt werden, um die Klinge zu entriegeln. Die gesamte Kraft, die durch Druck auf den Klingenrücken entsteht, wirkt auf den schmalen Bereich, mit dem die Verstärkung der Verriegelungsstange die Klingenwurzel überdeckt.

Bei einem Gentleman Folder für leichte Schneidearbeiten mit kurzer Klinge mag eine geringe Überdeckung vielleicht noch ausreichend sicher sein, bei einem Arbeitsmesser oder einem Tactical Folder ist der Weg von einem Millimeter jedoch eindeutig zu kurz bemessen.

Verschleiß an der Kante der Verriegelungsstange ist einer der Hauptgründe für das Versagen von Button Locks. Bereits eine leichte Verrundung der Kante genügt, um die Klinge durch Druck auf den Klingenrücken aus dem Lock drücken zu können. Das bedeutet, dass die Klinge ungewollt und unvermittelt einklappen kann und die Finger des Messerbesitzers akut gefährdet sind.

Button Lock an Brian Tighe Fighter

Die Überdeckung der Klingenwurzel durch die Verstärkung an der Verriegelungsstange ist bei diesem Custom so gering, dass die Klinge bei Druck auf den Klingenrücken unvermittelt einklappt.

Der zweite Hauptgrund für Button Lock Fails ist Verschmutzung an den Innenseiten der Griffschalen. Wenn sich zwischen Entriegelungsknopf und Griffschale oder auf der gegenüberliegenden Seite Dreck ansammelt, kann es passieren, dass die Verriegelungsstange nicht bis in ihre Endposition fährt und die Überdeckung der Klingenwurzel dadurch geringer ausfällt. Nun wirkt eventueller Druck auf den Klingenrücken auf eine kleinere Fläche, wodurch ebenfalls die Gefahr ungewollten Entriegelns steigt.

Messer mit Button Lock

Beim Kauf von Messern mit Button Lock ist ein kritischer Blick auf den Verriegelungsmechanismus unerlässlich. Dies gilt vor allem für Messer von Gebrauchtmarkt, aber auch bei neuwertigen Messern sollte die Justage eingehend überprüft werden. Es gibt durchaus zahlreiche Messermodelle, deren Button Lock ausreichend dimensioniert ist und bei denen auch nach Jahren des Gebrauchs kein Verschleiß an den Bauteilen der Klingenverriegelung auftritt. Erhöhte Vorsicht ist immer bei Messern aus den unteren Preissegmenten geboten.

Cave Creek von William Henry

Edel, technisch perfekt und teuer. Das Modell “Cave Creek” ist ein Gentleman Folder, der in zahlreichen Ausstattungsvarianten angeboten wird.

Cave Creek von William Henry mit Button Lock

Je weiter die Verstärkung der Verriegelungsstange sich hinter die Klingenwurzel schiebt, desto sicherer verriegelt das Button Lock. Allerdings erhöht sich gleichzeitig auch der Weg, um die Verriegelung per Knopfdruck zu lösen.

CRKT Tighe Rade

Konstruktionsfehler: Die Verstärkung der Klingenachse, die sich als Lock hinter die Klingenwurzel schiebt, ist leicht konisch mit abgerundetem Rand. Dadurch klappt die Klinge schon bei leichtem Druck auf den Klingenrücken ein.

Button Lock am CRKT Tighe Rade
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