Klingenverriegelung Tri-Ad Lock

Tri-Ad Lock – Klingenverriegelung für Taschenmesser

Wie gut lässt sich die Klinge eines Taschenmessers öffnen, wie bequem schließen und vor allem: Wie sicher hält das Verriegelungssystem die Klinge in der geöffneten Position. Diese drei Fragen haben wesentlichen Anteil an der Ergonomie und Sicherheit eines Taschenmessers. Kein Wunder also, dass fast ein Dutzend unterschiedliche Systeme zur Verriegelung von Messerklingen erfunden wurden. Doch ein Verriegelungssystem kann auch dem Marketing dienen, vor allem, wenn es exklusiv von einem Hersteller verwendet wird. Das Tri-Ad Lock von Cold Steel ist ein solcher Fall und wird vom Hersteller als besonders stabil und sicher beworben. Alles zu Technik, Handhabung und Zuverlässigkeit des Tri-Ad Lock.

Hersteller von Serienmessern müssen Wege finden, ihre Messer von Produkten der Konkurrenz abzugrenzen. Bei Design und Materialien ist die Abgrenzung schwierig, denn die breite Masse der Messerfans lässt sich nur mit Mainstream-Design erreichen. Wer sich in der Messerszene über das Design abgrenzen möchte, muss einen extremen Stil realisieren und sich dadurch eine eigene Nische schaffen. Extrema Ratio ist ein gutes Beispiel. Die Messer haben hohen Wiedererkennungswert, polarisieren aber durch ihre kompromisslose Gestaltung.

Daher ist es für viele Hersteller lukrativer, sich nicht ausschließlich über das Design, sondern vielmehr über technische Lösungen und besondere Features von der Konkurrenz abzugrenzen. Taschenmesser bieten für technischen Besonderheiten nur geringen Spielraum und zu den markantesten Eigenschaften gehört zweifellos das System der Klingenverriegelung.

Vor diesem Hintergrund ist nicht erstaunlich, dass eine ganze Reihe Hersteller eigene Verriegelungssysteme entwickelt oder entsprechende Patente über Lizenzen eingekauft haben. Benchmade hatte in diesem Punkt mit seinem Axis Lock eine Art Vorreiterrolle, aber auch Spyderco und Zero Tolerance Mutter KAI USA Ltd. besitzen mit Ball Bearing Lock und Compression Lock jeweils exklusive Rechte an einem System zur Klingenverriegelung.

Die Klingenverriegelung eines Taschenmessers entscheidet nicht nur darüber, ob ein Messer im praktischen Einsatz gut zu handhaben, sicher und zuverlässig ist, die Bauart des Verriegelungssystems nimmt auch direkten Einfluss auf den gestalterischen Freiraum des Messerdesigners. Die verwendete Klingenverriegelung entscheidet zwar nur geringfügig über die Form der Klinge, greift aber stark in die Gestaltung des Griffs ein. Das Verriegelungssystem muss ausreichend stabil konstruiert sein und kann sich auf die die Griffbreite des Taschenmessers auswirken.

Cold Steel American Lawman mit Tri-Ad-Lock

Cold Steel American Lawman mit Tri-Ad Lock

Je schmaler ein Verriegelungsystem baut, desto mehr Freiheiten stehen dem Designer bei der Formgebung zur Verfügung. Bei vergleichbarer Stabilität lässt das Tri-Ad System von Cold Steel geringere Griffbreiten zu als Axis Lock, Compression Lock oder Framelock.

Das Tri-Ad Lock System

Stellvertretend für die große Anzahl von Messern mit Tri-Ad Lock dient ein Cold Steel American Lawman als Schaustück. Das mittelgroße bis große Einhandmesser besitzt eine klassische Einhandöffnung, Griffschalen aus G-10 und eine DLC-beschichtete Drop Point Klinge aus CPM-S35VN.

Das Tri-Ad Lock ist genau genommen keine völlig eigenständige Erfindung, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung des erprobten Back Lock. Beide Systeme sind weitgehend baugleich, wobei der Hauptunterschied in einem zusätzlichem Anschlagpin für die geöffnete Klinge liegt.

Die Entwicklung der Tri-Ad Lock geht auf Andrew Demko zurück, einen amerikanischen Messermacher dessen Customs in Deutschland ähnlich rar sind wie Schneemänner in der Sahara. Demko hatte patentierte Vorentwicklungen von John PerMar als Ausgangsbasis genommen, um das klassische Back Lock noch sicherer und stabiler zu gestalten.

Exklusive Lizenz

Sein zunächst namenloses Verriegelungssystem wurde im August 2006 zum Patent angemeldet und erhielt die Patentnummer US20080040931A1. Kurze Zeit später wurde Cold Steel auf Demkos Erfindung aufmerksam und erwarb eine exklusive Lizenz für die neue Klingenverriegelung. Mitte des Jahres 2026 wird der Patentschutz auslaufen. Sollte der Patentschutz nicht verlängert werden, würde ab diesem Zeitpunkt für das Tri-Ad Lock nichts anderes gelten als für das Axis Lock von Benchmade: Jeder Hersteller dürfte dann baugleiche Versionen dieses Verriegelungssytems für seine Messer verwenden.

Aufbau und Funktion

Das Tri-Ad Lock ist in Aufbau und Bedienung sehr nah am Back Lock. Zwischen den Linern oder Griffschalen des Messers befindet sich oben ein beweglicher Metallarm, der von der Klingenachse bis in die hintere Hälfte des Griffs reicht. Der Metallarm stützt sich im hinteren Ende gegen ein Federelement ab. Eine halbrunde Vertiefung (“Boye Dent”) an der Oberseite zeigt den Druckpunkt an, um die Klinge zu entriegeln.

Tri-Ad Lock, schematische Darstellung

Schematische Darstellung des Tri-Ad Lock.

  1. Stop Pin (Klingenanschlag)
  2. Verriegelungshaken
  3. Lock Arm
  4. Bolzen als Drehachse für den Entriegelungshebel

(Bild: Cold Steel)

Viele Messer mit Tri-Ad Lock sind als Einhandmesser ausgeführt, da der Federmechanismus im Griff Platz benötigt und nur wenig Raum für eine Öffnungsunterstützung lässt. Wie bei einem Taschenmesser mit Framelock wird die Klingenbewegung in voll geöffneter Position vom Anschlagpin (1.) begrenzt. Ein Haken (2.) am vorderen Ende der Verriegelungsstange greift in eine rechteckige Aussparung an der Klingenwurzel wenn die Klinge voll geöffnet ist. Die Feder drückt den Haken in die Aussparung an der Klingenwurzel und verhindert das Einklappen der Klinge.

Ein Bolzen (4.) bildet den Drehpunkt der Verriegelungsstange. Durch Druck auf das Ende der Verriegelungsstange hebt den Haken nach oben, sodass die Klinge einklappen kann.

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Vor- und Nachteile des Tri-Ad Lock

Cold Steel bezeichnet das Tri-Ad Lock als die stabilste Klingenverriegelung der Welt. Die Aussage ist gewagt und ambitioniert, was für die Werbetexter der amerikanischen Firma nicht ganz untypisch ist. Richtig ist auf jeden Fall: Das Tri-Ad Lock ist ein zuverlässiges und stabiles Verriegelungssystem und kann mit Back Lock, Framelock und Compression Lock problemlos mithalten. Der Rest ist Marketing.

Die Vorteile des Tri-Ad Lock liegen in einem Feature, dass erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist. Da der Endanschlag der Klinge durch den Anschlagpin und nicht – wie bei vielen Varianten des Back Lock – vom Verriegelungshaken gebildet wird, besitzt das System eine automatische Verschleißkompensation. Sollten die Kontaktflächen von Klingenwurzel und Verriegelungshaken im Laufe der Zeit durch Materialabtrag etwas verschleißen, wandert der Haken ein wenig tiefer in die Aussparung an der Klingenwurzel. Dadurch ist gewährleistet, das die Klinge des Taschenmessers lange Zeit spielfrei und sicher verriegelt wird.

Abseits aller Marketingaussagen kann man bestätigen, dass das Tri-Ad Lock ein sehr stabiles Verriegelungssystem ist. Die durch Druck auf den Klingenrücken erzeugen Kräfte wirken als Zugkraft auf die Verriegelungsstange. Da der Verriegelungshaken die Klingenwurzel um fast einen halben Zentimeter überdeckt, wird die Zugkraft gut verteilt. Damit ein Tri-Ad Lock versagt, müsste der Verriegelungshaken abreißen oder einer der Befestigungsbolzen brechen. Beides ist selbst bei längerer harter Beanspruchung kaum zu erwarten.

Andrew Demko hatte die richtige Idee: Das System des Tri-Ad Lock beseitigt durch Verschleißkompensation eine bekannte Schwäche des Back Lock.

Klingenarretierung beim Tri-Ad Lock

Ein weiterer Vorteil des Tri-Ad Lock wurde eingangs bereits kurz erwähnt: Das Verriegelungssystem baut sehr schmal und lässt daher auch schmale Griffe zu. Der Verzicht auf breite Edelstahl-Liner ist möglich, ohne die Stabilität der Konstruktion zu gefährden. Die Griffbreite des Cold Steel American Lawman beträgt nur 10,1 Millimeter!

Wo soviel Licht ist, ist auch Schatten. Ein Nachteil des Tri-Ad Lock ist der relativ hohe Kraftaufwand, um die Federkraft mit der die Verriegelungsstange in den Lock Position gehalten wird zu überwinden. Die hohe Federkraft ist unumgänglich, damit die Verriegelungsstange nicht durch Druck auf den Klingenrücken bewegt werden kann. Im Vergleich mit einem Framelock oder Axis Lock benötigt die Klingenentriegelung einen kräftigen Impuls.

Ein weiterer möglicher Nachteil betrifft die Ergonomie bei der Bedienung. Beim Entriegeln hält man das Messer wie beim Gebrauch in der Hand, während der Daumen auf den Boye Dent der Verriegelungsstange drückt. Bei einem Messer mit gutem Klingengang fällt die Klinge durch Gravitation nach unten, sodass die Schneide die Finger am Griff treffen kann. Messerfans mit Tri-Ad Lock Erfahrung halten das Messer daher beim Entriegeln so, dass die Klingenspitze leicht nach unten weist.

Im Markt der Serienmesser sind firmenspezifische Verriegelungssysteme inzwischen selten geworden. Auch Spyderco und Zero Tolerance besitzen exklusive Rechte an Klingenverriegelungen, setzen ihre Systeme jedoch nur vergleichsweise selten ein. Cold Steel geht den umgekehrten Weg. Die Firma besitzt mit dem Tri-Ad Lock ein Alleinstellungsmerkmal, vermarktet sein Verriegelungssystem sehr geschickt und stattet viele seiner Taschenmesser mit dem Tri-Ad Lock aus.

Systeme zur Klingenverriegelung

Info

Die Vorstellung der unterschiedlichen Systeme zur Klingenverriegelung verteilt sich auf mehrere Artikel:

Unter dem Tab “Links” finden Sie alle bereits erschienen Artikel zu technischen Systemen bei Klingenverriegelungen.


Soweit möglich wurden Namen und Bezeichnungen übernommen, die entweder der Erfinder oder der Patentrechtsinhaber gewählt hat. Die Reihenfolge der Vorstellung aller Systeme zur Klingenverriegelung bei Taschenmessern ist willkürlich und steht nicht für qualitative Unterschiede oder eine Wertrangfolge.

Links

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